Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..

Freitag, 13. April 2012

(KEO) - Begegnungen

Sie kommen immer genau dann, wenn ich wieder einmal an einem absoluten Tiefpunkt angelangt bin.
Wenn so richtig schöner Lagerkoller angesagt ist und ich mir denke, dass Vietnam mit all seinen Einwohnern mich mal am Allerwertesten kann, dann sind sie urplötzlich da:

Begegnungen.

Und diese "Begegnungen" hatte ich heute erneut. Gleich mehrmals innerhalb der zweieinhalb Stunden auf meiner Mitternachtstour mit King Kong.

So bin ich gerade des nächtens über den leeren Schienenstrang des Armenviertels geschlendert (es schien alles schlief tief und fest), als plötzlich eine Tür auf ging und ein bekanntes Gesicht erschien.
Ich kenne nicht mal ihren Namen, weiss lediglich, dass sie ihre beiden Hunde fast noch mehr liebt und verwöhnt als ich den meinen (falls das überhaupt noch möglich ist), sie ebenfalls raucht (und das als Frau und in aller Öffentlichkeit!), sich überhaupt nichts daraus zu machen scheint, ob sich jemand eventl. dran stört, dass sie es tut, dass sie ein richtig schön freches Mundwerk hat (was sie ebenso ungeniert, allzeit verlauten lässt) und das sie super nett und sympathisch ist und ich klasse mit ihr zurecht komme.

"Heyyyy wo warst du denn so lange?!?!" War das erste was ich vernommen habe und ehe ich mich versah, hatte sie sich schon bei mir untergehakt und in Richtung Strassenstand geschleift.

Der Strassenstand ist scheins DER Treffpunkt schlechthin für Nachtschwärmer aller Art.

Ich habe neulich (im Beitrag über die vietnamesische Variante des "Angelns") glaube ich schon mal über diesen Stand und seinen Besitzer -einen superlieben, älteren Mann den ich liebevoll "Opa" nenne- berichtet.

Die "coole Lady" meine Bekannte
Da sitzt alles auf den typisch-vietnamesisch styligen "Babyhocker" herum verteilt um den Stand, trinkt etwas, raucht eine und unterhält sich -der vorgezogenen Stunde zum Trotze- lautsark mit "Opa" und den anderen über Gott und die Welt.

Ich mag die komplette Bande ganz gerne und wurde auch vorbehalts-u.ausnahmslos von ihnen aufgenommen.
Dennoch halte ich für gewöhnlich nur einen kurzen Plausch im stehen und ziehe dann mit King Kông weiter.

Gestern wurde ich dann aber -bevor ich mich wieder vom Acker machen konnte- auf einen der Mini-Hocker katapultiert, hatte ein Getränk in der Hand und wurde in ein Gespräch vertieft, während der Hund meiner Bekannten und meiner einer tollend ihre Kreise um uns gezogen haben.

Das Lieblingsthema der Runde: Männer-Frauen / Frauen-Männer.
Wie wenig sich Vietnamesen doch manchmal vom Rest der Welt unterscheiden

Mein klener hübscher Mann
Nach rund einer halben Stunde habe ich mich dann trotzdem wieder auf den Weg gemacht und bin direkt den nächsten Bekannten in die Arme gelaufen.
Ebenfalls die Besitzer eines Nacht-Strassenstandes plus deren "Kundschaft".

Auch hier zunächst ein grosses "Hallo" warum ich mich so lange nicht habe blicken lassen und eine Einladung Platz zu nehmen, was ich auch einen kurzen Moment getan habe.
Den wenigen Gästen, die mich nicht kannten wurde auch sogleich erklärt, wie gut ich die vietnamesische Sprache drauf hätte und wie sehr ich doch einer Vietnamesin gleich käme, was einem riesen Lob gleich kommt.

Bubu`s süsse kleine Freundin
"Con bé này lói tiếng Việt giời giỏi lắm! Nó giống như người Việt Lam luôn!"
(Etwa: Die kleine spricht total perfekt Vietnamesisch! Sie ist genau wie eine Vietnamesin)

Das ging mir natürlich dann auch runter wie Öl.
Hatte ich ja eben noch Gott und die Welt, bzw stellvertretend die Vietnamesen gehasst.

