Das "eigentliche" Silvester, findet bei uns nämlich erst in rund 2 Wochen statt:
Das vietnamesische Tết-Fest.
Diesmal fällt es auf den 23.01.2012, ein Drachenjahr. Etwas früh, denn im Normalfall wird das "frohe Neue" in Vietnam, so gegen Mitte bis Ende Februar willkommen geheissen.
Dadurch, dass Tết sich aber nach dem Mondkalender (Âm Lịch) richtet, verschiebt es sich alljährlich um einige Wochen und kann wie heuer eben schon Ende Januar sein. Für gewöhnlich liegt es jedoch irgendwann zwischen Februar und März.
![]() |
Baumbehang für den "Cây Đào" |
Den Bräuchen und Sitten folgend, muss das gesamte Haus vom (nicht vorhandenen) Keller bis unters Dach
einer Generalreinigung unterzogen werden, etliche Gerichte sind vor-und zuzubereiten, Arbeitskollegen,
Freunden und Familie wird die Aufwartung gemacht, der Altar (der in jedem Haushalt zu finden ist) hat auf Hochglanz poliert zu werden, ein Baum wird herbeigezaubert und geschmückt, Kindern steckt man die roten Briefchen -die ein paar Banknoten beinhalten- zu, für die Erwachsenen besorgt man ganze Geschenkkörbe oder mit Präsenten gefüllte Taschen, Opfergaben werden gebracht und -ein einziges Mal im Jahr- Vorräte herangeschafft.
![]() |
Die Wohnung auf hochglanz poliert |
![]() |
"Chợ Tết" (z.dt. der Neujahrsmarkt) |
Sämtliche Geschäfte, Ämter, Banken und Restaurants haben geschlossen und jeder widmet seine freie Zeit seinen Nächsten. Man besucht sich gegenseitig, holt sein edelstes Tröpfchen aus dem Schrank und es wird
gegessen, gegessen, gegessen und nochmals: gegessen.
![]() |
Nachdem es den Ahnen serviert wurde, kann man selber zubeissen |
Auch bei uns Zuhause spürt man die Veränderungen bereits wieder deutlich und euch interessiert mit Sicherheit, was da genau passiert und wie so ein Jahreswechsel in Vietnam von statten geht.
Da das neue Jahr aber erst noch vor der Tür steht, berichte ich euch einfach wies letztes Mal war.
![]() |
Der Drache aus Blumen auf dem "Chợ Tết" |
An einem freien Wochenende sind wir dann mit unserer Kurzen auf den Tet-Markt (Chợ Tết) gegangen um uns die alljährlichen, prachtvollen Blumendekorationen anzusehen und um ein paar rote Umschläge für die Geldgaben an Kinder (lì xì) und etwas Schmuck für den Neujahrsbaum (cây đào) zu besorgen.
![]() |
Die traditionellen, roten Umschläge (lì xì) |
Das läuft für prinzipiell immer gleich ab. Für die Erwachsenen werden Taschen oder Körbe, gefüllt mit Keksboxen, Tees, Kakao, Kaffee, Zigaretten oder Spirituosen überreicht und den Kindern die schönen Cellophan- od. Papierhüllen (lì xì) zugesteckt, in denen sich je nach wohlstand des Empfängers und des Senders zwischen 20.000-500.000 Dong befinden.
![]() |
Blick auf das Tet-Feuerwerk, vom 11.Stock eines Hotelbalkons |
Wichtig ist dabei, dass der Geldschein neu ist. Mindestens aber sauber, glatt und ordentlich gefaltet.
Danach sitzt man bei einem Tee (meistens grüner) oder den -mit einem Schluck Rotwein, edlen Cognac od. Whisky gefüllten- besten Gläsern aus der Vitrine des Hauses, etwa 5-20 Minuten zusammen und erkundigt sich gegenseitig nach der Gesundheit der Familie und den letzten Neuigkeiten oder Veränderungen.
Kaum hat man sich hingesetzt, verabschiedet man sich auch schon wieder und bricht zu seiner nächsten Steppvisite auf.
