Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..

Meine Geschichte

Die Vorgeschichte

Hätte mir früher irgendwer gesagt, dass ich später mal weit, weit Weg von meiner Familie und meinen Freunden leben würde, hätte ich ihn vermutlich lauthals ausgelacht.
Besonders, weil ich aufgrund riesiger Flugangst den Vorsatz hatte, nirgendwo hinzugehen, wo ich nicht auch mit dem Auto gemütlich hinkommen würde.

In der Arbeit mit zwei Bekannten und meiner Arbeitskollegin Minela (li.)
Diese Meinung hatte ich auch nicht geändert, als ich mit knapp 16 Jahren, über meine beiden besten Freundinnen -die zufällig Vietnamesinnen waren-Khanh, meine erste grosse Liebe und zudem Deutschland-Vietnamese, kennengelernt hatte.

Mit einer meiner beiden besten Freundinnen
Mit ihm war ich viele, viele Jahre zusammen und von Seiten seiner Familie, im Grunde auch schon als Schwiegertochter "adoptiert". Ich hatte also bereits den Titel "con" (Kind) inne und war somit, festes Familienmitglied. Ich denke, für alle war klar, dass wir später irgendwann heiraten würden.

Als ich etwa 21 war, ging die Beziehung dann jedoch trotzdem in die Brüche.
Für mich brach eine Welt zusammen und als Folge dessen, stürzte ich mich wie eine Besessene in Arbeit.
Zu Khanh hielt ich allerdings weiterhin engen Kontakt, der sich im Laufe der Zeit zu einer sehr guten und innigen Freundschaft entwickelte.
Eigentlich waren wir die besten Freunde und unsere gegenseitigen, engsten Vertrauten.

An Kennys Geburtstag kurz nach Ende unserer Beziehung
So kam es auch, dass ich eines Nachmittags, als ich bereits über zweieinhalb Jahre lang, rund 7 Tage die Woche/9-15 Stunden täglich gearbeitet hatte und mir mit einem Mal, die Decke auf den Kopf gefallen war, zu ihm fuhr, um mich bei ihm "auszuheulen" und Rat zu suchen.

Ich sehe noch genau vor mir, wie er gerade auf seiner Matratze, im hintersten Teil der Küche seines Lokales lag und ein kleines Päuschen machte..
Dieser Moment sollte mein ganzes, künftiges Leben auf den Kopf stellen.

Nachdem ich ihm meine "kleine Krise" geschildert hatte, meinte er völlig entspannt, dass er bereits in 3 Tagen für einen Monat "nach Hause", also nach Vietnam, fliegen würde, um dort seine Oma zu besuchen.
Seine Oma "Ba Giong" (Ba=Vietnamesische für Oma und Giong ihr Name), kannte ich zwar bereits von etlichen Telefonaten, hatte sie aber noch nie persönlich zu Gesicht bekommen, weil ich aufgrund meiner Flugangst jedes Mal in Deutschland geblieben war, wenn die gesamte Familie auf "Heimaturlaub", nach Vietnam flog.

In einer ruhigen Minute in der Arbeit
Spasseshalber fügte er fatalerweise, am Ende seiner Rede hinzu: "Komm doch mit, wenn du willst." und schmunzelte wohlwollend dabei, weil er sicher davon ausging, dass ich auch diesmal wieder ablehnen würde.

Zu meiner eigenen Verwunderung hörte ich mich aber plötzlich zustimmen!

An den genauen Wortlaut kann ich mich nicht mehr erinnern, aber ich hatte mich seltsamerweise spontan dazu entschlossen und einverstanden erklärt und zeitgleich damit begonnen den Schichtplan der Arbeit im Kopf durchzugehen, einen Vertretungsplan auszutüfteln und dann Kenny nach dem konkreten Abflugtermin und der Ticketbuchung gefragt.
Ich erinnere mich noch, wie Khanh meinte, dass es bestimmt unmöglich wäre, in den verbleibenden 2 Tagen (am Ende des dritten Tages, ging bereits der Flug!) sowohl Ticket und Visum, als auch einen -bei mir nicht vorhandenen Reisepass (ich hatte ja nie einen gebraucht)- zu besorgen, aber dass wir es seinetwegen gerne trotzdem wenigstens versuchen könnten.

Mit den zwei Freundinnen über die ich Khanh kennenlernte

Unmittelbar nach diesem Gespräch, fuhr ich also in die Arbeit, um meinem Chef schweren Herzens meine Pläne mitzuteilen (ich war ja immerhin quasi mit meiner Arbeit verheiratet) und einen Schlachtplan für meine Vertretung mit ihm auszuarbeiten.
Zu dieser Zeit eine wahre Mammutaufgabe, da ich in etwa jede Schicht bekleidete, die der Laden hergab.
Um mich als Arbeitskraft, für den gesamten Zeitraum meiner Abwesenheit zu ersetzen, brauchte ich deshalb knappe 8-9 andere Leute, die mein Chef dann auf die einzelnen Dienstzeiten verteilen könnte.

Nach einer guten Stunde war die Umverteilung aber dann fix und obendrein hatte ich das "o.k." meines Geschäftsführers in der Tasche.
Der erste Schritt war demnach getan und zumindest seitens der Arbeit, stand meinem irren Vorhaben nichts mehr im Weg.

Blieb also "nur" noch, das "kleine Hindernis", mit dem fehlenden Pass, dem fehlenden Visum und dem fehlenden Ticket...

Die erste Reise nach Vietnam (November 2007)

Nachdem ich letztlich auf den letzten Drücker doch noch alles zusammenbekommen hatte, saß ich 
am 01.November.2007 im Flieger Richtung Ha Noi.
Der erste Flug meines Lebens(!) -und ich war aufgeregt wie Hölle. Khanh neben mir übrigens auch. Der allerdings aus anderen Gründen. Im Landeflug auf den Flughafen Noi Bai, dessen glitzernde Licher man herrlich in der dunklen Nacht sehen konnte, rüttelte er mich ganz aufgeregt und mit strahlenden Augen am Arm: "Em, schau! Schau! Das ist meine Heimat, gleich bin ich Zuhause. Das ist mein Vietnam! Endlich bin ich wieder Daheim. Oma ich komme!"
Ich hatte derweil zwar mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen, wagte aber dennoch einen kurzen Blick durch das Bullauge und sah wie die Lichter der Landebahn unter uns immer grösser wurden.
Rings um den Flughafen war es jedoch stockduster, als wir uns der Erde näherten. Nachdem das Glitzern Ha Nois aus unserer Sicht verschwunden war sah aus, als wären wir im absoluten Niemandsland gelandet..

Abflug aus dem abendlichen Bangkok/Thailand
Dieser Eindruck verstärkte sich auch, als sich die wenigen Fluggäste unserer Maschine hinter dem Gateway verstreuten und dann ebenfalls im Nichts aufzulösen schienen.
Nachdem sie weg waren, war der Flughafen menschenleer. Es war zudem totenstill.
Kein Vergleich zu dem quirrligen Getummel das um uns herum getobt hatte, als wir in München losgeflogen waren.
Hier sah es aus, als wären wir in der riesigen Wartungshalle eines Betriebes, -wohlgemerkt nach Feierabend!

Auf dem Weg zur Passkontrolle, mussten Khanh und ich uns dann auch noch trennen, weil er als Auslandsvietnamese mit vietnamesischen Pass und ich als Deutsche in seperaten Bereichen abgefertig wurden.
Mir rutschte das Herz in die Hose. Jetzt sollte ich also auch noch allein, ohne meinen Beschützer und mit meinen zu dieser Zeit noch sehr, sehr mickrigen Vietnamesisch-Kenntnissen weiter.
Ehrlich gesagt fühlte ich mich in diesem Augenblick ziemlich hilflos und verlassen dort.

Das nächtliche Vietnam
Ich kam dann zu einem kleinen Schalterhäuschen, an dem ich mein Visa-on-arrival, dass das Reisebüro für mich beantragt hatte abholen sollte.
Dort waren circa 6-7 Beamte in Uniformen, die schrecklich furchteinflössend auf mich wirkten.
Sofort kam ich mir irgendwie schuldig vor. Als hätte ich etwas verbrochen oder zu verbergen.
Ich reichte meinen Pass durch die Scheibe und mir wurde ein Wisch gereicht, der der Visumsantrag zu sein schien.
Die Beamten beäugten mich mit einer schier endloser Gemütlichkeit.
Inzwischen waren ausser mir noch eine handvoll französischsprachiger Fluggäste erschienen.
Ich fragte mich ernsthaft, wo die auf einmal hergekommen waren..
Als ich fertig war, reichte ich den Zettel durch die Scheibe. Mein Pass lag derweil neben einem Beamten, der ebenfalls die Ruhe wegzuhaben schien.
Es dauert nochmals endlos und die Franzosen waren schon lange verschwunden, als ich endlich angesprochen wurde und man mich nach Passbildern fragte.

So fremd und gleichzeitig seltsam vertraut
Passbilder, ach du lieber Himmel. Das hätte man mir ruhig sagen können. Die hatte ich nicht.
Einer der Typen in Uniform wieß mich dann mit einer Kamera in der Hand zu einer Wand um einige Aufnahmen zu machen. Man, wie muss ich ausgesehen haben..
Aber die Bilder schienen gut genug geworden zu sein, um damit mein Visum zu bearbeiten.
Das dauerte allerdings nochmals ewig und ich fragte mich inzwischen ob es vielleicht irgendein Problem gebe, traute mich jedoch nicht zu fragen.

Es war bereits nach Mitternacht als ich endlich zur Gepäckausgabe trotten konnte.
Dort drehte meine grosse Reisetasche einsam und verlassen ihre Runden auf dem quietschenden Laufband.
Es war wirklich ein äussert gespenstisches Szenario so mutterseelenallein in dem riesigen verlassenen Flughafen. Völlig unwirklich erschien mir das alles. Ich konnte ohnehin auch noch gar nicht richig begreifen, was in den letzten Tagen und Stunden geschehen war und dass ich mich nun tatsächlich in Vietnam befand.

Die Strassen von Hai Phong
Ich kramte mein Handy heraus und rief Kenny an. Da nahm -wie ich meinte- sein Onkel den Hörer ab.
Ich fragte ein paar Mal, mit meinem spärlichen Vietnamesisch-Kenntnissen nach Khanh und verstand vom anderen Ende der Leitung her kein einziges Wort das zurückkam.
Im Nachhinein weiss ich, dass der vermeintliche "Onkel" mit dem ich da sprach, niemand anderes war als anh Tùng, mein Mann.

Bac Ghi und der kleine, pummelige Cun (Kennys Onkel und Neffe)
Auf ihn, Kenny, Kenny`s Onkel, seinen Neffen und einen Freund von anh Tung traf ich wenig später vor der Tür des Flughafens. Als ich durch diese trat, meint ich gegen eine Wand zu laufen. Schwüle und stickig warme Luft stiess mir auch weit nach Mitternacht noch entgegen. Die exotische Duft war mindestens ebenso fremd wie die dampfige Hitze und doch hatte ich irgendwie von Anfang an ein seltsames Gefühl der Vertrautheit. So als würde ich all das längst kennen und wäre lediglich nach langer Zeit der Abwesenheit zurückgekehrt.

Kennys Verwandschaft auf dem Land
An mein erstes Treffen mit meinem Mann, habe ich im Grunde genommen gar keine echten Erinnerungen.
Alles war so unwirklich, dass ich wohl gar nicht weiter auf ihn geachtet habe. Er ist mir zumindest nicht speziell aufgefallen wie es scheint, denn ich war ziemlich überrascht, als mir anh Tung hinterher mal von diesem "ersten Treffen" am Flughafen und unserem Telefonat dort erzählt hat.

Kenny war auf jeden Fall völlig aus dem Häuschen und total aufgedreht. Er übersetzte für mich, als wir im Auto saßen, dass wir nun in der Nähe des Flughafens erstmal noch etwas essen wollten.
Was ich nicht wusste war, dass uns noch eine knapp vier Stündige fahrt mit dem Wagen von Ha Noi nach Hai Phong bevorstand.

Khanh, anh Tung, unser Fahrer, Kennys Onkel "Bac Ghi" und seine Tante "Co Yen"
Wir steuerten also zunächst einmal ein kleines Strassenrestaurant an, dass ziemlich heruntergekommen und somit eben typisch Vietnamesisch war, wie ich bald feststellen sollte.
Ich weiss nicht mehr genau, was serviert wurde. Ich denke es war Hühnchen aber ich bekam da sowieso keinen Bissen runter. Was mich beschäftigte, war die Tatsache, dass ich dringend auf die Toilette musste.
Das sagte ich auch zu Kenny, der mir dann den Weg zu einem kleinen, äusserst verdreckten Verschlag, mit in den Boden gelassenen Loch wies. 
Toilettenpapier war Fehlanzeige und in meiner Unwissenheit über die lange Autofahr die vor uns lag, unterdrückte ich deshalb mein Bedürfnis.

Ein noch recht ordentliches "Plumpsklo" in Vietnam
Das war ein grober Fehler und hätte mich fast ein "in die Hose machen" gekostet.
Allerdings kam das fast "in die Hose machen" nicht nur von dem aufgeschobenen Toilettengang, sondern auch durch die rasante Fahrt nach Hai Phong, bei der der Onkel in einem Affentempo und unzähligen, waghalsigen Überholmanövern über die Strassen des nächtlichen Vietnams brauste.
Ich sah nurnoch die Scheinwerferlichter der entgegenkommenden Fahrzeuge und betete, wir mögen heil ankommen.

Das taten wir nach scheinbar endloser Fahrt dann glücklicherweise auch. Gerade noch rechtzeitig, für mein dringendst zu verrichtendes "Geschäft".
Deshalb weiss ich auch von der Ankunft nicht mehr sonderlich viel, ausser das es ein grosses "Hallo" gab und im Haus Gott sei Dank eine normale Toilette vorhanden war, wie ich erleichtert feststellte, denn die Frage ob es bei Kennys Familie wohl ein -für verwöhnte Europäer- "benutzbares stilles Örtchen" gab, hatte mich seit der Abfahrt aus dem Lokal vor einigen Stunden -neben der Sorge eventuell gar nicht erst lebendig in Kien An (einem Randbezirk von Hai Phong) anzukommen-, am meisten beschäftigt.

Ich kurz nach meiner Ankunft in Vietnam in meinem Zimmer im Haus von Khanhs Familie
Ich empfand das Haus mit seinen 4 Stockwerken und der grossen Eingangshalle als riesig.
Auch der Standard schien mir gehoben zu sein. Ein riesen Flachbildschirmfernseher stand im Wohn-und Eingangsbereich und es gab zwei Badezimmer, nach westlichen Vorbild.
Die losen Duschhähne, ohne zugehörige Badewanne oder abgetrennten Duschbereich, kannte ich wengistens bereits aus Urlauben in Italien und Kroatien.

Da es schon relativ spät war, gingen wir in dieser Nacht auch schon bald ins Bett.
Ich teilte mir ein Schlafzimmer und zudem auch gleich die Schlafstätte mit Khanh.
Ich wunderte mich nicht darüber und es war auch kein Problem für mich, da wir bereits in Deutschland auch nach der Trennung oft gemeinsam in einem Bett geschlafen hatten, ohne dass etwas "passiert" wäre.
Wir waren zu dieser Zeit wie Bruder und Schwester füreinander.
Das wir ein Schlafzimmer teilten, weil Kennys Grossmutter nach wie vor dachte wir wären ein Paar, war mir nicht so ganz bewusst.

Als ich am nächsten Tag erwachte, war es schon fast Mittag. Ich stieß die Fensterläden auf und wurde von einem traumhaften Blick auf die Reisfelder und den dahinterliegenden Hügel überrascht.

Blick aus meinem Fenster im Haus von Khanhs Familie
Die folgenden Tage gingen wir regelmässig aus und es war immer recht "feuchtfröhlich" dabei.
Wir waren ständig mit einer ganzen Horde von Jungs beim Essen oder anschliessend beim Karaoke-singen.
Immer mit von der Partie, war anh Tung, mein jetziger Mann, der mir von Kenny als dessen bester Freund
und ausserdem als sein "Schwager" vorgestellt wurde.
Mein Exfreund begann seine alten Liebschaften wieder aufzufrischen und sich mit den Mädels aus seinem Telefonbuch, rauf- und runter zu verabreden.

Khanh und Đường im Restaurant
Für mich stand unterdessen ein Besuch beim Frisör auf dem Plan, der mal gehörig daneben ging.
Ich sagte Kenny ausdrücklich, er solle mich unter keinen Umständen alleine lassen und überwachen, dass tatsächlich auch nur ein klitzeklein wenig an den Spitzen geschnitten wurde. 

Unsere damalige Stammdiskothek in Hai Phong
Dieser verdünnisierte sich aber nachdem er selbst fertig war- und ich bereits auf dem Frisierstuhl saß.
Ich verstand einige Sätze des Frisörs und der anderen Kunden, wie "oh kuck mal, sie hat so schönes wundervolles, blondes, langes Haar!", "ist das echt?!" und "kann ich auch eine Strähne davon haben?!".
Ich bekam es echt mit der Angst um mein damals fast hüftlanges, gerade erst nach der Chemotherapie nachgewachsenen Haar, zu tun.
Weil mir während der Zeit meiner Krebserkrankung einige Jahre zuvor sämtliche Haare ausgefallen waren und diese gerade erst wieder ihre alte Länge erreicht hatten, war mir zu dieser Zeit meine "Hauptbedekung" das wichtigeste überhaupt. Ich war stocksauer, dass Khanh mich alleine gelassen hatte und zeigte ängstlich mit dem Daumen und Zeigefingern, einige Zentimeter an, die dem Coiffeur bedeuten sollten, dass er lediglich ein bisschen am Ansatz korrigieren sollte.
Der lächelte, nickte, brabbelte irgendetwas nahm einen dicken Zopf, band diesen zusammen und "schnapp" war er ab..
Sofort stürzte sich eine Horde wild gewordener Damen und junger Frauen um den Maestro und streckte gierig die Hände nach meiner Haarpracht aus.
Ich kämpfte mit den Tränen, wusste mich aber nicht richtig zu verständigen. Ab waren sie nun eh schon.
Kennys Tante, die mit mir geblieben war, die allerdings auch kein Deutsch oder Englisch sprach, sah mich von ihrem Stuhl in einer Ecke aus etwas schuldbewusst-geschockt an.

Ich mit Geisterkopf mit unserem Partytrupp am Strand von Do Son
Als der "Figaro" sein Werk nach einer Bleichung beendet hatte und es ans Zahlen ging, stammelte ich ein paar wüste Worte, die ich im Petto hatte und bedeutete meiner Tante für dieses "Attentat" auf mich nicht zu zahlen.
Diese schämte sich anscheinend für ihre Landsleute und dafür, dass sie den mit "Diplomen" ausgezeichneten Hairstylisten empfohlen hatte, -bezahlte jedoch anstandslos.

Kenny und anh Tung in Tungs Küche
"Zuhause" angekommen, traf ich auf Kenny und Tung, die beide gerade im Wohnzimmer sassen und sich angeregt unterhielten. Ich kochte innerlich schon vor Wut und donnerte auch gleich darauf los.
Halb heulend, halb tobend habe ich Khanh eine unglaubliche Szene gemacht.
Ich muss die totale Furie gewesen sein. Heute meint anh Tung, dass das der Moment war, in dem er sich in mich verliebt hat...
Mag das einer verstehen..! Ich auf jeden Fall nicht :)

Mit verschandeltem Haupt, Uyen und Bi (Tungs Tochter)
Wir setzten unsere Feierzüge durch die Stadt fort und Tung kam täglich zum Haus von Khanhs Familie um uns von dort abzuholen und mit ins Zentrum zu nehmen.
Dem wurde ich nun auch immer öfter aufs Auge gedrückt, weil Khanh damit beschäftigt war, seine Mädels zu treffen und mich schlecht alleine sitzen lassen konnte.
Dieser tat das auch mit unendlicher Fürsorge und Geduld und ich fühlte mich in seiner Obhut auch zunehmends wohl. So nach und nach freute ich mich richtig auf die Momente, wenn ich morgens beim erwachen von unten schon seine Stimme durchs Haus hallen hörte und von der Treppe aus bereits sein Motorrad vor der Tür stehen- und ihn im Wohnzimmer sitzen sah oder er mich Abends auf seiner Honda nach Hause fuhr, wobei er irgendwann anfing, meine Arme fest um ihn zu schlingen.
Ich kuschelte mich dabei an ihn, sog seinen Duft und den Duft der leeren, nächtlichen Strassen ein und genoss die Stille und die wohlige Wärme, die sich langsam um mein Herz ausbreitete.

Anh Tùng(mitte), Kenny(links) und Đường morgens vor dem Haus
Ich war rundherum glücklich und zufrieden, Kenny hatte eine Verabredung nach der nächsten und eigentlich hätte alles so wie es war weitergehen können, wäre da nicht Kennys Oma gewesen.
Ba Giong die gute Seele. Ich habe sie vom ersten Augenblick an tief und innig und wie meine eigene Oma geliebt. Ihr ging es wohl mit mir genauso. Sie dachte ja zu der Zeit noch, dass Kenny und ich nach wie vor eine Beziehung miteinander hatten und sah mich anscheinend schon als künftige Schwiegertochter der Familie an. Ihr missfiel also natürlich, dass ihr Enkel mich scheinbar vor aller Augen und am laufenden Band betrog und somit schritt sie ein.
Vor versammelter Mannschaft wurde ihm eine gewaltige Standpauke von ihr gehalten, bis es ihm zuviel wurde und er ihr unter Tränen gestand, dass wir nurnoch Freunde seien und uns schon vor langem getrennt hätten.
Ba Giong verstand die Welt nicht mehr - und vor allem uns nicht.

