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Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..

Freitag, 21. September 2012

Wenn Schwiegermütter krank sind..

..dann können sie zur Abwechslung sogar auch mal richtig zahm werden!

Zumindest, wenn man ihnen ein bisschen Angst dazu macht hehe ;)

Eigentlich hätten wir letzten Sonntag Abends zum Essen zu meiner Schwiegermutter gehen sollen.
Daraus wurde aber nicht, denn kurz bevor wir zu ihr gehen wollten (ihr Haus liegt ja nur eine halbe Gehminute von unserem entfernt) erreichte uns ein Anruf von unserer Kleinen, die uns mitteilte,
dass es der Oma ganz schlecht gehen würde und sie scheinbar grosse Schmerzen hätte.

Bereits am Nachmittag muss anh Tungs Mutter beim Arzt gewesen sein, der ihr mitteilte
dass es vermutlich eine Blinddarm Entzündung sein müsste und dass sie morgen früh ins
Krankenhaus fahren solle.

Ein Vater hält Wache am Krankenbett seiner Tochter
Dass so ein Blinddarm auch brechen kann und sich die Krankheit somit binnen kürze zur
Lebensbedrohung  steigert, weiss man eigentlich auch in Vietnam,
weshalb ich es nur noch unverantwortlicher fand, dass der Krankenhausbesuch erst am nächsten
Morgen erfolgen sollte.

Aber meine Schwiegermutter, die immer Stärke und Macht verkörpert, ließ sich selbstverständlich
nicht beirren und wollte von einer von uns vorgeschlagenen Fahrt in die Notaufnahme demnach nichts hören.
Auch mein Angebot, die Nacht vorsichtshalber bei ihr zu verbringen lehnte sie mit den Worten ab, dass das doch überhaupt nicht nötig sei.

Gott sei Dank gab es in der Nacht keine weiteren Probleme mehr und am darauf folgenden Tag brachten wir sie umgehend in die Klinik.

Das Viet-Tiep Krankenhaus in Hai Phong hat in der Stadt einen recht guten Ruf und seit wenigen Jahren nun auch einen neuen, hoch modernen Bau, der jeder besseren deutschen Privatklinik wohl in nichts nachstehen dürfte.
Ausgestatte mit der neuesten Technik und Ärzten die allesamt im Ausland promoviert haben,
schätze selbst ich -die mit westlichen Standard aufgewachsen ist- diesen Teil des Viet-Tiep`s (was übersetzt soviel wie das Vietnamesisch-Tschechisches Freundschafts-Krankenhaus heisst) als Adresse des Vertrauens.

Ein Gemisch aus Patienten und Angehörigen
Im letzten oder vorletzten Jahr, als bei mir der Verdacht eines Rezidivs meines Morbus Hodgkin bestand, ließ ich mich dort untersuchen und war wirklich begeistert.
Sowohl über die fachlichen Kompetenzen des Arztes (dessen Diagnose ich Anfangs misstraute, die sich allerdings als vollkommen richtig erwies), als auch dem Gesamtzustand und -bild des Hospitzes.

Ein gravierender Unterschied zum alten Teil der Klinik ist der, dass dort keine Bestechungsgelder angenommen werden dürfen und ..-es auch tatsächlich nicht werden!

So wird jeder Patient gleich behandelt und es kann sichergestellt werden, dass man nicht auf einer Bahre verblutet, weil der Arzt zuerst die Leute behandelt, die ihm vorher mehr Geld zugesteckt haben..

Meine Schwiegermutter fragte am Empfang fast ein wenig ängstlich und ungläubig, ob sie denn ihre Versicherungskarte auch abgeben könne, was die Empfangsdame bestätigte und die Mutter meines Mannes (die trotz oder gerade wegen ihres enormen Reichtums ziemlich auf ihr Geld bedacht ist) zu einem erfreuten aufquiecken veranlasste. :)

Aber ich schon zu weit vorraus und muss nochmal ein Stück zurück in den Ereignissen dieses Morgens.

Die Pflege der Angehörigen ist in Vietnam für gewöhnlich Familiensache
Meine Schwiegermutter steuerte nämlich zunächst einmal den ursprünglichen Trakt der Klinik an.
Dort wurde sie auf eine Liege gelegt und von einem wirklich noch blutjungen Arzt untersucht, der dementsprechend unsicher wurde, als wir an diversen Stellen nachhackten.

Er drückte ein wenig an ihrem Unterleib herum und fragte nach Art und Stärke der Schmerzen,
welche meine Schwiegermutter natürlich wieder beschwichtigte.
Erst als ich sie eindringlich ansah und ihr erklärte, dass sie die Wahrheit sagen solle und nicht die Starke markieren müsse, weil es sonst unter Umständen wirklich gefährlich für sie werden könnte, gab sie zu, dass es doch heftiger war, als Anfangs behauptet.

Nach einigem Überlegen meinte der Jüngling in Weiss dann, dass es der Blinddarm sei, aber die Sache noch nicht so akut wäre, dass man sie dabehalten müsse.
Lediglich wenn sich ihr Zustand verschlimmern würde und sie zusätzlich noch Fieber bekäme,
sollten wir unverzüglich wiederkommen.

