Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
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Dienstag, 30. Juni 2015

Về Quê - Besuch auf dem Land

Wer den Blog ueber die Jahre mitverfolgt weiss, dass ich nicht nur mit
meiner Schwiegermutter nicht immer ganz eins war, sondern es mir
besonders vor den Fahrten zur weitlaeufigeren Verwandtschaft auf dem
Lande stets besonders graute.

Aber im Jahr der Ziege sollte sich nicht nur die Beziehung zu Tungs
Mutter schlagartig verbessern, sondern die zur Dorfverwandtschaft
gleich mit...


Fuer gewoehnlich drueckte ich mich mit Ausfluechten wie Krankheit
oder erfundenen- bis hin zu absichtlich auf diesen Zeitraum gelegten
Terminen vor den alljaehrlichen Pflichtbesuchen in "Bắc Giang", dem
nord-oestlich der Hauptstadt "Hà Nội" gelegenen Heimatdorf,
der Familie meines Mannes.

Waehrend ich mir den Kopf zerbrach, wie ich mich auch heuer moeglichst
unauffaellig aus der Affaere ziehen konnte, kam bereits die drohende
Ansage von Tung: und wehe mir, ich wuerde nicht mit von der Partie sein!
Schon viel zu lange sei ich nicht mehr dort gewesen und gerade jetzt,
wo seine Mutter doch so guter Dinge waere, duerfte ich keinesfalls Zuhause
bleiben! Na klasse, dachte ich mir im Stillen.


Der junge Braeutigam im schwarzen Smoking
Man muss wissen, dass unter den etlichen Omas und Onkeln und
Cousins und Schwagern und Schwipp-Schwaegerinnen und so weiter
und sofort, ein mir ausserordentlich verhasster -ich glaube Ehemann
einer Cousine- war, der mich damals als ich noch voellig unbefangen
und unvoreingenommen die ersten Male mit aufs Land gefahren bin,
vor versammelter Mannschaft total runtergemacht und offen vor allen
beleidigt hat. So sehr, dass ich im Anschluss sogar Pipi in den Augen
hatte und die einzigste, die Partei fuer mich ergriffen- und mich (wie
eine Loewin ihr Junges) verteidigt hatte war Bi, meine geliebte
(Stief-)Tochter. Alle anderen haben gelacht und sich koestlich amuesiert
-und ich sie seither aus tiefsten Herzen gehasst!

Mein lieblings-"Schwager" (re.) und der "verhasste Cousin" (li.) geben sich gegenseitig die Ehre ;)
Nicht einmal Tung hielt es fuer noetig, das Wort fuer mich zu
ergreiffen und hat die Situation seither auch immer runtergespielt und
meinte "oooch, das sei doch nur ein Spass von A....(wie Arsch-entschuldigt
bitte die harsche Wortwahl) ;) gewesen und er haette eben ein wenig zu tief
ins Glas gesehen, oder aber ich muesste A (wie Arsch) verstehen, er kaeme
halt vom Land und haette einfach noch Vorurteile etc.

Verstaendnis?! -So, so. Haette im Gegenzug jemand von meiner
Familie Tung auch nur schief angesehen (da haette noch nicht mal
jemand etwas falsches oder unhoefliches sagen brauchen!), ich
schwoere euch, er haette nie wieder auch nur einen Fuss auf deutschen
Boden gesetzt, so gekraenkt waere er gewesen! Und ich sollte also
Verstaendnis haben und Nachsicht aufbringen fuer eine Person, die
mir vor versammelter Mannschaft ins Gesischt sagt, wie sch.....
Deutsche Frauen sind und was fuer Schla..... wir im Grunde genommen
waeren.

Blick vom Balkon auf den Hinterhof und einige Nachbarhaeuser
Verstaendnis konnte ich dafuer beim besten Willen nicht aufbringen,
allerdings den Anstand, mich nicht auf dieses Niveau herabzulassen
und ihm ebenfalls irgendwelche Beleidigungen entgegenzuwerfen.
Ich stecke beim Versuch eine gute und achtbare, vietnamesische
Schwiegertochter abzugeben bereits mehr als genug weg und schlucke
Dinge runter, die ich mir -nach den Jahren in Khanh's Familie und
der darauffolgenden Krebserkrankung- geschworen hatte, nie wieder
runterzuschlucken und wegzustecken! Lediglich des Protokolles wegen
Anstandsbesuche zu initiieren, die fuer mich eine solche Qual darstellen,
wuerde ich mir jedoch mit Sicherheit nicht mehr antun!

Doch dieses Jahr gab es offensichtlich kein Entrinnen und so biss ich
in den sauren Apfel und fuhr nach Jahren der Abwesnheit wieder mit
auf's Land, wo die groesste der Ueberraschungen seit meiner Rueckkehr
aus Deutschland auf mich warten sollte...

typische Maennerrunde mit Cousin A (re.) in weiss..
"Cun", eine der beiden Lieblingscousinen meines Mannes und meiner
selbst, die zwischenzeitlich im Ausland arbeitete, war ueber Neujahr
zu Besuch gekommen und hatte (und jetzt kommt's) ihren amerikanischen
Freund "Michael" gleich mitgebracht!

Und den fand verhasster Cousin A so toll und cool, dass dieser sich
staendig an mich wandte (diesmal wusste er sogar meinen Namen und
rief mich "Keo" statt "con Tay", was je nach Betonung und Hintergrund
mitunter auch ziemlich herablassend und beleidigend gemeint sein kann)
und bat mich am laufenden Band fuer ihn zu uebersetzen. Ich sprach
-abgesehen von ihm- ja beide Sprachen fliessend und war als notwendiges
Sprachrohr zwischen ihm und Michael ploetzlich wahnsinnig in seinem
Ansehen gestiegen! Endlich war ich nicht mehr allein! Jetzt war nicht
mehr ich der "Alien" unter den Anwesenden, sondern ein von allen
akzeptiertes und bekanntes, langjaehriges Familienmitglied. Mit einem
Schlag gehoerte ich fuer sie dazu, war ich endlich auch eine von ihnen
und das zeigten sie mir ab da auch. Nie hatte ich mich so wohl- und
angenommen in meiner Haut gefuehlt, wie an diesem Nachmittag bei
unserer Familie.



Von da an war "Michael" der Auslaender unter uns. Nicht mehr ich!
Was fuer ein herrliches Gefuehl. So lange hatte ich seit Tungs und
meiner Hochzeit vor bald sieben(!) Jahren unter der miesen Stimmung
und Abneigung derer gelitten, die eigentlich meine neue Familie sein
sollten und nun hatte sich das Blatt endlich gewandelt!

Als an diesem Nachmittag verkuendet wurde, dass wir gegen Ende
des Monats erneut anreisen sollten, um die Hochzeit von Cousin X
zu feiern, freute ich mich aufrichtig auf diesen erneuten Besuch.
Dieser wurde, wie der vorige zu Tet ebenfalls ein richtig schoener,
ausgelassener Tag, an dem wir endlos viel miteinander gescherzt,
uns gegenseitig geneckt (jedoch war nicht mehr ich das Ziel dieser
Neckereien) und endlos viel miteinander gelacht haben.

Schwager Hung bei seinem Staendchen zu Ehren des Brautpaares
Cun und Michael sind mittlerweile zwar zurueck in den Staaten ,
aber ich werde weiterhin als gewoehnliches Familienmitglied
behandelt und weiss , dass ich das nun auch wirklich bin....



Wir haben uns praechtig darueber amuesiert, als mein Schwager Hung, vor lauter 
Feuchtroehlichkeit, statt der Glueckwuensche zur Hochzeit versehentlich alles 
Gute zum Geburtstag wuenschte... :D 
Den wirklich lustigsten Clip von allen finde ich aber leider nicht mehr :(

Montag, 29. Juni 2015

Der Start ins Jahr der Ziege

Das diesjaehrige Neujahrsfest war trotz aeusserst verspaeteter Ankunft,
anders als die vorangegangenen ueberaschend gelassen und entspannt.
Obwohl oder vielleicht gerade weil ich erst einen Tag vor Tet nach Hause
gekommen bin und so den Grossteil der anstehenden Arbeiten verpasst
habe, konnte ich das Fest zum ersten Mal bewusst erleben und zur Ab-
wechslung sogar mal ein bisschen geniessen. :)


Fuer gewoehnlich habe ich um diese Jahreszeit so viel zu tun, dass ich
gar nicht weiss wo mir der Kopf steht und wo ich zuerst hinlangen soll.
Dadurch verpasse ich regelmaessig all die Dinge und Momente, die die
Schoenheit dieses Festes ausmachen und bin jedes Mal froh, wenn ich
es dann endlich hinter mir habe. Urspruenglich hatte ich befuerchtet,
dass der Stress sich in diesem Jahr durch meinen unguenstig gelegenen
Ankunftstag sogar noch verdoppeln und verdreifachen wuerde, weil mir
ja eine ganze Woche an Vorbereitungszeit fehlte, aber das genaue Gegen-
teil war der Fall und statt die Arbeit fuer meine Rueckkehr aufzusparen
hatten mein Mann und meine Schwiegermutter das meiste einfach schon
selbst erledigt. Was fuer ein Segen!


Ich brauchte nicht mehr zu tun, als die Fuesse hochzulegen und mir das
Rege treiben und Spektakel anzusehen...Naja ok, zugegeben ganz so
gemuetlich war es dann doch nicht, aber fast ;) Jedenfalls konnte ich in
Ruhe mit meiner Familie essen und mir das Feuerwerk ansehen und ein
paar Fotos vom Dach des Hauses meiner Schwiegermutter aus davon
schiessen! Auch die anschliessenden Tage war nichts vom ueblichen
"Termindruck" und gehetze zu spueren, da die Mutter meines Mannes
beschlossen hatte, keine uebermaessigen Besuchs-Marathone und Unter-
nehmungen zu starten. Dafuer war sie diesmal schlicht zu erschoepft.


Die Fahrt zum "Chùa Hương", der Duftpagode im Umland von Ha Noi,
am 2. Neujahrsfeiertag liess sie sich dann aber doch nicht nehmen und
lud uns -was fuer sie recht unnatuerlich ist- sogar dazu ein, sich ihren
Freunden und ihr anzuschliessen, was wir letztlich auch taten. Es wurde
ein wirklich schoener Tag, mit viel Gelaechter und tollen Erinnerungen.
Die "Clique" meiner Schwiegermutter war ganz anders als erwartet-, ein
voellig gelassener und gewitzter Haufen und in deren Mitte lernte ich
eine ganz neue Seite von Tungs Mutter kennen. Sie hat richtig Sinn fuer
Humor bewiesen und viele Scherze gemacht und gemeinsam mit den
anderen ueber Telefon sogar einen Bekannten des illustren Haufens auf
den Arm genommen. Auch mir selbst gegenueber schien sie ab diesem
Tag eine gaenzlich neue Platte aufgelegt zu haben und verhielt sich mir
gegenueber ungemein freundlich und zuvorkommend. So kannte ich sie
bislang gar nicht. Der Grund hierfuer koennte zum einen vermutlich in
meinem eigenen -seit meiner Rueckkehr aus Deutschland wenige Tage
zuvor- veraenderten Aeusseren und Verhalten (ich war wesentlich relaxter,
ausgelassener und gespraechiger als sonst)  und zum anderen auch in der
Tatsache zu finden sein, dass wir ihrem diesjaehrig-, geaeusserten Wunsch
auf Nachwuchs nicht gar so abgeneigt begegnet sind wie fuer gewoehnlich.


Erstmalig haben wir die Option auf kuenftigen Nachwuchs offengelassen,
statt sie umgehend vom Tisch zu fegen und allen erzaehlt, die es hoeren
wollten, dass wir uns nun schon bald an die "Produktion" machen wuerden.
Was jedoch bislang trotz grosser Worte noch nicht ernsthaft geschehen ist ;)
Aber wir schliessen es immerhin nicht mehr komplett aus  Nicht einmal ich,
die bislang ja eher so gar nichts mit dem Thema anfangen konnte, finde die
Vorstellung, so ein kleines Wesen-, eine Mischung aus Tung und mir zu haben
eigentlich recht nett. Im Moment ist es aber schlicht zu heiss fuer solche
Scherze ;) Wo wir uebrigens gerade beim Nachwuchs sind, unser anderer,
wart seit meiner Ankunft noch nicht gesehen, da kurze Zeit zuvor ihre leibliche
Mutter auf einen ihrer spaerlichen Besuche nach Viet Nam gekommen war
und die Kleine seither in beschlag genommen hatte. Sehr zum Leidwesen
meiner Schwiegermutter, die dann jedes Mal darunter leidet, dass Bi sich
ueberhaupt nicht mehr blicken laesst oder zumindest bei ihr meldet, was ich
auch echt gut nachvollziehen kann. Besonders wo ihre Mutter genau ueber
Neujahr angereist ist und Bi ueber das gesamte Tet-Fest bei sich hatte, ist dass
sehr gedanken-und taktlos von Bi's Mutter gewesen, unsere Tochter nicht
wenigstens in der Silvesternacht kurz vorbeizubringen, damit die ihrer Oma und
Ziehmutter ein frohes Neues haette wuenschen koennen.


Diese Aktion zeugt einmal mehr vom lausigen Charakter der Erzeugerin
unserer Maus. Aber was soll man sich aufregen. So selten, wie die Gute sich
bei ihrer Tochter sehen laesst, wird Bi davon voraussichtlich nicht weiter
negativ beeinflusst werden in ihrem Denken und Handeln. Hoffe ich jeden-
falls ;) Hinterher gab's jedenfalls ne kleine Standpauke von mir, weil Bi
zwischenzeitlich alt genug ist, um selber auf solche Dinge zu achten und
sich unabhaengig von ihrer Mutter bei ihrer Oma haette melden muessen.


Weil ich beim diesjaehrigen Neujahrsfest so wenig Pflichten zu erfuellen hatte,
hatten wir die restlichen Feiertage ueber dann noch ausreichend Zeit zur
Verfuegung, um unsere Freundschaften zu pflegen und ausgiebige Essen mit
ihnen zu initiieren, die allesamt total klasse waren.
Wenn ich auch den Jahreswechsel auf deutschem Boden verschlafen habe, so
hatte ich im Anschluss  immerhin einen superschoenen Start ins Jahr der Ziege
in meiner Wahlheimat, an den ich selbst jetzt noch gerne zurueckdenke, hat er
meine Einstellung zum vietnamesischen Tetfest doch grundlegend veraendert. :)




Freitag, 26. Juni 2015

Ankunft in Viet Nam und das Wiedersehen mit Tung

Selbst im Flieger war ich noch kraeftig am weinen, obwohl ich
mich zu diesem Zeitpunkt natuerlich insgeheim schon laengst auf
mein Zuhause in Viet Nam, Tung, unsere Kleine, King Kong u.
die Katzen freute. Ich finde die verwunderten und verstoerten
Blicke der anderen Fluggaeste immer so lustig, wenn man in
einem Flieger der Thai Richtung Bangkok sitz, wo eigentlich
alles in den Urlaub geht und jeder guter Dinge ist und dann sitzt
da so eine und heult fortwaehrend leise vor sich hin... :D
Keine Ahnung, was die sich denken muessen, was mit mir nicht
stimmt. Die meinen sicherlich ich haette einen an der Waffel ;)

Nachdem es die erste laengere Trennung seit Anbeginn unseres
gemeinsamen Lebens war, war ich mega gespannt darauf, wie das
Wiedersehen mit Tung verlaufen wuerde. Sonderlich vermisst
hatte ich ihn die letzten Wochen meines Aufenthaltes ja ueber-
raschenderweise nicht mehr, so heftig die Trennung Anfangs
auch gewesen ist. War nach bald sieben Jahren Ehe vielleicht
einfach die Luft raus und die Beziehung, wie meine damalige
mit Kenny (die fast genauso lang angedauert hat) lediglich
noch gewohnheit, oder wuerden evtl.doch nochmal die Funken
spruehen? Bald wuerde ich es erfahren. Innerlich spielte ich
bereits mit dem Gedanken meine Rueckkehr nach Deutschland
vorzubereiten, sollte da tatsaechlich nichts grossartiges mehr
zwischen uns sein. Ab dem Zwischenstopp am Flughafen in
Thailand, von dem aus es dann direkt nach Ha Noi geht wurde
ich zunehmends nervoes.

Nach der Landung freute ich mich jedenfalls erstmal riesig,
endlich wieder vietnamesischen Boden unter meinen Fuessen
zu spueren und war total ueberrascht und schwer beeindruckt
von dem Wandel, den unser Flughafen Noi Bai vollzogen hatte.
Waehrend meiner Abwesenheit war scheinbar ein komplett
neues Gebaeude fertiggestellt worden, dass in einem hellen,
freundlichen und modernen Glanz erstrahlte. Die Aufmachung
erinnerte mich ein wenig an die Terminals in Muenchen. Kein
Vergleich zum winzigen, alten Ankunftsbereich von frueher! Ich
war richtig erstaunt und somit wenigstens kurzfristig von den
weichen Fuessen abgelenkt, die ich zwischenzeitlich bekommen
hatte. Beim warten auf meine Gepaeckstuecke bewunderte ich
zwar ausgiebig das neue Ausgabeband und die schoene, grosse
neue Halle, merkte aber dennoch dass langsam aber sicher mein
Herz anfing wie wild zu schlagen und das verschlimmerte sich
beim Gang durch den Zoll auch noch. Jedoch nicht aufgrund der
Zollbeamten, sondern weil das der letzte Schritt vor der Tuere war,
hinter der mein Mann mich in Empfang nehmen sollte.

Kurze Zeit nach meiner Rueckkehr nach Viet Nam

Mein Versuch ihn irgendwo hinter den Scheiben zu erspaehen
blieb erfolglos und auch als ich schliesslich nach draussen-, in
das Meer Wartender trat, weit und breit noch immer keine Spur
von ihm! Allerdings hatte ich das Gefuehl, dass er mich -im
Gegensatz zu mir-, sehr wohl bereits konnte. Dadurch steigerte
sich meine Aufregung ins unermessliche. Wuerde Tung sich ueber
meine Rueckkehr freuen? Und was wuerde er bei meinem Anblick
empfinden? Ich kam mir die paar Meter, die ich den Waagen mit
meinen Koffern schob ungemein tollpatschig und doof vor. Das ich
vor lauter Ausschau halten meinem Vordermann mehrmals hinten
in die Fersen fuhr, machte die Sache nicht gerade besser...Aber
dann sah ich ihn endlich! Mit einem breiten Grinsen im Gesicht
stand mein Mann da und ich haette ihm eine reinhauen koennen,
dass er es sich nicht hatte nehmen lassen mich ausgiebig zu beobachten
und erst den ganzen Weg langlaufen liess, bevor er auf mich zugetreten ist
um mich von meinen Qualen zu erloesen.

Mir selbst war mittlerweile das Herz vollends in die Hose gerutscht
und in meinem Bauch flogen die Schmetterlinge wie wild umher,
aber am Blick meines Mannes konnte ich erkennen, dass es ihm
genauso ging. Was fuer eine Erleichterung! Wie schoen zu sehen, dass die
Liebe und das Feuer doch noch nicht erloschen sind und unsere Ehe doch
nicht eingeschlafen- und lediglich noch die Macht der Gewohnheit war.
Unser Wiedersehen war alles andere als gewoehnlich und das beruhte zum
Glueck auf Gegenseitigkeit.


Hinterher erzaehlte Tung mir, dass er sich tatsaechlich die Zeit ge-
nommen hatte mich erst einmal in Ruhe zu betrachten und sich ein
Bild von mir zu machen, ehe er mich begruessen kam. Ausserdem
hat er gemerkt wie ich mich gewunden habe und sich diebisch daruber
gefreut. Genau wie ueber die Tatsache, dass ich dem hochgewachsene
 "Tay" vor mir mehrmals hinten reingefahren bin. Er meinte er sah
zuerst mehrere andere Westlerinnen aus dem Zollbereich kommen und
dachte sich wie jung und gutaussehend die seien und wie erstaunt er
dann war als letztlich auch ich herauskam, weil ich mich in den ein-
einhalb Monaten so sehr veraendert hatte. Seine Worte, wieviel juenger
und schoener er mich fand und wie stolz und erfreut er darueber war, so
eine huebsche-, jugendliche- und obendrein noch europaeische Frau zu
haben gingen selbstverstaendlich runter wie Oel! Besonders wo man ihm
so deutlich ansehen konnte, dass er sie wirklich ernst meinte und min-
destens ebenso "frisch verliebt" war, wie ich.