Mit meiner geliebten Ba Giong (Kennys Oma)
Und wer die Welt ebenfalls nicht mehr verstand, war mein kleiner "Liebhaber": Cun.
Cun -wie er von der Familie gerufen wird- ist Kennys, damals ca 10 jähriger Cousin, der seit er mich das erste Mal sah, total in mich verschossen war. Der beobachtete nun mit wachsendem Unbehagen und zunehmender Frustration, was sich da paralell zu seiner eigenen Romanze, noch zwischen Tung und mir anbahnte.

Die versammelte Mannschaft sitzt um Cun, der sich die Zukunft voraussagen lässt
Immer öfter konnte er die immer tieferen Blicke zwischen uns auffagen, was ihm sichtlich überhaupt nicht gefiel. Ich selbst machte mir indes ganz andere Sorgen, als ich selber merkte, dass ich drauf und dran war, mich Hals über Kopf zu verlieben.. "Was würde die Verwandtschaft von mir denken, wenn ich ihnen auf einmal einen "Neuen" präsentieren würde?!" Ausserdem war das sowieso das letzte, was ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich wollte.
Hatte ich mir in Vietnam doch eine "Auszeit" nehmen wollen. Besser gesagt, ich wollte von allem Abstand nehmen und mich völlig auf mich konzentrieren um nach der Überarbeitung der letzten Zeit wieder einen klaren Kopf zu kriegen.
Und überhaupt: sicher dachte Tung nur an eine Ferienliebe und war neugierig, weil ich Europäerin war.

Der Beginn unserer Liebe - Der erste Kuss

Ich kam allerdings nicht mehr dazu, mir grossartige Gedanken über die Sache zu machen, bevor ich komplett in diese Liaison hineinschlitterte. Auf einer Fahrt nach Hanoi, der Einladung von Anh Phu und dessen Frau folgend, die beide für den vietnamesischen TV-Sender VTV arbeiten und die wir einige Tage zuvor beim essen gehen kennengelernt hatten, überschlugen sich die Ereigniss und danach war es sowieso restlos um mich geschehen. Aber der Reihe nach:

An diesem schicksalshaften Tag fuhren wir also in einem der typischen Kleinbusse alle miteinander die knapp 4 stündige Fahrt von Hai Phong nach Hanoi zur Verabredung mit Anh Phu und Chi Hang, welche uns nach Besichtigung ihres Hauses in einer exklusiven Hanoier Wohngegend in ein nobles Lokal eingeladen hatten.
Mit von der Partie waren Kennys Onkel, sein Cousin -der andere, fast erwachsene Sohn seines Onkels-, Kennys Tante, Kenny selbst, anh Tung (der eigentlich immer mit dabei war) und natürlich ich.

Khanh und Bac Ghi bei Bekannten Zuhause
Auf dem Weg dorthin waren wir alle guter Dinge und in Hanoi angekommen, hatten wir auch noch etwas hin, bis zum Treffen mit unseren neuen Freunden.
Kennys Tante war das ganz recht. Sie wollte einen Schneider aufsuchen, bei dem sie für die bald bevorstehende Hochzeit ihre ältesten Sohnes, an der ich in einigen Tagen auch teilnehmen würde, Stoffe bestellt hatte. Da musste der künftige Bräutigam natürlich mit.
Wohlwissend wäre der aber viel lieber mit dessen Vater "Bac Ghi" und Kenny gegangen, die einen Besuch in einem der hiesigen Massagesalons (mit "Extraservice" gegen Aufpreis) geplant hatten.
Tung, der sich schon die Male zuvor bei solchen Gelegenheiten zurückgehalten hatte, war mit einem Freund verabredet, mit dem er gemeinsam einen Bekannten besuchen wollte, der im Krankenhaus lag.

Heile Welt - Kenny, Tung, Bi und ich
Ich war unentschlossen. Seit wir in Vietnam gelandet waren, hatte ich keine einzige "unbeobachtete" Minute gehabt. Ich stand die ganze Zeit unter den Fittichen von Kennys Tante und Oma, die mich als "Familienmitglied" nicht so ohne weiteres draussen rumlaufen liesen. "Viel zu gefährlich!" War meist die Begründung für ihre Ausgangssperren ohne Begleitung.
Jetzt hatte ich die Gelegenheit. Heute schien es niemanden zu interessieren.
Das musste ich unbedingt ausnutzen!

Vor einem Tempel bei Kennys Verwandtschaft auf dem Land
Zwar hätte ich nichts lieber getan, als den Tag gemeinsam und allein(!) mit Tung zu verbringen, aber um nichts auf der Welt sollte der das mitkriegen! Sein freundliches Angebot, ihn zum Krankenhaus zu begleiten, schlug ich also dankend und ganz wichtig tuend aus, obwohl ich in Wahrheit überhaupt keine Ahnung hatte, was ich tun sollte und wie ich mich überhaupt alleine zurechtfinden sollte in dieser riesigen und turbulenten Stadt, in der ich noch nie im Leben war.

Tung sah ein wenig enttäuscht aus, lies es sich aber so gut es ging nicht anmerken.
Etwas besorgt fragte er jedoch noch einmal nach, ob ich auch klarkommen würde und ob ich mir sicher wäre, dass ich nicht mit ihm gehen wolle.
"Ja klar, geh nur. Kein Problem. Ich bin sowieso mit ein paar Leuten hier verabredet.." log ich ihm mit gespielten Selbstbewusstsein an. Damit wollte ich mich kindischer Weise interessant und ein wenig unnahbar machen. Ihn bloss nicht merken lassen, wie verknallt ich in Wahrheit schon war.

Noch nicht zusammen aber schon schrecklich verliebt und so vertraut
Ein Treffpunkt wurde für in 3 Stunden vereinbart und weg waren sie.
Ich stand noch ein Weilchen da. Grübelnd, was ich nun die nächsten 3 Stunden mit mir anfangen sollte.
Auf soviel Freiheit war ich nicht vorbereitet gewesen und auf einen Schlag fühlte ich mich ziemlich hilflos und verlassen. "Wo sollte ich überhaupt hingehen?!" Ich sah mich ein wenig ängstlich um.
Um mich herum sprudelte der Verkehr. Zig Motorräder und Autos wuselten sich hupend und lärmend durch die breiten Strassen.

Weil ich schon ein paar seltsame Blicke von Passanten erntete, wollte ich nicht weiter einfach so dastehen wie bestellt und nicht abeholt und marschierte planlos drauf los.
Ziellos irrte ich eine ganze Weile herum und sah neidisch ab und an den einen oder anderen Touristen, eiligen Schrittes an mir vorüberziehen. Die schienen zu wissen wo´s langgeht. Am liebsten hätte ich einen von ihnen angesprochen, aber dazu schämte ich mich zu sehr.
Ich war total aufgeschmissen in dem Moment. Nicht mal eines der unzähligen Motorradtaxis konnte ich mir rufen, da ich keine Ahnung hatte von den Preisen und mir sowieso sicher war, übers Ohr gehauen zu werden.
Kenny hatte sich ja von Anfang an um alles gekümmert und meine Vietnamesisch-Kenntnisse waren damals auch noch äusserst beschränkt.

Mutig und Selbstbewusst in Vietnam ;)
Nachdem ich den selben Strassenzug mehrmals auf und ab gelaufen war -aus Angst mich ansonsten zu verlaufen-, war ich ganz schön froh, als die 3 Stunden fast um waren und eilte zu unserem Treffpunkt, einem Kaffee direkt am Westsee, an dem ich überpünktlich und als natürlich als erste eintraf.
Ich setzte mich an einen netten Tisch genau an der Reeling und bestellte mir einen Cocktail. Den konnte ich da auch wirklich gut gebrauchen. Kurz darauf traf dann aber auch schon Tung mit seinem Freund ein.
Meine Freude und Erleichterung über seinen Anblick stand mir sicherlich auf 100 Meter Entfernung ins Gesicht geschrieben.
Tung schien aber nicht minder erfreut mich zu sehen. Da sein Freund früher einige Jahre in der ehemaligen DDR gearbeitet und gelebt hatte, konnten wir uns an diesem Tag ungewöhnlich ausgiebig miteinander unterhalten.

Noch als Freunde - Ein Herz und eine Seele
Dementsprechend enttäuscht war ich, als auch dir anderen langsam eintrudelten und es kurz darauf weiter ging zu Phus Haus. Das war wirklich nicht von schlechten Eltern. Seine Harley, mit der er mich spontan auf die Fahrt zum Restaurant einlud übrigens auch nicht.
Wäre nicht auch Tung auf ein Motorrad umgestiegen um dorthin zu gelangen und hätte ich nicht viel, viel lieber die Gelegenheit wahrgenommen, mich an seinen Rücken zu schmiegen, hätte ich die Fahrt auch sicherlich genossen. So sah ich nur sehnsüchtig hinterher, als Tung an uns vorüberzog..

Im Lokal angekommen, ergab sich bald eine angeregte Unterhaltung. Es war ein wirklich schöner Abend. Bis zu dem Punkt, an dem ein Freund Phus, der ebenfalls an dem Essen teilnahm, über den Tisch hinweg, also laut und klar für alle Anwesenden verständlich, einige ziemlich "schmutzige" Witze über mich mit Khanh riss.
Selbst mit meinem minderen Sprachverständnis zur damaligen Zeit konnte ich verstehen, wie Phus Kumpel Bemerkungen darüber machte, welche Schlampen doch alle ausländischen Weiber mit Sicherheit seien und ob Khanh mich denn mal ausleihen könnte und dergleichen.
Ich dachte ich hör nicht recht! Und als ich Kenny dasitzen und lachen sah, dachte ich, -ich seh nicht recht!

Khanh im Import und Export Betrieb von Tungs Mutter
Seit wir uns getrennt hatten, hatte er mich stets als seine kleine Schwester betitelt. In Vietnam hat das in etwa den Stellenwert etwas heiligen, reinem. Etwas das man in Schutz nimmt und vor allem achtet!
Und nun wurde ich Zeuge wie er zuließ, dass dieser Kerl mich eine Schlampe nannte und was für mich noch viel verletzender war, war die Tatsache, dass er mitwitzelte.
Man war ich sauer und enttäuscht, aber in erster Linie: sauer! Ich hatte eine scheiss Wut im Bauch, auf meinen vermeintlichen "grossen Bruder", der auch im Anschluss vor dem Restaurant auch lautstark Luft machte.

Zwei Streithähne beim Kräfte messen
Wir stritten uns erbarmungslos. Ein Wort ergab das andere und als ich schliesslich heulend auf Kenny losgehen wollte, schritt sein Onkel ein und verfrachtete mich kurzerhand in den hintersten Teil des Wagens. Ehe ich mich versah saß Tung neben mir und bevor ich überhaupt wieder wusste wo oben und unten war, saßen auch die anderen schon im Wagen, das Licht ging aus und die Heimfahrt ging los.

Ich heulte und schluchtzte noch immer unerbitterlich, als ich merkte, wie Tung ganz sanft und behutsam meinen Kopf auf seinem Schoss bettete und mir liebevoll übers Haar strich. Die Wut und Trauer wich dem bereits so vertrauten Gefühl wohliger Wärme, die sich um mein Herz herum ausbreitete, wenn ich mit Tung zusammen war. Nur war es diesmal um einiges intensiver. Es war ein herrliches Gefühl..(danke Khanh!)
Als ich aufblickte, erhelte gerade der Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos Tungs Gesicht, in dem so unendlich viel Liebe und Zuneigung lag, dass sofort tausende von Schmetterlingen ihre Bahnen durch meinen Bauch zogen und ich gar nicht anderst konnte, als ihn auf halben Wege zu treffen, als er sich zu mir herabbeugte um mich zu küssen...

Tung und ich ein paar Tage nach unserem ersten Kuss am Strand von Do Son

Und was für ein Kuss das war..
Mit Sicherheit der erste und letzte dieser Art in meinem Leben, auch wenn wir ihn später noch etliche Male wiederholen sollten.
Das Tung hinterher eilig kontrolliert hat und sich vergewisserte, dass auch niemand etwas mitbekommen hatte, bevor er mich erneut küsste, spielte in diesem Augenblick keine sonderliche Rolle für mich, obwohl ich es schon wahrgenommen habe.

Ein süsses Geheimnis - Die ersten Probleme

Jetzt musste wirklich ein Gespräch mit Kenny her.
Das fand dann kurze Zeit später statt. Ich hatte zwar seit unseren ersten zarten Annäherungsversuchen, dass Gefühl Tung schon immer gekannt zu haben, wollte aber dennoch von Khanh wissen, was Tung tatsächlich für ein Mensch ist und ob es ihm ernst war mit dieser Beziehung, oder ob das Interesse an mir lediglich auf ein kleines exotisches Abenteuer gerichtet war.

Kenny mit seiner Liebschaft während unserer Reise
Kenny gab mir dann auch ganz gelassen die Bestätigung, meines ohnehin schon positiven Eindruckes über Tung. "Er ist ein guter Mensch. Er macht sich nichts aus kurzen Abenteuern. Wenn er jemanden liebt, dann tut er es mit allen Konsequenzen und zu hundert Prozent aufrichtig. Ich habe dir immer gesagt, dass ich dir mal einen guten Mann suchen werde. Tung wäre auf jeden Fall der richtige."
Im Nachhinein wundere ich mich sehr über diese durchweg guten Worte aus Khanhs Mund. Ich denke, er war ungewollt ehrlich in diesem Moment, der einer der letzten wirklich schönen, friedlichen und vor allen Dingen aufrichtigen, in unserer Freundschaft war.

Mit Han der kleinen Prinzessin
Mit Khanhs Aussage im Kopf, war der nächste Schritt ein paar Tage nach unserer Unterredung, frei jeglicher Zweifel und einfach nur die nächste logische Folge in dieser völlig unerwarteten Liebesgeschichte.
Da waren wir wieder einmal auf Tour durch die Karaokebars und Diskotheken in Hai Phong gewesen, als Kenny mich plötzlich zur Seite zog und meinte, er würde später noch mit ein paar Jungs an den Strand fahren (was in Hai Phong etwa dem Besuch von leichten Mädchen entspricht, weil diese ihren "Hauptsitz" eben direkt am Strand von Do Son, etwas ausserhalb von Hai Phong haben) und dort auch gleich über Nacht bliebe.
Ich sollte bei Tung bleiben, der mich dann entweder nach Hause (also ins Haus von Kennys Oma), nach Kien An, einem Vorort der Stadt bringen würde, oder mit zu sich, ins Haus seiner Mutter im Stadtzentrum nähme.

Die Verlobungsfeier von Kennys Cousin: Tung, Thuy, Truong, ich und Khanh
Daraufhin war er auch schon verschwunden und als es auch für uns an der Zeit war zu gehen, war ich aufgeregt wie nie zuvor. Wir wussten wohl beide, was geschehen würde, warum es für mich auch nicht weiter verwunderlich war, als ich erkannte, dass Tung mich nicht nach Kien An bringen würde. 
Schon die letzten Tage nach unserer ersten Kuss, hatte Tung auf dem Heimweg mit mir hinter ihm auf dem Motorrad gelegentlich den Versuch gestertet, ein Hotel anzusteuern, worauf ich jedes Mal aber ziemlich brüskiert reagiert hatte. So leicht wollte ich es ihm nicht machen. Er sollte nicht denken, dass ich so leicht zu haben wäre und das war ich auch wirklich nicht. Als es jetzt anscheinend zu ihm nach Hause ging, war das für mich allerdings etwas anderes. Somit gab es von meiner Seite dann auch keine besonders grosse Gegenwehr mehr, als Tung bei sich Daheim angekommen, meine Hand ergriff und durchs Treppenhaus nach oben, in seine Wohnräume zog..

Mit dem Bräutigam Truong, Kennys Cousin
Damit gaben wir jeglichen Versuch auf, noch gegen unsere Gefühle anzukämpfen und ließen uns einfach treiben, von einer zucker- und bittersüssen Liebe, was am nächsten Morgen sozusagen umgehend amtlich gemacht wurde
Denn kurz bevor wir das Haus verliessen, liefen wir Tungs Mutter in die Arme, die ich schon zuvor ein, zwei Mal gesehen hatte, wo ich jedoch noch als Kennys Freundin vorgestellt worden war und sie mit "Bac" (Tante) betitelt hatte. Aufgeregt wisperte ich Tung zu, wie ich die imposante Erscheinung seiner Mutter denn nun, um Himmels Willen nur begrüssen sollte. War mir das peinlich. Tung war dafür aber die Gelassenheit in Person und raunte mir freudig zu, dass ich "Chau chao me" (Hallo Mutter) sagen sollte, was ich überwältigt von so viel Standfestigkeit auch tat und worüber sie bestimmt nicht minder erstaunt war, wie ich über die von Tung vorgegebene Anredeformel in den Sekunden davor.

Schrecklich verliebt und überglücklich
Zu meiner Verwunderung steuerte Tung hinterher aber nicht den Weg nach Kien An an, sondern fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Ich verstand da ja noch relativ wenig Vietnamesisch und wusste meistens nicht wirklich, was Tung mit mir vorhatte, wenn wir irgendwohin aufbrachen.
Ich bin sowieso erstaunt, wie gut wir uns trotz der fehlenden gemeinsamen Verständigungsmöglichkeit -da Tung keine andere Sprache ausser Vietnamesisch beherrscht-, miteinander kommunizieren konnten.

Das Geheimnis war nur halb gelüftet, als wir in in den Hof eines Restaurants am See fuhren.
Dort angekommen warteten bereits an die 20 Damen und Mächen auf uns, die Tung mit einem ausgiebigen "Hallo" willkommen hiessen und mich mit teils neugierigen, teils misstrauischen Blicken beäugten.
Zumindest verstand ich soviel, dass Tung mich als seine neue Frau vorstellte. Aber wer zur Hölle waren die?
Heute weiss ich, dass es die Sekräterinnen aus Tungs Büro waren. Einerseits war ich ganz schön baff, gleich als neue Frau an seiner Seite präsentiert zu werden, wofür scheinbar auch extra diese Versammlung einberufen worden war, auf der anderen Seite habe ich mich aber gefreut wie eine Schneekönigin über die Entschlossenheit, mit der Tung an die Beziehung heranzugehen schien.

Mit Tungs Tochter Han beim malen
In Kien An, wo Tung mich Nachmittags ablieferte, machte er allerdings ein Geheimnis aus der Sache wie ich schnell mitbekam. Über die Gründe dafür habe ich wohl nicht sonderlich nachgedacht, machte es das Ganze doch irgendwie spannend. Recht viel Zeit darüber nachzudenken, hatte ich sowieso nicht, denn die Hochzeit von Kennys älteren Cousin Truong mit seiner Freundin Thuy stand auf dem Plan.
Alle waren in heller Aufregung und steckten bis über beide Ohren in den Vorbereitungen. Besonders natürlich Kennys Onkel Ghi und seine Tante Yen, die Eltern von Truong und Cun.
Niemand schien also zu merken, was sich da zwischen Tung und mir abspielte. Niemand, bis auf einem - mein kleiner Verehrer Cun, für den ich wohl wie eine gute Fee aus dem Märchen erschien, mit meinen blonden Haaren und blauen Augen. Der war auf jeden Fall bis über beide Ohren in mich verschossen und sah sich nun Tung als Rivalen gegenüber gestellt.

"Eingemachtes" ;) Zuhause in unserer Küche in Kien An
So kam es dann auch zu einem unangenehmen Eklat, auf der Verlobungsfeier von Truong und Thuy.
In einer stillen Ecke küssten Tung und ich uns heimlich, was Cun aus einem Versteck heraus beobachtete und ihn in eine wahnsinns Aufruhr versetzte. Heulend und schreiend rannte er durchs Haus und schrie dabei immer und immer wieder: "Tung hon Viva, Tung hon Viva, khong choi nua, khong bao gio choi nua..!!" Was so viel bedeutet wie "Tung hat Viva (wie ich damals von allen genannt wurde) geküsst, Tung hat Viva geküsst. Kein Spielen mehr, ich spiele nie wieder mit ihr!!"
Alarmiert durch sein Geschrei stürzte Cuns Mutter Bac Yen herbei um zu erfahren, was geschehen war.
Unter Tränen wiederholte der kleine Mann schniefend, was er gerade gesehen hatte.
Bac Yen schien nicht glauben zu können, was ihr Sohnemann da von sich gab und sah fragend Tung an.

Noch die besten Freunde..Khanh und Tung
Der gab es auch ohne Umschweife zu. Inzwischen hatten sich auch alle anderen Familienmitglieder und einige der Gäste um den nach wie vor völlig aufgelösten Cun versammelt. Unser Versteckspiel hatte somit definitiv ein Ende gefunden.
Weshalb die Nachricht über Tung und mich sämtliche Anwesenden aber so zu verärgern schien, verstand ich beim besten Willen nicht. Ich verstand zu dieser Zeit sowieso überhaupt noch rein gar nichts.
Das sollte sich aber schon bald ändern. Ich fühlte mich ertappt und unwohl und Tung schien es genauso zu gehen, allerdings konnte man deutlich die Entschlossenheit in seinem Gesicht sehen, zu uns zu stehen.