![]() | |
Auf Neujahresbesuch bei Verwandten |
Auf "diese Weise" haben wir im letzten Jahr dann am Ende der Feiertage rund 6 Stangen Vinataba (Zigarettenmarke), 5 Karton Bia Ha Noi, 1 Karton Heineken Bier (alle a 24 Dosen), 3 Flaschen Jimmy Walker, 2 Flaschen Jack Daniels, 1 Flasche Hennesy, 2 Geschenkkartons mit "Baileys" und Schmuckgläsern, 2 Flaschen Rotwein, 2 Flaschen Weisswein, 6 Geschenkboxen Kekse, 8 Tees, 4 Kakaosorten, 7 Kaffe (Instant u 1"echter"), 3 Karton Pralinen, 2 Karton Schokokonfessionen, 2 Fische und 3 Hühner erhalten ;)
Bestimmt habe ich etwas vergessen, aber das reicht ja auch fürs erste. Ich hatte alles gestapelt und abfotografiert, aber kurz nach Neujahr, am Geburtstag der Kleinen ist dann die Kamera verschwunden bevor ich diese atemberaubenden Bilder hochladen konnte. :(
![]() | |
Die "Präsenttüten" neben Tung beginnen sich zu sammeln |
![]() |
"Cây Đào" der vietnamesische "Weihnachtsbaum" |
Nachdem wir gebetet- und jeder Gottheit ein bisschen Kleingeld zugesteckt hatten, sind wir nach Hause gefahren um das gesamte Haus auf hochglanz zu bringen und das Essen für unseren Hausaltar vorzubereiten.
![]() |
Mit Hân vor dem Kloster |
![]() |
Einige der typischen Gerichte zu Tết |
![]() |
Das "Geistergeld". Opfergaben aus Papier |
![]() |
Der hauseigene Altar in der Neujahrsnacht |
Nach gut einer halben-dreiviertel Stunde, haben wir das Tablett mit dem Essen und die einzelnen Papiergaben nach unten geholt und die falschen Scheine, Pferde, Kleidungsstücke und Co in dem kleinen Blechofen vor der Haustür verbrannt.
Auch im Erdgeschoss hatten wir einen riesen Teller mit den ausgewählten Gerichten aufgestellt.
![]() |
Früchteteller und Blumenschmuck für den Hausalter |
Weil er der einzige männliche Nachkomme ist, muss anh Tung auch hier, gemeinsam mit seiner Mutter für eine ausreichende Verehrung der bereits verstorbenen Familienmitglieder sorgen.
Als wir eintrafen, saß sie bereits in ein Gebet vertieft vor dem Hausaltar, im obersten Stockwerk ihres Zuhauses. Bi trieb uns zur Eile an, weil sie pünktlich um 0 Uhr, auf der Dachterrasse das Hai Phonger Feuerwerk ansehen wollte.
![]() |
Meine Schwiegermutter noch mit Lockenwicklern im Haar, ins Gebet vertieft |
Allerdings wurden wir, besser gesagt Han (Bi's richtiger Name) herbe enttäuscht, da von dort aus lediglich ein bunter Schimmer am Himmel zu erkennen war.
Dementsprechend enttäuscht stampfte unser Zwerg (wobei sie inzwischen eigentlich schon der totale Lulatsch ist) einige Male kräftig mit den Füssen auf, quetschte ein paar Tränen raus, quengelte und quietschte ein wenig und lies sich erst durch einen "lì xì" wieder etwas aufmuntern.
![]() |
Bi stampft frustriert auf! :) |
"überhört". War doch fast so, als hätte sie gesagt: "Bringt euer Kind weg, das bringt Unglück!" ;)
Ausserdem hat King Kong schreckliche Angst vor den Böllergeräuschen (auch wenn die richtig langen,lauten Böllerketten schon längst verboten sind), weshalb wir den vorangegangenen Jahreswechsel überhaupt erst Zuhause verbracht haben.
Den im vorletzten und vorvorletzten hatten wir ausserhalb, im Restaurant oder einem Tanzlokal verbracht.
![]() |
Mit "lì xì" in der Hand konnte Bi dann auch wieder lachen |
![]() |
Anh Tung kommt seiner Pflicht nach |
![]() |
Hinterher war die kleine Maus wieder froh |
Noch ein letzter Abschiedskuss für mein kleines Pony...
bevor anh Tung es erbarmungslos in den kleinen Metallofen stopfte...
und den Flammen übergab..!
Und damit wünsche ich euch allen, im Vorfeld schon einmal ein frohes und erfolgreiches, neues Jahr des Drachen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen