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Dienstag, 15. Mai 2012

Mùa xuân - Fruehling

Mir war lange Zeit nicht bewusst, dass es auch in der Lyrik Vietnams “Fruehlingsgedichte” gibt. Ich stolperte auf die Erkenntnis zu, weil es sehr, sehr viele Herbstgedichte von Hàn Mặc Tử gibt. Der Herbst ist bei ihm die Schwelle zu boesen Vorahnungen. Der Fruehling die Schwelle zur Reifung. In seiner scheinbar beschreibenden Poesie ruht er nie, schreitet von einer Phase – gedanklich - zur naechsten.
Banal : am Ende eines Gedichts ist es nicht mehr so wie zu Beginn.
Formal : ich kenne vietnamesische Rhythmisierungsregeln und “Versmasse”. Mit dem Kopf. Bei Wiki auch nachlesbar. Die Schoenheit, die sie sprachlich bieten, ist 1. nur vom sensiblen Muttersprachler hoerbar, erfassbar , 2. nicht im geringsten in westliche Lyrikmuster uebertragbar.
Die Qual und der Reiz der Uebertragung : man muss europaeisch rhythmisieren, was sprachlich sich dann weit entfernt vom Original , inhaltlich aber “Entdeckungen” machen laesst.
Hàn Mặc Tử‘s aussergewoehnliche Genialitaet : er musste sich die Form nicht aneignen, sie war in seinem Blut. Er konnte mit ihr nach Belieben jonglieren, spielen, sie nach seinem Gusto ausrichten. Er leistete sich sogar das Vergnuegen, europaeische Versmassansaetze spielerisch - wie z.B. Endreime - in seine vietnamesische Lyrik mit einzubringen. Genial !

Hàn Mặc Tử (1912 – 1940)
Mùa xuân chín – “Fruehlingsreife”
Trong làn nắng ửng: khói mơ tan,
Đôi mái nhà tranh lấm-tấm vàng.
Sột-soạt gió trêu tà áo biếc,
Trên giàn thiên-lý -- Bóng xuân sang.

Sóng cỏ xanh tươi gợn tới trời.
Bao cô thôn-nữ hát trên đồi.
- Ngày mai trong đám xuân xanh ấy,
Có kẻ theo chồng, bỏ cuộc chơi.

Tiếng ca vắt-vẻo lưng-chừng núi,
Hổn-hển như lời của nước mây,
Thầm-thỉ với ai ngồi dưới trúc
Nghe ra ý-vị và thơ-ngây.

Khách xa, gặp lúc mùa xuân chín,
Lòng trí bâng-khuâng sực nhớ làng:
"- Chị ấy, năm nay còn gánh thóc
Dọc bờ sông trắng nắng chang chang?...
Eigene Adaptation :

Fruehlingsreife
Im rosigen Lichtschein der Sonne
loesen sich auf : die Nebel der Traeume.
Vor mir Strohdaecher, mit Goldstaub durchwirkt.
Windhauch raschelnd in Rockschoessen blauer Tunika.
Ueber Blumengirlanden der Gartenlaube hinweg
weht Fruehlingsleuchten.
Gruenfrische Wogen von Kraeutern
winden sich bis in den Himmel.
Junge Dorfbewohnerinnen singen auf den Huegeln.
Morgen bei der Feier zum gruenenden Fruehling
werden welche, das Spielen aufgebend,
einem Ehemann folgen.

Dieser Gesang, der die Berge hinunterflackert,
sich ein bisschen verhaspelt, ist wie ein Aufruf,
den die Wolken dem zuraunen,
der unten im Bambus sitzend
den Reiz und die naïve Unschuld spuert.
Da hinten, der Wanderer, trifft auf diesen Augenblick,
in dem der Fruehling reift,
in der aufkeimenden Sehnsucht sich an sein Dorf erinnert, “Junge Frau , wirst Du auch in diesem Jahr wieder die Buerde Deiner Reislast wirklich das ganze Flussufer entlang tragen – in Sonnengluthitze ?...”
Erna meint : “Schöööön.”
Heinz-Hugo : “Ja , unser Fruehling auf der Halde von Zeche Consolidation ist immer schoen.”
Erna : “Das meine ich doch gar nicht. Ich meine, das Gedicht .”
Heinz-Hugo : “Ach so. Rauxel ist ja bestimmt nurn Dorf. Aber “Naïve Unschuld” ? , die findeste da doch gar nicht mehr.”
Erna : “Due musst das doch nicht immer woertlich nehmen. Der Hàn Mặc Tử war eben ein romantisch Veranlagter. Der war wie ne reine Seele. Unsre Seele dagegen : schwarz wie der Boden der Halde bei Consolidation. Aber darauf gruent , ach ja, im Fruehling auch Birke, Kiefer und das Gestruepp. Da bekommt man schon so Gefuehle wie der Dichter.”
Heinz-Hugo : “Na , Hauptsache, im Sommer gibts die Brombeeren da. Auch schwarz wie meine Seele …. Oder ?”

CATINAT

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