Die gesamte, dreistuendige Fahrtzeit von Ha Noi zurueck nach
Hai Phong hielten wir Haendchen oder lagen aneinander gekuschelt auf
der Rueckbank des Waagens und schliefen. Zuhause angekommen
stuerzte sich mein kleines Scheisserchen King Kong sofort auf mich und
kam dabei schier um vor Freude ueber meine Rueckkehr. Meine Ankunft
haette nicht besser verlaufen koennen. Allerdings waehrte der Zauber nur
kurz, denn schon am naechsten Tag stand das Tet-Fest vor der Tuere und
mit ihm warteten meine Schwiegermutter und  jeeeede Menge Arbeit auf
mich..... :p

Donnerstag, 25. Juni 2015

Rueckkehr in die Heimat

Wahnsinn, wie die Zeit vergeht! Kaum hab ich mich umgedreht,
sind schon wieder gut zweieinhalb Jahre vergangen, seit ich das
letzte Mal bei meiner Familie in Deutschland war. Damals hatten
Tung und ich geplant, spaetestens zur WM im Sommer 2014
zurueck zu sein, um nicht erneute drei Jahre vergehen zu lassen,
bevor wir meine Leute besuchen. Aber dann kamen Miu, Bi und
Na und mit ihnen die Problematik, kuenftig nicht mehr gemein-
sam verreisen zu koennen, da stets jemand Zuhause sein muss,
um unsere Ansammlung an Vierbeinern zu versorgen.

Wiedersehen mit meinem besten Freund
Bei Fremden werden die voellig panisch. Selbst meiner
Mama, die sie nun schon einige Male gesehen haben und die
stets ueber einen laengeren Zeitraum bei uns ist, trauen sie
nicht richtig ueber den Weg und verstecken sich auch nach
ueber vierzehn Tagen noch vor ihr. Zudem gibt es im naeheren
Umfeld niemanden, dem wir unsere Bande sorglos anvertrauen
wuerden, weil die meisten Vietnamesen im Umgang mit Tieren
doch noch recht unachtsam und unzuverlaessig sind.

Im Laden meiner Eltern, vor meinem Gang zum Friseur
Einzig unsere Tochter Bi kaeme fuer uns in Frage, jedoch ist
die durch das hohe Lernpensum das sie hat, letzlich ebenfalls
keine wirklich ernsthafte Option und so bleibt schlicht, dass
ich nurnoch alleine fliegen kann. Besser gesagt allein fliegen
"muss", denn Spass ist das keiner fuer mich. Zum einen, weil
ich unter schrecklicher Flugangst leide, zum anderen weil
Tung und ich seit ich herkam um mit ihm zu leben noch nie
auch nur eine Nacht voneinander getrennt verbracht haben..

..und hinterher!
Die Frage meiner Eltern kurz vor Weihnachten, ob ich nicht
fuer einige Zeit heimkommen koennte, um meinem Papa bei
einer baldigen Hueft-OP beizustehen und meiner Mama
unterdessen etwas im Laden zu helfen, stellte mich somit vor
eine schwierige Entscheidung. Mehr noch als ich erfuhr, dass
sogar mein so innig geliebter King Kong diesmal nicht mit
mir reisen koennte, da die einzig verbliebene Airline (die
kleine Hunde in der Kabine befoerdert hat) nun ebenfalls
ihre Bestimmungen geaendert hatte. Die Mitnahme von
Bubu als "Gepaeck" bzw Cargo stand fuer mich aus Sicher-
heitsgruenden und folglicher Sorge um sein Wohlergehen
nie zur Debatte.

krank und verfroren auf der Couch meiner Eltern
Obgleich Tung unsere Zwerge super gern hat und sie total
verwoehnt und verzieht, ist er beim Thema "Umsicht walten
lassen" leider sehr vietnamesisch veranlagt und nimmt
das nicht immer so genau, wie es mir lieb waere. Zu wissen,
dass er fuer mindestens eineneinhalb Monate, wenn nicht
sogar laenger nun der alleinige "care-taker"  fuer unsere
"Babies" sein sollte, loeste demnach in mir alles andere als
ein behagliches Gefuehl aus. Besonders wegen King Kong.
Mein King Kong...mein Schatten, der der so auf mich
fixiert ist, dass er mich nicht mal beim sch..... aus den
Augen laesst. ;) Und erklaeren kann man es ihnen ja auch
nicht, warum man nun ploetzlich nicht mehr da ist und
wann man wieder kommt.

Papa einige Tage nach der OP
Kurzum: mir ging's total schlecht damit, aber ich liebe
meine Eltern ueber alles und sie haben mein Leben lang
so viel fuer mich getan und alles fuer uns drei Kinder ge-
geben, dass ich trotz meiner Aengste gar nicht anders
konnte, als zuzusagen. Tung war ebenfalls nicht sonderlich
begeistert, stimmte dann aber trotzdem meinem ursprueng-
lichen Flugtermin einen Tag vor Weihnachten, bis Ende
Januar als Rueckflugsdatum zu und so ging ich buchen.

Das wunderschoene Winterwetter, dass mich empfing
Urspruenglicher Flugtermin uebrigens deshalb, weil am
eigentlichen Abflugtag etwas geschah, dass denke ich nur
uns passieren kann: In der Nacht auf den 23.Dezember
viel der Strom aus und weil unser elektronisch gesteuertes
Rolltor im Eingangsbereich derzeit noch an keinen
separaten Generator fuer solche Faelle angeschlossen ist,
sass ich hier fest. Gluecklicherweise konnte ich das Ticket
gegen eine "kleine" Gebuehr umbuchen und trat meine
alleinige und aeusserst traenenreiche Reise in die alte
Heimat kurz vor Silvester schliesslich doch noch an.

Extra zur Hochzeit angereist und eingeflogen ;)
Kaum daheim, wurde ich erstmal richtig krank und
verbrachte mein erstes Neujahrsfest auf deutschem Boden
seit 7(!) Jahren Zuhause im Bett. Die erste Zeit verstrich
unendlich langsam und ohne Tung fuehlte ich mich
ziemlich fehl am Platze und unaufgeraeumt. Ich weinte
und bereitete meine Mutter bereits darauf vor, dass ich
eventuell schon bald wieder abreisen wuerde. Allerdings
stand die Operation meines Vaters bevor und zudem
hatte ich versprochen zu helfen und konnte jetzt unmoeg-
lich einen Rueckzieher machen. Und als ich mich dann
erholte und anfing im Laden zu arbeiten und meinen
besten Freund Markus endlich wieder sah, fuehlte ich
mich langsam aber sicher wohler in meiner Haut.
Einzig die unbaendige-, fuer mich nach so langer Zeit
absolut ungewohnte Kaelte machte mir noch zu
schaffen, aber auch das wurde stetig besser.

total gluecklich
Nach wenigen Wochen hatte ich meinen Rhytmus ge-
funden. Den grossteil des Tages verbrachte ich im
Laden meiner Eltern und die Abende und Wochen-
enden Kaffee trinkend, ratschend und lachend mit
meinem Freund Markus. Viet Nam, mein Mann und
sogar mein geliebter King Kong waren in unver-
schaemt weite Ferne gerrueckt. Mein grosser Bruder,
der ebenfalls Markus heisst nahm mich dann auch
noch mit in die Kletterhalle und entfachte damit
meine Leidenschaft fuer diesen supergeilen Sport.

