Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..

Freitag, 14. März 2014

Engel fliegen tief

Traurigerweise werden unsere Vierbeiner offensichtlich genauso vom
Unglueck verfolgt wie wir. Das Gute daran ist jedoch, dass sie am Ende
dann genau wie wir auch trotzdem immer irgendwie die Kurve kratzen
und mit einem blauen Auge davonkommen.

So hat King Kong wie ihr sicherlich noch alle wisst, den mit Sicherheit
leicht haette toedlich endenden Angriff eines Riesenkoeters aus der
unmittelbaren Nachbarschaft, wie Wunder und bis auf ein paar bleibende
Narben, gaenzlich unbeschadet ueberstanden.

Die Angst sitzt noch ganz schoen tief, allerdings werde ich mich davor
hueten, es kuenftig noch einmal zu solch einer Gelegenheit kommen zu
lassen. Was King Kong anbelangt kann ich zwar leider nicht unbedingt
behaupten, dass er nun zum frommen Laemmchen mutiert ist, aber zu-
mindest gewinnt er seither recht zuegig Land, sobald ein etwas
groesserkalibriger Koeter auf der Mattscheibe zu sehen ist.

Bi mit seiner kleinen Schwester Nga kurz nach dem schlimmen Unfall
Einen neuen sehr ungluecklichen Zwischenfall gab es seither aber
dennoch. Der betraf aber nicht King Kong sondern unseren kleinen,
knapp 3-monatigen Kater "Bi", der eines der 2 ungeplanten Katzen-
kinder unserer damals von uns geretteten "Miu" ist. Ich sags euch
Leute das war auch wieder was, was ich meinen Lebtag nicht mehr
vergessen werde. Diese Hilflosigkeit und das Bangen um das Leben
des kleinen Mannes...buaar da laeufts mir schon wieder eiskalt den
Ruecken runter, wenn ich nur dran denke..Aber von vorne:

Ich war oben im 3.Stock um die Waesche aufzuhaengen. Tung hat
es doch tatsaechlich geschafft das neue Gartentor zu zerstoeren, so
dass ich unsere Sachen zum trocknen nicht im Vorgarten wie sonst
aufhaengen konnte sondern dies wie gesagt oben im 3.Stock auf
einem Kleiderstaender tun musste. Der ist jedoch zu klein fuer
grosse Handtuecher oder Decken, wovon ich selbstverstaendlich
an diesem Unglueckstag- oder besser Ungluecksabend eine zu
trocknen hatte..

Demnach hing ich die noch feuchte Bettdecke kurzerhand ueber das
offene Treppengelaender, von dem aus es direkt runter in den
2.Stock- bzw sogar erkennbar noch bis hinunter auf die Treppe
ins Erdgeschoss geht. Ich kucke mal ob ich ein Bild fuer euch
von diesem Bereich im Haus finde, damit ihr euch darunter
etwas vorstellen koennt. Jedenfalls ist es sehr hoch und
natuerlich alles auch komplett gefliest. Sorgen musste ich mir
bis Dato der Katzen oder King Kong wegen trotzdem keine
machen. Die Tiger haben nie irgendwelche Anstalten gemacht,
da irgendwie rumhuepfen oder tollen zu wollen und mein alter
Herr (Kiko) hat schon als Baby von mir gelernt gekriegt, dass es da
wo's weit runtergeht auch gefaehlrich ist und er sich fernhalten soll.

Unsere Stubentiger haben das scheinbar jedenfalls ebenso begriffen,
aber wie das Leben manchmal so spielt..
Ich hing als erstes die Decke uebers Gelaender und machte mich dann
-begleitet von Bi's aufmerksamen Augen, der sich mit mir im Dach-
geschoss befand- daran, die restlichen Kleidungsstuecke auf den
dafuer vorgesehenen Staender zu haengen.

