Eine alte Weissheit bewahrheitet sich seit geraumer Zeit in
meiner Wahlheimat und schafft einen schier unglaublichen
Wandel!
Noch vor wenigen Jahren, als ich die ersten Male im Land
war, war es Gang und Gebe, dass die Bevoelkerung sich
vor einer aeusserst korrupten und wilkuerlichen Polizei
duckte, die wie am Fliessband Motorraeder einkassierte,
die man hinterher freikaufen musste und die gerne auch
mal die ein oder andere Schelle verteilte...
Aber wie alles andere in Viet Nam, hat sich auch dieses
Bild komplett gewandelt und solche Vorgaenge und Bilder
sind heute eher die Ausnahme.
Was fuer Vorgaenge und Bilder derzeit hingegen viral die
Runde machen und "en masse" auf Youtube und Co zu
finden sind, sind selbstgedrehte Videos von aufgebrachten
Buergern, die -angehalten von der Verkehrspolizei-
(kurz CSGT= Cảnh Sát Giao Thông) wie wild mit irgend-
welchen Paragraphen, Beschluessen und Gesetzen um sich
werfen und auf ihr Recht pochen.
Welches sie -und dass ist das fuer mich sehr beeindruck-
ende daran- zwischenzeitlich in der Regel am Ende auch
bekommen! Die Polizei gibt mittlerweile meist klein bei
wenn sie merkt, dass sie im Unrecht ist und der
Aufgehaltene ueber sein Recht bescheid weiss und dies
auch wortgewandt zum Ausdruck bringt.
Ins Rollen gebracht hat diesen Wandel einzig und allein das
vietnamesische Volk, dass einer ueber die Straenge geschla-
genen Exekutive ueberdruessig geworden war und anfing
sich dagegen zu wehren.
Etwas, wovon Deutschland mit seinen lethargischen Ein-
wohnern bestimmt noch laaaange, laaange nur traeumen
kann.. >:)
Im Viet Nam von Heute muss kaum noch jemand fuerchten,
dass er mit einem Knueppel vom Motorrad geholt wird oder
voellig grundlos irgendwelche Scheine ihren Besitzer
wechseln.
Die Polizei im modernen Viet Nam gruesst und traegt die
Beweispflicht am Vergehen des Beschuldigten. Natuerlich
ist das Ganze noch verbesserungsbeduerftig, aber nicht
einmal hier - in einem Land das binnen Kuerze so viel
an positiver Veraenderung und Fortschritt hingelegt hat,
geht sowas ueber Nacht.
Doch jetzt, wo das Wissen und Handeln der Bevoelkerung
eine Reformation der Polizei ins Leben gerufen hat,
sollte vielleicht auch die Bevoelkerung selbst an sich
arbeiten und selbst lernen, sich ans geltende Recht und
Gesetze zu halten und beispielsweise bei Rot auch wirklich
stehen zu bleiben, nicht mehr in den Gegenverkehr zu
fahren, weil dort die Spur gerade frei ist, sich
anzuschnallen, oder in Einbahnstrassen auch die
vorgegebene Richtung einzuhalten etc.. ;)
Und: wer Recht haben will, sollte auch im Recht sein! ;)
Viele debattieren voellig gegenstandslos obwohl sie
tatsaechlich gegen eine Regel verstossen haben und
stellen ihre Aufnahmen danach stolz ins Netz und teilen
sie auf den Social Media Plattformen. Hierfuer kassieren
sie jedoch nicht selten "regelrechte" Shitstorms wie man
so schoen sagt von ihren Mitmenschen.
Auch die "der Bruder vom Schwager meines Vaters ist der
oberste So-und-so"-Typen, die bisweilen durch Ansehen,
Reichtum, Beziehungen oder aehnlichen, etwaigen Re-
pressalien entgangen sind, sollten sich kuenftig warm
anziehen, denn eine Polizei die absolut gesetzmaessig
handelt, wird nicht nur ihre negativen Eigenschaften ein-
stellen, sondern auch die, die fuer einige Buerger der
besser gestellten Bevoelkerungsschicht durchaus recht
positiv zu bewerten waren.
