Ich habe mir vor ein paar Tagen wohl einen Virus über das Internet eingefangen und seidem steht mein Notebook kopf, was vielleicht die erst spärlich gesäten posts und die ewigen Baustellen auf meiner Seite erklären.
Ich werde mir künftig mehr Mühe geben, euch nicht so lange auf die neuen Einträge warten zu lassen, aber nun zum eigentlichen Grund meiner neuen Nachricht:
Das wäre eine Email, von einer neuen Internetbekanntschaft gewesen, die seit einigen Monaten nun, in Hanoi lebt. Dort schrieb sie mir: "Ich komme mir in Vietnam manchmal vor, wie unter einer riesen Kinderschar.."
Mit Verweis darauf, dass dieser Gedanke allerdings nichts mit der Grösse meiner Bekannten zu tun hat.
Auslöser für diese Feststellung, war ein Gang zur Apotheke, auf "Heimaturlaub" in Deutschland, wo ihr schnell und unkompliziert geholfen werden konnte.
"In Vietnam wäre das wieder ein riesen Umstand gewesen", schrieb sie weiter und dann kam die Frage: "Ob ich sie verstehen würde? Ob ich wüsste, was sie meint"?!
Ob ich weiss, was sie meint?!?!
Ja aber Hallo! :) Ich kann sie nicht nur verstehen, seit dieser Mail von ihr, fühle ich eine tiefe, seelische Verbundenheit!! ;)
Jedoch meinte die Bekannte auch, "psst, aber bitte niemanden weitersagen" :)
Guuuut, ich werde es nicht weitersagen... - Ich werde drüber schreiben! ;)
Ihre Identität ist hier ja gewahrt und wir sind ja unter uns. Ich für meinen Teil, habe aber kein Problem damit, hier mal "Tacheles" zu reden und ohne Umschweife zu zu geben: "Ja! Auch mir gehen die Vietnamesen hin und wieder auf den Sack!"
Und das nicht nur hin und wieder, sonder geschätzte 5 Minuten täglich.
Wenn sich zum Beispiel mal wieder zum hundertsten, ein zwei Köpfe nach mir umdrehen und einer der beiden Köpfe zum anderen sagt: "Boah, eine Tay! Da läuft eine Tay", oder wenn bei einer, meiner wenigen Einkaufstouren im Big C Center oder der Metro, zum dritten Mal in folge, meine Einkäufe inspiziert und kommentiert werden oder aber, ich zum tausendsten nach über 3 Jahren gefragt werde, was wir eigentlich essen Zuhause..
Weiter Klassiker, sind missglückte Englischversuche, der unumstrittene "Hello!"-Rufe-Renner, bestaunen und anfassen, der blonden Haare, die Bitte um Almosen, die weitverbreitete Meinung, das Geld würde auf Konten von Ausländern von alleine nachwachsen, irgendwelche anderen abstrusen und teils beängstigenden "Annährungsversuche" und der Ausstausch von Informationen darüber, wer oder was ich bin unter mir völlig unbekannten Menschen.
(Vietnamverrückt?!) |
Da das aber noch nicht ganz das ist, was meine Bekannte gemeint hat, als sie von der Kinderschar schrieb, gehe ich noch etwas weiter ins Detail.
Für "uns", die Leute, die nämlich im Ausland grossgeworden sind, kann Vietnam vermutlich nie mehr sein, als eine "Hassliebe".
So niedlich und liebenswürdig, die Unbeholfenheit der Vietnamesen auf den ersten Blick auch sein mag, muss man sich -aus welchen Gründen auch immer- über einen längeren Zeitraum hier aufhalten, kann einen das mitunter in den Wahnsinn treiben.
Wir Deutschen, Österreicher oder Schweizer sind im Verlgeich zur vietnamesischen "Gemütlichkeit" (Lethargie?) und Gleichgültigkeit wahre Workaholiker und Perfektionisten.
Über Türen, die nicht richtig schliessen, Kanten, die nicht gerade sind, Bodenbeläge, die Wellen schlagen, oder Bilder, die schief hängen, zuckt man hierzulande nur gelassen mit der Schulter, während uns diese Bilder teilweise bis in den Schlaf verfolgen.
Die Frage ist allerdings, welche Lebensform einem die höhere Lebensqualität beschert, die Bilder, die perfekt an der Wand hängen, oder ein gemässigter Pulsschlag mit friedlicher Nachtruhe?!
Da habe ich es, zugegebenermassen, als deutscher Mann in Vietnam besser. Meine vietnamesische Frau ist in 10 Jahren Deutschlanderfahrung in manchem deutscher als deutsch geworden – und das Schlamperl, das bin ich. Bei der Moebelaufstellung zum Beispiel. In engen Raeumen. Die Betten mussten allerdings nach irgendwelchen Glaubensrichtungen ausgerichtet sein. Da das sich aendern kann, haben wir ein sehr grosses, fast quadratisches Bett. Mit einer Unmenge von grossen “Bettwuersten”.
AntwortenLöschenStuehle, Sessel werden staendig neuen Bedingungen angepasst. Die Umraeum-Unruhe ist gross. Zum Glueck kann ich auf eine andere Etage ausweichen.
Je weiter ich aus Saigon raus komme und mich von Touristenzentren entferne, umso interessanter erscheine ich. Aber Naeheres weiss ich mimisch zu verhindern.
Meine Frau hat in der Oeffentlichkeit die Kommunikationshoheit. Das entlastet mich. Kaum hat sie sich im Bus hingesetzt, weiss sie um die Krankheiten der Kinder mehrerer Mitfahrer und wahrscheinlich werden auch meine Besonderheiten durchgesprochen. Ich wundere mich, dass da noch Zeit zum Atemholen besteht. Aber : alles “gelassen” nehmen. Nerven schonen.
Freundliche Gruesse, Catinat
Ja, Männer haben es da (wie meist auch) mal wieder etwas einfacher, als Frauen. :)
AntwortenLöschenIn Hai Phong ist das ganze wieder etwas seltsam.
Obwohl die Stadt doch relativ klein im Vergleich ist und ich ja auch schon über 3 Jahre hier bin, gibt es immernoch Tage, an denen ich nicht mal den Müll vor die Haustür tragen kann, ohne bestaunt zu werden..
Dann wieder gibt es Tage, da durchstreife ich mit "King Kong" (s.bald unter "Über mich" od. in der Tag-Cloud) die halbe Stadt und scheine dabei für niemanden ein ungewöhnliches Bild abzugeben ;)
In einer Stadt, wie Saigon, hat man es da sicher auch nochmal um einiges leichter, weil die Menschen dort, schon an den Anblick von "Tay`s" gewöhnt sind.
In eine Stadt wie meine, verirren sich dann doch eher selten Ausländer, was den "WOW-Effekt" beim Anblick solcher, nochmal gewaltig erhöht.
Ich habe mich zugegebenermaßen selbst schon dabei erwischt, wie ich mich nach einem Westler umgedreht- und dabei zu meinem Mann: "Kuck mal, ein Tay" gesagt habe.. ;)