Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
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Mittwoch, 14. November 2012

Überraschung

Gestern habe ich euch ja von unserem Besucher Kenny aus Deutschland berichtet.
Ihr wisst, ich stehe dem mit etwas gemischten Gefühlen gegenüber und das was ich heute
von ihm erfahren habe, tut dem nicht umbedingt einen Abbruch:

Er wird fast ein halbes Jahr lang bei uns bleiben!

Das zu hören war wirklich eine Überraschung mit der ich im Leben nicht gerechnet haette,
denn laenger als 3 Wochen haelt er es hier normalerweise nicht aus.

Kenny war erst ein paar Jahre alt, als seine Mutter seinem Vater mit den Kindern
nach Deutschland nachgereist ist. Seither lebt er dort und ist -so vietnamesisch er sich
auch gerne gibt- im Grunde bereits ziemlich eingedeutscht.

Ohne zünftiges deutsches Essen kommt er bei uns in Vietnam nicht einmal diese üblichen
3 Wochen aus. Vor seinem Urlaub deckt er sich darum für gewöhnlich mit reichlich
Fertigfutter von drüben ein.
Fertigfutter für die Zeit bis Anfang April einzupacken dürfte allerdings ein wenig
kompliziert gewesen sein und deshalb ging sein erster Gang heute auch gleich ins
Big C Center (unser grösstes Einkaufszentrum mit Supermarkt in Hai Phong), wo er sich
schon mal umgesehen hat, von was er sich die naechsten Monate über ernaehren kann.

Freiwillig hat er so eine wahnwitzige Entscheidung meiner Meinung nach sicher nicht
getroffen. Ich nehme schwer an, dass er von seiner Familie sozusagen hierher
"abkommandiert" worden ist.
Mögliche Gründe dafür gaebe es jedenfalls jede Menge. Da bin ich ja wirklich mehr
als gespannt, wie er sich nun schlagen wird. Langweilig war ihm auf alle Faelleschon
heute..

Ich selbst habe vorhin übrigens eine klitze-kleine Glanzleistung vollbracht:
Mein erstes, selbstgeschriebenes vietnamesisches Gedicht, dass sich sogar noch reimt,
wenn man es richtig betont. :)
Mein lieber Mann hat mich zwar kraeftig ausgelacht dafür, weil es zugegebenermaßen
so klingt, als haette ein etwas minderbemittelter Erstklaessler es geschrieben, aber
immerhin...
Entscheidend ist für mich, dass es von Herzen kam. Ich habe es naemlich meiner
geliebten Mama gewidmet. Für einen Facebook-post ist das Niveau gar nicht so übel,
wie ich finde ;)
Hier ist zumindest das Ergebnis für euch:

Con nhớ hết những lúc tốt đẹp bên mẹ..
Con nhớ hết từng ngày còn từng phút giây..
Con luôn sẽ nhớ và con muốn nói: Con sẽ yêu mẹ, cả hết cuộc đời!

 

Ich erinnere mich an all die schönen Momente mit meiner Mama..
Erinnere mich an jeden einzel
nen Tag, jeden einzelnen Augenblick..
Ich werde mich immer daran erinnern und ich möchte dir sagen:
Ich werde dich ein ganzes Leben lang lieben!