Diese mussten naemlich fuer gewoehnlich lediglich einen
Namen nennen, einen Anruf taetigen oder einen Rang
angeben und wurden dann mit einer "Entschuldigung fuer
die Stoerung", unbehelligt weitergeleitet.
Allerdings war dies wie gesagt nur den bessergestellten
vorbehalten und trotz allem eine Ungerechtigkeit, die
jedoch ebenso schon bald der Vergangenheit angehoeren
wird.
Ich ziehe tief meinen Hut vor den stetigen Veraenderungen
und Neuerungen, die Viet Nam jeden Tag auf's neue durch-
laeuft und bin stolz darauf zu sehen, wie viel Aktionismus
dabei auch die Bevoelkerung selbst an den Tag legt und
wie aktiv sie sich daran beteiligt, dass das Viet Nam von
Morgen auch ihren Wuenschen und Vorstellungen fuer das
Land und dem Miteinander der Menschen darin entspricht.
Die Polizei dein Freund und Helfer...in meiner Wahlheimat
kein allzu weiter Weg mehr..
Willkommen auf meinem Blog
Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
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Samstag, 20. Juni 2015
Freitag, 21. September 2012
Wenn Schwiegermütter krank sind..
..dann können sie zur Abwechslung sogar auch mal richtig zahm werden!
Zumindest, wenn man ihnen ein bisschen Angst dazu macht hehe ;)
Eigentlich hätten wir letzten Sonntag Abends zum Essen zu meiner Schwiegermutter gehen sollen.
Daraus wurde aber nicht, denn kurz bevor wir zu ihr gehen wollten (ihr Haus liegt ja nur eine halbe Gehminute von unserem entfernt) erreichte uns ein Anruf von unserer Kleinen, die uns mitteilte,
dass es der Oma ganz schlecht gehen würde und sie scheinbar grosse Schmerzen hätte.
Bereits am Nachmittag muss anh Tungs Mutter beim Arzt gewesen sein, der ihr mitteilte
dass es vermutlich eine Blinddarm Entzündung sein müsste und dass sie morgen früh ins
Krankenhaus fahren solle.
Dass so ein Blinddarm auch brechen kann und sich die Krankheit somit binnen kürze zur
Lebensbedrohung steigert, weiss man eigentlich auch in Vietnam,
weshalb ich es nur noch unverantwortlicher fand, dass der Krankenhausbesuch erst am nächsten
Morgen erfolgen sollte.
Aber meine Schwiegermutter, die immer Stärke und Macht verkörpert, ließ sich selbstverständlich
nicht beirren und wollte von einer von uns vorgeschlagenen Fahrt in die Notaufnahme demnach nichts hören.
Auch mein Angebot, die Nacht vorsichtshalber bei ihr zu verbringen lehnte sie mit den Worten ab, dass das doch überhaupt nicht nötig sei.
Gott sei Dank gab es in der Nacht keine weiteren Probleme mehr und am darauf folgenden Tag brachten wir sie umgehend in die Klinik.
Das Viet-Tiep Krankenhaus in Hai Phong hat in der Stadt einen recht guten Ruf und seit wenigen Jahren nun auch einen neuen, hoch modernen Bau, der jeder besseren deutschen Privatklinik wohl in nichts nachstehen dürfte.
Ausgestatte mit der neuesten Technik und Ärzten die allesamt im Ausland promoviert haben,
schätze selbst ich -die mit westlichen Standard aufgewachsen ist- diesen Teil des Viet-Tiep`s (was übersetzt soviel wie das Vietnamesisch-Tschechisches Freundschafts-Krankenhaus heisst) als Adresse des Vertrauens.
Im letzten oder vorletzten Jahr, als bei mir der Verdacht eines Rezidivs meines Morbus Hodgkin bestand, ließ ich mich dort untersuchen und war wirklich begeistert.
Sowohl über die fachlichen Kompetenzen des Arztes (dessen Diagnose ich Anfangs misstraute, die sich allerdings als vollkommen richtig erwies), als auch dem Gesamtzustand und -bild des Hospitzes.