Wir -die wir uns jedoch aufrichtige Sorgen um unsere Mutter machten- (in Vietnam wird auch die Mutter des Ehemannes oder der Ehefrau einfach nur "Me", also "Mutter" vom Schwiegerkind genannt),
gaben uns damit nicht zufrieden und bohrten mit der Gefahr eines Durchbruchs nach,
was den jungen Doktor zögern ließ.

Nach erneutem Überlegen bot er uns dann an, meine Schwiegermutter doch einige Tage zur Beobachtung dazubehalten und eine Heimkehr nur auf eigene Verantwortung zu genehmigen.
Es sei allein unsere Entscheidung.

Üblicher Anblick eines vietnamesischen Krankenzimmers
Im Krankenhaus liegen zu bleiben, ohne bereits am Sterben zu sein, kam für anh Tungs Mama jedoch nicht in Frage und sie bestand auf die Entlassung und wir zogen von dannen.

Draussen vor dem Gebäude, als mein Mann gerade das Motorrad holen ging, redete ich meiner Schwiegermutter aber erneut ins Gewissen und machte ihr klar, dass ihr unbedingter Drang danach, nur ja keine Schwäche zu zeigen sie womöglich ins Grab bringen könnte und das, obwohl die Krankheit im Normalfall keine allzu tragische Geschichte ist.

Das jagte ihr dann doch ganz schön Angst ein und sie begann zu zögern.
Dieses Zögern nutzte ich aus und überredete sie dazu, sich wenigstens noch eine zweite, meiner Meinung nach ordentliche Meinung im Neubau des Viet-Tiep`s einzuholen.

So standen wir dann also zu dritt wenig später an dessen Empfang.
Obwohl das Spital bedeutend besser besucht war, als zu der Zeit, in der ich mich dort hatte untersuchen lassen, ging es zügig voran und wir kamen rasch weiter.

Wer Geld, aber keine Zeit hat, kann sich auch "Pflegerinnen" mieten
Sie wurde vom behandelnden Arzt zum Ultraschall geschickt und während sie diesen über sich "ergehen" ließ, machten anh Tung und ich es uns im Wartebereich gemütlich und blickten auf einen der vielen Bildschirme, die über unseren Köpfen von der Decke hingen.

Ich traute meinen Augen nicht, als ich erkannte, was da gerade über die Mattscheibe zu laufen schien:
Die "Wanderung" einer Sonde durch irgendwelche Körperhöhlen.
Sehr appetitlich das Ganze. Besonders aus Perspektive des Sonden-Kopfes.

Als das Bild abrut unterbrochen wurde und sich kurz darauf die Tür eines Untersuchungszimmers öffnete und ein Patient heraustrat, machte sich ein leiser Verdacht breit, der sich beim nächsten Patienten scheinbar bestätigte, denn just in dem Moment, in dem der junge Mann im Raum verschwunden war, gabs eine neue Folge des Ekel-TV`s und noch ein weiterer vermutlich Erkrankter bescherte uns eine Episode, woraufhin ich lachend zu Tung meinte, ob dass tatsächlich die Live-Übertragung der Innereien seien woraufhin er mich im Gegenzug darauf aufmerksam machte, dass oben am Rand doch ganz klein der Name der jeweiligen Person für die Angehörigen abgebildet sei.

Sachen gibts... :)

Bevor ich aber weiter meine neue Lieblingsserie verfolgen konnte, erschien endlich meine Schwiegermutter mit positiven Neuigkeiten, denn die Untersuchungen hatten ergeben, dass es sich wohl nicht wie zuvor festgestellt um den Blinddarm handelte. Sie sah richtig erleichtert aus und freute sich, dass ihr doch nichts fehlte.

Reicht der Platz nicht, teilen sich die Patienten und Angehörige eben die Betten
"Wenn dir aber nichts fehlt, woher kommen dann die Schmerzen?!" wollte ich von ihr wissen.
So erklärte sie mir, dass sie früher an dieser Stelle operiert worden sei und die Schmerzen daher rührten.

Da hatten wir beide also nochmal Glück gehabt.

Anh Tungs Mama, weil ihr eine O.P. mit anschliessenden, sicher mindestens einwöchigen Krankenhausaufenthalt erspart blieb und ich, weil mir diese Woche ebenfalls erspart blieb, denn in Vietnam ist die Pflege der Patienten Sache der Angehörigen.

Essen verabreichen, das Stützen auf dem Gang zur Toilette, das Waschen, das Eincremen mit Wundsalben, Verabreichung von Tabletten usw..all das wird hier nicht von Ärzten oder Schwestern erledigt sondern von Seiten der Familie und in der Regel fällt diese Aufgabe der Schwiegertochter zu.
Ist der Kranke männlich, kümmert sich häufig auch ein Sohn, Bruder oder sonstiger, ebenfalls männlicher Verwandter um ihn, um Peinlichkeiten und Scham zu vermeiden.

Das Mitglied, dass zur Versorgung auserkoren wurde, richtet sich zumeist gleich im Nachbarbett-, oder auf einer aufgestellten Liege, für den Zeitraum der Behandlung mit ein.

Bin ich also ohne viel Aufwand trotzdem nochmal gut bei ihr weggekommen hehe ;)



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