Con yêu Mẹ!
Ich liebe dich! ♥ ♥ ♥



Dienstag, 15. Mai 2012

Mùa xuân - Fruehling

Mir war lange Zeit nicht bewusst, dass es auch in der Lyrik Vietnams “Fruehlingsgedichte” gibt. Ich stolperte auf die Erkenntnis zu, weil es sehr, sehr viele Herbstgedichte von Hàn Mặc Tử gibt. Der Herbst ist bei ihm die Schwelle zu boesen Vorahnungen. Der Fruehling die Schwelle zur Reifung. In seiner scheinbar beschreibenden Poesie ruht er nie, schreitet von einer Phase – gedanklich - zur naechsten.
Banal : am Ende eines Gedichts ist es nicht mehr so wie zu Beginn.
Formal : ich kenne vietnamesische Rhythmisierungsregeln und “Versmasse”. Mit dem Kopf. Bei Wiki auch nachlesbar. Die Schoenheit, die sie sprachlich bieten, ist 1. nur vom sensiblen Muttersprachler hoerbar, erfassbar , 2. nicht im geringsten in westliche Lyrikmuster uebertragbar.
Die Qual und der Reiz der Uebertragung : man muss europaeisch rhythmisieren, was sprachlich sich dann weit entfernt vom Original , inhaltlich aber “Entdeckungen” machen laesst.
Hàn Mặc Tử‘s aussergewoehnliche Genialitaet : er musste sich die Form nicht aneignen, sie war in seinem Blut. Er konnte mit ihr nach Belieben jonglieren, spielen, sie nach seinem Gusto ausrichten. Er leistete sich sogar das Vergnuegen, europaeische Versmassansaetze spielerisch - wie z.B. Endreime - in seine vietnamesische Lyrik mit einzubringen. Genial !

Hàn Mặc Tử (1912 – 1940)
Mùa xuân chín – “Fruehlingsreife”
Trong làn nắng ửng: khói mơ tan,
Đôi mái nhà tranh lấm-tấm vàng.
Sột-soạt gió trêu tà áo biếc,
Trên giàn thiên-lý -- Bóng xuân sang.

Sóng cỏ xanh tươi gợn tới trời.
Bao cô thôn-nữ hát trên đồi.
- Ngày mai trong đám xuân xanh ấy,
Có kẻ theo chồng, bỏ cuộc chơi.

Tiếng ca vắt-vẻo lưng-chừng núi,
Hổn-hển như lời của nước mây,
Thầm-thỉ với ai ngồi dưới trúc
Nghe ra ý-vị và thơ-ngây.

Khách xa, gặp lúc mùa xuân chín,
Lòng trí bâng-khuâng sực nhớ làng:
"- Chị ấy, năm nay còn gánh thóc
Dọc bờ sông trắng nắng chang chang?...
Eigene Adaptation :

Fruehlingsreife
Im rosigen Lichtschein der Sonne
loesen sich auf : die Nebel der Traeume.
Vor mir Strohdaecher, mit Goldstaub durchwirkt.
Windhauch raschelnd in Rockschoessen blauer Tunika.
Ueber Blumengirlanden der Gartenlaube hinweg
weht Fruehlingsleuchten.
Gruenfrische Wogen von Kraeutern
winden sich bis in den Himmel.
Junge Dorfbewohnerinnen singen auf den Huegeln.
Morgen bei der Feier zum gruenenden Fruehling
werden welche, das Spielen aufgebend,
einem Ehemann folgen.

Dieser Gesang, der die Berge hinunterflackert,
sich ein bisschen verhaspelt, ist wie ein Aufruf,
den die Wolken dem zuraunen,
der unten im Bambus sitzend
den Reiz und die naïve Unschuld spuert.
Da hinten, der Wanderer, trifft auf diesen Augenblick,
in dem der Fruehling reift,
in der aufkeimenden Sehnsucht sich an sein Dorf erinnert, “Junge Frau , wirst Du auch in diesem Jahr wieder die Buerde Deiner Reislast wirklich das ganze Flussufer entlang tragen – in Sonnengluthitze ?...”
Erna meint : “Schöööön.”
Heinz-Hugo : “Ja , unser Fruehling auf der Halde von Zeche Consolidation ist immer schoen.”
Erna : “Das meine ich doch gar nicht. Ich meine, das Gedicht .”
Heinz-Hugo : “Ach so. Rauxel ist ja bestimmt nurn Dorf. Aber “Naïve Unschuld” ? , die findeste da doch gar nicht mehr.”
Erna : “Due musst das doch nicht immer woertlich nehmen. Der Hàn Mặc Tử war eben ein romantisch Veranlagter. Der war wie ne reine Seele. Unsre Seele dagegen : schwarz wie der Boden der Halde bei Consolidation. Aber darauf gruent , ach ja, im Fruehling auch Birke, Kiefer und das Gestruepp. Da bekommt man schon so Gefuehle wie der Dichter.”
Heinz-Hugo : “Na , Hauptsache, im Sommer gibts die Brombeeren da. Auch schwarz wie meine Seele …. Oder ?”