Der Konvoi, der die Braut nach Kien An brachte
Aufgrund dieses kleinen Dramas, dass auf der Verlobungsfeier ereignet hatte, wurde eiligst eine Familiensitzung einberufen, auf der Tung der ganzen Familie, Bac Ghi, Bac Yen, der Oma Ba Giong und Kennys Cousin Truong Rede und Antwort stehen musste.
Ich konnte den ganzen Trubel nicht nachvollziehen, meinte wohl es ginge darum, weil ich mir als "Tochter des Hauses" keinen schlechten Ruf einhandeln sollte, mit so einer Liebelei.
Keiner wusste ja, wie ernst es Tung und mir damit war. Tung schien davon aber stetig überzeugter und hielt im Laufe dieser Krisensitzung nach einer Weile demonstrativ meine Hand.
Kenny, der einzige der mir hätte sagen können, was überhaupt los war und worum es bei alledem ging, gab sich schrecklich bedeckt, wofür ich ihm eine reinhaun hätte können.

Han und Uyen posieren für mich
Mit Ende der Familienkonferrenz legte sich die ganze Spannung erstmal ein wenig. Immerhin stand die Hochzeit von Truong und Thuy an, die man sich scheinbar nicht davon verderben lassen wollte.
Die Beteiligten schwiegen die Sache vorläufig tot und Tung ließ sich nicht beirren und zeigte von da an ganz offen, dass von nun an ich zu ihm gehören würde.
Ich selbst hatte nach wie vor keinen blassen Schimmer und Kenny schwieg eisern, was ich ihm hinterher oft vorgehalten habe.
Ein bisschen hat er sich die ganze Chose also selbst vorzuwerfen, denn hätte er von Anfang an mit offenen Karten gespielt, hätte ich mit Sicherheit versucht meine Gefühle niederzukämpfen und mich nie mit Tung eingelassen. So saß Kenny danach zwischen den Stühlen und wurde zum Sündenbock für alles erklärt.

Tung, ich und Kenny in unseren  identischen Maßanzügen

Auf der eigentlichen Hochzeit selbst, zu der Tung, Khanh und ich uns beim Schneider drei identische Anzüge hatten anfertigen lassen und für die ich noch 2 wunderschöne Ao Dais bekam, die ich zur Freude der Familie tragen sollte, sorgten wir dann nochmal wahnsinnig für Furore innerhalb der Hochzeitsgesellschaft, als Tung mich in den Arm nahm und mir auf Anweisung des anwesenden Kamerateams einen leidenschaftlichen Kuss gab, der nun und für alle Zeiten, auf dem entstandenen Hochzeitsvideo festgehalten ist.
Naiv und unwissend wie ich war, schob ich es auf einen Sittenbruch, durch öffentlich ausgetauschte Zärtlichkeiten..Tung, der im Gegensatz zu mir über alles bescheid wusste, hätte es eigentlich besser wissen können. Ihm schien da aber bereits alles egal zu sein und die Sache auf Teufel komm raus durchziehen zu wollen.

Hinterher, als die Familie des Bräutigams das Video dann fertig geschnitten zur Ansicht erhielt und gesehen hatte, wurde es spürbar frostiger. Ich war bei der Verwandschaft scheinbar unten durch. Allein Kennys Oma gab unserer Liebe Rückendeckung und hielt zu mir. Kennys Tante Yen, die im übrigens nicht Truongs leibliche Mutter, sondern lediglich dessen Stiefmutter ist, verhielt sich auch weitestgehend neutral.
Ihr schien das ganze wenig auszumachen, was man von Khanhs Cousin Truong und dessen Vater Ghi nicht ernsthaft behautpen konnte. Die beiden versuchten Tung noch einmal ins Gewissen zu reden, blieben aber zu meiner grossen Erleichterung erfolglos damit.

Fast als wären wir das Brautpaar dieser Hochzeit gewesen
Zwar war ich geknickt, es mir mit dem Grossteil "meiner Familie" verscherzt zu haben, musste aber mein Augenmerk auf etwas ganz anderes richten. Der Abschied stand bevor. Das Ende unserer fast vier-wöchigen Vietnamreise und damit auch der Abschied von Tung rückte unaufhaltsam näher. Ich hatte keine Ahnung, wie es danach mit uns weitergehen sollte bei der Entfernung und nur daran zu denken, dass ich bald von Tung getrennt sein würde, ohne zu wissen wann wir uns wiedersehen würden, brach mir das Herz...

Die letzten Tage feierten wir nichts desto trotz nochmal ordentlich, was das Zeug hielt.
Kenny hatte aber ab da ein Auge darauf, mich nicht zu viel Zeit mit Tung verbringen zu lassen.
Er erklärte dieses Verhalten damit, dass wir nurnoch wenige Tage hätten, die wir der Familie widmen sollten.
Tung gab ihm da auch recht, was ich als Rückzieher auffasste.
Das wahre Motiv für Tungs Verhalten kannte ich da ja auch noch nicht.

Nächtliches Pho essen. Links Tung und Duong, rechts sitzt Khanh
An unserem letzten Tag kamen all unsere Freunde nochmal zu uns nach Kien An, um uns bei einem riesen Abschiedsessen die Ehre zu geben. Ich bekam keinen Bissen runter. Tung dachte schon ich wäre krank geworden und fuhr sofort los, um mir eine warme Pho-Suppe zu kaufen. So lieb umsorgt hatte mich bis dahin, ausser meiner Mutter, noch nie jemand. In meinem Zimmer, auf das ich mich derweil zurückgezogen hatte, erreichten mich die besorgten Kurzmitteilungen von Tung, der versuchte mich wieder nach unten zu den anderen zu locken. Mir war aber hundeelend zumute. Eine tiefe Trauer hatte mich überrannt, als ich erkannt hatte, dass es nun wirklich fast an der Zeit war "Lebe wohl" zu sagen.

Irgendwann stand Tung dann im Zimmer und gab sich Mühe, mich etwas aufzumuntern.
Weil nichts half rief Tung Kenny zur Hilfe, der mir versprach, dass Tung wenigstens die letzte Nacht bei mir verbringen dürfte. Mit diesem Versprechen gelang es ihm tatsächlich, meine Stimmung wieder ein wenig zu heben und mich sogar dazu zu bewegen, den Nachmittag dann doch noch mit unseren Freunden in geselliger und feucht-fröhlicher Runde zu verbringen.

Das Abschiedsessen zu dem all unsere Freunde gekommen waren

In der Nacht hielten Tung und ich uns wie zwei kleine Äffchen eng umklammert.
Ich konnte nicht schlafen. Ich wollte keine einzige Minute der kostbaren, wenigen Stunden die uns noch bleiben würden vergeuden. Wir schliefen ein letztes Mal miteinander und Tung tröstete mich so gut es eben ging mit den Worten, dass er bald nachkommen würde. Seine Mutter würde angeblich gerade dabei sein, Papiere für ihn zu machen, mit denen er in ein, spätestens zwei Monaten dann bei mir sein würde.
Dann schlief er ein und ich lag wachend daneben, um im Mondschein sein wundervolles Gesicht zu betrachten..Wer weiss wann ich es wiedersehen würde?

Unsere letzte gemeinsame Nacht für noch ungewisse Zeit
Mit Anbruch der ersten Sonnenstrahlen, ging die Fahrt Richtung Flughafen los. Tung wich auch hier nicht von meiner Seite und nahm die fast vierstündige Autofahrt, die er gleich darauf ja auch wieder zurückfahren musste in Kauf, um mich bis zur letzten Sekunde begleiten zu können..-und die war schneller da, als und lieb war.
Es ging alles ziemlich schnell. Ich weiss noch das Tung mich kurz in den Arm nahm und mir sagte, ich solle tapfer sein und nicht weinen, er würde sicher bald folgen. Dann drängte Kenny mich weiter. Ich drehte mich bei der Kontrolle der Papiere ein letztes Mal nach Tung um, der noch dastand und mir nachsah.
Er winkte mir traurig zu. Tränen schossen mir in die Augen. Mechanisch gab ich dem Beamten am Schalter meine Papiere entgegen und lies unterdessen Tung nicht aus dem Blick. Dann wurden mir die Papiere zurück gereicht und ich musste weiter. Als Tung aus meinem Blickfeld verschwunden war, brach ich zusammen. Ich begann so erbärmlich zu weinen, dass ich nur mit Mühe hinter Kenny herlaufen konnte, der mich zur Eile antrieb. Als wir im Flieger saßen, erreichte mich noch eine Sms von Tung, in der er mir schrieb, dass er mich liebe und ich auf ihn warten solle. Dann mussten die Handys abgeschalten werden und das Flugzeug hob ab in den Himmel über Vietnam, auf das ich einen allerletzten Blick warf, bevor ich mich im Sitz zurücklehnte und eine schreckliche Leere über mich hereinbrach..


Zurück in Deutschland

Wieder Zuhause hatte ich mich erstmal verkrochen. Ich schloss mich in meinem Zimmer ein, hörte das Dam Vinh Hung-Album (damals noch Tùngs Lieblingssänger - heute auch meiner, mit dem ich auch bereits einmal auf der Bühne ein Duett singen konnte!), dass Tung mir mitgegeben hatte rauf und runter und kam mir vor wie ein absoluter Fremdkörper.
Ich wollte nur eins: zurück! Nicht mal als Tung aus Vietnam anrief, konnte meine Mutter mich dazu bewegen aufzustehen und fast wäre ich nicht an den Hörer gegangen.
Lange konnte ich mich allerdings nicht in meinem Selbstmitleid baden, denn ich musste am nächsten Tag die Arbeit wieder aufnehmen.
Was ein kleiner Trip zur "Selbstfindung" und zum Abschalten werden sollte, hatte mich nun vollends aus dem Ruder gebracht. Ich konnte es nicht fassen.

Meine Hoffnung, mit der Arbeit würde auch ein Stückchen Normalität einkehren und ich würde mich wieder einleben, blieb lediglich eine Hoffnung und schon bald fand ich mich in einem Kreislauf aus Chatten mit Tung, Arbeiten, wieder chatten mit Tung, etwas schlafen, dann wieder Arbeiten und während der Arbeit saß ich oft völlig teilnahmslos irgendwo herum und hing meinen Gedanken nach, die sich natürlich nur um eines drehten: um Tung. In jeder freien Minute, die ich herausschinden konnte stahl ich mich mit dem Handy davon und schrieb eifrig Nachrichten mit ihm oder hatte das Glück, dass er anrufen konnte.
Wenn ich an diese Zeit denke, ist es erstaunlich wie gut wir uns verstanden haben, bedenkt man wie schlecht mein Vietnamesisch damals war. Eigentlich waren es ja nicht mehr als ein paar Sätze. Mit Hilfe eines dicken Wörterbuches und dem kleinen Kauderwelsch-Büchlein, machte ich aber durch die täglichen "Übungsstunden" mit Tung, bei denen wir uns teilweise den halben Tag über den Yahoo-Messenger unterhielten und nebenbei die Webcam laufen hatten, relativ rasch, grosse Fortschritte.

Mit meine Brüdern bei einem einigermaßen geglückten Ablenkungsversuch
Einzig während der Zeit die ich online oder am Telefon mit Tung verbrachte blühte ich auf und konnte sogar ein klein wenig lachen. Sobald wir aber aufhören mussten und ich die Webcam ausschalten- und den Computer herunterfahren musste, befiel mich erneut eine unsagbare Leere und Traurigkeit.
Familie und Freunde versuchten mich etwas aufzuheitern und auf andere Gedanken zu bringen - jedoch meist erfolglos. Die meisten von ihnen waren sich wohl sicher, dass das eine -zwar heftige- aber eben lediglich eine Urlaubsliebe war, die über kurz oder lang dann verblassen würde.
Viele von ihnen sagten mir das auch. Auf meine Antwort dass es das nicht sei, sondern ich fest davon überzeugt sei, dass Tung und ich etwas besonderes wären und uns nicht aufgeben würden, lächelten sie still in sich hinein. Ich war mir meiner Sache aber hundertprozentig sicher und wusste komischerweise auch, dass es Tung genauso ging.
Vom ersten Augenblick an war da dieses unsichtbare Band zwischen uns. Es klingt bestimmt seltsam, aber wir kannten uns bereits. Tung der fest an den Geist, die Seele und unsere Wiedergeburt glaubt, meint heute das wir uns mit Sicherheit aus einem früheren Leben kennen und uns in diesem nun durch eine Verkettung unserer vorangegangenen Entscheidungen, Zufälle und Ereignissen wiedergefunden haben.

Noch aber saß ich allein in Deutschland und wartete nach wie vor darauf, dass Tung wie angekündigt nachkam. Die Wochen zogen allerdings ins Land ohne jegliche Aussicht darau, dass es tatsächlich bald soweit sein sollte...

Arbeit war das einzige Mittel für mich, nicht komplett den Boden unter den Füssen zu verlieren.
Ich hatte es mir zu Ziel gesetzt, die Wartezeit damit zu überbrücken möglichst viel Geld für Tungs und meine gemeinsame Zukunft auf die Seite legen zu können und uns nebenbei eine Wohnung zu suchen.
So verbrachte ich auch den Jahreswechsel von 2007 ins Jahr 2008 mit arbeiten.
Zu irgendetwas anderen war ich sowieso nurnoch äusserst selten zu bewegen und wenn, dann zumeist nur mit gespielter Freude oder Interesse. Ich musste einfach zu jeder erdencklichen Situation an ihn denken.
Statt besser wurde es von Tag zu Tag schlimer.
Nach über 3 Monaten hielt ich es nicht mehr aus. Ich sprach mit Tung darüber.
Als er erneut keine konkrete Antwort auf die Frage nach dem "Wann" hatte, fragte ich vorsichtig, was er davon hielte, wenn für ein paar Wochen zu ihm fliegen würde.
Ich weiss nicht warum, aber obwohl ich mir die ganze Zeit über seiner Liebe und Treue so sicher war, hatte ich trotzdem einen riesen Bammel davor ihm diese Frage zu stellen. Besser gesagt, ich hatte wohl eher Angst vor seiner Reaktion.

Auf Promotion-Tour in der Silvesternacht (nur nach aussen fröhlich) li.
Das war aber völlig überflüssig wie sich zeigte. Tung wäre es am liebsten gewesen, wenn ich mich sofort in den Flieger gesetzt hätte, was natürlich nicht ging, da ich meinen wahnwitzigen Einfall zuerst einmal mit meinem Chef abklären musste und das würde auf jeden Fall kein Kinderspiel werden nachdem ich doch erst im November für einen vollen Monat in Vietnam verbracht hatte.
Damals war ich ja sozusagen ein Ein-Mann-Team für Aufgaben, die sonst eine ganze Truppe bewältigt hätte.
-Und diese Truppe musste dann auch jedes Mal als Ersatz her für die Zeit, die ich in Tung investierte.
(Der lenkt mich übrigens gerade schrecklich ab weshalb die heutige Fortsetzung der Geschichte evetl. etwas wirr geschrieben ist, wofür ich mich bei allen entschuldigen möchte, die schon so sehnsüchtig auf den neuen Teil hier warten).
Es war auch ein harter Kampf, den ich aber Gott sei Dank am Ende gewann.
Rund 3 Wochen konnte ich bei diesem Mal herausschlagen - nur gut das mein Chef nicht wusste, dass es noch nicht das letzte Mal sein würde. Aber das wusste ich da ja noch nicht einmal ich selbst.

Das Geheimnis wird gelüftet!

Fast genauso lang, wie ich nun erneut in Vietnam verbringen würde, musste ich davor allerdings noch in Deutschland überstehen, bis es endlich losgehen konnte.
Ich konnte es kaum erwarten und war furchtbar aufgeregt. Bei dieser Reise würde ich immerhin ganz allein fliegen - zu einem Mann, mit dem ich bis dahin gerade einen knappen Monat zusammen gewesen war, wovon aber nur etwa 14 Tage auf "Tuchfühlung" waren.
Ziemlich verunsichert traf ich mich kurz vor der Abreise mit Kenny, der mir sofort energisch von der Sache abriet. Ich glaube es war bei diesem Treffen, als das erste Mal Anspielungen von Khanhs Seite gemacht wurden, Tung hätte es im Grunde nur auf das Visum für Deutschland abgesehen und das die beiden (also Tung und Khanh) sich in Vietnam darauf geeinigt hätten, dass Tung über mich seinen Aufenthalt drüben erhalten könnte.
Ich muss dazu sagen, dass wir 3 in Vietnam tatsächlich einmal ein solches Gespräch geführt hatten, bei der es darum ging das ich Tung gegen einen gewissen Betrag heiraten sollte, um ihm so die Einreise nach Deutschland zu ermöglichen.

Das war für mich jedoch mehr eine Schnapsidee gewesen, die wir auch nie zu Ende debattiert hatten.
Zudem war es Kennys Einfall gewesen der auch noch ausgesprochen war bevor Tung und ich uns ineinander verliebt hatten.
Deshalb versuchte ich Khanh jetzt zu erklären, dass dies nicht mehr der Hintergrund für meine Rückreise nach Vietnam sei, sondern dass es Tung und mir ernst war. Ich sagte ihm, dass wir uns wirklich lieben würden und auch zusammenleben wollen sobald Tung nach Deutschland kommen konnte.
Khanh wollte davon jedoch nichts hören und bestand darauf, dass es Tung lediglich um ein Visum ginge und packte dann noch eins oben drauf:
Er erzählte mir, dass Tungs "Frau" hier in Deutschland wäre und er über mich seine Chance sehen würde, sich endlich wieder mit dieser zu vereinen, so wie es ursprüngliche anscheinend ihr Plan war.
Weiter meinte er, dass Tung bereits mit seiner "Frau" telefoniert hätte, um sich -unter Tränen- für unseren Kuss zu entschuldigen, der auf der CD mit den Aufnahmen von der Hochzeit Kennys Cousins zu sehen war.

Ich konnte und wollte es nicht so richtig glauben, auch wenn sich leise Zweifel an Tungs grosser Liebe zu mir meldeten.
Die waren aber so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren, als ich gegen Abend mit Tung über Kennys Aussagen sprach. Tung schwor mir hoch und heilig, dass er und seine inzwischen geschiedene Frau auch im echten Leben schon lange getrennte Wege gingen und ihm das Visum egal sei. Es ginge ihm einzig und alleine um mich. Darum mit mir zusammen leben zu können.
Der Anruf, den er angeblich mit seiner Exfrau getätigt haben sollte, sei eine glatte Lüge. Er nahm an, dass Kenny eventuell eifersüchtig sei und dass seine gesamte Familie (die zudem auch die Familie von Tungs Exfrau war) nun versuchte Zwiespalt mit Lügen zwischen uns zu säen, damit wir uns wieder trennten.

Denn Tungs Exfrau war niemand anderes, als die Schwester von anh Truong - Kennys Cousin- auf dessen Hochzeit wir im November gewesen waren - und auf dessen Hochzeitsvideo Tungs und mein Kuss für die Ewigkeit (und die erzünte Familie von Kenny und Tungs Exfrau) festgehalten war.
Kennys Cousine also!
Tung war somit nicht nur der beste Freund von Kenny, sondern nach vietnamesischer Familienhirarchie auch noch obendrein dessen "Schwager".
Was widerum bedeutete, dass Kennys Mutter (die eigentlich nach deutschen Maßstäben ja lediglich die Tante von Tungs Exfrau gewesen wäre) dadurch quasi ein Schwiegersohn war.

Um das ganze nochmal bildlich darzustellen:

Bei "klick" auf den Stammbaum vergrössert sich das Bild zur besseren Ansicht

Um die Verwirrung komplett zu machen, komme nun noch ich mit ins Spiel:

Die liebe "Ba Giong", meine heissgeliebte Oma in Vietnam, ist eigentlich in Wahrheit die Mutter von Kennys Mutter und Kennys Onkel. Kennys Onkel widerum ist der Vater von Truong -Kennys Cousin- und Lan -ebenfalls Kennys Cousine-, die aber zudem Tungs Exfrau ist.

Weil in Vietnam die Familienbande aber ganz anders gewertet werden als bei uns und alles irgendwie "Brüder und Schwestern" sind, bin ich als Kennys Exfreundin folglich die "sozusagen" kleine Schwester von Truong und Lan (Tungs Exfrau), eigentlich auch von Tung selbst und überhaupt, die "Schwiegertochter" der gesamten Familie.
Das gleiche gilt für Tung als Exmann von Lan, der somit ebenso als "Schwiegersohn" dieser Familie betrachtet wird.

Um`s kurz und schmerzlos zu machen:
Tung und ich kamen aus "dem selben Stall". Wir waren grob gesagt "Bruder" und "Schwester" für Kennys Sippe. Klingt verrückt - und ist es auch!! ;)
Was aber noch viel verrückter ist, ist der Vorwurf der im laufe der Zeit von Kennys Mutter kam:
Wir würden "Inzest" betreiben! *lol*
Und das war ihr völliger ernst! *nochmal lol* :))

Ok, weils wie ich finde so noch nicht verworren und abgefahren genug ist, setzen wir dem "Gepansche" jetzt noch die Krone auf indem ich euch sage, dass Lan (Tungs Exfrau und Kennys Cousine) zwischenzeitlich Kennys Frau geworden ist!