Blick ueber das offene Treppengelaender des dritten Stocks
Ploetzlich hoerte ich etwas platschen und dachte zuerst geistes-
abwesend, es sei ein nasses Handtuch-, oder aber die schwere
Zudecke ueber dem Gelaender gewesen, die nach unten ge-
plumpst war. Es musste wohl irgendetwas noch sehr feuchtes 
gewesen sein, wie sonst haette es so schwer sein koennen um
so einen lauten Platscher zu verursachen?!..dachte ich noch bei mir
bis mir auf einmal auffiel, dass Bi gar nicht mehr da war! Ich geriet
in Panik und bekam eine hoellische Angst, dass er es gewesen sein
koennte, der diesen Platscher verursacht hatte. Verzweifelt suchte
ich noch nach irgendeiner anderen banalen Erklaerung waehrend ich
von oben ins Treppenhaus hinab sah um zu sehen, was es gewesen
war. Zu meinem steigenden Entsetzen lag unten aber weder ein
nasses Handtuch noch sonst irgendetwas, was hinuntergeflogen war.
Die einzig schluessige Erklaerung blieb, dass es Bi gewesen sein
musste. Die Bettdecke musste ihm die Sicht versperrt haben-, er
an dieser hochgeklettert- und anschliessend von dort aus abgerutscht
sein, oder aber er war direkt darueber gesprungen, weil er wegen der
bloeden Decke den Abgrund dahinter nicht sah...!

Waehrend ich versuchte meine wild durcheinanderrasenden
Gedanken zu sortieren und Tung -der sich im Erdgeschoss aufhielt-
zurief ob Bi bei ihm waere, rief der auch schon von unten zu mir
herauf, was ich mit Bi gemacht haette, aber da hoerte ich sein
herzzerreissendes Geweine und Wehklagen schon selbst..
Im handumdrehen stuerzte ich hinunter in die Kueche,
wo Tung mit dem kleinen laut weinenden Bi auf dem
Schoss am Kuechentisch sass und mich immer wieder
fragte, was ich dem Kleinen denn nur getan haette und
was hier los sei. Es dauerte sicher eine kleine Ewigkeit
bis anh Tung meinem Geschluchze entnehmen konnte, was
ich selbst noch zu begreiffen versuchte, naemlich dass der
kleine Bi tatsaechlich ueber das Treppengelaender gestuerzt
sein musste!

Ich hatte keine Ahnung wo und wie er aufgeschlagen war,
wusste nur eines: er musste sich schwer verletzt haben und
wuerde das -wenn ueberhaupt- bestimmt nicht so ohne weiteres
ueberleben. Allerdings war es bereits Abend und die Praxis
von unserem Tierarzt des Vertrauens geschlossen und selbst
wenn..Roentgen, Not-OP...Fehlanzeige. Dazu waere die
Praxis nicht ausgestattet..Wir gerieten in Streit darueber ob
ich nicht dennoch nach der Notfall-Nummer suchen- und anrufen
sollte. Anh Tung wollte mich beruhigen und meinte Bi wuerde
das schon schaffen, er weine nur weil er sich ziemlich erschreckt-
und natuerlich ja auch ganz schoen weh getan haben musste.

Meine Mama die ich ueber Skype anrief um nach Rat zu fragen
sah das genau wie ich aber etwas anders. Ihr stockte schier der
Atem als sie den Kleinen wimmern und schreien hoerte. Ich
sollte ihm Traumeel-Tabletten gegen den Schock verabreichen
so dass eventuell wenigstens verhindert werden konnte, dass er
an einem solchen starb. Recht viel mehr konnten wir ohne Tier-
klinik leider wohl auch nicht tun, wie auch meine Mutter traurig
eingestehen musste. Es hiess also ein weiteres Mal beten und
hoffen. "Bi" humpelte unterdessen in King Kongs Hundebettchen
wo ich ihn zudeckte und versuchte ihm ein wenig von dem Mittel
gegen den Schock unter die Leftzen zu schmieren.

Waehrend ich instaendig darum flehte Tung moege mal wieder Recht
behalten, sah ich ein Broeckelchen der Tablette die ich Bi eben
verabreicht hatte auf dem Boden vor dem Bettchen liegen und was
ich als naechstes erkennen musste als ich mich bueckte um das
Stueckchen aufzuheben war, dass sie blutrot verfaerbt gewesen ist,
woraufhin ich erneut schrecklich zu weinen anfing. Ich warf einen
Blick auf Bi's Mund und wahrhaftig: es war voller Blut! Er blutete
aus dem Mund. Sein sicheres Todesurteil, wie ich erschuettert dachte!
Und mir blieb nichts anderes als zuzusehen und fuer ihn da zu sein.

Bi und Nga wenige Tage spaeter
Er schlief eine Weile fest und atmete schwer. King Kong schlich
sich zu ihm und leckte ihn ueber den Kopf. Dann riefen wir nach Miu
und Nga damit diese sich zu Bi legten und ihm Trost und Naehe
spendeten und er da nicht so allein liegen musste. Wir hofften das
wuerde ihm Kraft geben.

Und wisst ihr was? Scheinbar hat es das auch! Denn nur wenige
Stunden spaeter stand Bi ganz zaghaft auf und ging: zur Futterschuessel
um ein paar Happen zu essen. Danach trank er ein wenig Wasser und
ging auf die Toilette um im Anschluss ein bisschen mit seiner juengeren
Schwester zu spielen! Ich konnte meinen Augen nicht trauen! Rang er
nicht eben noch mit dem Tode?! Es muss ein Wunder gewesen sein!
Aber voellig gleich was es war, er war ueber den Berg! Er war auf einen
Schlag wieder ganz der Alte und weder das Bein, dass er zuvor ange-
zogen hatte schien ihm noch irgendwelche Schmerzen zu bereiten,
noch entdeckte ich irgendeine Verletzung im Maul von der das Blut
haette stammen koennen. Innere Verletzungen hatte er ja aber
offensichtlich ebensowenig davongetragen, denn dann haette er nicht
bereits wieder essen, trinken, spielen und auf's Klo gehen koennen..

Meine Mama -die die ganze Nacht um ihn gebangt und ebenfalls um
ihn geweint hatte konnte es am naechsten Tag gar nicht fassen, als
ich ihr von seinem Zustand berichtete. Wir sind uns sicher, dass Bi
einen riesen Schutzengel gehabt haben muss und Tung ist der festen
Ueberzeugung, dass uns all die kleinen Ungluecke, die uns tag-taeg-
lich widerfahren -die am Ende aber allesamt dann doch noch
glimpflich ausgehen-, uns insgeheim vor einem einzigen, wirklich
grossen und schweren Schicksalsschlag bewahren und das wohl
irgendjemand von unseren Ahnen schuetzend die Hand ueber uns
haelt! Eine schoene Vorstellung, der ich mittlerweile auch grossen
Glauben schenke! Wir sollten nicht mit unserem Schicksal hadern
und uns fuer all die kleinen Dinge kraemen, die uns im Alltag
zustossen sondern fuer all die Dinge dankbar sein, die wir nicht
sehen koennen-, vor denen wir aber bewahrt wurden...

Inzwischen ist der Unfall schon wieder einige Tage her und Bi
geht es tatsaechlich gut. Das einzige was ihm geblieben ist, ist
eine wahnsinns Anhaenglichkeit und Verschmustheit, aber
damit koennen wir ohne weiteres leben... :)

Dienstag, 11. März 2014

Der Name Nguyen

Amtlich ist es zwar bald schon rund ein Jahr, doch musste ich bislang
ohne Nachweis darueber auskommen, dass auch ich nun wie gut 40%
der Vietnamesen den Nachnamen Nguyen (vietn. Nguyễn) trage.

Das so viele Menschen einer Nation den selben Familiennamen tragen
ist fuer viele Deutsche offensichtlich eine etwas verwirrende Situation
und darum ist eine der haeufigsten Fragen: "Sind die eigentlich alle
miteinander verwandt?"

Nein. Sind "wir" (ich gehoere ja seit neuestem auch dazu ;) ) natuerlich
nicht! :) Das waere bei knappen 40% der Gesamtbevoelkerung Vietnams
auch eine echt glaenzende Leistung von irgendwem gewesen...
(-ihr versteht...). ;)

Das Ganze ist eher vergleichbar mit den deutschen Namen Mueller,
Maier, Huber, Schneider usw. Jedoch nur vergleichbar, denn diese
Namen haben ihren Ursprung in der Regel allesamt in den damaligen
Berufen -nach denen die Familie (deren Oberhaupt diese Arbeit meist
verrichtete), dann einfach gleich benannt wurde.

In Viet Nam hingegen geht die Haeufigkeit des Nachnamen Nguyen
allerdings zurueck in die Kaiserzeit. In dieser gab es die Nguyen-
Dynastie in welcher der Kaiser eben diesen Namen Nguyen trug und
eines schoenen Tages dann just entschied, dass fortan alle Menschen
die seiner Regentschaft angehoerten auch diesen -seinen-
Namen tragen sollten.

So ergab es sich, dass bis heute fast jeder zweite Vietnamese diesen
Familiennamen traegt, ohne dass zwangslaeufig die halbe Einwohner-
schaft miteinander verwandt ist.

Um aber dennoch ein klein wenig unterscheiden zu koennen, wer nun
tatsaechlich welcher Familie zugehoerig war, hat man schlicht einen
Zwischennamen, den sogenannten "dệm" dem gesamten Namen bei-
gefuegt. Dadurch entstand schliesslich der weitlaeufig-bekannte,
3-teilige Name der Vietnamesen.

Als Beispiel fuer den "dệm" werden auf Wiki Nguyễn Hữu ..., Nguyễn
Văn .... und Nguyễn Tiến .... genannt. Erst dann kommt der eigentliche
Rufname, so wie wir ihn kennen. Ein Maedchen mit dem ebenso recht
haeufig verwendeten Vornamen Phuong koennte demnach mit vollem
Namen z.B. "Nguyễn Việt Phương" heissen, wobei das "Việt" im
Zwischenteil des Namens vermutlich meist auch gleich der Zwischenteil
des Namens ihrer Mutter (bei Maedchen), oder der des Vaters (bei
Soehnen) gewesen ist.


Die sowohl am haeufigsten auftretenden-, als auch am bezeichnends-
ten Mittelnamen duerften meiner Meinung nach "Văn" (fuer Jungen)
und Thị (bei Maedchen) sein.

Der Mittelname ist also nicht nur ein Hinweis darauf zu welcher
Familie man gehoert, sondern kennzeichnet in der Regel auch gleich
noch das Geschlecht der jeweiligen Person. In der heutigen Zeit kommt
das allerdings immer mehr aus der Mode und mittlerweile ist eigentlich
fast jede nur erdenkliche Kombination aus Namen-, Mittelnamen und
Rufnamen moeglich.

Aber auch sonst sind den Vietnamesen bei der Namenswahl wenig- bis
keine Grenzen gesetzt. Eine feste Regel jedoch gibt es und diese bezieht
sich auf den Nachnamen. Dieser richtet sich bei ausnahmslos Jedem,
nach dem des Vaters. Aus diesem Grund tragen Kinder (egal ob nun
Junge oder Maedchen) haeufig einen voellig anderen Familien-
namen als ihre Muetter und auch Ehepartner haben deshalb nicht selten
ganz unterschiedliche Nachnamen.

Das eine Frau hier nach der Heirat den Namen ihres Gatten annimt
ist absolut unueblich - waere auf Wunsch (wie in meinem Fall) aber
trotzdem ohne weiteres moeglich.

Wir haben uns zum einen aus Liebe-, zum anderen aber auch aus ganz
pragmatischen Gruenden dazu entschlossen, dass ich entgegen der
Norm, den Namen meines Mannes tragen sollte. Einerseits tue ich mich
schlicht einfach leichter, weil sich die Vietnamesen leichter tun wenn
sie bei Eintragungen und dergleichen nicht mit einem auslaendischen
Namen kaempfen muessen und andererseits wird es auch fuer kuenftige,
gemeinsame Kinder eine Erleichterung sein, wenn sie nicht mit einem
"nicht-vietnamesischen" Namen sozusagen gebrandtmarkt sind.

Wie anh Tung und ich hoffen wird das Haenseleien in der Schule
vorbeugen, gleichzeitig aber auch sicherstellen, dass das Kind wie
hierzulande ueblich auch wirklich Tungs Namen bekommen wird.
Da ich Auslaenderin bin ist das ansonsten nicht ganz klar, weil wir
nicht genau wissen ob die Gesetzgebung bei mir so greift wie sonst
ueblich. Das gemeinsamer Nachwuchs den Namen Nguyễn (was
uebrigens "schoener Reichtum" bedeutet und uns somit hoffentlich
auch einen "schoenen" finanziellen Auftrieb liefern wird ;) ) fortfuehrt
ist -besonders bei einem Jungen-, fuer meinen Mann von grosser
Wichtigkeit. Fuer mich selber aber auch und ebenso das man leicht
erkennen kann, wer da zu wem gehoert und dass Tung und ich
verheiratet sind.

Der ist jedenfalls momentan erstmal stolz wie Bolle darueber das
seine Frau ihn so liebt und ehrt, dass sie (also ich) diese Zugehoerig-
keit auch gleich noch ueber den Namen fuer Jedermann offensichtlich
macht. :) Und fuer mich selbst fuehlt es sich ein wenig so an, als haetten
wir eben erst geheiratet und ist auch ein Stueckchen weit eine neue
Assimilation mit der neuen Heimat. Ich kanns jedenfalls nur waermstens
empfehlen. :)

Hier koennt ihr uebrigens die fuer viele etwas komplizierte Aussprache
von "Nguyễn" ueben (viel Spass dabei):