Ganz ähnliche Sprüche habe ich auf dem Heimweg noch an 2 anderen Stellen vernommen und wurde hinterher sogar noch zum nächtlichen Kartenspielen auf offener Strasse eingeladen..

Da fällt es einem natürlich dann schwer, seinen "Hass" auf Land und Leute aufrecht zu erhalten

Gott sei Dank habe ich solche positiven Erlebnisse wirklich immer genau in dem Moment, wenn ich mich frage, was zur Hölle ich eigentlich hier verloren habe..
Und dann fällt es mir wieder ein: Ich LEBE hier!
Eben mit allem, was dazu gehört. Die guten, genauso wie die schlechten Tage..

2 Kommentare:

  1. Genau das Gefuehl, das ich teile.
    Ich wohne nicht (nur) hier.
    Ich lebe hier.
    Ich kriege auch nicht nur die Hochglanzseiten des Landes mit. Eher : selten.
    Am meisten sowieso den “Alltag”. Der kann aeusserst nervig sein,aber auch ueberraschend.
    Aus dem Alltag ergeben sich die gelegentlichen “Krisen”.
    Aber auch die ueberraschenden Situationen, in denen man von Einheimischen , bei mir immer : von den Nachbarn, auch aus Krisen heraus “mitgenommen” wird.
    Nicht selten verfluche ich das Land.
    Noch oefter liebe ich es. Xanh Xanh, Moi, der kleine Khan, (die Anfuehrer der Gassen - Rasselbande der “Unterstadt” in “meiner” Hẻm in Sài Gòn) und die drei Enkel geben am meisten Anlass dazu.
    Wir haben keinen Hund wie Sabrina .
    Dafuer : habe ich mein Alter. Meiner Frau (62 J.) und mir (68 J.) vertrauen so viele hier ! Mein Vorteil : ich bin nicht so sehr weit im Alter auseinander mit meiner Frau.
    Ich darf niemanden hier enttaeuschen.
    Insgesamt in den letzten 3 Jahren nahmen wir an etwa sechs Hochzeiten teil, an vier Bestattungen , an zwei Geburten in der Nachbarschaft.
    Fotos in dieser engen Gemeinschaft kann und darf ich selten – nur zu besonderen Anlaessen – machen.
    Einladen in unsere Hẻm tue ich nur ganz, ganz selten sehr ausgesuchte Personen.
    “Reisen” tue ich auch nicht . Wenn wir wegfahren , dann besuchen wir Verwandte, Bekannte, Freunde. Oder ruhen uns zwei Tage in der Naehe – Vũng Tàu – in einem Hotel hauptsaechlich fuer Einheimische ein bisschen aus.
    Reisen lassen werde ich an meiner Stelle das fiktionale Paar Erna und Heinz-Hugo , die mit ihren Kommentaren in meinen zukuenftigen Blogbeitraegen das aussprechen werden, was ich selbst nur kurz zu denken wage.

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  2. Ich denke, wir leben und fühlen ganz ähnlich.
    Das Problem mit den Fotos habe ich bekanntlich ja auch.
    Da würde man sich selbst aus dem "Mitten drin, statt nur dabei" auf die "Zuschauertribüne" katapultieren.
    Vom Teilnehmer wird man so wieder zum Zuschauer sozusagen.
    Das wäre ein enormer Rückschritt - denn es braucht einiges, um zum echten Teilnehmer zu werden.
    Zum Mitläufer, der nicht mehr weiter auffällt oder sich unterscheidet.
    Selbst mit dem Reisen scheinen wir uns zu gleichen.
    Ich bin in über 3 Jahren für die Wochenendausflüge nach Cat Ba gekommen (Ha Long hatten wir immer keine Lust, weil wir finden, dass ist auch nurnoch eine Verlängerung der Felseninseln vor Cat Ba), nach Ha Noi (zu tun) und nach Bac Giang (die Familie)...
    Das ist alles, was ich im Petto habe ;)
    Auf den Start von Erna und Heinz-Hugo heute Abend -sozusagen als "running gag" wie mein Bruder sagen würde- freue ich mich übrigens schon besonders.
    Am meisten auf das, was sie zu sagen haben :))

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