Ein gravierender Unterschied zum alten Teil der Klinik ist der, dass dort keine Bestechungsgelder angenommen werden dürfen und ..-es auch tatsächlich nicht werden!
So wird jeder Patient gleich behandelt und es kann sichergestellt werden, dass man nicht auf einer Bahre verblutet, weil der Arzt zuerst die Leute behandelt, die ihm vorher mehr Geld zugesteckt haben..
Meine Schwiegermutter fragte am Empfang fast ein wenig ängstlich und ungläubig, ob sie denn ihre Versicherungskarte auch abgeben könne, was die Empfangsdame bestätigte und die Mutter meines Mannes (die trotz oder gerade wegen ihres enormen Reichtums ziemlich auf ihr Geld bedacht ist) zu einem erfreuten aufquiecken veranlasste. :)
Aber ich schon zu weit vorraus und muss nochmal ein Stück zurück in den Ereignissen dieses Morgens.
Meine Schwiegermutter steuerte nämlich zunächst einmal den ursprünglichen Trakt der Klinik an.
Dort wurde sie auf eine Liege gelegt und von einem wirklich noch blutjungen Arzt untersucht, der dementsprechend unsicher wurde, als wir an diversen Stellen nachhackten.
Er drückte ein wenig an ihrem Unterleib herum und fragte nach Art und Stärke der Schmerzen,
welche meine Schwiegermutter natürlich wieder beschwichtigte.
Erst als ich sie eindringlich ansah und ihr erklärte, dass sie die Wahrheit sagen solle und nicht die Starke markieren müsse, weil es sonst unter Umständen wirklich gefährlich für sie werden könnte, gab sie zu, dass es doch heftiger war, als Anfangs behauptet.
Nach einigem Überlegen meinte der Jüngling in Weiss dann, dass es der Blinddarm sei, aber die Sache noch nicht so akut wäre, dass man sie dabehalten müsse.
Lediglich wenn sich ihr Zustand verschlimmern würde und sie zusätzlich noch Fieber bekäme,
sollten wir unverzüglich wiederkommen.
Wir -die wir uns jedoch aufrichtige Sorgen um unsere Mutter machten- (in Vietnam wird auch die Mutter des Ehemannes oder der Ehefrau einfach nur "Me", also "Mutter" vom Schwiegerkind genannt),
gaben uns damit nicht zufrieden und bohrten mit der Gefahr eines Durchbruchs nach,
was den jungen Doktor zögern ließ.
Nach erneutem Überlegen bot er uns dann an, meine Schwiegermutter doch einige Tage zur Beobachtung dazubehalten und eine Heimkehr nur auf eigene Verantwortung zu genehmigen.
Es sei allein unsere Entscheidung.
Im Krankenhaus liegen zu bleiben, ohne bereits am Sterben zu sein, kam für anh Tungs Mama jedoch nicht in Frage und sie bestand auf die Entlassung und wir zogen von dannen.
Draussen vor dem Gebäude, als mein Mann gerade das Motorrad holen ging, redete ich meiner Schwiegermutter aber erneut ins Gewissen und machte ihr klar, dass ihr unbedingter Drang danach, nur ja keine Schwäche zu zeigen sie womöglich ins Grab bringen könnte und das, obwohl die Krankheit im Normalfall keine allzu tragische Geschichte ist.
Das jagte ihr dann doch ganz schön Angst ein und sie begann zu zögern.
Dieses Zögern nutzte ich aus und überredete sie dazu, sich wenigstens noch eine zweite, meiner Meinung nach ordentliche Meinung im Neubau des Viet-Tiep`s einzuholen.
So standen wir dann also zu dritt wenig später an dessen Empfang.
Obwohl das Spital bedeutend besser besucht war, als zu der Zeit, in der ich mich dort hatte untersuchen lassen, ging es zügig voran und wir kamen rasch weiter.
Sie wurde vom behandelnden Arzt zum Ultraschall geschickt und während sie diesen über sich "ergehen" ließ, machten anh Tung und ich es uns im Wartebereich gemütlich und blickten auf einen der vielen Bildschirme, die über unseren Köpfen von der Decke hingen.