CATINAT

Montag, 23. April 2012

Hàn Mặc Tử : Trăng tự tử


Trăng tự tử
Lòng giếng lạnh! Lòng giếng lạnh
Sao chẳng một ai hay
Nghe nói mùa thu náu ở chỗ này
Tất cả âm dương đều tụ họp
Và ta ưng mây ngừng lại ở nơi đây
Để nghe, à để nghe
Bao giờ bí mật đêm thời loạn
Bao giọng buồn thương gió đã thề
Bao lời ai oán của si mê
Mà trai gái tự tình bên miệng giếng
Miệng giếng há ra
Nuốt ực bao la
Nuốt vì sao rơi rụng
Loạn rồi! Loạn rồi, ôi giếng loạn
Ta hoảng hồn, hoảng vía, ta hoảng điên
                                                 Nhảy ùm xuống giếng vớt trăng lên
.                                                           

“Heinz-Hugo. Hast Du schon mal was von einem Hàn Mặc Tử in Vietnam gelesen oder gehoert?“
„N
ö , nicht so richtig. Aber wenn der was mit Politik zu tun hat , geh mir weg , Erna.”
“Hatter nicht . Ist einer der groessten Poeten der Vietnamesen.”
“Na dann probiern wir ihn mal, Erna. Erinnerst Du Dich an die Zeit, als ich Dir Gedichte geschrieben habe , Erna.”
“Ja, war das schoen. Auch wenn Du sie aus dem “Hausschatz” abgeschrieben hast, Heinz-Hugo. Ich hab aber nichts gesagt damals .”
“Das weiss ich nicht mehr ,75 Prozent stammten von mir. Das andere hat mir der Kurt, der Obersteiger bei uns im Gewerke gesagt. Lass mal hoeren, was dieser, dieser … geschrieben hat …” “…Hàn Mặc Tử , Heinz-Hugo. Der Catinat hat es uebersetzt.“ „Der? Seit wann kann der denn Vietnamesisch? Wenn der hier im Bistro denn Mund aufmacht, lachen sich die Vietnamesen halb tot.“
„Na, hoer mal zu. Ist nicht ganz leicht.“

Des Mondes Freitod
Der Brunnenschacht ist vereist. Vereist ist der Brunnenschacht.
Warum nimmt das niemand wahr ?
Man sagt, alle Begrenzungen von Schatten und Licht
verbergen sich im Herbst an diesem Ort
und vereinigen sich.
Und hier sollen Mond und Wolken inne halten.
Lasst uns lauschen. Lauschen
den Geheimnissen der Kriegsnaechte, lauschen
den traurigen Stimmen, Schwueren im Wind getragen,
leidenschaftlichen Worten der Verbitterung,
ausgetauscht zwischen Jungen und Maedchen
ueber des Brunnens Schacht.
Der Brunnenschachtschlund oeffnet sich
zu verschlingen die Unendlichkeit,
zu verschlingen die Sterne, die fallen.
Es ist Krieg. Es ist Krieg, oh Brunnenschachtschlund des Krieges.
Schreckensangst, die Seele zu verlieren,
den Atem zu verlieren , Schreckensangst,
den Himmel zu verlieren.
So tauche ich ein in den Brunnenscchachtschlund, zu ziehen den Leichnam des Mondes heraus. 
 
Hmmmh. Alles habe ich nicht so richtig verstanden, Erna“ „Ist ja auch echte Dichtung.“ „Als wir jung waren, bin ich auf Zeche Consolidation auch eingefahren , das war aber anders“ „Aber ueber solch ein Gedicht haette ich mich auch gefreut, auch wenn es ungeheuer traurig macht“ „Das macht schon traurig , das fuehle ich auch. Moechte etwas mehr wissen ueber den Mann und seine Traurigkeit.“                                                                                           
(Gedichtquelle : quancoconline.com )