Ausflug mit Markus ins Nachtleben
Gemeinsam mit einem weiteren Markus, dem besten
Freund meines Bruders Markus, "meinem" Markus
und den ehemals besten Freunden meines anderen
Bruders Daniel, Benni und Cengiz, sah ich zum ersten
Mal seit Jahren eine Diskothek von innen und feierte
und tanzte mit ihnen bis in die fruehen Morgenstunden.
So quaelend lang mir der Anfang vorgekommen war,
so rasend schnell verging der Rest meines Aufenthaltes.

Eine leichte Rute zum warm-werden
Nach der standesamtlichen Hochzeit meines grossen
Bruders und seiner langjaehrigen Freundin Ende
Januar, haette eigentlich schon der Abschied genaht,
aber Stimmen wurden laut, ich moege doch verlaengern
und als mein Vater erfuhr, dass die im Anschluss an die
OP festgesetzte Reha zwei Wochen laenger dauern
wuerde als geplant, tat ich das auch. Mein neues Rueck-
reisedatum sollte der 16. Februar sein. Genau einen Tag
vor dem anstehenden Tet-Fest in Viet Nam. Fuer mich
-auf die um diese Jahreszeit Zuhause unendlich viel
Arbeit wartet- eine ziemlich bescheuerte Aktion, aber
wann wuerde ich schon nochmal die Gelegenheit
haben, einen so unglaublich schoenen "Urlaub" mit
Familie und Freunden zu verbringen?!

Pause beim Klettern
Die letzten vierzehn Tage vergingen dann jedoch
ebenfalls wie im fluge und irgendwann war der
Moment der Abschiednahme gekommen, der mind.so
traenenreich verlief, wie der eineinhalb Monate zuvor
in Viet Nam. Aus meinem hoch und heiligen Ver-
sprechen, schon wenig spaeter wiederzukommen ist
natuerlich bis heute wieder nichts geworden. Die
eigentliche Hochzeitsfeier von Markus und meiner
Schwaegerin habe ich somit verpasst und bin im
nachhinein froh, wenigstens bei der standesamtlichen
mit von der Partie gewesen zu sein.

trotz Hoehenangst!
Jedenfalls moechte ich die Gelegenheit nutzen und
mich an dieser Stelle ganz herzlich bei meiner
Familie und all meinen guten Freunden bedanken,
die mir die schoenste Zeit seit Jahren geschenkt
haben. Dankeschoen an meinen Bruder Markus,
dafuer dass er laestig geblieben ist und mich mit
zum Klettern geschleift hat, danke an alle, die mich
zum Gang zum Friseur ueberredet haben ;) und
ganz besonderen Dank an meine kleine Yolo-biene
Markus, der sich als selbstlosester, treuester und
wahrer Freund erwiesen hat und mich mangels
eigenen fahrbaren Untersatz immerzu herum-
kutschierte und trotz der vielen Arbeit und eines
grossen Freundeskreises so, so viel Zeit mit mir
verbracht hat!

Nach der standesamtlichen Hochzeit meines Bruders
Ich habe lang nicht mehr so viel Spass gehabt
und so ausgiebig gelacht. Und last but sicher
not least, danke auch an meine Eltern fuer all
die Liebe und Unterstuetzung, die sie mir seit jeher
zuteil-kommen lassen. Ihr alle habt mir waehrend
dieser Reise das unglaubliche Gefuehl gegeben
nach wie vor geliebt und vermisst zu werden und
immernoch fester Bestandteil dieses, euren Lebens
zu sein, obgleich ich mich schon so viele Jahre
daraus verabschiedet habe. Ihr habt mir gezeigt,
dass ich auch ausserhalb Viet Nams noch ein
Zuhause mit Menschen darin habe, fuer die es sich
lohnen wuerde zurueckzukommen!

Abschied am Muenchener Flughafen

Mittwoch, 11. Juni 2014

Das Ende der grossen Pause

Die war diesmal aus gutem Grunde: Die Gesundheit laesst die
letzte Zeit bei mir naemlich sehr zu wuenschen uebrig.
Im Moment lasse ich wirklich nichts aus. So habe ich mich
beispielsweise wochenlang von einem ziemlich widerlichen Virus
niederstrecken lassen-, mir den Finger gefaehrlich tief aufgeschnitten-,
und meine neueste "Errungenschaft" aus der Sammlung illustrer
Krankheiten und koerperliche Einschraenkungen ist eine gleicher-
massen (entschuldigt bitte das fehlende, scharfe "s") schmerzhafte-, wie
laestige-, bakteriell-bedingte Mittelohrentzuendung. (yeeeeeey!!) :) :)

Diese zieht sich wie der Virus zuvor schon seit einigen Tagen hin und
beeintraechtigt mein Allgemeinempfinden immens, da ich kaum etwas
hoere und ein permanentes Gefuehl von "raschelnder" Watte im Ohr habe.
Ihr wisst schon..so wie wenn man nach dem Baden Wasser im Ohr hat.
(Selbstverstaendlich nur vieeeel, vieeeel schlimmer!) ;)

Dieser miese, miese Umstand macht mich gelinde gesagt so wahnsinnig,
dass ich mich zwischenzeitlich sogar verhalte wie ein Mann-, sprich:
ich heule und jammere was das Zeug haelt -und das haelt derzeit
ununterbrochen (sehr zum leidwesen des echten Mannes im
Hause nebenbei bemerkt) ;) Waere ich nicht so sehr damit beschaeftigt
mich selbst zu bemittleiden, wuerde er mir richtig leidtun, der Arme..

Nicht einmal den alljaehrlichen -leider stets sehr kurzen- Besuch meiner
geliebten Mama habe ich diesmal unbeschadet ueberstanden. :(
Auch da lag ich bereits mit fortwaehrenden Schuettelfrost, Fieberschueben,
Schmerzen in der Leber (sofern die da tatsaechlich sitzt) ;) , Appetitverlust,
trockenem Mund, usw...usf.., flach und konnte nur schwerlich aufrecht
sitzen. Das hat dazu gefuehrt, dass meine Mama sich das Gro' der Zeit
allein mit ihrer Freundin (die sie gluecklicherweise mit dabei hatte)
durchschlagen musste.