Ich traute meinen Augen nicht, als ich erkannte, was da gerade über die Mattscheibe zu laufen schien:
Die "Wanderung" einer Sonde durch irgendwelche Körperhöhlen.
Sehr appetitlich das Ganze. Besonders aus Perspektive des Sonden-Kopfes.
Als das Bild abrut unterbrochen wurde und sich kurz darauf die Tür eines Untersuchungszimmers öffnete und ein Patient heraustrat, machte sich ein leiser Verdacht breit, der sich beim nächsten Patienten scheinbar bestätigte, denn just in dem Moment, in dem der junge Mann im Raum verschwunden war, gabs eine neue Folge des Ekel-TV`s und noch ein weiterer vermutlich Erkrankter bescherte uns eine Episode, woraufhin ich lachend zu Tung meinte, ob dass tatsächlich die Live-Übertragung der Innereien seien woraufhin er mich im Gegenzug darauf aufmerksam machte, dass oben am Rand doch ganz klein der Name der jeweiligen Person für die Angehörigen abgebildet sei.
Sachen gibts... :)
Bevor ich aber weiter meine neue Lieblingsserie verfolgen konnte, erschien endlich meine Schwiegermutter mit positiven Neuigkeiten, denn die Untersuchungen hatten ergeben, dass es sich wohl nicht wie zuvor festgestellt um den Blinddarm handelte. Sie sah richtig erleichtert aus und freute sich, dass ihr doch nichts fehlte.
"Wenn dir aber nichts fehlt, woher kommen dann die Schmerzen?!" wollte ich von ihr wissen.
So erklärte sie mir, dass sie früher an dieser Stelle operiert worden sei und die Schmerzen daher rührten.
Da hatten wir beide also nochmal Glück gehabt.
Anh Tungs Mama, weil ihr eine O.P. mit anschliessenden, sicher mindestens einwöchigen Krankenhausaufenthalt erspart blieb und ich, weil mir diese Woche ebenfalls erspart blieb, denn in Vietnam ist die Pflege der Patienten Sache der Angehörigen.
Essen verabreichen, das Stützen auf dem Gang zur Toilette, das Waschen, das Eincremen mit Wundsalben, Verabreichung von Tabletten usw..all das wird hier nicht von Ärzten oder Schwestern erledigt sondern von Seiten der Familie und in der Regel fällt diese Aufgabe der Schwiegertochter zu.
Ist der Kranke männlich, kümmert sich häufig auch ein Sohn, Bruder oder sonstiger, ebenfalls männlicher Verwandter um ihn, um Peinlichkeiten und Scham zu vermeiden.
Das Mitglied, dass zur Versorgung auserkoren wurde, richtet sich zumeist gleich im Nachbarbett-, oder auf einer aufgestellten Liege, für den Zeitraum der Behandlung mit ein.
Bin ich also ohne viel Aufwand trotzdem nochmal gut bei ihr weggekommen hehe ;)
Zumindest, wenn man ihnen ein bisschen Angst dazu macht hehe ;)
Eigentlich hätten wir letzten Sonntag Abends zum Essen zu meiner Schwiegermutter gehen sollen.
Daraus wurde aber nicht, denn kurz bevor wir zu ihr gehen wollten (ihr Haus liegt ja nur eine halbe Gehminute von unserem entfernt) erreichte uns ein Anruf von unserer Kleinen, die uns mitteilte,
dass es der Oma ganz schlecht gehen würde und sie scheinbar grosse Schmerzen hätte.
Bereits am Nachmittag muss anh Tungs Mutter beim Arzt gewesen sein, der ihr mitteilte
dass es vermutlich eine Blinddarm Entzündung sein müsste und dass sie morgen früh ins
Krankenhaus fahren solle.
Ein Vater hält Wache am Krankenbett seiner Tochter |
Lebensbedrohung steigert, weiss man eigentlich auch in Vietnam,
weshalb ich es nur noch unverantwortlicher fand, dass der Krankenhausbesuch erst am nächsten
Morgen erfolgen sollte.
Aber meine Schwiegermutter, die immer Stärke und Macht verkörpert, ließ sich selbstverständlich
nicht beirren und wollte von einer von uns vorgeschlagenen Fahrt in die Notaufnahme demnach nichts hören.
Auch mein Angebot, die Nacht vorsichtshalber bei ihr zu verbringen lehnte sie mit den Worten ab, dass das doch überhaupt nicht nötig sei.
Gott sei Dank gab es in der Nacht keine weiteren Probleme mehr und am darauf folgenden Tag brachten wir sie umgehend in die Klinik.
Das Viet-Tiep Krankenhaus in Hai Phong hat in der Stadt einen recht guten Ruf und seit wenigen Jahren nun auch einen neuen, hoch modernen Bau, der jeder besseren deutschen Privatklinik wohl in nichts nachstehen dürfte.
Ausgestatte mit der neuesten Technik und Ärzten die allesamt im Ausland promoviert haben,
schätze selbst ich -die mit westlichen Standard aufgewachsen ist- diesen Teil des Viet-Tiep`s (was übersetzt soviel wie das Vietnamesisch-Tschechisches Freundschafts-Krankenhaus heisst) als Adresse des Vertrauens.
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Ein Gemisch aus Patienten und Angehörigen |
Sowohl über die fachlichen Kompetenzen des Arztes (dessen Diagnose ich Anfangs misstraute, die sich allerdings als vollkommen richtig erwies), als auch dem Gesamtzustand und -bild des Hospitzes.
Ein gravierender Unterschied zum alten Teil der Klinik ist der, dass dort keine Bestechungsgelder angenommen werden dürfen und ..-es auch tatsächlich nicht werden!
So wird jeder Patient gleich behandelt und es kann sichergestellt werden, dass man nicht auf einer Bahre verblutet, weil der Arzt zuerst die Leute behandelt, die ihm vorher mehr Geld zugesteckt haben..
Meine Schwiegermutter fragte am Empfang fast ein wenig ängstlich und ungläubig, ob sie denn ihre Versicherungskarte auch abgeben könne, was die Empfangsdame bestätigte und die Mutter meines Mannes (die trotz oder gerade wegen ihres enormen Reichtums ziemlich auf ihr Geld bedacht ist) zu einem erfreuten aufquiecken veranlasste. :)
Aber ich schon zu weit vorraus und muss nochmal ein Stück zurück in den Ereignissen dieses Morgens.
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Die Pflege der Angehörigen ist in Vietnam für gewöhnlich Familiensache |
Dort wurde sie auf eine Liege gelegt und von einem wirklich noch blutjungen Arzt untersucht, der dementsprechend unsicher wurde, als wir an diversen Stellen nachhackten.
Er drückte ein wenig an ihrem Unterleib herum und fragte nach Art und Stärke der Schmerzen,
welche meine Schwiegermutter natürlich wieder beschwichtigte.
Erst als ich sie eindringlich ansah und ihr erklärte, dass sie die Wahrheit sagen solle und nicht die Starke markieren müsse, weil es sonst unter Umständen wirklich gefährlich für sie werden könnte, gab sie zu, dass es doch heftiger war, als Anfangs behauptet.
Nach einigem Überlegen meinte der Jüngling in Weiss dann, dass es der Blinddarm sei, aber die Sache noch nicht so akut wäre, dass man sie dabehalten müsse.
Lediglich wenn sich ihr Zustand verschlimmern würde und sie zusätzlich noch Fieber bekäme,
sollten wir unverzüglich wiederkommen.
Wir -die wir uns jedoch aufrichtige Sorgen um unsere Mutter machten- (in Vietnam wird auch die Mutter des Ehemannes oder der Ehefrau einfach nur "Me", also "Mutter" vom Schwiegerkind genannt),
gaben uns damit nicht zufrieden und bohrten mit der Gefahr eines Durchbruchs nach,
was den jungen Doktor zögern ließ.
Nach erneutem Überlegen bot er uns dann an, meine Schwiegermutter doch einige Tage zur Beobachtung dazubehalten und eine Heimkehr nur auf eigene Verantwortung zu genehmigen.
Es sei allein unsere Entscheidung.
Üblicher Anblick eines vietnamesischen Krankenzimmers |
Draussen vor dem Gebäude, als mein Mann gerade das Motorrad holen ging, redete ich meiner Schwiegermutter aber erneut ins Gewissen und machte ihr klar, dass ihr unbedingter Drang danach, nur ja keine Schwäche zu zeigen sie womöglich ins Grab bringen könnte und das, obwohl die Krankheit im Normalfall keine allzu tragische Geschichte ist.
Das jagte ihr dann doch ganz schön Angst ein und sie begann zu zögern.
Dieses Zögern nutzte ich aus und überredete sie dazu, sich wenigstens noch eine zweite, meiner Meinung nach ordentliche Meinung im Neubau des Viet-Tiep`s einzuholen.
So standen wir dann also zu dritt wenig später an dessen Empfang.
Obwohl das Spital bedeutend besser besucht war, als zu der Zeit, in der ich mich dort hatte untersuchen lassen, ging es zügig voran und wir kamen rasch weiter.
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Wer Geld, aber keine Zeit hat, kann sich auch "Pflegerinnen" mieten |
Ich traute meinen Augen nicht, als ich erkannte, was da gerade über die Mattscheibe zu laufen schien:
Die "Wanderung" einer Sonde durch irgendwelche Körperhöhlen.
Sehr appetitlich das Ganze. Besonders aus Perspektive des Sonden-Kopfes.
Als das Bild abrut unterbrochen wurde und sich kurz darauf die Tür eines Untersuchungszimmers öffnete und ein Patient heraustrat, machte sich ein leiser Verdacht breit, der sich beim nächsten Patienten scheinbar bestätigte, denn just in dem Moment, in dem der junge Mann im Raum verschwunden war, gabs eine neue Folge des Ekel-TV`s und noch ein weiterer vermutlich Erkrankter bescherte uns eine Episode, woraufhin ich lachend zu Tung meinte, ob dass tatsächlich die Live-Übertragung der Innereien seien woraufhin er mich im Gegenzug darauf aufmerksam machte, dass oben am Rand doch ganz klein der Name der jeweiligen Person für die Angehörigen abgebildet sei.
Sachen gibts... :)
Bevor ich aber weiter meine neue Lieblingsserie verfolgen konnte, erschien endlich meine Schwiegermutter mit positiven Neuigkeiten, denn die Untersuchungen hatten ergeben, dass es sich wohl nicht wie zuvor festgestellt um den Blinddarm handelte. Sie sah richtig erleichtert aus und freute sich, dass ihr doch nichts fehlte.
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Reicht der Platz nicht, teilen sich die Patienten und Angehörige eben die Betten |
So erklärte sie mir, dass sie früher an dieser Stelle operiert worden sei und die Schmerzen daher rührten.
Da hatten wir beide also nochmal Glück gehabt.
Anh Tungs Mama, weil ihr eine O.P. mit anschliessenden, sicher mindestens einwöchigen Krankenhausaufenthalt erspart blieb und ich, weil mir diese Woche ebenfalls erspart blieb, denn in Vietnam ist die Pflege der Patienten Sache der Angehörigen.
Essen verabreichen, das Stützen auf dem Gang zur Toilette, das Waschen, das Eincremen mit Wundsalben, Verabreichung von Tabletten usw..all das wird hier nicht von Ärzten oder Schwestern erledigt sondern von Seiten der Familie und in der Regel fällt diese Aufgabe der Schwiegertochter zu.
Ist der Kranke männlich, kümmert sich häufig auch ein Sohn, Bruder oder sonstiger, ebenfalls männlicher Verwandter um ihn, um Peinlichkeiten und Scham zu vermeiden.
Das Mitglied, dass zur Versorgung auserkoren wurde, richtet sich zumeist gleich im Nachbarbett-, oder auf einer aufgestellten Liege, für den Zeitraum der Behandlung mit ein.
Bin ich also ohne viel Aufwand trotzdem nochmal gut bei ihr weggekommen hehe ;)
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