Wir haben demnach getauscht! :)
Tungs Exfrau ist nun die Frau meines Exfreundes und ich die Exfreundin vom jetzigen Mann der Exfreundin meines aktuellen Mannes, bin nun die Frau vom Exmann der Frau meines Exfreundes...

Soweit verstanden?! Klingt megalustig, ist es aber für alle Beteiligten nicht gewesen.
Das "süsse Geheimnis", dass scheinbar alle Anfangs vor mir hatten war gelüftet.
Hätte ich es früher gewusst, wäre ich vermutlich nie mit Tung zusammen gekommen.
Durch die jahrelange Beziehung zu Kenny, die ja schon in jungen Jahren begonnen hatte, bin ich zu einem grossen Teil mit den vietnamesischen Werten aufgewachsen. Diese Werte haben ich auch tatsächlich verinnerlicht und lebe in vielen Lebenslagen danach.
Ich hätte deshalb höchst wahrscheinlich nie zugelassen, dass ich mir selbst erlaube, mich so dermaßen in Tung zu verlieben, dass es kein zurück mehr gibt.
Sicher hätte ich mich überhaupt nicht mit ihm eingelassen. Das wäre ein -wie sagt man so schön- ein "no go" für mich gewesen, zumal es hinterher einige Zeit von der Familie so hingestellt wurde, als hätte ich die Beziehung zwischen Tung und Lan (seiner Exfrau) zerstört (was aber völliger Blödsinn ist, wie ich jetzt mit Bestimmtheit sagen kann) und dadurch deren gemeinsamer Tochter Han, die heute meine Stieftochter ist und mit uns lebt, die leibliche Mutter genommen.

Fakt ist aber, dass die Ehe zwischen beiden schon im Argen lag, bevor Lan Vietnam verliess und selbst das war bereits bevor ich hierher kam.
Sie hat ihre süsse, kleine Tochter von etwa 4 Jahren einfach bei der Schwiegermutter abgestellt, ihren Mann sitzen lassen und ist auf, ins gelobte Land um etwas zu werden, was sie hier in Tungs Familie schon längst war: reich.
Als Lan dann in Deutschland angekommen ist (und wohl nicht nur hier) hat sie Tung betrogen.
Ab da war für ihn der Ofen aus. Ich kam erst einige Monate später ins Spiel.

[ Oh, jetzt wo ich das schreibe und an Han, meine liebe kleine Maus denken muss, fällt mir etwas ein was ich bislang völlig vergessen hatte.
Bei meinem ersten Besuch hier in Vietnam hatte mich Kenny nämlich eines Nachmittags nach einer "Zechtour" zum ausschlafen bei Tung Zuhause abgeladen. Zu dieser Zeit waren Tung und ich noch nicht zusammen, aber bereits heftig ineinander verliebt. 
Ich schlief in Tungs Zimmer, in dem ich mich vom ersten Augenblick an fühlte, als wäre es bereits das meine.
Da war nichts fremdes. Für gewöhnlich schlafe ich sehr, sehr ungern in fremden Betten (sicherlich ein Grund dafür, warum ich nie sogenannte "one-night-stands" hatte ;)
In diesem Bett - Tungs Bett fühlte ich mich aber sofort pudelwohl und schlief auch wie "im Traum".
Und den hatte ich da auch: also einen Traum meine ich.
Es war eher wie ein Fenster in die Zukunft. 
In diesem Traum waren nämlich seine Tochter Han, Tung und ich zu sehen. Als glückliche Familie.
Han rief mich "Mami", so wie sie es gegenwärtig tut.
In dem Moment, in dem ich die Augen aufschlug, saß sie an meinem Bettrand und lächelte mich an:
"Tante, bist du jetzt wach Tante?! Hast du gut geschlafen Tante?! Schau mal Tante, ich habe hier Glitzerkleber. Kuck mal was ich schönes damit gemacht habe." ]

Daraufhin hat mir dieses bezaubernde, kleine Geschöpf, dass wie ein kleines Wesen aus einem Märchen in diesem Augenblick auf mich gewirkt hat ihr Bastelarbeiten gezeigt und mich vollends in ihren Bann gezogen.
Als Tung dann später ins Zimmer kam, saßen Han und ich ins Basteln vertieft auf dem Bett und versuchten Tung etwas von dem Glitzerkleber ins Gesicht zu schmieren.
Eine Fetzengaudi und ich kann mich seid meiner eigenen Kindheit - als ich diesen Zauber in der eigenen Familie erlebt habe, an keine andere Situation erinnern, in der ich so unbeschwert und rundum glücklich und ausgefüllt war.

An dieser Stelle sei nebenbei meinen geliebten Eltern für die wundervollen Kindheitsjahre gedankt, die sie uns ermöglicht haben.

Ein Bild von meiner Webcam, dass Tung mit seinem Handy fotografiert hatte
Kommen wir aber zurück an den Punkt, an dem ich nun kurz vor meinem Wiedersehen mit Tung stand.
Ganze 4 Monate waren seit unserem Abschied in Vietnam vergangen und es war der derweil Ende März geworden. Am 1.04.2008 sollte der Flieger gehen, der mich zurück fliegen würde, zu dem Ort, an dem ich mein Herz - und scheinbar auch meinen Verstand- verloren hatte.
Ganze Tage und Nächte, die ich nicht arbeiten musste (wovon es allerdings über die Monaten nicht viele gab) hatte ich damit zugebracht, vietnamesische Musik zu hören und mir immer und immer wieder die Fotos anzusehen, die mir als einziger Ersatz geblieben waren.
Meinem Chef hatte ich eine kleine Notlüge aufgetischt. Wichtige familiäre Angelegenheiten, sonst wäre da gar nichts mehr gegangen.
Ich hatte tiefstes Vertrauen, was Tungs Treue seit unserer letzten gemeinsamen Nacht- und seine Liebe zu mir anging.
Dennoch war ich unerklärlich aufgeregt, als es hiess: fertigmachen zum Abflug.
Tags zuvor hatte ich Tung nochmal darauf eingeschworen, wann ich landen würde und mir mindestens an die 20 Bestätigungen geben lassen, dass es ihm recht war und er ebenfalls den innigen Wunsch hatte, mich wiederzusehen.

Tungs strahlendes Gesicht im Kopf fuhr ich den Computer herunter und ging schweren Herzens in die Arbeit. Nachts konnte ich dann vor lauter Nervosität und Vorfreude kaum schlafen.
Den fehlenden Schlaf holte ich jedoch am darauf folgenden Tag im Flieger nach.
Bisher das einzigste Mal, dass ich auf diesem grauenhaften Flug (den ich noch so oft antreten sollte) richtig schön durchschlummern konnte. Ich erwachte tatsächlich erst, als die Stewardess mich sanft weckte, um mir kurz vor Bangkok das Frühstück zu servieren.

Rückkehr nach Vietnam

4 Monate waren seither vergangnen, als die Maschine mit mir an Bord endlich zum Landeanflug auf Vietnam ansetzte.
Diesmal konnte ich Kennys Freude und Euphorie auf unserer ersten gemeinsamen Reise nachempfinden.
Es war ein Gefühl wie nach Hause kommen. Unbeschreiblich einfach. 
Die ganze Leere, Einsamkeit und tiefe Traurigkeit vielen mit einem Schlag von mir ab und ich befand mich in Höchststimmung, als ich aus dem Flugzeug stieg und Fuß auf den Flughafen Noi Bai setzte.
Das mein Gepäck selbstverständlich (wie könnte es auch anders sein) als letztes vom Fließband ging, störte mich nicht. Ich war einfach nur glücklich. Ich war in Vietnam. Ich war wirklich zurück und was noch viel wichtiger war: Gleich würde ich Tung wieder sehen. 

Würden wir uns tränenüberströmt um den Hals fallen, uns stürmisch küssen oder wären wir uns doch irgendwie fremd geworden in all den Monaten?!

Meine Frage erübrigte sich.
Als ich durch die automatische Glastür hinaus trat, in die Wartehallte war von Tung nämlich nichts zu sehen.
Leicht irritiert sah ich mich etwas intensiver nach ihm um, aber es war tatsächlich weit und breit keine Spur von ihm. Es dauerte eine ganze Weile, aber nachdem ich mir eingestanden hatte, dass er warhaftig nicht aufgetaucht war, sank mir das Herz tiefer noch als in die Hose.
Hatte ich es geahnt? War er nicht irgendwie sowieso seltsam gewesen bei den Unterhaltungen die letzten Tage? Mit einem Schlag war ich von ganz oben, ganz unten.

Dann aber packte mich plötzlich eine unbändige Wut! Wie hatte er mich hierher fliegen lassen können, wenn er doch wusste, dass er mich inzwischen nicht mehr wiedersehen will? Warum hatte er mich eiskalt den Urlaub in der Arbeit beantragen-, das Ticket buchen und vor allen Dingen zahlen(!)-, die Koffer packen- und in diesen blöden Flieger steigen- lassen? Warum war er zu feige gewesen, es mir zu geradeheraus zu sagen, anstatt mich so auf die Schnauze fliegen zu lassen? Was hatte ich ihm denn getan, dass er mich so dermaßen auflaufen lies? Was für ein Penner! Jetzt war ich richtig schön in Fahrt!!

Ich nahm das Handy und rief seine Nummer an. Zu meiner Überraschung hob allerdings nicht er ab, sondern eine Frau!! 

Das war doch der absolute Oberknüller!! Ich legte schnell wieder auf!
Wie hatte ich mich doch getäuscht! Was für ein Schwein! 
Ich war tatsächlich in dem Moment so enttäuscht und vor allem wütend, dass ich gar nicht wirklich traurig sein konnte. Das wäre später mit Sicherheit noch gekommen.
Aber soweit kam es dem Himmel sei Dank gar nicht erst, weil Tung in diesem Moment zurückrief.
Wiederwillig nahm ich ab. 

"Viva oi!" hörte ich das "Mädchen" meinen vietnamesischen Namen sagen.
Was für eine Unverschämtheit war denn das nun?! Sollte sie mich in seinem Namen anrufen, um mir Tungs Fehltritt bzw seine neue Liebe zu beichten und mich etwas zu beruhigen?!
Gerade wollte ich zu einer üblen Schimpftirade ansetzen, da sagte die weibliche Stimme (gerade noch rechtzeitig):
"Mẹ đây!"..(was übersetzt bedeutet "Hier ist deine Mutter"). Sie sprach auf vietnamesisch weiter, wo ich sei und das ich warten solle. Tung sei bereits auf dem Weg zu mir. Er hätte verschlafen und sein Handy bei ihr liegen lassen.

Es war also lediglich Tungs Mutter gewesen! Was für eine Erleichterung! :)

Kurz darauf rief auch schon ein völlig atemloser und panischer Tung bei mir an um mich zu beschwören, auf ihn zu warten. Er hätte gestern bei einem Freund übernachtet und sei der Meinung gewesen, ich würde erst Abends in Hanoi landen.
Mir viel ein riesengrosser Stein vom Herzen.
Allerdings war mir auch ziemlich klar, dass er 100 prozentig wusste ich würde Morgens hier ankommen und wie die Sache wirklich abgelaufen war. Ich sinnte somit auf Rache.
"Na warte mein Freund, das kriegst du zurück" dachte ich mir und begann den Spiess umzudrehen....

Das erste Wiedersehen nach 4 Monaten

Ich rief bei Tung an, der inzwischen in ein Taxi gesprungen- und auf dem Weg zu mir war.
Völlig ausser Atem nahm er ab und gab sich allergrösste Mühe, auf mich einzureden, ich möge auf ihn warten.

Kopfüber ins Abenteuer Liebe
Das tat ich auch, aber nicht ohne mich über eine sofortige Rückflugmöglichkeit zu informieren.
Es gab zwar eine Maschine, allerdings hatte ich ja gar nicht wirklich vor, tatsächlich gleich wieder den Heimweg anzutreten.
Dafür liebte ich trotz meines soeben verletzten Stolzes Tung doch viel zu sehr.

Diesem teilte ich bei meinem Anruf jedoch mit, dass ich soeben mein Ticket für die Rückreise fix gemacht hätte.
Das gab ihm vollends den Rest. Verzweifelt flehte er mich an: "Em ah, warte auf mich. Wir geben vollgas, ich bin in einer Stunde bei dir. Bitte warte auf mich, hörst du?!"
Mit möglichst kalter, gleichgültiger Stimme gab ich zurück: "Du kannst gerne kommen, aber der Rückflug ist gebucht. Ich warte gerade auf meinen Abflug.."

Unterdessen setzte ich mich in das Cafe im vierten Stock des Flughafens.
Das Handy klingelte erneut und wieder war Tungs Mutter am Apperat und fragte mich diesmal wo ich sei.
Zur Anrede benutzte sie diesmal das Wort "con", was soviel wie "Tochter" in diesem Zusammenhang bedeutet.
Ich sagte ihr ich würde in diesem Cafe im obersten Stockwerk sitzen.
Sie beschwor mich ebenfalls zu warten. Ich solle mir keine Sorgen machen. Es gäbe kein anderes Mädchen, dass hätte sie niemals zugelassen. Innerlich musste ich schmunzeln und trimphierte.

Nach nur 2 einhalb Stunden war es dann soweit und Tung kreuzte atemlos vor meinem Tisch auf.
Eine Litarnei an Entschuldigungen, Bittgesuchen, ich möge bleiben und Liebesschwüren prasselte auf mich ein.
Sogar einen riesen Blumenstrauss hatte er noch irgendwo auf die Schnelle für mich augetan.
Na alle Achtung! :)

Tungs Vertrauter und Arbeiter Son, der zu einem guten Freund für mich wurde
Er setzte sich neben mich und sein Freund und Arbeiter Son, der sich mit ihm auf den Weg gemacht hatte nahm uns gegenüber Platz und startet ebefalls sogleich mit Erklärungsversuchen.
Tung nahm währenddessen meine Hand in die seine und sogleich durchströmte mich ein warmes Gefühl und unendlich Erleichterung, ihn endlich wieder zu fühlen.

Endlich hatte ich wieder das Gefühl komplett zu sein. Die letzten Monate über hatte es sich angefühlt, als würde ein Teil fehlen. Ich war glücklich, spielte aber noch für kurze Zeit die unnahbare.
Tung nahm aber wie selbstverständlich meine Koffer, zahlte und mit der gleichen Selbstverständlichkeit folgte ich ihm auch zu raus aus dem Flughafen zu den Autos.

Auf der Fahrt von Ha Noi nach Hai Phong schlief ich erschöpft und seelig in seinen Armen ein, die mich so fest an sich drückten, als hätte er Angst, er könne mich doch noch verlieren, wenn er mich nicht fest genug hielte.

3 1/2 Wochen Feuerprobe

Unsere erste gemeinsame Zeit begann. Diesmal war ich ja auf eigene Faust- also völlig allein gereist und irgendwie war es eine Reise ins Ungewisse gewesen, da ich mir nicht sicher war,
wie es werden würde, wenn ich diesmal ohne Kenny, ganz allein in Vietnam bei Tung sein würde.

Das erste Mal komplett allein bei Tung und seiner Familie
Bisher hatte ich ja eine Familie im Hintergrund gehabt, bei der ich lebte und auf die ich mich verlassen konnte und Khanh hatte zudem auch als Übersetzer für mich fungiert, weil zum damaligen Zeitpunkt meine Vietnamesisch-Kenntnisse noch nicht sonderlich ausgeprägt waren.
Wie würde es nun werden? Würden wir uns ausreichend verständigen können? Würde Tung sich auch weiterhin so um mich kümmern, wie er es vor über 4 Monaten getan hatte?
Und vor allem, war er wirklich froh, dass ich zurück war oder hatte er mir einfach nur nicht sagen können, dass die Gefühle nicht mehr so stark waren, dass er wirklich wollte, dass ich jetzt wieder bei ihm war?

Mit Bi auf der Geburtstagsfeier von Tungs Mutter
Andererseits hatte ich in alles ein seltsames Urvertrauen.
Zwar gingen mir solche Fragen kurzfristig durch den Kopf, aber ernsthaftere Gedanken machte ich mir nicht darum und das wäre auch gänzlich unnötig gewesen, wie sich in diesen 3 1/2 Wochen herausstellte.

Es war eine wundervolle Zeit, in der wir ein wenig den ganz normalen Beziehungsalltag spielen konnten.

Früh am Morgen ging Tung aus dem Haus um zur Arbeit zu fahren. 
Für mich war ein kleines Tischchen mit schönen gepolsterten Sesseln bereitgestellt worden, auf dem jeden Tag eine Kanne mit heissem Wasser, mit dem ich mir meinen ebenfalls bereitgestellten Kaffee zubereiten konnte.

Beim spielen mit meiner kleinen Maus
Meist kam ich aber noch gar nicht dazu, mir meinen Kaffe aufzubrühen, wenn es schon leise an der Tür klopfte (die Tung immer vorsorglich schloss, bevor er ging, damit niemand meinen Schlaf stören konnte).
Bi, die damals noch ein winziger Knopf war und noch nicht zur Schule ging, hatte nämlich jedesmal nur auf diesen Moment gewartet, wenn Tung ausser Haus ging, um sich dann schnell nach oben zu schleichen und mich zum spielen aufzufordern.

Han ausnahmsweise mal nicht beim spielen und toben
Das tat ich dann auch immer den ganzen Tag mit mir. 
Weil Tung sehr beschäftigt war, kam er oft erst gegen Nachmittag mit mir und fand mich dann fahrradfahrend, seilhüpfend, malend oder Schule-spielend mit seiner Tochter vor.
Er meinte dann, mich "erlösen" zu müssen und sagte der Kleinen, dass sie mir nun ein bisschen Pause gönnen sollte, damit ich duschen und zum Essen vorbereiten könne.
Wir machten uns frisch, aßen mit seiner Mutter, dem Zwerg und der Hausangestellten zu Abend oder gingen gemeinsam mit Freunden aus und lagen dann im Bett und lasen oder sahen uns unsere Lieblingsserie "Co gai xau xi" an.
Wie alle anderen Pärchen auf der Welt eben auch. ;)

Mit Bi`s Fahhrad vor dem Haus
Den Grossteil der Zeit machten wir demnach also gar nichts ausergewöhnliches, aber gerade das war es auch, was mir gefiel und was mir zeigte, dass es sich nicht nur um eine Urlaubsliebe handelte, die von Unterhaltung und einer schönen Urlaubszeit mit Sonne, Meer und Strand lebte, sondern eine echte Liebe war, die sicherlich auch im Alltag Bestand haben würde.

Verlobung auf Umwegen

Wir besuchten Freunde, gingen mit der Kleinen in den Erlebnispark oder Tung holte mich am Vormittag -wenn er etwas Zeit hatte- ab und wir gingen in unserem lieblings-Steaklokal frühstücken.
Wir gingen zum Angeln und Einkaufen.
Verständigungsprobleme hatten wir trotz meines noch sehr kargen Vietnamesisch  und der Tatsache das Tung ja keine Fremdsprachen wie Englisch, Französisch oder gar Deutsch beherrschte im Grunde so gut wie nie.
Irgendwie wussten wir trotzdem immer, was der andere versucht zu sagen.

Anh Tung beim Steak-Frühstück
Und so verstand Tung auch, was ich ihm zu früher Stunde am 11. April sagte.
Schon seit ich wieder zurück in Deutschland war hatte er damit aufgehört mich "ban gai" (Freundin) zu nennen und nannte mich statt dessen bereits "vo" (seine Frau).
Ich hatte dem gar nicht so viel Bedeutung beigemessen, aber als anh Tung mich dann nun nach einigen Tagen fragte, ob ich seine Frau werden würde, gingen bei mir doch ganz leise die Alarmglocken an.
Immerhin hatte Kenny mir ja erzählt, Tung würde seine Exfrau noch lieben und hätte sich bei ihr für den "Ausrutscher" mit mir auf der Hochzeit ihres Bruders entschuldigt usw.
Unter anderem dann noch, dass er mich lediglich als Fahrkarte nach Deutschland zu ihr sehen würde.

Das "Cat Tuong" in der Nguyen Duc Canh Strasse wurde unser Stammlokal
Obwohl ich mir der Aufrichtigkeit und Echtheit seiner Gefühle im Grunde sicher war, hatte diese intensive Bearbeitung seitens Khanh`s Familie doch ein ab und an aufkommendes Misstrauen nach sich gezogen.
Einerseits war ich mir sicher und dachte mir würden solche Geschichten zugetragen, um die Beziehung zu Tung zu zerstören, weil Kennys komplette Familie dagegen war, andererseits war dieser aber doch mein bester Freund und hin und wieder war ich ja auch selbst am grübeln, wo der Hacken an der Sache war.
Es war viel zu schön um wahr zu sein und oft erwischte ich mich bei dem Gedanken, dass ich vielleicht einfach nur so sehr wollte, dass er mich genauso liebt wie ich ihn und deshalb sozusagen zu blind war um erkennen zu wollen, dass anh Tung lediglich eine sehr überzeugende Show ablieferte.
Wie sollte man denn sonst nach so kurzer Zeit schon so überzeugt davon sein, die grosse Liebe seines Lebens gefunden zu haben?! Allerdings war ich für meinen Teil ja selber seit Beginn unserer Beziehung dieser Auffassung.