Zumindest hatte dies den entscheidenden Vorteil, dass meine Mama auf
diese Weise Dinge sehen- und selbst erleben konnte, die sie unter unserer
"Aufsicht" so sonst nie zu Gesicht bekommen-, oder erfahren haette.
Denn fuer gewoehnlich bringen wir meine Leute von A nach B, versorgen
sie rundum und besonders mein Mann gibt sich normalerweise die grosste
Muehe, sie vor allen moeglichen Anblicken abzuschirmen, die wie er meint
nicht fuer ihre -oder im allgemeinen westliche Augen bestimmt sind.
Er ist da ein wenig eigen was seiner Auffassung nach unschoene Eindruecke
fuer andere sind..

Jedenfalls haben wir ihnen durch all dies ueber die Jahre aber scheinbar das
Gefuehl vermittelt, sie koennten hier keinen Schritt ohne uns tun.
-Ist natuerlich voelliger Quatsch! Warum auch nicht. Schon seit jahr-
zehnte stroemen -einzig mit Rucksack u. Reisefuehrer bewaffnete-,
ansonsten aber mindestens genauso "aufgeschmissene" Touristen ins Land,
deren Sprachkennstnisse ebenso wie die meiner Familie gerademal auf ein
"ich hab Hunger", "ich hab Durst", "Hallo" und "wie geht es dir"
 hinauslaufen. Wenn selbst solche Leute hier ueberleben-, sich sogar eigen-
staendig von Ha Noi bis runter nach Sai Gon durchschlagen koennen, dann
muessten laut Adam Ries(e) meine Leute ja wenigstens im Stande dazu sein,
sich hier gleich gegenueber allein ein Baguette kaufen zu gehen ;)

Was, -wie der etwas ungewollte, diesjaherige "Abenteuerurlaub" meiner
Mutter gezeigt hat-, im Uebrigen auch ganz wunderbar klappt. Komplett
ohne Tote, ohne Verletzte. Niemand wurde ausgeraubt und keiner ueberfallen
 oder aufs Kreuz gelegt. (Ich glaube so sagen wir in Bayern fuer "ueber den
Tisch ziehen", "auf's Ohr hauen" oder einfach jemanden reinlegen.)

Achtung Insider: "Macht ihr den Laden heut nochmal auf?!" ;)
Und so hat meine Mama diese Jahr im Grunde zum ersten Mal das echte
Leben in Viet Nam gesehen. Anders als Tungs Befuerchtungen:
Es hat ihr riiiichtig, riiiichtig gut gefallen!
Zum ersten Mal ist sie mit Farbe aus ihrem Urlaub bei uns gekommen.
(War das Resultat der unzaehligen -zu Fuss zurueckgelegten- Kilometer
aufgrund meiner krankheitsbedingten "Motorrad-Lenkens-Intoleranz" ).
Sie hat Kontakte zu meinen Nachbarn geknuepft (die noch nicht mal
Tung und ich haben) und zarte Marktfreundschaften geknuepft.
Kein Mensch hat versucht sie abzuzocken (worueber ich mich insgeheim
am meisten freue, da Abzocke bei anderen Expats, die genau wie ich
schon lange Zeit hier leben, offensichtlich an der Tagesordnung zu sein
scheint.

Geschieht denen aber ehrlich gesagt recht, denn wer so viele Jahre in
einem anderen Land lebt und sich dann nichtmal die Muehe macht ein
ordentlich-verstaendliches"Xin Chao" (geschweige den Hoeheres) auf
die Reihe zu kriegen, der wuerde von mir persoenlich auch (achtung
die eben gelernte-, bayerische Passage folgt) uebers Kreuz gelegt werden!
Jawoi'! Kreiz'kruazi'fix'nochamoi! So schaugts' naemi' aus!
(Ebenfalls eine bayerische Passage die sich jedoch aus Gruenden des
Jugendschutzgesetzes nicht uebersetzen laesst)      
Der diesjaehrige Aufenthalt hat jedenfalls betraechtlich dazu beigetragen,
dass meine Mama sich ein Leben hier bei uns immer mehr vorstellen kann.
Das waere natuerlich unser groesster Wunschtraum, der dann in Erfuellung
ginge. Heute haben wir uns sogar schon darueber unterhalten, welche
Maschine Mama denn dann kuenftig unter den Hintern kriegen
wuerde, weil da hat sie sich bei diesem Urlaub auch gemacht. :)

Waehrend sie bei ihrer ersten Reise zu uns stocksteif und angstverspannt
hinter mir auf dem "Sozius" sass und ausser verkniffenen "Aaahs" und
"Oooohs -das war jetzt aber knapp", keinen Ton ueber die Lippen gebracht
hat, ging das heuer ohne weitere, nennenswerten Verhaltensauffaelligkeiten
von statten. Teilweise hat Mama nicht mal noch registriert, dass wir
gerade auf dem Zweirad mitten durch den Feierabendverkehr duesen-
und mir darum munter und realaxed sitzend, irgendwelche Geschichten
erzaehlt. Falschfahrer, Gegenverkehr, falsch gesetzte Blinker und fast-
Zusammenstoesse dabei voellig ausser Acht lassend.  :))

So nun bin ich etwas abgeschweift, war der eigentliche Zweck des heutigen
Beitrages doch urspruenglich euch lediglich von den Gruenden der letzten,
langen Abwesenheitsperiode in Kenntnis zu setzen.. ;)

Ereignet hat sich auf alle Faelle trotz Krankheit eine ganze Menge in der
Zwischenzeit. Von daher gilt fuer den aktuellen Blogeintrag:

To be continued soon....

(Ich nehm' jetzt aber erstmal meine Litanei an Arzneien. Darunter zum X-
ten Male irgendein Antibiotika, dass ich klugerweise durch die Start-
einnahme um 13 Uhr Mittags plus der 12-Stunden Faustregel die fuer
Antibiotika in der Regel gilt, folglich immer erst um 1 Uhr nachts
einwerfen kann. Wo ich jedoch schon eine gute Dreiviertelstunde drueber
bin, weil ich mich nach so langer Blogpause heute restlos mit euch
verplappert hab..) ;)

Fuer all diejenigen, die's bis hierher geschafft haben: euer Durchhaltever-
moegen ist bemerkenswert! Habt ne gute Nacht und eine schoene restliche
Woche. Geniesst die hochsommerlichen Temperaturen (der Winter kommt
frueh genug wieder!) und: auf bald ihr Lieben und treuesten Leser, die ein
so unzuverlaessiger Blogschreiber wie ich ueberhaupt haben kann!

P.s.: Dickes Ehrenwort das irgendeiner der kommenden Beitraege endlich
auch die Bilder unseres neuen Zuhauses beinhalten wird!

Over und out aus Hai Phong (bei schlappen 28 von 34 Grad Deutsch) ;) :p

Freitag, 31. Januar 2014

Tet Viet Nam - Ein Fest wie Weihnachten

Ich wuensche euch allen und euren Familien und Freunden ein glueck-
liches, erfolgreiches und gesundes neues Jahr des Pferdes.
Bei uns verlaeuft dieses erste Tet-Fest im neuen Zuhause ungewoehnlich
ruhig und entspannt, weil ebenfalls zum ersten Mal seit ich denken
kann die riesen Putzaktion im Haus meiner Schwiegermutter fuer mich
ausfiel (yeeeeeey) :)

Einzig mein Mann Tung ging seiner Mutter gestern und vorgestern ein
wenig zur Hand und ich war sozusagen entschuldigt und durfte mich
hier bei uns Daheim putztechnisch austoben.

