Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..

Mittwoch, 8. Februar 2012

(CATINAT) - Meine Freizeit in Sài Gòn (3.Teil)

Ich darf das alles in der Gegenwartsform beschreiben, obwohl ich „umgezogen“ bin. Allerdings nicht alleine : der Waiter aus dem Sài Gòn - Cafe ist in die Bùi Viện ins „La Vang“ gezogen , und ich zum Teil mit ihm.


Zum anderen Teil wanderte ich in die Dependance von Cappuccino gleichen Namens in der Bùi Viện . Auch dort stosse ich auf „alte Bekannte“ unter den netten maennlichen und weiblichen Bediensteten . Geschichte eben ....
13 Jahre verbinden uns. Auf dem Bild traegt er das Sofateil , auf dem er naechtigt, zum Reinigen auf die andere Strassenseite des Doppelbistros mir der einen Kueche im Hintergrund.


Meine Frau hat verstaendlicherweise einen Horror vor Alkohol : im Augenblick wieder kuemmern wir uns fast verzweifelnd um den uns so lieben Schwager, der „es nicht lassen kann“. Ich habe es versucht, ihn allabendlich zum Bier einzuladen, um den Konsum etwas zu kontrollieren. Da fand seine Frau, die Schwester meiner Frau, in ihrer Wohnung schlecht versteckt, viele Wasserflaschen mit Hochprozentigem. Die Wohnung, die sie bewohnen, durfte ich nach Jahren fotografieren – demnaechst werde ich sie hier vorstellen. Wie einfache Saigoner Staedter wohnen.



Mein Spezialgedeck im La Vang

Ich trinke abends , meistens im La Vang, ein oder zwei Pinnchen vietnamesischen Rhum zum Kaffee. Die Waiter wissen : sie bringen es mir in der weissen Tasse abgefuellt , die ich unter die weisse Muetze tue, falls meine Frau vorbeikommt. Es geht also nach so langer Zeit „familiaer“ zu.
Mehr und mehr habe ich den Geschmack daran verloren, mich anderen Gaesten dort zu widmen. Ich hoere manchmal zu. Nur wenn die Gaeste, woher auch immer, sehr, sehr nett sind und mich etwas fragen, wende ich mich ihnen zu. Meine Freunde, sagt auch meine Frau : sind die Buecher, die ich dort lese. Eigentlich alles , vom Thriller ueber Gedichte bis zu Astronomischem. Und ich schreibe. Mein drittes privates Buch jetzt. Alles dies immer in der Zeit zwischen 21 und 24 Uhr. Es ist fuer die Enkel , wenn ich nicht mehr da bin.

Inspirieren lasse ich mich dabei vom ersten Stock aus von dem Blick auf die Einmuendung der Đỗ Quang Đẩu . Ein Holzrahmen auf dem Gelaender vor mir koennte den Fernseher noch voll ersetzen. Das Programm : Sex and Crime. Drei Handtaschenueberfaelle, eine Messerstecherei, ein recht blutiger Unfall mit Motobikes. In drei Monaten. Ein Bekannter, ein netter Landsmann, ca. 35 Jahre, oft Gast im La Vang, kam dagegen vor ein paar Wochen eher unspektakulaer aber geheimnisvoll auf der Toilette seines Hotels ums Leben. 
 

                                                So kann es schon mal aussehen

Buecher kann ich schraeg gegenueber tauschen. Um Mitternacht will auch mein Waiter seine wohlverdiente Ruhe haben. Was er mit seinen Angestellten leistet, ist Schwerstarbeit . Auch wegen der Strassenueberquerungen und den Etagenstiegen.

Dann kommt auch meine Frau vorbei, und wir haben den Abend gerne beendet mit einem naechtlichen Rundgang durch die Boulevards, die nun unter die Herrschaft der Ratten fallen. Ein weiteres interessantes Thema , an dem ich arbeite.

Wir schliessen unseren Rundgang noch gerne mit einem kleinen Saftumtrunk am Rande des Boulevards Cư Trinh ab, auch mit kleiner Gruppe.


Leider, leider , auch hier Geschichte : gegenueber dem ehrwuerdigen Hotel Metropole. Das ist jetzt abgerissen. Aber hinter dem Abriss habe ich noch eine reizvolle alte Nestle-Reklame gefunden.


Das Wesen einer organischen Metropole besteht darin, dass hier etwas altes vergeht, nicht weit davon aber etwas Neues entsteht. So brauche ich mir um die Zukunft meiner Freizeit in Sài Gòn also keine Sorgen zu machen.