Wenngleich ich darauf vertraute, dass anh Tung mir nicht nur etwas vormachte musste ich doch auch irgendwo auf der Hut sein -in der Regel jedoch ziemlich erfolglos-, schliesslich weiss man ja nie..

Auch Tungs Tochter hatte ich mittlerweile tief in mein Herz geschlossen
Als er mich jetzt -wohlgemerkt nach nur knappen 5 Monaten die wir uns inzwischen kannten, wovon wir bislang lediglich etwa 4 miteinander verbracht hatten- fragte, ob ich ihn heiraten würde, beschlich mich die Sorge, er könnte es doch nur darauf abgesehen haben, nach Deutschland zu kommen.


Die darauffolgenden Tage, die so harmonisch verliefen und in denen mich seine Worte und sein Verhalten wieder darin bestärkten, dass er mich genauso liebte, wie ich ihn und dass die anderen die Lügner waren und schlichtweg versuchten mir solche Dinge einzureden um uns auseinanderzubringen, liesen mich jegliche Zweifel schnell wieder vergessen und die tiefe Glückseeligkeit kehrte zurück.

Unser Freund Nghia Beo, mit dem wir u.a. am Abend unserer Verlobung unterwegs waren
Und so kam es schliesslich dann auch dazu, dass ich an diesem besagten 11.April (die Zahl Elf sollte in unserer Beziehung noch eine interessante Rolle bekommen - darum erwähne ich sie ab jetzt) nach einem wundervollen Abend zusammen mit Freunden in der Diskothek, beim anschliessenden Nachtessen an einem der unzähligen Imbissstände auf den Strassen von Hai Phong, meinem Mann -völlig überwältigt von den intensiven Gefühlen die mich durchströmten, wenn ich bei ihm sein konnte- nun im Gegenzug ebenfalls einen Antrag machte.
Der konnte sein Glück scheinbar kaum fassen und strahlte mich verliebt an.
Erinnerungs-Schnappschuss an die Verlobung
Zuhause angekommen, besiegelten wir unsere Verlobung -wenn ihr wisst was ich meine ;)
und erst als der Morgen graute fielen wir -eng umschlungen- in einen tiefen, entspannten Schlaf.

Urlaub im Urlaub - Die sozusagen "Flitterwochen"

Kurz darauf geschah es übrigens dann aber doch, dass ich einmal so gar nicht verstand, was mein mittlerweile Verlobter mir gerade erzählte und wollte blöderweise genau in diesem Moment nicht, dass er das mitbekam.
So wusste ich aber hinterher selbstverständlich nicht genau, was es damit auf sich hatte, dass er etwas Kleidung und ein paar Toilettenartikel in eine Tüte packte und wir uns kurz darauf auf den Weg machten.
Ich hatte keine Ahnung wohin es ging und war nicht schlecht erstaunt, als wir plötzlich am Hafen standen und Tung Tickets für ein Schiff kaufte.

Auch ohne Kleidung zum wechseln war Cat Ba einfach nur schön. Tungs T-Shirt tat es ja auch ;)
Wir waren auf dem Weg nach Cat Ba wie ich später feststellte.
Die Insel Cat Ba, die ich kürzlich in einem Blogbeitrag vorgestellt habe, kannte ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Seine Mutter hatte scheinbar Sorge gehabt, ich würde mich Zuhause langweilen und ihm ein paar  freigegeben, damit er mit mir wegfahren konnte.

Der erste Liebesurlaub meines Lebens - Ein voller Erfolg
Geplant war, dass wir über Nacht dortblieben und am nächsten Tag zurückfahren sollten.
Aus diesen geplanten 2 Tagen wurden letztlich 4 weil es uns so gut gefiel, dass wir 2 Mal wieder von dem Boot stiegen, dass uns nach Hai Phong zurückbringen sollte.
Tung lies auch nichts unversucht, um diesen Ausflug unvergesslich für mich zu machen und das wurde er auch. Es war für uns beide die erste Reise dieser Art: ein romantischer Liebesurlaub zu zweit.
Sowas hatten weder er noch ich jemals zuvor getan und ich dachte bis dahin auch stets, dass man bei sowas sicher sterben würde vor Langeweile.
Hätte man sich etwas zu sagen, wenn man Abends allein mit dem Partner bei einem romantischen Essen sitzt, oder würde man sich über das Wetter unterhalten und den Rest der Zeit gemeinsam in der Gegend herumkucken?

Nachdem ich nichts dabei hatte, mussten mein BH und Tungs Short zum baden herhalten
Wir hatten uns immer etwas zu sagen und es wurde in keiner Minute langweilig. Ganz im Gegenteil und ich sah auch, dass auch mal einige Minuten Stille oder gemeinsames Schweigen bei uns nie unangenehm waren.
Dafür war bereits von Anfang an zuviel Vertrautheit zwischen uns.
Es war als würden wir uns schon ein Leben lang kennen. 
An einem Tag mietete Tung für uns eine Dschunke. Ich staunte nicht schlecht als ich Begriff, dass er die komplette Dschunke für uns allein gemietet hatte.

Verliebt wie nie zuvor
Wir sahen uns die Vorläufer der Ha Long Bucht mit seinen wunderschönen Felseninseln an besichtigten die Affeninsel und kauften bei einem schwimmenden Händler Fisch für unser Mittagessen ein - und für das hatte er sich etwas besonderes einfallen lassen: Ein Pick-Nick an einem einsamen Strand, einer verlassenen Insel.
Es war wie in meinen schönsten Träumen. Kein Liebesfilm hätte schöner sein können.
Nur anh Tung und ich (naja und der Helfer des Bootes, der uns die Mahlzeiten vom Schiff herüber brachte) vor dieser atemberaubenden Kulisse auf dieser kleinen Insel mit seinem versteckten Strand, auf dem wir saßen und unser Mahl genossen.

Vor der Insel auf der wir unser Strand-"Pick-Nick" hatten
Nicht selten hatten wir auf Cat Ba selbst binnen Kürze einige der Fotografinnen im Schlepptau, die sich tagsüber an den Badestränden aufhalten um Touristen und einheimische Urlauber zu verfolgen und um die Erlaubnis für ein paar Aufnahmen anbetteln, die sie einem später dann überteuert anzudrehen versuchen.
Eigentlich wimmelte Tung sie immer relativ schnell ab, aber an einem der Tage zeigte er sich einverstanden und wir konnten so einige schöne Erinnerungsfotos von uns während dieses traumhaften Kurzurlaubes schiessen lassen.

Perfektes Glück mit ungewisser Zukunft
Die Fotografin die die Aufnahmen von uns gemacht hat, trafen wir manchmal noch auf Ausflügen nach Cat Ba in den folgenden Jahren an und sie erkannte uns jedesmal wieder und erkundigte sich stets hoch erfreut uns wiederzutreffen, wie es uns ergangen sei.

Begrenztes Glück - Uns blieben nur noch wenige Tage
Als wir schliesslich nach Hai Phong zurückkehrten, blickten wir beide Sehnsüchtig durch die Fenster des alten, russischen Schnellbootes hinaus aufs Meer und eine tiefe Melancholie erfasste uns beide gleichermaßen.
Die Zeit war nämlich viel zu schnell vergangen und der Abschied nahte. Ich wünschte mir die Zeit anhalten zu können um einfach so weiterzuleben wie bisher. Ich wollte ihn in meinem täglichen Leben nicht mehr missen und dachte mit einem stechenden Schmerz in meinem Herzen daran, wie ich ein weiteres Mal ohne ihn - und erneut ohne zu wissen wann wir uns wiedersehen würden - überstehen sollte.
Neben ihm hatte ich diese Gefühl der Vollkommenheit. Von überschäumenden Glück und einer tiefen Ausgeglichen- u. Zufriedenheit.

Auf "unserer" Dschunke
Keine einzige Nacht die wir bisher miteinander verbracht hatten war verstrichen, ohne dass ich mit meinem Kopf auf seine Brust gebettet, in anh Tungs Armen einschlief.
Nicht ein Mal hatte er es sich nehmen lassen mich schützend an sich zu drücken.
Bei dem Gedanken daran, schon bald wieder mutterseelen-allein in meinem Bett in Deutschland zu liegen, fast 13.000 Kilometer von meiner Liebe entfernt, überkam mich schreckliche Angst.

Entbehrung für die letzten Monate des Wartens
Obwohl ich mich zusammennehmen wollte, um uns die noch verbleibenden letzten Tage nicht zu verderben, weinte ich ständig.
Selbst wenn wir herumalberten und lachten, schüttelte mich im nächsten Moment ein heftiger Weinkrampf. Tung versuchte mich zu trösten und mit den Worten, dass er doch bald bei mir sein würde und dergleichen aufzuheitern so gut es ging, aber auch er war so erschüttert und am Boden zerstört über den bald bevorstehenden Abschied, dass er am Ende meist selbst damit kämpfte die Tränen zurückzuhalten.

Trübe Gedanken vor dem nahen Abschied
Dann kam der Tag, an dem er mich zum Flughafen bringen musste.
Am Abend bevor ich abflog weinte die Kleine heisse Tränen und fragte mich, warum ich nicht bleiben konnte. Ich drückte sie lange, bevor ich mich losreissen und mit Tung ins Auto steigen konnte.
Auch ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte bitterlich.

In einer Strandbar auf Cat Ba
Wir klammerten uns auf der Fahrt zum Flughafen aneinander, wie zwei ertrinkende.
Keiner wollte die wenige kostbaren letzten Stunden und Minuten verschwenden und den anderen auch nur für einen kleinen Augenblick loslassen. Als die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Wagens Tungs Gesicht erhellten, konnte ich Tränen in seinen Augen glitzern zu sehen.

Der Deckel für meinen Topf vom anderen Ende der Welt ;)
Erneut wussten wir nicht, für wie lange wir uns diesmal verabschieden mussten und wann und wie wir uns wiedersehen würden. Das wir uns wiedersehen würden, stand allerdings auch ohne Worte für uns fest.
Wir gehörten zusammen auch wenn wir nicht wussten, wie wir es anstellen sollten und was die Zukunft bringen würde....

Ich hatte keine Ahnung, wie ich es nun, nachdem wir die letzten Wochen unsere Beziehung hatten Leben können und Nacht für Nacht aneinandergekuschelt eingeschlafen waren, ohne Tung an meiner Seite aushalten sollte. Der blosse Gedanke daran und die noch allzu wachen Erinnerungen an die vergangenen Monate, die immer nur aus Sehnsucht, Kummer und Einsamkeit bestanden hatten trieben mich schier zur Verzweiflung. Ich wollte nicht gehen. Ich wollte ihn nicht wieder missen müssen.
Der Ausdruck auf Tungs Gesicht und in seinen Augen lies mich erahnen, dass er das gleich dachte.

Ich wünschte ich würde ihn nie mehr loslassen müssen
Jetzt waren wir sogar verlobt. Pläne für eine tatsächliche Heirat hatten wir zwar keine geschmiedet, aber es hiess für uns, dass wir zusammengehörten. Das keiner von uns daran dachte, die Beziehung aufzugeben oder der Meinung war, sie würde über kurz oder lang von allein im Sande verlaufen, weil die sie der Entfernung und den langen Trennungszeiten nicht standhalten konnte.

Doch was sollten wir tun? Das Tung wirklich bald nach Deutschland kommen würde, daran glaubte ich zwar nicht mehr so richtig, aber was blieb mir schon gross anderes übrig, als wenigstens darauf zu hoffen..

Fürs erste musste ich jedoch ein weiteres Mal Abschied nehmen und in den Flieger steigen.
Es war ein Flug in die Ungewissheit und zurück in ein Leben, in das ich ohne Tung bereits nicht mehr wollte.

Wieder zurück in Deutschland - wieder alleine

Ein weiteres Mal alleine zurück in Deutschland blieb uns wie schon zuvor nur der tägliche Kontakt über Skype, den Yahoo Messenger, etlichen Kurznachrichten und ein paar Telefonaten.

Spass und Freude hatte ich überhaupt nicht mehr und meine Tage bestanden einzig darin, mich in der Firma um sämtliche Schichten zu reissen, die zu haben waren, ein klein wenig zu schlafen und auf Tungs Aufforderung hin täglich etwas Essbares herunterzuwürgen, denn selbst der Appetit war mir vergangen.
Tung blieb das aber nicht verborgen und er achtete peniebelst darauf, dass ich wenigstens eine Kleinigkeit vor seinen Augen - also der Webcam aß.

Die einzigen Momente in denen ich hin und wieder sogar ein bisschen lachen konnte waren die, in denen ich mich mit ihm über den Computer "unterhielt".
Wir schrieben uns ständig.

Da ich regelmässig bis spät in die Nacht arbeitete, stand ich oft erst gegen 10 Uhr Vormittags auf.
Dann machte ich mich zurecht, trank einen Kaffee und wartete sehnsüchtig darauf, dass es endlich 11 oder halb 12 wurde und Tung aus der Arbeit nach Hause kam, damit er mir schnell einen guten Morgen wünschen- wir uns einige Minuten unterhalten- und einen kurzen Blick über die Kamera aufeinander erhaschen konnten.
Das musste reichen um mir die nötige Kraft zu geben, mich auf den Weg in die Arbeit zu machen.
Durch die etlichen doppelt und dreifach Schichten, die ich mir unter den Nagel riss, begann mein Arbeitstag meistens zur gleichen Zeit, als der von anh Tung tausende Kilometer von mir entfernt gerade endete.
Allerdings war es da bei ihm bereits rund 17-18 Uhr in Abends und bei mir erst 12 Uhr Mittags.

Gottseidank brauchte ich mit dem Auto nur rund 5-10 Minuten bis zum Betrieb, sonst hätte ich auf die ohnehin knapp bemessenen Minuten mit Tung verzichten müssen und in der Arbeit selbst hatte ich nicht die Möglichkeit, mich an einen PC zu setzen.
Hier schrieben wir uns dann aber Kurznachrichten oder telefonierten kurz, wenn ich nicht zuviel zu tun hatte.

Wenn ich dann zu später Stunde nach Hause kam, war mein erster Gang selbstverständlich ebenfalls wieder der an meinen "Kasten", wo im Gegenzug dann ich wartete, bis Tung aufstand um zur Arbeit zu gehen, um ihm einen guten Morgen und schönen Tag zu wünschen.

So wussten wir trotz der enormen Distanz zwischen uns im Grunde immer, wo der andere gerade steckte oder was er gerade tat.
Angst das sich einer von uns vielleicht mit einem oder einer anderen traf, hatten wir nie und Tung hat mir hinterher oft auf das Leben seiner Mutter und Tochter geschwört, dass es auch nie eine andere gab in den langen Monaten, die wir jeweils voneinander getrennt waren.

In meiner Familie, dem Freundes- und Bekanntenkreis sah man das Ganze wohl zunehmend suspekt, hatte doch eigentlich jeder damit gerechnet, dass sich diese Beziehung relativ bald als schlichte Urlaubsliebe entpuppen- und im Sande verlaufen würde.
Man war sich allseits sicher gewesen, dass die Gefühle bestimmt schnell abflauen würden, wenn ich denn erstmal wieder in den Alltag zurückgefunden hätte.
Das ich nun aber schon über ein halbes Jahr daran festhielt-, auch der Liebeskummer scheinbar nicht besser zu werden schien und ich eben nicht mehr in mein gewöhnliches, tägliches Leben zurückfand, war für niemanden verständlich.
Auch das Tung nicht langsam aber sicher begann sich rar zu machen und von seiner Seite mindestens die selbe Beharrlichkeit kam wie von mir erstaunte alle!

Keiner konnte sich vorstellen, dass es so eine grosse Liebe wahrhaftig gab.
Da musste doch dann irgendetwas anderes dahinterstecken, also verbreitete sich auch hier bald die Meinung, Tung würde mit grösster Wahrscheinlichkeit nur auf eine Heirat mit mir und somit auf ein Visum für Deutschland aus sein.

Ich nehme das niemanden übel. Unter normalen Umständen hätte ich vermutlich nicht anders gedacht.
Es konnte ja auch kein einziger diese seltsame Vertrautheit und Verbundenheit sehen, die zwischen Tung und mir herrschte und so eine echte Lovestory, dass gibt es dann ja letztlich doch nur im Film. ;)
Die Realität ist im Normalfall meist doch um ein vielfaches konventioneller.

Von Kennys Familie aus wurde indes erneut versucht, mir einzureden es ginge ausschliesslich um Papiere für Deutschland. Nachdem aber immer offensichtlicher zu erkennen war, dass ich nicht sonderlich viel auf diese Geschichten gab, kamen neue hinzu.
Als Khanh`s Bruder, der ja gleichzeitig Tungs und mein sozusagen Ex-Schwager war beispielsweise aus seinem Vietnam Urlaub zurückkam, erzählte man mir, er hätte Tung zum Essen gehen getroffen und dieser hätte angeblich bei diesem Treffen ein Mädchen mitgebracht, dass für ihn arbeitete und mit der er angeblich ein Verhältnis hatte.

Solche Dinge gingen zwar nicht spurlos an mir vorüber, allerdings konnten sie mein Vertrauen nie so weit erschüttern, dass ich die Beziehung ernsthaft in Frage gestellt hätte.
Bei der nächsten Gelegenheit fragte ich Tung, was es damit auf sich hatte und dieser gab zu, dass er tatsächlich eine seiner Sekretärinnen mit zu diesem Essen genommen hatte aber das ich mir keine Sorgen zu machen braeuchte, da sie eine ganz normale Freundin und Arbeitskollegin sein und auch der vorhin von mir erwähnte Son mit von der Partie gewesen sei.
Ich glaubte ihm, denn er hätte die komplette Angelegenheit der Einfachheit ja auch abstreiten- und Kennys Bruder schlicht der Lüge bezichtigen können.
Spaeter traf ich dieses Maedchen dann auch selbst. Es war zwar offensichtlich, dass sie in ihn verliebt war, mindestens genauso offensichtlich war jedoch auch, dass er ihr einen Korb gegeben hatte. 

Wäre da wirklich etwas gewesen, hätte es mir zwar das Herz gebrochen, aber richtig vorwerfen hätte ich es ihm auch nicht können oder wollen.
Er ist ja auch nur ein Mann und hat gewisse Bedürfnisse.
Wenn man sich da permanent über Monate hinweg nicht sieht, könnte ich so einen Ausrutscher vielleicht sogar nachvollziehen, auch wenn es für mich selber nie in Frage gekommen wäre.
Ich bin allerdings auch eine Frau und die tun sich da vermutlich ein bisschen leichter.
Nichts desto trotz bin ich natürlich heilfroh, dass auch er sich scheinbar zusammengenommen hat,
denn selbst wenn vielleicht das Verstaendnis da waere in so einer Situation, heisst das nicht automatisch,
dass es deshalb weniger verletztend gewesen waere.

Eines zog das Gerede diesmal jedoch nach sich und das war die bittere Erkenntnis, dass es unter diesen Umständen wahrscheinlich eines Tages wirklich zu so etwas kommen würde.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns erneut bereits seit zweieinhalb Monaten nicht gesehen.
Zwar noch nicht so lange wie beim vorherigen Mal, aber die Zeit wurde diesmal auch so schon wieder viel zu lang. Auf diese Weise konnte es keinesfalls weiter gehen, sonst würden wir uns auf Dauer durch die Entfernung sicher doch verlieren.
Acht lange Monate führten wir diese Fernbeziehung nun inzwischen. Ich vermisste Tung so schrecklich.
Jede Sekunde fühlte ich in jeder einzelnen Faser meines Körpers die unerträgliche Sehnsucht nach ihm.

Irgendetwas musste geschehen und zwar schnell, denn dieser Zustand zehrte an unseren Kräften.
Die Hoffnung, dass anh Tung eines Tages doch noch von allein nach Deutschland kommen würde hatte ich zwischenzeitlich vollendes aufgegeben und auch von seiner Seite aus war nicht mehr viel davon zu hören.
So kam es, dass ich ihm an einem Abend gegen Mitte Juni mitteilte, dass ich vorhatte ihn so früh wie möglich wieder in Vietnam zu besuchen. Er war ausser sich vor Freude und ich erleichtert darüber, denn nicht selten beschlich mich damals die Angst, dass er das ewige getrennt sein und die ewige Warterei aufeinander nicht mehr aushielt, dass es ihm zuviel wurde und er einen Rückzieher machen- und die Beziehung schweren Herzens am Ende doch noch beenden würde.

Es stand demanch fest, dass ich ein weiteres Mal zurück zu ihm nach Vietnam fliegen würde - zumindest theoretisch, denn praktisch hatte ich die Rechnung bisher ohne meinen Arbeitgeber gemacht und der würde alles andere als erfreut sein, soviel stand fest.
Ganze 11 Tage Resturlaub waren mir dank der unzähligen Überstunden noch verblieben - viel zu wenig wie ich fand. Ausserdem hatte ich keine Ahnung, ob mein Chef überhaupt gewillt war mich schon wieder für einige Wochen verreisen zu lassen und wo ich erneut genügend Personal für die diversen Schichten auftreiben sollte, die während meiner Abwesenheit zu ersetzen waren.

Zunächst ging ich akribisch meine Stundenzettel durch, um mir die freien Tage auszurechnen, die ich mir durch meine etlichen Überstunden wieder angespart hatte.
Rund weitere 3 1/2 Wochen wären in etwa drin gewesen. Blieb noch zu klären, ob ich sie auch bekam.
Unter dem Vorwand, ich hätte private Angelegenheiten zu klären für die ich ins Ausland reisen müsse und unter viel Bitten, Betteln, Verhandlungsgeschick und dem Versprechen, dass ich den kompletten Schichtplan für diesen Zeitraum im Vorfeld organisieren würde, gelang es mir tatsächlich, meinen Chef nochmals breitzuschlagen.

Allerdings machte dieser mir dabei klar, dass danach erstmal für mindestens ein ganzes Jahr lang Schluss mit der Urlaubmacherei sei.
Zunaechst konnte diese Information meiner überschwenglichen Freude aber keinen Abbruch tun und ich fuhr nach der Unterredung mit ihm umgehend in mein Stammreisebüro, dass ebenfalls von Vietnamesen betrieben wurde.
Dort kannte man mich schon und wusste über unsere Geschichte bescheid.

In Rund einer Woche, Anfang Juli also sollte es losgehen. Von meiner ursprünglichen Flugangst war da schon nicht mehr viel übrig. Ich war ja schon fast ein alter Flughase geworden.
Schade, dass ich da noch nicht mein Vielfliegerkonto von Royal Orchid hatte..
Da haette ich binnen Kürze sicher den Platin-Status erhalten ;)
Vom absoluten Nichtflieger, war ich demnach innerhalb kürzester Zeit zum absoluten Vielflieger mutiert, der so viele Flugmeilen auf dem Buckel hatte, dass auch der Platin-Status im Vielfliegerprogramm der Star Alliance keine echte Herausforderung mehr dargestellt haette.

Zuhause beim Gespräch mit Tung über Skype kam mir spaeter dann jedoch die wahre Bedeutung der Worte meines Chefs in den Sinn. In wenigen Tagen würden wir uns wiedersehen, aber dann?!
Wie sollte es weitergehen, wenn ich nach dieser Reise ein volles Jahr lang keinen Urlaub mehr machen könnte? Tung würde zweifelsohne kein Besuchervisum für Deutschland bekommen, weil er viel zu jung und ungebunden war und darüber hinaus seine Exfrau und Mutter seines Kindes in Deutschland lebte.
Die Chancen, dass er hier eine Rückkehrbereitschaft glaubhaft machen könnte, standen gegen Null.
Ratlosigkeit und Verzweiflung machten sich trotz der unbändigen Vorfreude deshalb bei uns breit.

Der vermeintlich rettende Einfall


Wie gewohnt führten wir unsere taeglichen Unterhaltungen fort, waehrend der Termin unseres Wiedersehens immer naeher rückte und die Frage nach dem "Danach" im Gegenzug immer grösser und bedrückender.

Es waren denke ich lediglich noch knapp 4-5 Tage bis zu meinem Abflug, als mir dann der scheinbar rettende Gedanke kam: Wie waere es, wenn wir einfach in Vietnam heiraten würden?! ^^
(Was war ich doch niedlich..Ich hatte ja keine Ahnung, welche Anforderungen selbst bei einer Heirat im Ausland seitens Deutschland an Bürokratie zu bewaeltigen waren und welchen Zeit- u. Arbeitsaufwand die Beschaffung der nötigen Papiere eigentlich mit sich brachte)

Schliesslich gelang es mir auch anh Tung von dieser Idee zu überzeugen.
Das es auch in Vietnam sowas wie echte Bürokratie gibt und knappe 3 einhalb Wochen eigentlich ein viel zu knapp bemaessenes Zeitfenster waren, -auch davon hatte ich ja keine Ahnung.

Mein Augenmerk war nun ohnehin vorerst ausschliesslich darauf gerichtet, das Ganze überhaupt möglich zu machen. So las ich mich in windeseile durch saemtliche Seiten der Behörden und dubiosen Heirats- und Asienforen und meinte schliesslich ein vages Bild davon zu haben, was für eine Heirat in Vietnam benötigt wurde. -Und das war nicht ohne. Da mussten Auszüge aus dem Heiratsregister her, eine Untersuchung vom Amtsarzt, ein Reisepass, den ich nun glücklicherweise ja bereits besaß, die Geburtsurkunde, vermeintlicherweise ein Ehefaehigkeitszeugnis usw usw und dann war da von Dingen wie "Beglaubigung", "Überbeglaubigung", "Apostille", "Legislation", der vietnamesischen Botschaft oder dem Generalkonsulat in Frankfurt oder Berlin und vom Justizpalast, der Landesverwaltung und so weiter und sofort die Rede.

Alles Dinge, von denen ich keine Ahnung hatte was sie sind, oder wo und wie man sie bekommt.
Ich stand als Laie vor einer für mich schier unlösbaren Mammutaufgabe.
Und um diese zu bewaeltigen verblieben mir lediglich ein paar Tage.
Sollte ich es nicht schaffen, haetten Tung und ich mit Sicherheit über ein Jahr lang keine Chance mehr darauf uns zu sehen. Dieser Gedanke war der blanke Horror für mich. Also gab ich Vollgas.

Als erstes stand ein besonders niederschmetternder Termin beim Standesamt in München auf dem Plan, bei dem mir erklaert wurde, dass beispielsweise für das Ehefaehigkeitszeugnis im Grunde alle wichtigen Dokumente um sich auszuweisen (Pass, Geburtsurkunde, Ausweis, Familienbuch..) von Tung im Original hier in Deutschland vorgelegt werden mussten.
Das waere nicht nur rein logistisch ein absolutes Ding der Unmöglichkeit gewesen (nicht auszumalen, wenn bei der Übersendung diese Papiere verloren gingen..), sondern auch die Zeit waere dafür inzwischen nicht mehr ausreichend gewesen. Ich war am Boden zerstört.

Von der netten Dame im Standesamt kamen besonders hilfreiche Saetze wie:
"Ja können sie denn nicht kurz rüberfliegen und die Papiere vielleicht am Flughafen abholen und dann naechstes Wochenende zurückbringen?!" *lol* ;)
(Aeeh...Nein?! Abgesehen davon, dass uns ohnehin die Zeit nicht für solche Scherze gereicht haette, haette ich eine fast vierundzwanzig-Stündige Anreise auf mich nehmen müssen um "mal eben kurz am Flughafen Noi Bai in Vietnam "Hallo" zu meinem Schatz sagen zu können und die Papiere entgegenzunehmen, dann wieder knappe 24 Stunden zurück und das selbe Spiel kurz darauf noch einmal..was so ganz nebenbei ja auch noch gut 2000 Tocken gekostet haette..)

Ich ging also bis auf die Auszüge aus dem Familienbuch und einer beglaubigten Ablichtung meiner Geburtsurkunde so ziemlich unverrichteter Dinge und ganz schön entmutigt, dafür jedoch mit einem sinnlosen Zettel mit bunt angekreuzten Unterlagen die ich von Tung benötigen würde, was definitiv nicht machbar war.

Aber so leicht wollte ich mich trotzdem nicht geschlagen geben.
Nach einem sehr geknickten und verzweifelten Gespraech mit Tung entschloss ich mich dennoch dazu, die Sache nun einfach weiterzumachen und eben vorlaeufig nur die restlichen Papiere zu besorgen und mir wegen dem Ehefaehigkeitszeunis noch etwas einfallen zu lassen. Was das sein sollte, wusste ich zwar selbst noch nicht genau, allerdings wusste ich auch, dass dies unsere einzige und vermutlich letzte Chance auf ein Zusammenleben war und alles andere war für mich schlicht nicht vorstellbar.

Also fragte ich mich weiter durch etliche Foren, Wobei mir im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich ein schrecklicher Fehler unterlief: Ich war zu ehrlich.
Naiv und unwissend wie ich war, erzaehlte ich munter auch die anfaenglich geplante Einreiseplaene von Tungs Mutter über ein Drittland und diskutierte zudem empört über Sachen wie den Sinn und Nutzen der Überprüfungen und der geforderten Dokumente, da diese in Vietnam ja auch gefaelscht sein könnten und das so Leuten die es ernst meinen nur unnötig Steine in den Weg gelegt würden, waehrend widerum für andere, deren Einreise fadenscheinige Hintergründe hat und deren Papiere teilweise lückenhaft oder gefaelscht seinen trotz allem in Scharen einreisen könnten.

Diese unbedachten Aussagen hat meiner Meinung nach vermutlich jemand gelesen, der an der für mich falschen Stelle saß und wodurch ich mich wahrscheinlich dann in dessen Augen verdaechtig machte.
Ich weiss es nicht genau. Eine andere Version besagt, die Exfrau meines Mannes und mein Exfreund haetten uns eines auswischen- und verhindern wollen, dass Tung zu mir einreisen konnte und uns bei der Botschaft in Ha Noi angeschwaerzt..
Was es wirklich war, werde ich wohl nie mehr erfahren, aber ich will nun auch nicht zuviel vorweg nehmen.

Als "Ersatz" für das Ehefaehigkeitszeugnis, liess ich mir wenigstens eine erweiterte Meldebescheinigung ausstellen, die ohne mein Wissen sowieso genau das benötigte Stück Papier war.
Waere es das nicht-, waere alles für die Katz gewesen..

Im Eilmarsch arbeitete ich die Liste ab, die ich mir aufgrund der Infos aus dem Netz zusammengestellt hatte.
Besorgte die jeweiligen Urkunden und Schriftstücke, ließ den ganzen Packen von erst von den jeweiligen, ausstellenden Behörden- und danach von einem Notar beglaubigen, um es hinterher dann vom Staate Bayern überbeglaubigen zu lassen (auf Rückschluss mit Tung entschieden wir, alles erst in Vietnam übersetzen zu lassen, weil ich es sonst nicht mehr rechtzeitig bis zum Abflug geschafft haette - was widerum glücklicherweise die richtige Entscheidung war), vereinbarte einen Termin beim Amtsarzt (das einzige was ich mir besser ebenfalls für Vietnam aufgespart haette, da wir spaeter eh dazu aufgefordert wurden, eines aus Vietnam vorzulegen) und als ich alles in Rekordzeit von 2-3 Tagen zusammengestellt hatte, fehlte nurnoch die "Legalisation" (das ist sozusagen das "Ok" der Richtigkeit und Echtheit der Urkunden, der in Deutschland sitzenden Auslandsvertretung von Vietnam oder einem anderen Land).

"Nurnoch" ist in dem Falle sehr nett ausgedrückt, denn die mir am naechstgelegene Stelle war das Generalkonsulat der sozialistischen Republik Vietnam in Frankfurt am Main, welches ca 400 Kilometer von München entfernt liegt. Allerdings musste ich nebenbei ja auch noch arbeiten. Nochmal Freinehmen waere keinesfalls drin gewesen und in rund 2 Tagen ging mein Abflug.
Alles in allem, hatte ich genau einen Tag Zeit dafür, die benötigten Stempel aus Frankfurt zu bekommen und musste am spaeten Nachmittag pünktlich zum Schichtbeginn wieder auf der Matte stehen..

Die letzte Hürde vor meinem vorlaeufig letzten Abflug nach Vietnam für mich demnach.
Ich lieh mir Papas Benz und brauste in aller Frühe los.
Gerade pünktlich kam ich dann in Frankfurt an. Mit mir aber auch noch eine ganze Reihe anderer und es zog sich Ewigkeiten bis die Schlange vor mir sich langsam lichtete..
Das Generalkonsulat würde bald schon wieder schliessen, als vor mir immernoch zig Leute standen.

Und dann tat es das tatsaechlich. Ohne das ich inzwischen drangekommen war!
Ich konnte es nicht fassen! Sollte jetzt alles umsonst gewesen sein? Eine zweite Chance für diesen Termin hier gab es nicht denn am naechsten Tag würde mein Flug zu meinem Schatz gehen.
Die Leute waren schon draussen auf der Strasse und der Mitarbeiter des Konsulates wollte gerade die Türe abschliessen, als ich nach wie vor wie angewurzelt auf meine Stuhl saß und all die Anspannung und all der Druck und die Rückschlaege der letzten Tage von mir abfielen und ich bitterlich anfing zu weinen.

Da kam der Beamte auf mich zu und fragte mich besorgt und freundlich, was ich denn haette und warum ich weinen würde. Ich erzaehlte ihm kurz meine Geschichte und brachte ihm mein Anliegen vor.
Zu meiner grossen Verwunderung streckte er die Hand aus, als er mir zugehört hatte und sagte mir ich solle ihm meine Papiere geben. Ich sah ihn überrascht an und tat selbstverstaendlich wie mir geheissen.
Er bedeutete mir ihm zum Schalter zu folgen und da stempelte er mit einem aufmunternden Laecheln doch tatsaechlich gute 20 Minuten nach Dienstschluss des Konsulates noch meine Unterlagen für mich!!

Das werde ich ihm nie vergessen! Haette er das nicht, waere Tungs und meine Liebe vermutlich an der Distanz zerbrochen und ich würde heute nicht hier sitzen. Nach all den niederschmetternden Erfahrungen der vorangegangenen Tage, war dass das aufbauendste und netteste, was mir vor meiner Abreise wiederfuhr.
Ich war überglücklich und tanzte am Abend nur so durch den Laden.
Jeder sah mir meine überschaeumende Freude an und besonders Tung freute sich mit mir, würde wir nun doch vorraussichtlich bald heiraten und vor allem in knappen 2 Tagen wieder beieinander sein.
Was für eine unglaubliche wahnsinns Woche! In lediglich 3-4 Tagen hatte ich es geschafft, eigentlich alles erforderliche zusammenzutragen, was wir für eine Heirat in Vietnam benötigen würden. Nun stand unserem Zusammenleben in unseren Augen fast nichts mehr im Weg! Dachten wir zumindest...

Der vermeintlich letzte Flug Ende Juni 08

+ unsere Hochzeit in Vietnam

Das erste was ich sah, war ein riesengrosser Strauss Blumen, hinter dem sich das Gesicht meines Zukünftigen verbarg. Unsere Begrüssungen am Flughafen vielen immer etwas zurückhaltend aus, weil mein Mann sozusagen noch von der alten Schule ist, wo überschwaengliches Geknutsche und Getatsche in der Öffentlichkeit nicht so zum guten Ton gehört.
Im Auto schmiegten wir uns dafür umso enger zusammen und hielten uns bei den Haenden.
Meist schlief ich dort auf der Fahrt von Ha Noi nach Hai Phong geborgen, vor Erschöpfung und tiefer Zufriedenheit endlich wieder bei meinem Mann zu sein ein.

Mit jedem weiteren Treffen stellte sich eine tiefere Stufe der Vertrautheit und Sicherheit des Zusammengehörens bei uns ein. So zweifelte keiner von uns an dem Schritt, den wir in den naechsten Tagen gehen wollten. Das wir eines Tages heiraten wollen würden, stand ohnehin ausser Frage für uns.
Für uns war dies ein ganz natürlicher Prozess, an dem es nichts zu hinterfragen gab.

Endlich wieder mit Tung vereint
So legten wir, bzw so legte Tung dann auch gleich am naechsten Morgen mit den Vorbereitungen los.
Er setzte ein Schriftstück für mich auf, dass ich nur Ansatzweise verstand, ich denke das war meine schriftliche Einwilligung, brachte die von mir mitgebrachten Schriftstücke zum amtlichen Übersetzer und liess die benötigte Anzahl Passfotos von uns anfertigen, bevor wir dann kurz darauf gemeinsam das erste Mal das "So Tu Phap" (das Justizamt, dass hier die Funktion des Standesamtes hat) in Hai Phong betraten.

Im "Vuon tre con" dem Kinderpark in Hai Phong
Wir füllten den Antrag aus und reichten unsere übersetzten Dokumente ein.
Dem Himmel sei Dank, schienen sie auszureichen und alle notwendigen Stempel zu tragen.
Einzig der knapp 100 € teure Wisch vom Amtsarzt aus Deutschland interessierte niemand und wir wurden beauftragt, uns gemeinsam ins naechstgelegene Krankenhaus zu begeben um uns dort den erforderlichen Tests zu unterziehen. Das kostete lediglich ein paar Euro und war in -glaube ich- einer dreiviertel Stunde fertig.

Schnappschuss: Endlich wieder "Zuhause" (da schon mit Ring am Finger)
Mit der Bestaetigung in Haenden gingen wir zurück zum Justizamt. Die Dame nahm unsere Sachen entgegen und dann hiess es warten auf den Termin zur Befragung um zu prüfen ob die Ehe von beiden Seiten freiwillig begangen wird und ob evtl. Verdacht auf Scheinehe besteht.
Damals wusste ich noch nicht, dass die Zeit eigentlich nie und nimmer ausreichen würde bis wir letztlich nach der Befragung dann einen weiteren Tag für den Sammeltermin der eigentlichen Hochzeit, sprich Eintragung ins vietnamesische Eheregister und der Ausfertigung unserer Heiratsurkunden (eine für ihn und eine für mich) bekommen würden und anh Tung hinter den Kulissen Himmel und Hölle in Bewegung setzte (und eine Heidensumme für vietnamesische Verhaeltnisse von 2-oder 2einhalb Tausend Dollar zahlte), um noch rechtzeitig vor meinem Rückflug nach Deutschland, der ja bereits in nicht mal 3 einhalb Wochen sein sollte, zu ergattern.

Ein Küsschen für meinen Schatz
Waehrend unsere Unterlagen im "So tu Phap" zur Überprüfung lagen, verbrachten anh Tung, Bi und ich eine wundervolle, ganz harmonische und urgewöhnliche Zeit miteinander. So wie eine ganz normale Familie eben.
Wir gingen gemeinsam Frühstücken und mit der Kleinen in den Kinderpark, machte Angelausflüge mit Freunden und lagen Abends gemeinsam im Bett und sahen unsere Lieblingsserie "Co gai xau xi", oder lasen noch ein wenig. Anh Tung liest naemlich mindestens genauso gerne und viel wie ich.
Alles vollkommen unspektakulaer, dafür aber umso schöner und eben dieses ganz alltaegliche Miteinander war für mich das Zeichen, dass unsere Beziehung und künftige Ehe auch im normalen Alltag Bestand haben würde.
Bi und ich am blödeln beim Ao Dai-Kauf für meine Hochzeit
Die grosse Filmromanze hatte sich ja im Grunde schon waehrend unseres ersten Treffens abgespielt.
Jetzt ging es langsam um eher substanziellere Themen, wie die Fragen nach dem: "Wie gehe ich damit um, wenn auch mein Maerchenprinz so ganz unmaerchenhaft hier den Klodeckel oben stehen laesst oder er so normalsterbliche Dinge tut wie Pupsen?!" :) Denn so aufregend und aussergewöhnlich unsere Romanze an sich war, sind wir beides ja doch auch nur ganz stinknormale Menschen und haben natürlich auch unsere Fehler.

Mit schwarzer Perrücke, beim "Ao Dai" Shopping mit der Familie
Und ja selbsterverstaendlich ist ihm mal ein Lüftchen entfahren..oder 2 oder auch 3, 4.. und ja,
auch der Traumprinz laesst ganz Mann den Klodeckel natürlich oben stehen und dennoch:
Diese Dinge haben mich bei ihm nicht gestört und tun es auch nach wie vor nicht.
Im Gegenteil, dass machte ihn für mich nurnoch liebenswerter, weil es ihm etwas menschliches für mich gab.
Nach diesen wenigen Wochen vor unserer Ehe war ich mir zu 100% sicher:
Das ist der Mensch, mit dem ich mein Leben verbringen will..oder nein besser gesagt hatte ich eher das Gefühl von: Das ist der Mensch, den ich einfach nicht mehr an meiner Seite missen möchte.
Das ist der Deckel für meinen etwas eigenwilligen, leicht verformten Topf, auf den sonst bislang nichts gepasst richtig gepasst hat.

Im Haus meiner Schwiegermutter: Vorbereitung zur standesamtl.Hochzeit
Dann mussten wir zum Interview. Er hatte den totalen Schiss, dass wir es versauen haha ;)
Und das haben wir auch! *lol* Ich konnte zu dieser Zeit schon so brauchbares Vietnamesisch, dass ich ohne Übersetzer dort "angetreten" bin. Ich fand den Typen, der selber auch noch relativ jung war wie mir schien auch recht nett und plauderte so auch munter drauf los. Irgendwann kam eine Frage nach Tungs Exfrau und ich antwortet entspannt und wahrheitsgemaeß, dass ich sie in Deutschland leben würde und ich sie kenne, weil sie die Cousine meines besten Freundes sei. Tung hingegen hatte wohl Angst, dass uns diese Auskunft irgendwelche Stolpersteine verschaffen könnte und Antwortete in seinem Interview statt dessen mit:
"Er wisse nicht, wo sie jetzt sei und ich würde sie nicht kennen und wisse auch nichts von ihr"

Mein Mann, Bi und ich nach der Unterzeichnung der Heiratsurkunden am 11.07.08 in Hai Phong
 Wir sahen uns mit einem "oh-oh"-Blick an und Tung ging daraufhin nochmal rein, um den Beamten der das Interview mit uns geführt hatte und sich gerade schon ganz eifrig und ausgiebig Notizen über unsere Antworten machte, ganz dezent und freundlich etwas "Kleingeld" über den Tisch hinweg zukommen zu lassen, damit dieser unter Umstaenden diese Passage vielleicht aus seinem Protokoll strich..

Eines der wenigen Studiobildern von uns Dreien, die ich als Datei habe
Keine Ahnung, ob der das getan hatte oder nicht, auf jeden Fall wurde wir trotzdem zum Sammeltermin zugelassen. Das "kleine Problem" dabei war nur, dass der fast eine halbe Woche nach meiner geplanten Abreise lag und ich ja keinen Urlaub mehr nehmen konnte. Der war wirklich mehr als nur aufgebraucht.
Mein Chef haette mir den Kopf abgebissen. Was also tun?? So kurz vor dem Ziel aufgeben?
Kam gar nicht in Frage! Jetzt hatten wir schon so viel überstanden und so viel für die Beziehung gegeben.
Ich zerbrach mir den Kopf und waegte das Für und Wieder ab, aber es blieb letztlich nur eines:
Ich musste im Büro anrufen und mich krank melden. Ich wusste das würde mir kein Mensch glauben zumal bis auf meinen Chef der komplette Betrieb wusste wo ich war, aber mir blieb keine andere Wahl und nachweisen konnten sie es mir schliesslich nicht. Ich bot an, mir hier in Vietnam eine Reiseunfaehigkeitsbescheinigung vom Arzt zu besorgen, aber auf die wurde Dank voriger, ausführlicher Erzaehlungen über Korruption und Schmierereien in Vietnam grosszügig verzichtet ;)

Aus dem Hochzeitsalbum
Dadurch gewann ich nochmal rund eineinhalb Wochen oder so und konnte noch den ganzen Juli bleiben.
Jetzt stand unserer Hochzeit wirklich nichts mehr im Wege und so traten wir am 11.07.2008 zu unserem Sammeltermin mit etwa 2 Dutzend weiteren Paaren an, darunter noch ein zweites vietnamesisch-auslaendischens Paar (jedoch wie üblich in der Konstellation Mann "Tay"- Frau VN).

Bild aus dem Hochzeitsalbum
Leider kann ich nicht unbedingt behaupten, dass das der schönste Tag in meinem Leben war.
Ich war 23 und mutterseelen-allein 13000 KM entfernt von Zuhause und meinen Lieben.
Zwar hatte ich "meine Liebe" an meiner Seite, der war aber teilweise an diesem Tag von mir getrennt, da er mich nicht vor der Hochzeit sehen sollte und ausserdem haetter schlicht auch unter grössten Anstrengungen nicht meine Familie ersetzen können, an so einem Tag, den man ja eigentlich nur einmal im Leben feiern sollte.


Meine Schwiegermutter gab sich zwar auch grosse Mühe und hatte im Vorfeld mit der Kleinen, anh Tung und mir ein Ao Dai (das tradit.vietnamesische Gewand für Frauen) für die Hochzeit besorgt und eine Dame bestellt, die mich schminken sollte, die wusste aber schaetzungsweise nicht so richtig, was sie mit einem europaeischen Gesicht anfangen sollte und so sah ich nach ihrer "Behandlung" eher aus wie eine böse, alte Hexe, ob einer jungen, schönen Braut. ;)


Alle gaben wohl ihr Bestes, aber auch damit war der Tag nicht mehr so ganz zu retten, weil ohnehin alles zu kurzfristig und spontan organisiert worden war und von daher auch nur relativ sporadisch ablief.
Obwohl er mich nicht haette sehen sollen, pfiff ich darauf und stapfte nach der "Schminkprozedur" nach oben zu "unserem" Zimmer, wo er entspannt auf dem Bett lag und Musik hörte. Als ich klopfte wollte er mir zunaechst nicht öffnen, aber er erkannte schon an meiner Stimme, dass mir eher nach heulen, denn nach Tradition der Sinn stand und so gab er sich geschlagen und öffnete mir die Türe.


Erstmal wurde ich ordentlich ausgelacht für meine Kriegsbemalung. Als ich deshalb anfing zu weinen, weil ich das gar nicht so komisch fand wie er, bot er mir eine Zigarette an und die tat wirklich gut und ich beruhigte mich ein wenig. Dann begann ich mit dem ab-und neuschminken meines Gesichtes und legte den "Brautschmuck" an, den seine Mutter mir zuvor überreicht hatte.

Anh Tung in einer der Pause waehrend ich umgestylt wurde
Kurz darauf war es Zeit aufzubrechen Richtung "So Tu Phap", zu dem wir mit dem Auto kutschiert wurden, obgleich die Strecke dahin so nur knappe 2 Minuten dauert. Vor dem einsteigen und auch nochmal vor dem Justizamt schossen wir einige Hochzeitsbilder, die ich aber leider nicht auf dem Laptop habe und euch somit nicht zeigen kann. Vielleicht kommt mir hier irgendwann mal ein Scanner in die Finger, dann hole ich das nach.

Aufnahme von Tung von Bi und mir <3
Wir mussten wie all die anderen eine halbe Ewigkeit warten, bis die Prozedur endlich anfing.
Unterdessen stand mein Zukünftiger bei den Maennern und rauchte genüsslich eine Zigarette nach der anderen. Dafür haette ich in dem Moment sonstwas gegeben, weil aber die gesamte Famillie anwesend war, musste ich das sein lassen, denn Frauen die rauchen, ist nach wie vor noch etwas, dass verpönt ist in Vietnam. So saß ich dann also für mich alleine auf der hölzernen Sitzbank im Justizamt, waehrend meine Schminke zerlief und meine Wut auf Tung sich ins unermaessliche steigerte >:)

weitere Aufnahme von Bi
Ich weiss noch das ich meiner Mutter eine SMS mit ungefaehr folgenden Inhalt schrieb: "Ich sitz hier mutterseelen alleine und er ist staendig irgendwo unterwegs. Wenn er jetzt dann nicht bald kommt, dann geh ich nach Hause!" oder so aehnlich ;)
Glücklicherweise bin ich dann nicht Heim gegangen (waer zu Fuss auch ein bisschen weit gewesen) obwohl er sich nicht blicken liess, dafür aber der "Zeremonienmeister" bzw die wichtigen Menschen, die die Trauerfeier für die geschaetzten 20 oder mehr Paare im Akkord trauen würden.

Vorbereitung für den naechsten Schnapschuss
Das Spektakel fand oben im 2.Stock des Justizamtes statt, wo wir alle artig wie Schulkinder an hinter-und nebeneinander aufgereihten "Schultischen" platznahmen und anschliessend einzeln nacheinander aufgerufen wurden. Als wir an der Reihe waren, schritten wir nach vorne zum Podest, dass sich am Anfang des Raumes befand, neben dem sich rechts nochmal ein Podium für den Sprecher- und in der Mitte ein weiter Tisch mit Stühlen befand, auf dem wir uns ins Eheregister (ein dicker Waelzer) eintragen- und unsere Heiratsurkunden unterschreiben mussten.

Eine der wesentlich schöneren Aufnahmen von Bi
Meine Hand zitterte wie Espenlaub als ich den Stift für die Unterschrift in Haenden hielt und mein Blick auf dem Foto, dass ich von diesem Augenblick habe sieht in etwa aus, als würde ich mich fragen: "Was zur Hölle tue ich da? Wo bin ich überhaupt??" ;)
Der Eindruck taeuscht aber, denn ich war lediglich ziemlich nervös und aufgeregt.

Wenn ihr auf das Bild klickt, gibts ne Grossansicht davon
Nachdem die Urkunden in zweifacher Ausführung unterzeichnet waren und wir sie entgegennehmen und uns die Hand zur Beglückwünschung geschüttelt wurde, lief Tung dann auch schon wieder im Eilschritt voraus, um schon mal zum Auto zu gelangen. Wie ich da so verlassen hinterher trottete, kamen mir all die Gerüchte wieder in den Sinn und ich hatte mit einem Schlag das dumpfe Gefühl, unglaublich daemlich- und doch einem Heiratsschwindler auf den Leim gegangen zu sein und war ziemlich traurig und empfand sein Laecheln plötzlich als triumphierendes, hinterhaeltiges Grinsen. Hatte ich mich ehrlich so getaeuscht?
War das alles doch nur Show gewesen? Musste es ja fast, oder? Wo sonst gab es ansonsten so eine filmreife Liebesgeschichte?

Auf dem Weg zum Flughafen..
Wir fuhren kurz zum Haus zurück um uns umzuziehen und in ein Restaurant weiterzufahren.
Die geladenen Gaeste beschraenkten sich auf die naehere Verwandtschaft, einige einflussreiche Freundinnen meiner Schwiegermutter und ansonsten wars das eigentlich.
Auch kein Separee mit unserem Bild am Eingang oder aehnlichen Drumherum. Für Vietnam der totale Witz, aber ich kanns niemanden vorhalten, denn keiner hatte wirklich die Zeit sich auf all das vorzubereiten und bis zuletzt war ja auch nichtmal wirklich mit Sicherheit zu sagen, ob die Hochzeit tatsaechlich stattfinden können würde, oder ob uns die Zeit doch nicht reicht oder irgendwelchen anderen Hindernisse dazwischen kommen.

..haben wir uns erneut im Auto aneinander-geklammert..
Enttaeuscht darüber, wie meine Hochzeit gelaufen ist, bin ich trotzdem und ich wünsche mir nach wie vor, dass wir uns eines Tages auch noch eine richtige Feier mit allem Drum und Dran leisten können und bei der zumindest auch ein Teil meiner Familie und unserer Freunde anwesend sein kann.

...wie zwei Ertrinkende :(
Wenigstens Tung hatte ein bisschen seinen Spass, in dem er genau das im Restaurant tat, was ich selbst da am liebsten getan haette: Er hat sich ordentlich einen hinter die Binde gekippt.. ;)
Im Anschluss ist er dann- wie er sich den Alkohol hintergekippt hat- auch ins Bett gekippt und erst spaet am naechsten Morgen wieder aus seinem komatösen Schlaf erwacht.

..und Rotz und Wasser geheult auf dieser Fahrt :((
Zumindest die darauffolgenden Tage wurden dann nochmal wunderschön. An einem davon, kurz nach unserer Hochzeitsfeier, sind wir die passenden Hochzeitsbilder im Studio schiessen gegangen.
Dummerweise hab ich nicht so ganz verstanden, wo`s denn spaeter hingehen soll und hab mich deshalb beim Frühstück richtig ordentlich sattgefressen und dann eine schöne, diiiicke, diiiicke Kugel vor mir hergeschoben.
In das halbe Dutzend Brautkleider für die Aufnahmen, musste ich mich darum etwas quetschen, aber mit Luft anhalten ging das schon. ;)

Ein furchtbar traenenreicher Abschied
Das war mit Sicherheit einer der schönsten Tage meines Lebens. Wir haben soviel gelacht und zugegeben ist so ein Fotoshooting, bei dem man sich eng aneinanderschmiegt und diverse Posen andeutet schon etwas ziemlich erotisches ;) Das hat wirklich was, auch wenn die Posen mitunter mehr Verrenkung sind, als man meinen mag und das so teilweise auch richtig schön weh tut, in diesen Positionen zu verharren.
Dem Spass tut das aber keinen Abbruch und besonders als unsere kleine Maus, die mit von der Partie war aangefangen hat, sich mit Tungs Handykamera wie ein Fotograf auf den Boden zu schmeissen um ebenfalls Bilder von uns zu schiessen und uns Anweisungen zuzurufen, haben wir Traenen gelacht und uns die (ich meinen dicken) Baeuche gehalten vor lachen.

Endlich der letzte Abschied am Flughafen Noi Bai?!
Der Fotograf hat sicher einiges an Geduld bei uns aufbringen müssen, denn die meisten Bilder sind nichts geworden, weil wir mittendrin die heftigsten Lachanfaelle gekriegt haben.
Ein paar dieser "Outtakes", die es aufgrund von total-Zusammenbrüchen nicht ins Album geschafft haben, habe ich euch oben zusammengeschnitten.

 Aber ich muss ehrlich sagen: Bi hat ein riesen Talent bewiesen und die schönsten Aufnahmen stammen wie ich finde von ihr. Wir haben ausserdem vergessen uns eine CD mit den Fotos mitgeben zu lassen und wenn unsere Kleine nicht auch welche geschossen haette, dann haette ich so gut wie keine auf dem Laptop.

Allein in Deutschland - die Zeit nach der Hochzeit 
und unser Visumsbescheid

Über uns schwebte allerdings schon wieder das Darmokel des Abschieds.
Das Album mit den Hochzeitsbildern wurde genau im letzten Moment noch fertig, so dass ich es einpacken und mit nach Deutschland nehmen konnte, um es dort meiner Familie und auch allen anderen-, die mir über den Weg liefen zeigen zu können, so stolz war ich - inzwischen mit meinem wunderschönen Ehering am Finger..
Sobald ich zurück war, wollte ich Tung sofort alles zusenden was wir noch für ein Familienzusammenführungszeugnis braeuchten und Tung sollte Zuhause in Vietnam gleich nach Erhalt dieser Papiere zur deutschen Botschaft in Ha Noi gehen, um den Visumsantrag zu stellen.

So früh nach der Heirat schon ohne Ehemann dazustehen und diese Zeit, in der man eigentlich seine Flitterwochen verbringen- und seine frische Ehe geniessen sollte, stattdessen unter dem erneuten Trennungsschmerz zu leiden und jede Nach allein mit seinen Gedanken und Sehnsüchten nach dem anderen zu sein, gab uns vollends den Rest und es sollte einfach nurnoch schnell gehen.

Der für uns schon gewohnte Weg zum Flughafen in Ha Noi, war auf dieser Fahrt die Hölle für uns und wir haben beide Rotz und Wasser geheult und zig Bilder von uns und den Ringen an unser beider Ringfinger geschossen. Wir wollten das nicht schon wieder durchmachen müssen. Aber es half nichts.
Ich musste allein zurück, weil Tung erst ein Visum brauchte und ich sonst meine Arbeit verloren haette, waere ich bei ihm geblieben, um mit ihm gemeinsam zurückzukehren.

Besonders schlimm war für mich diesmal auch, weil ich kurz vor anh Tungs Geburtstag abreisen musste, der am 11.08 gewesen waere, genau einen Monat nach unserer Heirat.
Ich hatte auf dem Hinflug für diese Gelegenheit eine sündhaft teure, schwere Goldkette in Thailand am Flughafen gekauft und ihm die, in einem Wintermantel in seinem Schrank mit einem Brief von mir deponiert,
als ich eines Morgens allein Zuhause war, waehrend anh Tung arbeiten ging.

Ich habe keine Ahnung, woher er es wusste, aber sofort nachdem ich zurück in Deutschland vor der Webcam saß, hielt er sie mir vor seiner unter die Augen und strahlte..
Ich frage mich bis heute, wie er mitten im Hochsommer darauf kam, in einer Jackeninnentasche in einem seiner Wintermaentel, ganz weit hinten im Schrank nachzusehen und er hat es mir auch nie verraten.

Waehrend Tung sich um das Visum kümmerte, sah ich mich bereits nach einer Wohnung für uns um und wurde sogar in der Naehe meines Elternhauses fündig. Ich verdiente ziemlich gut und würde in der ersten Zeit problemlos für uns beide und unser neues Zuhause aufkommen können, bis wir etwas passendes für Tung gefunden haetten. Der Plan war perfekt, die Sehnsucht nach meinem Mann riesengross und nicht einen einzigen Moment haette ich daran gedacht, dass uns das Visum eventuell gar nicht bewilligt werden würde...


Was danach geschah, erfahrt ihr bald

To be continued...

Die Fortsetzung der Geschichte gibt es in Kürze.


Auch diese Seite befindet sich noch im Aufbau.
Ich hoffe ihr habt dafür Verständnis und bringt ein bisschen Geduld mit.


31 Kommentare:

  1. zu Ein süsses Geheimnis - Die ersten Probleme:
    wie alt war/ist Cun das er so durch die gegen brüllt ? Klingt nach einem Teenager in der pubertät.

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  2. Er war da glaube ich so knappe 10 Jahre und ein Paradebeispiel, für die neue Generation völlig verhätschelter und umsorgter Kids, denen man alles nachsieht und die für nichts zur Rechenschaft gezogen werden. Rotzfrech, überfüttert und an Aufmerksamkeit von allen Seiten gewöhnt. ;)

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  3. Eine sehr schöne Geschichte, ähnlich meiner, nur in umgekehrter Reiselust. Ich kann sehr gut verstehen, dass du in Hai Phong lebst. Ich hatte die Gelegenheit in 5 Wochen meine damals zukünftige Frau, auch samt ihrer gaaaanzen Familie kennen zu lernen.
    Bin also weiter auf deine/ eure Geschichte gespannt.
    Ulf

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  4. Hallo Keo
    Habe mit Spannung Deinen Bericht gelesen und mich in viiiiiielen punkten wieder gefunden
    z.B. beim ersten Anflug auf Hanoi, Wiederkehr nach Vietnam nach einem ( bei mir) Jahr.
    Für mich ist Vietnam eine Heimat geworden die ich nicht beschreiben kann. Ich weiß nur, dass ich so schnell wie möglich (noch 2012) in Vn leben möchte.
    Ich Danke für alle Tipps die ich auch im Forum bekommen habe.
    Die besten Wünsche Silvio-2000

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  5. Hallo Silvio,
    vielen Dank für die Blumen.
    Ich gebe mir auch stetig Mühe, die Geschichte weiterzuschreiben, weil ich weiss dass einige meiner Leser/innen da jedesmal voll Spannung drauf warten, aber die ist ja jetzt knapp bei der Hälfte schon so schrecklich lang.. :)
    Übrigens ist seit einiger Zeit auch eine neue Seite in Bearbeitung, bei der ich versuche möglichst alle Fragen zu beantwroten, die bei einer Auswanderung nach Vietnam auftauchen könnten.
    Da wird es über Visumsmöglichkeiten bis hin zur Müllabfur sämtliche Themen geben, die Vietnam-Neulinge interessieren.
    Leider geht bei uns hier gerade alles drunter und drüber, aber ich denke in knappen 2 Wochen, werde ich genügend Zeit finden, die Seite "Leben in Vietnam" endlich einmal fertig zu stellen.
    Sobald dies geschehen ist, bist du natürlich der erste, der davon erfahren wird.
    Gute Besserung für deine Augen und ganz viel Glück für eure Pläne.
    Alles Liebe,
    Keo

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  6. eine sehr schöne Geschichte, könnte locker drehbuch sein und wahrscheinlich auch Oska reif =)
    Gruß
    Hieu

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    1. Haha vielen Dank Hieu, aber für einen Oskar reicht es wohl sicher nicht ganz ;)
      Wenn ich die Geschichte wenigstens endlich mal fertigstellen könnte, würde das aber zumindest die Chancen um einiges erhöhen ;)
      Aber die Fortsetzung kommt sicher demnächst!
      Liebe Grüsse
      Keo

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  7. ok ich warte!
    Gruß
    Hieu

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  8. Was für eine schöne Geschichte. Ich hab sie verschlungen ! Wahrscheinlich auch, weil ich es so gut nachvollziehen kann. Ich zähle jetzt auch schon die Tage, um dann am 2 September wieder zu meiner Kim Nha nach Nha Trang zu fahren. Wünsch dir und Tung alles Gute und halt uns auf dem laufenden ;-) ciao und viele Grüße aus Leipzig , carsten

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  9. Soooo eine intressante Story!!!!
    Warte ganz gespannt auf die Fortsetzung!!
    Grüsse aus der Schweiz

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  10. Was für eine oscarreife Story!!!!
    Warte gaaanz gespannt auf die Fortsetzung!!
    Grüsse aus der Schweiz

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  11. Hallo Poca,
    vielen Dank dir für das Kompliment! Haha naja man tut halt was man kann um das Leben so filmreif wie möglich zu gestalten ;)
    Aber Spass bei Seite, es ist schon seltsam, wie das Schicksal so spielt. Inzwischen sind wir über 4 Jahre verheiratet und um so länger wir zusammen sind, umso unglaublicher finden wir beide es, dass zwei Menschen die aus zwei so verschiedenen Welten sind, so völlig gleich sind.
    Am meisten wird es uns bewusst, wenn wir nach Deutschland und zurück nach Vietnam fliegen, weil einem da erst wieder vor Augen geführt wird, wie weit Vietnam und Deutschland voneinander entfernt liegen und was für komplett unterschiedliche Welten es sind. In Vietnam sagt man "duyen so" dazu..
    Ich weiss nicht genau wie ich es übersetzen soll. Es bedeutet so ähnlich wie das es vorherbestimmt gewesen ist, dass wir uns getroffen haben. Es musste so sein, weil wir schon eine Verbundenheit hatten. :)
    Klingt ein wenig kitschig, aber wir glauben daran :))

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  12. ich habe es leider noch nicht geschafft alles durchzulesen..aber ich hab mal kurz ne frage: ist das nicht eigentlich auch bei vietnamesen ein unding (inzest) seine cousine zu heiraten? oder hab ich da was missverstanden? :/

    viele grüße aus frankfurt!