Als Fruehjahrsputz koennte man dieses alljaehrliche Ritual kurz vor
Neujahr bezeichnen und auch sonst gibt es viele Gemeinsamkeiten
zwischen Viet Nam und Deutschland. Jedoch eher wenn man das Tet-
sprich das vietnamesische Neujahrsfest mit den deutschen Weihnachts-
feiertagen vergleicht.

So kommen hier wie in Deutschland zu Weihnachten alle Mitglieder
der Kernfamilie zusammen um das Fest gemeinsam zu verbringen.
Man isst gemeinsam und geht gemeinsam in die Pagode, was im
Grunde dem Gang in die Kirche entspricht. In den ersten beiden Tagen
nach Neujahr -sogesehen dem 1.-und 2.Weihnachtstag- werden nahe
Verwandte und enge Freunde besucht wo wiederum weitere Male
miteinander gespeist wird und man sich gegenseitig beschenkt.

In Viet Nam gibt es fuer diesen Anlass bereits vorgefertigte Geschenk-
koerbe die ueberreicht werden koennen. Meist enthalten sie eine
bunte Auswahl an verschiedenen Keksen und Suesswaren, Schmuck-
kartons gefuellt mit Kaffee, Tee, Kakao, teurer Schokolade und/oder
Wein. Mitunter auch einem guten Tropfen edlen Whisky, od.Branntwein.


An die Kindern werden knallrote-, oder mitunter bunte-, aber immer
wunderschoen verzierte Umschlaege mit "Gluecksgeld" -genannt "li xi"-
verteilt. Diese enthielten urspruenglich mal 1-2.000 Dong Noten,
vielleicht sogar 20.-50.000 (wenns mal etwas mehr sein sollte).
Heutzutage sind die in der Mittel bis gehobenen Mittelschicht aber eher
mit 200.-500.000 Dong Noten besteuckt! Von 50 cent bis zu einem Euro
ist der Wert der Umschlaege so auf circa 8-25 oder mehr gestiegen.

Unsere Kurze kriegt auf diese Weise zu Beginn des neuen Jahres
regelmaessig mehrere Hundert Euro zusammen :)

Fuer die friedliche und besinnliche Stimmung sorgt die Tatsache,
dass Tet die einzige Zeit im Jahr ist, wo einmal alle Geschaefte zu
haben. Da wir ansonsten unterm Jahr ja eigentlich auch keine Sonn-
oder Feiertage kennen erzeugt es durchaus dieses sehr einzigartige
Flair -welches man in Deutschland hat, wenn zum Beispiel Nachts
der erste Schnee faellt- wenn die Strassen hier wie leergefegt-und
saemtliche Laeden und Verkaufsraeume geschlossen sind.

Und selbst an den Weihnachtsbaum samt Behang ist sozusagen gedacht,
da wir in Viet Nam zu Neujahr ein kleines Pfirsich- oder Kirschblueten-
baeumchen in unsere Wohnzimmer stellen und diese mit goldenen
Muenzen und Karpfen, rot-goldenen Gluecksbringern und blinkenden
Lichterketten schmuecken. Die lassen das ganze Heim in einer heimeligen
Atmosphaere erstrahlen. :)

Wenn dann noch unser "Weihnachtsgebaeck" der Banh Chung
Klebreiskuchen gereicht wird und im Fernsehen festliche Lieder
erklingen, ist das Weihnachts- eh Neujahrsfest perfekt ;)

Euch allen nochmal ein frohes neues Pferdejahr und wie immer
der Hinweis auf die Mondkalender und Tierkreiszeichen-Seite
des Blogs, wo ihr etwas mehr darueber erfahren koennt, warum
wir Silvester erst jetzt feiern und warum 2014 bei uns als Pferde-
jahr bezeichnet wird. :)

Freitag, 13. Dezember 2013

Ende gut, alles gut II - Charlie

Hallo ihr Lieben,

wie versprochen gibt es heute die Fortsetzung dazu, warum am
Ende hier wohl doch noch alles gut wird, oder wie in diesem
Fall schon geworden ist. Und "dieser Fall", das ist eine Meldung,
auf die viele unter euch sicherlich schon lange sehnsuechtig
warten: naemlich der Verbleib von Charlie. Dem Kind unserer
Bekannten, der diesen tragischen Unfall hatte und mit einer
Hirnblutung ins Koma gefallen war.

Die kleine Schwester bangt um ihren Bruder
Rund die ersten 2 Wochen ging es ihm ja leider so schlecht, dass
selbst die gut ausgebildeten Aerzte des renomierten Viet-Duc-
Krankenhauses sich nicht an die ueberlebens-notwendige OP
gewagt hatten, das Blut in Charlies Kopf abzusaugen um so den
Druck auf sein Hirn zu nehmen.

Vorbereitung fuer die lebensrettende OP
Sein Puls war einfach zu schwach und das Risiko somit zu hoch,
dass er die Operation, die sein Ueberleben sichern sollte, ihn am
Ende selbst das Leben kosten wuerde. So hiess es taeglich bangen
und hoffen, dass er irgendwann von selbst wieder so zu Kraeften
kaeme, dass die alles Entscheidende Operation moeglichst schnell
durchgefuehrt werden konnte. Doch die Prognosen der Aerzte
waren schlecht. Im Grunde hatte niemand wirklich Hoffnung,
dass Charlie ueberhaupt-, oder wenigstens ohne bleibende
Schaeden wieder genesen wuerde.

Einlieferung in die Notaufnahme des Viet-Duc Krankenhauses in Ha Noi
Auch den Eltern wurde gesagt, dass sie sich auf das Schlimmste:
naemlich Charlies Tod einstellen sollten und als die Tage
verstrichen, ohne das es etwas Neues ueber seinen Zustand gab,
glaubte tatsaechlich niemand mehr von uns daran, dass der
kleine Mann es noch schaffen koennte.

Bange Stunden fuer die Eltern
Dann ploetzlich jedoch die Wende: Charlie war aufgewacht!
Umgehend wurde die OP eingeleitet und verlief so unglaublich
es ist sogar erfolgreich und im Anschluss schien es ihm von
Mal zu Mal besser zu gehen. Schon kurze Zeit darauf durfte
er mit seinen Eltern in sein Zuhause, hier in Hai Phong zurueck-
kehren und musste sich lediglich hier noch einige Zeit im Bett
aufhalten und schonen und wurde von einem Hausarzt betreut.