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  13. Bei so direkter Verwandschaft, wie in diesem Fall, sprich tatsächlich Cousin und Cousine 1.Grades, eigentlich schon würde ich sagen.
    Wie das gesetzlich geregelt ist, weiss ich nicht aber es dürfte sicherlich genauso unüblich sein, wie in Deutschland soweit mir bekannt ist.
    Da man aber durch meine sehr offene Schreibweise ziemlich leicht auf die verschiedenen Identitäten schliessen könnte (wenn man es denn darauf abgesehen hätte, was ich bitte von niemanden meiner Leser hoffen möchte), will ich mich zumindest jetzt hier so öffentlich auf der Seite nicht weiter dazu äussern, da es sich hier ja auch nicht um mich persönlich handelt, sondern um Dritte.
    Das ist deren Privatangelegenheit und ich lehne mich im Grunde dadurch, dass ich meine komplette Geschichte erzähle und zum besseren Verständnis dieser- und für das Gesamtbild auch deren Personen nicht ausspare bzw aussapren kann, schon weit genug aus dem Fenster.
    Ich hoffe es ist nachvollziehbar und ihr bzw du, habt Verständnis, dass ich mich nicht weiter auf die näheren Umstände dieser Hochzeit eingehe.
    Liebe Grüsse
    Keo

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  14. Sehr spannende Geschichte!

    Bin durch einen Vietnam-Urlaub (2 Wochen Hanoi & Umgebung uA. auch Ha Long) auf den vietnamesischen Geschmack und auf deinen Blog gestoßen. Gefällt mir! Aber wann geht die Geschichte denn weiter? :-D

    Gruß L.

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    1. Danke für das Lob.
      Sowas hört man doch gerne und spornt auch gleich dazu an, tatsaechlich mal wieder weiterzumachen.

      Zugegeben hatte die Fortsetzung der Geschichte in letzter Zeit nicht gerade oberste Prioritaet bei mir, da ziemlich viel um die Ohren.

      Nachdem jetzt erneut jemand neues hinzugekommen ist, der auf den naechsten Teil wartet, werde ich mir natürlich Mühe geben, möglichst bald weiterzuschreiben.

      2 Wochen ist ja fast ein bisschen zu kurz für all die Eindrücke, die Vietnam zu bieten hat.
      Da ist hoffentlich auch eine Urlaubs-Fortsetzung bzw ein weiterer Vietnambesuch geplant? :)

      Liebe Grüsse

      Keo

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  15. Hallo Keo
    Eure Geschichte berüht mich sehr.
    Da fühlt man das es die wahre Liebe doch gibt.
    Und es immer einen weg gibt.
    Ich wünsche Euch auch weiterhin ein leben in
    Liebe und Glück.

    Liebe Grüsse
    Josef

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    1. Die Liebe ist da, nur das Glück ist uns beiden nach wie vor nicht so ganz wohlgesotten ;)
      Aber so viel Steine oder ganze Felsbrocken auch in unserem Weg rumliegen wollen, wir beissen die Zaehne zusammen und kaempfen weiterhin gemeinsam dafür, dass sich das wie ich finde langsam aber sicher wohlverdiente Glück für uns einstellt.
      Aufgeben will zumindest bislang keiner von uns.
      Dafür haben wir schon zuviel überstanden um zusammensein- und bleiben zu können und vor allen Dingen ist die Liebe dafür bei uns beiden zu gross.
      Allein das ich ihn in Ha Noi einige Tage die Woche nicht an meiner Seite haben werde, ist schon etwas, das ich mir nichtmal wirklich vorstellen möchte.
      Das wird noch mal eine harte Zeit :(

      Aber ich will jetzt auch nicht zuviel jammern.
      Wir wissen sicher alle, dass das Leben nunmal kein Ponyhof ist und jeder von uns, hat so sein Paeckchen zu tragen. Da haben wir es immerhin noch einigermaßen gut.

      Ich danke dir jedenfalls sehr für deine Worte, die genau zur rechten Zeit kommen und halten mir wieder so richtig vor Augen, dass es richtig ist nicht aufzugeben und weiter für unsere Zukunft zu kaempfen. :)

      Dir wünsche ich übrigens auch viel Liebe und Glück im Leben Josef!

      Liebe Grüsse,
      Keo

      Löschen
  16. Hallo Keo,

    man kann aus deinen Zeilen wirklich herauslesen, dass sich hier zwei gesucht und gefunden haben. Es ist ein großes und schönes Geschenk des Lebens seine wahre große Liebe gefunden zu haben.
    Ich kann deine Gefühle wirklich verstehen, weil es mir gerade auch so geht. Es ist einfach ein harte Zeit seine Liebe nicht bei sich zu haben. Wie du, haben meine Frau und ich in Hai Phong geheiratet. Es war einfach wunderschön.Wir haben diese Zeit einfach genossen.
    Leider kam dann auch bei uns die Zeit des Abschiedsnehmens. Ich musste wieder nach Deutschland und meine Frau in der Flughafenhalle in Hanoi zurücklassen. Es war ein grausamer Moment. Zuhause angekommen, habe ich mich mit Arbeit voll gestopft. Das hat nichts gbracht. Die Sehnsucht nach Ihr ist aber riesengroß.
    Wir Skypen zwar viel, schreiben uns viele Nachrichten. Aber man möchte sich einfach mal in die Arme nehmen. Das fehlt mir hier.

    Im Augenblick sind wir in der langen "Warteschleife" der deutschen Behörden. Am 20.2. haben wir unsere Gespräche (Interviews) bei den Behörden. Und dann können wir nur hoffen dass man uns endlich unser Leben leben lässt.

    Man muss für sein Glück kämpfen und manchmal auch große Opfer bringen. Das bewundere ich an dir.
    Aber falls man uns hier auch Steine in den Weg legt wird mich mein Weg nach Vietnam führen, zu meiner großen Liebe. Wir können und wollen nicht mehr getrennt sein.

    Ich wünsche euch auf euren Weg alles Gute und bewahrt euch eurer gemeinsames Glück.

    Liebe Grüße sendet

    Enrico aus Plauen :)






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  17. Hallo Keo, bin durch Zufall auf deiner Seite gelandet, wollte wissen ob man als Rentner in Vietnam leben kann, und bin hin und her gerissen von Eurer Geschichte, dass ich gar nicht mehr aufhören kann zu Lesen bin jetzt schon den 2 tag dabei und bin immer wieder Überacht wie es weiter geht. Es ist bis jetzt die Beste Geschichte die ich bis her gelesen habe. Ich habe richtig mit gefiebert als es darum ging die Papiere recht zeitig für die Hochzeit zubekommen und es hat mir fast das Herz gebrochen wenn es Richtung Heimat ging und die extrem lange warte Zeit bis Ihr euch wieder sehen konntet.
    Ich selber habe vor fast 24 Jahre meine Frau (Chinesin aber in Vietnam aufgewachsen) in Berlin auf meiner Arbeit kennen gelernt und 1989 im September Geheiratet haben 2 Kinder 1 Jungen und ein Mädel Aber das ist eine andere Geschichte. Daher kann ich dich verstehen. Wir waren von Januar 2013 bis 7. Februar auch wieder in Vietnam bei Ihrer Schwester wegen einer Hochzeit war sehr schön und auch die übrige Zeit auch. Waren viel Unterwegs und haben uns das Landes innere angesehen, hat sich viel verändert in den7 Jahren wo wir nicht in Vietnam waren. Wenn ich in 2 Jahre auf Rente bin und mehr Zeit habe wollen wir länger bleiben um uns Intensiver Umzuschauen.

    Bin auf den zweiten Teil deiner Geschichte gespannt und werde weiter lesen, denn ich möchte wissen wie es mit euch weiter geht.

    Liebe grüße aus Berlin , Hansi und Jung

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    1. Ooooch schön. Ich danke dir wirklich vielmals für deinen wundervollen Kommentar Hansi!
      Die anderen Kommentare sind zwar auch superschön, aber so einen klasse Kommentar wie deinen gab es bis jetzt noch nicht! :)
      Solche lieben und netten Worte wie deine, sind genau die richtige "Spritze", wenns sozusagen mal wieder ein bisschen laenger gedauert hat und ich schon laengere Zeit mal wieder keinen Antrieb hatte um weiterzuschreiben.
      Als ich anfing die Geschichte hier für meine Blogleser niederzuschreiben, haette ich ja nie gedacht, dass das so lange dauern- und so viel werden würde.
      Ich dachte ich fasse eben mal kurz zusammen, wie das alles überhaupt gekommen ist, aber dann wollte ich es ein bisschen ausführlicher für euch machen, damit man sich auch ein wenig reinversetzen kann, wie das damals für uns war weil es ja doch eine im Leben sehr einmalige und besondere Geschichte ist.
      Ich bin aber für gewöhnlich nicht sonderlich ausdauernd bei sowas, aber die wunderbaren Kommentare die daraufhin von einigen kamen, die die Geschichte mitverfolgen haben mich dann jedesmal glücklicherweise doch wieder zum weitermachen angespornt.
      So sicher diesmal auch deiner! :)
      Ich bin schon ganz überrascht und stolz auf mich, dass ich es überhaupt bisher schon so weit geschafft habe haha :D
      Ohne eure tolle Unterstützung waer das nie was geworden und wir würden sicherlich noch irgendwo bei "Wie alles anfing" feststecken ;)

      24 Jahre, bzw 22-bald 23 davon verheiratet! Das ist eine stolze Zahl, ich hoffe ihr feiert das ordentlich an euren Hochzeitstagen! :) Glückwunsch auch zu euren beiden Kurzen!
      Ja, Vietnam veraendert sich rasend schnell. Ich habe selber meinen Mund vor lauter Staunen nicht mehr zugekriegt, als wir vor wenigen Wochen in Ha Noi waren um uns unsere künftige Wohnung anzusehen.
      Da schiessen die Hochhaeuser und Skylines wie Pilze aus dem Boden! Ein Wahnsinn, mit welchen riesen Schritten Vietnam vorwaerts rast! °o°
      Hier seinen Lebensabend zu verbringen ist sicher keine schlechte Entscheidung, wenn man finanz. abgesichert ist. Das sollte man jedoch sein, denn wirklich billig ist Vietnam nicht mehr, wie du sicher in deinem Urlaub hier festgestellt hast.
      Wenn man sich darüber aber keine Sorgen machen muss, dann wüsste ich eigentlich kein schöneres Land, wo das Leben vor allem vergleichbar lebenswert waere.
      Hier hat man eben noch ein ganz anderes Lebensgefühl.

      So, aber nun sag ich nochmal gaaanz, gaaanz lieb danke und verspreche dir, dass ich mich die naechsten Tage daran machen werde, mal wieder ein bisschen für euch weiterzuschreiben.

      Liebe Grüsse zurück in vermutlich noch verschneite Berlin (bei uns ist`s aber auch nochmal ganz schön frisch geworden!) , Keo

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  18. Die Geschichte ist soooooo schön. Hatte teilweise selbst Tränen in den Augen.Und ich kann die Gefühle so nachvollziehen, weil ich ja selbst mit einem Vietnamesen verheiratet bin. Wenn die Geschichte fertig ist, musst du die unbedingt als Buch verlegen lassen. Deine Dani

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    1. Das sind wunderschöne Worte und ein echtes Kompliment für mich, über die ich mich sehr freue Dani, dankeschön!
      Ich habe schon als kleines Maedchen leidenschaftlich gern geschrieben und ganze kleine Bücher verfasst (sogar mit selbstgebastelten Einband) ;)
      Leider sind die wenigsten davon fertig geworden, weil ich nicht genug langen Atem habe, um sowas bis zum Schluss durchzuziehen.
      Mir geht irgendwann mitendrin die Luft aus dabei.
      Es ist ohnehin mehr als erstaunlich, dass diese Geschichte tatsaechlich zwischenzeitlich schon so weit ist und ich mir auch immer wieder mal nen Ruck geben kann weiterzumachen. Das habe ich mit Sicherheit den vielen guten Zusprüchen der treuen Leser der Geschichte zu verdanken, die mir stets neue Motivation und neuen Auftrieb verliehen haben um dranzubleiben.
      Dafür möchte ich mich übrigens nochmal von ganzen Herzen bei allen bedanken, die sich die Mühe gemacht haben ein paar nette Worte in ihren Kommentaren an mich zu richten!
      Leider habe ich festgestellt, das mein Deutsch inzwischen ganz schöne Defizite aufweist und ziemlich gelitten hat in den Jahren seit ich aus Deutschland weggegangen bin.
      Ich hoffe ihr verzeiht mir das und habt ein bisschen Nachsicht.
      Ich versuche hin und wieder mir etwas Zeit zu nehmen und mal drüberzulesen um ggf. nachzubessern.
      Jedenfalls tausend Dank dir Dani!
      Vielleicht schreibst du selbst ja auch irgendwann einmal deine Geschichte auf? Die ist bestimmt nicht minder interessant und lesenswert!
      Ganz liebe Grüsse, Keo

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  19. Wirklich schöne Geschichte! Ich habe sie mit Spannung gelesen und freue mich natürlich auf die Fortsetzung. Ich selbst bin Vietnamese und komme aus Ha Noi. Und mein Papa ist auch aus Hai Phong :). Da sind wir auch jedes Mal wenn wir in Viet Nam sind. Auch ich bin mit einer Deutschen verheiratet. Seit 3 Monaten haben wir unser Familienglück mit unserer Tochter vervollständigt. Das Auswandern nach Vietnam war bei uns ein großes Thema und fast hätten wir es gemacht. Jedoch hat sich bei mir beruflich einfach so gut entwickelt, dass sich das Thema vorerst erledigt hat. Mich würde es interessieren, wie es ist mit den kulturellen Unterschieden. Es sind ja immerhin zwei völlig unterschiedliche Kulturen. Bei uns war es teilweise nicht ganz so einfach, vor allem für meine Frau. :)

    Viele Grüße und viel Glück weiterhin für eure Zukunft. Und wir freuen uns schon, dass wir bald wieder in Vietnam sind, wenn ich meine 2 monatige Elternzeit nehme.

    LG
    Duong

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    1. Herzlichen Glückwunsch dir und deiner kleinen Familie Duong und natürlich erst recht zu eurem krönenden Nachwuchs! :)
      Soweit ich das sehe sind Beziehungen in denen der maennl. Part Vietnamese ist und die Frau Deutsche noch gar nicht so haeufig und vor allen Dingen gehen diese Partnerschaften über kurz oder lang meist in die Brüche, weil die Anforderungen an die Frau od. Schwiegertochter für eine Deutsche ungewohnt hoch sind.

      Da ist entweder eine riesen Prise Anpassungsfaehigkeit gefragt oder Seitens der vietn. Familie eine Menge Toleranz und Nachsicht. Am besten sogar beides! :)

      Für mich war die Umstellung hier nicht so schlimm, da ich durch meine erste Beziehung schon ziemlich darauf "gedrillt" worden war, was eine vietn.Schwiegertochter zu tun oder zu lassen hat und wie sie sich verhalten muss oder sollte.

      Von meinem Mann erfahre ich heute jede Menge Rücksicht und er gesteht mir wahnsinnig viel zu. Dafür bin ich unendlich dankbar und ohne würde es denke ich auch gar nicht funktionieren.

      Ich kann mir dennoch wahnsinnig gut vorstellen, wie sich das alles für deine Frau anfühlen muss oder musste waehrend ihr in Vietnam wart.
      Da betritt man als jemand der mit Gleichberechtigung aufgewachsen ist ja eine noch immer ziemliche Maennerwelt.

      Die Frauen und Maenner sitzen beim Essen in der Regel getrennt, Rauchen und Alkohol trinken sind egal ob in Maßen oder Maßlos für die Frau nach wie vor verpönt, die Frauen erledigen die haeuslichen Pflichten wie Einkauf, Kochen, Putzen, Abwasch und das Bedienen der Maenner usw.

      Maenner die ihren Frauen da zur Hand gehen müssen einiges an Spott in Form von "So Vo..also hast wohl Angst vor deiner Frau" usw über sich ergehen lassen.

      Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass sich zwar maechtig über eure Tochter gefreut- und diese allseits gelobt und bewundert wurde, dass aber immer schön ne kleine Randnotiz mit bei war, jetzt dann noch einen Jungen fürs vollstaendige Glück zu kriegen..?! ;)

      Jedenfalls gibt es eine Menge, mit dem eine westl. gepraegte Frau zu "kaempfen" hat und was ungewohnt und unangenehm für sie ist. Bei euch scheint ja aber auch gegenseitige Toleranz und ein gegenseitiges Bemühen für den anderen vorhanden zu sein.

      Wie gesagt denke ich das es ohne auch gar nicht geht. Schon in einer Partnerschaft mit gleichen kulturellen Hintergrund ist gegenseitiges Geben und Nehmen das A und O für eine funktionierende Beziehung. In einer mit so völlig unterschiedlichen Werten und Traditionen noch gleich 10 Mal mehr...

      Ich wünsche euch alles Gute und viel Glück für die Zukunft und vielleicht sieht man sich ja mal, wenn ihr hier in Hai Phong seid!

      Liebe Grüsse,

      Keo

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  20. Hallo Keo,

    danke für die Glückwünsche, wir sind auch sehr glücklich mit unserer Maus. Und natürlich muss noch ein Stammhalter her :D.

    Du hast vollkommen Recht mit dem was du schreibst. Bei uns war es so, dass es für mich weniger problematisch war, da ich immerhin schon seit längerer Zeit in DE gelebt habe. Aber ich muss sagen, dass meine Frau es hervorragend angestellt hat :) Meine komplette Familie, sowohl "noi" als auch "ngoai" sind von ihr begeistert. Und sie liebt Viet Nam, was ja auch sehr wichtig ist. Nur mit der Sprache tut sie sich etwas schwer und mir fehlt der Geduld ihr das beizubringen. :(

    Ich wünsche dir eine nicht allzu stressige Woche.

    Es wäre bestimmt sehr cool, wenn wir uns in Viet Nam sehen würden. Wir sind ja im Oktober für ca. 5 Wochen da.

    LG
    Duong

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  21. Hallo Keo,
    auch ich möchte dir sagen, dass ich deine Geschichte bis zum letzten Wort mit großem Interesse aufgesogen habe. (Man fiebert förmlich mit). Ich hoffe sehr, dass du noch die Zeit dazu findest deine Geschichte fortzuführen.
    Andererseits möchte ich dir wirklich ans Herz legen, deine Geschichte als Buch zu verfassen. In jedem Fall hättest du uns Kommentatoren schon einmal als deine Leser, neben vielen vietnamesischen Lesern und anderen kulturoffenen Menschen, weil es doch immer noch etwas ganz besonderes ist, wenn ein(e) Europäer(in) sich einem Land wie Vietnam zuwendet: unterschiedlicher können die Kulturen und Lebensweisen u.a gar nicht sein.

    Ich find es toll, wie "vietnamesisch" du bist. Ich selbst bin Vietnamesin, gelte aber eher europäisiert. :)

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  22. Hallo liebe Unbekannte und vielen lieben Dank für die nette Motivation.
    Die kommt gerade recht, da mein Laptop nach 5 Jahren treuen Dienst nun den Geist aufgegeben hat und mit ihm auch die bisherigen Aufzeichnungen von "Meine Geschichte" als Buch verlorengegangen sind. :(

    Am Wochenende werde ich mir vermutlich einen neuen Laptop kaufen und dann wohl oder übel von vorn anfangen.
    Da kommen deine motivierenden Worte natürlich mehr als zur richtigen Zeit um genügend Power zu haben nochmal alles neu zu schreiben.

    Vielen lieben Dank dir dafür :)
    Ich verspreche ich werd mich ranhalten, damit ihr möglichst bald die ganze Geschichte lesen könnt und nicht mehr zu lang darauf warten müsst zu erfahren, wie es weitergegangen ist. :)

    Liebe Grüsse,

    Keo

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  23. Hallo Keo,

    wahnsinnig interessante geschichte. bin zufällig darauf gestossen, da ich ab naechstem jahr selbst fuer ein praktikum in VN (ho chi min stadt) leben werde und mich daher durch blogs und berichte geklickt habe.
    ich bin selber in deutschland geborende vietnamesin, war selbst noch nie da... und weiss absolut nicht was genau mich da erwarten wird.
    finde sehr bewundernswert und mutig von dir, dass du dich das mit so jungen jahren getraut hast, wegzuziehen.

    lg,
    phuong

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    1. ich will unbedingt nach vietnam. vielleicht sogar die große liebe finden. reicht gutes englisch aus um sich zu verständigen und wie lange braucht ein normaler mensch um das vietnamesische einigermaßen zu lernen? ich habe gesehen das es in saigon eine schule für deutsche gibt.
      danke

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  24. Hallo Keo,

    ich bin seit 2007 mit einem Vietnamesen zusammen. Hier in Deutschland geboren. Am 01.11.14 heiraten wir! Ich werde dann Hoàng heißen.
    Freue mich wahnsinnig darauf, auch wenn wir hier manchmal Diskriminierung erhalten. Es ist halt nicht üblich..eine Deutsche mit einem Asiaten. In Vietnam war ich noch nie. Und er das Letzte mal 2006.
    Wir wollen aber bald mal gemeinsam nach VN reisen.

    Liebe Grüße aus Deutschland!
    Stefanie

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