Erleichterung! Nghe kann endlich wieder mit ihrem Bruder lachen!
Jetzt sieht alles danach aus, dass er selbst die Schule bald
wieder besuchen koennen wird! Was da geschehen ist, ist eine
medizinische Sensation und das wohl nicht nur innerhalb
Viet Nams! Ganz offensichtlich wird der Junge keinerlei
Folgeschaeden davontragen und wieder voellig gesund werden,
was in so einem Fall absolut aussergewoehnlich ist!
So aussergewoehnlich, dass seine Geschichte es sogar bis ins
vietnamesische Fernsehen geschafft hat. Auf dem staatlichen
Sender VTV 1 wurde vor kurzen ueber Charlie und die
hervorragende Leistung der Aerzte berichtet.

Erinnerungsfoto: Charlie bedankt sich bei dem Mann, der ihm das Leben gerettet hat
Im Zuge dessen kehrte die gesamte Familie mit dem kleinen
Patienten zu einer abschliessenden Untersuchung zurueck
in die erst kuerzlich neu eingerichtete Notfall-Intensivstation
des Viet-Duc-Krankenhauses in der Hauptstadt Ha Noi,
wo Charlie die Gelegenheit nutzte, um sich eigenstaendig und
auf allen Vieren bei einem seiner Retter, dem leitenden Arzt
zu bedanken. Eine wie ich finde wirklich wunderschoene
Geschichte die einmal mehr zeig, dass am Ende doch noch
alles gut werden kann, wenn man den Glauben und die
Hoffnung daran nicht verliert. Ein riesengrosse Dankeschoen
an alle die mit uns gebangt- und vor allen Dingen fuer
Charlie gebetet haben!! :-)

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Totgeglaubte leben laenger

Ihr Lieben, Dank euch fuer die grosse Anteilnahme und
entschuldigt mir besonders in Hinsicht auf eure so zahlreichen
Beileidsbekundungen fuer die Familie des kleinen Charles, dass
diese Nachricht nun erst so spaet kommt, aber:

Der Junge ist noch am Leben!!

Charlie mit seinem Papa Ha
Dem Himmel sei Dank dafuer, dass es sich lediglich um ein
schreckliches Missverstaendnis gehandelt hat.
Nachdem wir alle -Angehoerige, Freunde, Bekannte und
Arbeitskollegen der Eltern von Charlie den ganzen Tag ueber
die Mitteilung, der Kleine sei verstorben getrauert und geweint
hatten, erreichte uns am Abend ein weiterer Anruf der voellig
aufgeloesten Mutter, die uns berichtete dass ihr Kind noch lebt!

Die helfende Hand..
 Als sie einige Stunden zuvor ans Krankenbett ihres Sohnes wollte,
sah sie das die Aerzte ein weisses Tuch ueber dessen Koerper
gespannt hatten und dachte aufgrund dessen, dass er bereits
verstorben sei und griff anschliessend sofort zum Hoerer um uns
alle ueber das Ableben von Charlie zu informieren.
Hinterher stellte sich jedoch heraus, dass das Tuch gar nicht bis
ueber den Kopf gezogen war, sondern dies einfach nur von der
Tuer des Krankenzimmers aus betrachtet so aussah..

Charlies Mama im Krankenhaus
 Die Mama von Charlie war nach diesem erschreckenden Anblick,
der sie glauben liess ihr Kind habe es nicht geschafft allerdings so
fertig, dass sie erst gegen Abend dazu faehig war Verwandte und
Freunde ueber die grauenvolle Verwechslung in Kenntnis zu
setzen, was ihr aber selbstverstaendlich niemand uebel nimmt,
auch wenn wir so den ganzen Tag ueber im Glauben waren,
Charles waere tot. Das einzigst Entscheidende war doch, dass der
bereit tot-geglaubte nun ueberraschenderweise doch noch einmal
eine 2.Chance bekommen hat, was fuer uns alle wie ein Wunder
ist, hatten wir seiner Seele doch schon baldige Erloesung
gewuenscht..

Charlie gestern auf der Hanoier Intensivstation
Zwischenzeitlich ist selbst das schier unglaubliche eingetreten:
Charlie befindet sich tatsaechlich auf dem Weg der Besserung u.
war sogar schon so stabil, dass er bereits zwei wichtigen OP's
unterzogen werden konnte, in denen die Aerzte das Blut aus
seinem Kopf absaugen konnten, damit dieses nicht weiter auf sein
Gehirn drueckt, was soweit mir das bekannt ist schlimmste
Schaedigungen fuer den Jungen nach sich ziehen koennte, sollte
er wieder auf die Beine kommen.

Sei stark kleiner Mann und kaempfe dich zurueck ins Leben!
Sollte sich der Zustand des Jungen nun weiterhin verbessern,
werden die Aerzte ihn morgen oder uebermorgen einer weiteren,
scheinbar lebenswichtigen Operation unterziehen koennen, was
seine Chancen die ganze Sache zu ueberstehen und einigermassen
heil aus diesem schlimmen Unglueck hervorzugehen nochmals
um einiges erhoehen wuerden. Ich druecke ihm so sehr die
Daumen und bete jeden einzelnen Tag instaendig fuer ihn.

Die Maschine, die Charlie am Leben erhaelt
Die Familie hat Gott sei Dank die Mittel zumindest alles in ihrer
Macht stehende dafuer zu tun und ihm die bestmoeglichen
Behandlungsmethoden die Viet Nam derzeit hergibt zukommen
zu lassen. Dies hat die Familie binnen weniger Tage bereits
ueber 150 Mio. Dong (also umgerechnet derzeit rund 5 einhalb
Tausend Euro) gekostet, wobei allein das Zimmer der neu
eingerichteten Intensivstation schon ca. 20 Mio Dong -was
guten 700 Euro entspricht- pro Tag verschlingt. Ohne das
Ersparte der Familie waere bereits an der Pforte des Kranken-
hauses hier in Hai Phong vor einer knappen Woche Schluss
gewesen, als man den Eltern ihr Kind mit den Worten: "Man
koenne nichts mehr fuer ihn tun und die Familie solle ihn
mit nach Hause nehmen" uebergeben hatte.

Bild aus gluecklichen Tagen: Charlie mit seiner kleinen Schwester
Sollten die Ersparnisse vor Abschluss der Behandlung aufge-
braucht sein, werde ich ebenfalls alles in meiner Macht stehende
dafuer tun, eine Spendenaktion ins Leben zu rufen und den
noetigen Betrag fuer Charles zusammenzubekommen. Noch ist
das jedoch gluecklicherweise nicht erforderlich und es bleibt zu
hoffen, dass er es schon vorher schafft wohlbehalten zu uns
allen zurueckzukehren. Mein Mann war gestern bei ihm und
ist zuversichtlich, dass der kleine Mann stark genug sein wird,
sich ins Leben zurueckzukaempfen..lasst uns dafuer beten,
dass er Recht behalten wird und sich die alte Redewendung
"Totgeglaubte leben laenger" bewahrheitet.

Entschuldigt bitte nochmal vielmals, dass ich euch erst so spaet
ueber diese unglaubliche Mitteilung unterrichtet habe.