Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
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Freitag, 14. März 2014

Engel fliegen tief

Traurigerweise werden unsere Vierbeiner offensichtlich genauso vom
Unglueck verfolgt wie wir. Das Gute daran ist jedoch, dass sie am Ende
dann genau wie wir auch trotzdem immer irgendwie die Kurve kratzen
und mit einem blauen Auge davonkommen.

So hat King Kong wie ihr sicherlich noch alle wisst, den mit Sicherheit
leicht haette toedlich endenden Angriff eines Riesenkoeters aus der
unmittelbaren Nachbarschaft, wie Wunder und bis auf ein paar bleibende
Narben, gaenzlich unbeschadet ueberstanden.

Die Angst sitzt noch ganz schoen tief, allerdings werde ich mich davor
hueten, es kuenftig noch einmal zu solch einer Gelegenheit kommen zu
lassen. Was King Kong anbelangt kann ich zwar leider nicht unbedingt
behaupten, dass er nun zum frommen Laemmchen mutiert ist, aber zu-
mindest gewinnt er seither recht zuegig Land, sobald ein etwas
groesserkalibriger Koeter auf der Mattscheibe zu sehen ist.

Bi mit seiner kleinen Schwester Nga kurz nach dem schlimmen Unfall
Einen neuen sehr ungluecklichen Zwischenfall gab es seither aber
dennoch. Der betraf aber nicht King Kong sondern unseren kleinen,
knapp 3-monatigen Kater "Bi", der eines der 2 ungeplanten Katzen-
kinder unserer damals von uns geretteten "Miu" ist. Ich sags euch
Leute das war auch wieder was, was ich meinen Lebtag nicht mehr
vergessen werde. Diese Hilflosigkeit und das Bangen um das Leben
des kleinen Mannes...buaar da laeufts mir schon wieder eiskalt den
Ruecken runter, wenn ich nur dran denke..Aber von vorne:

Ich war oben im 3.Stock um die Waesche aufzuhaengen. Tung hat
es doch tatsaechlich geschafft das neue Gartentor zu zerstoeren, so
dass ich unsere Sachen zum trocknen nicht im Vorgarten wie sonst
aufhaengen konnte sondern dies wie gesagt oben im 3.Stock auf
einem Kleiderstaender tun musste. Der ist jedoch zu klein fuer
grosse Handtuecher oder Decken, wovon ich selbstverstaendlich
an diesem Unglueckstag- oder besser Ungluecksabend eine zu
trocknen hatte..

Demnach hing ich die noch feuchte Bettdecke kurzerhand ueber das
offene Treppengelaender, von dem aus es direkt runter in den
2.Stock- bzw sogar erkennbar noch bis hinunter auf die Treppe
ins Erdgeschoss geht. Ich kucke mal ob ich ein Bild fuer euch
von diesem Bereich im Haus finde, damit ihr euch darunter
etwas vorstellen koennt. Jedenfalls ist es sehr hoch und
natuerlich alles auch komplett gefliest. Sorgen musste ich mir
bis Dato der Katzen oder King Kong wegen trotzdem keine
machen. Die Tiger haben nie irgendwelche Anstalten gemacht,
da irgendwie rumhuepfen oder tollen zu wollen und mein alter
Herr (Kiko) hat schon als Baby von mir gelernt gekriegt, dass es da
wo's weit runtergeht auch gefaehlrich ist und er sich fernhalten soll.

Unsere Stubentiger haben das scheinbar jedenfalls ebenso begriffen,
aber wie das Leben manchmal so spielt..
Ich hing als erstes die Decke uebers Gelaender und machte mich dann
-begleitet von Bi's aufmerksamen Augen, der sich mit mir im Dach-
geschoss befand- daran, die restlichen Kleidungsstuecke auf den
dafuer vorgesehenen Staender zu haengen.

Blick ueber das offene Treppengelaender des dritten Stocks
Ploetzlich hoerte ich etwas platschen und dachte zuerst geistes-
abwesend, es sei ein nasses Handtuch-, oder aber die schwere
Zudecke ueber dem Gelaender gewesen, die nach unten ge-
plumpst war. Es musste wohl irgendetwas noch sehr feuchtes 
gewesen sein, wie sonst haette es so schwer sein koennen um
so einen lauten Platscher zu verursachen?!..dachte ich noch bei mir
bis mir auf einmal auffiel, dass Bi gar nicht mehr da war! Ich geriet
in Panik und bekam eine hoellische Angst, dass er es gewesen sein
koennte, der diesen Platscher verursacht hatte. Verzweifelt suchte
ich noch nach irgendeiner anderen banalen Erklaerung waehrend ich
von oben ins Treppenhaus hinab sah um zu sehen, was es gewesen
war. Zu meinem steigenden Entsetzen lag unten aber weder ein
nasses Handtuch noch sonst irgendetwas, was hinuntergeflogen war.
Die einzig schluessige Erklaerung blieb, dass es Bi gewesen sein
musste. Die Bettdecke musste ihm die Sicht versperrt haben-, er
an dieser hochgeklettert- und anschliessend von dort aus abgerutscht
sein, oder aber er war direkt darueber gesprungen, weil er wegen der
bloeden Decke den Abgrund dahinter nicht sah...!

Waehrend ich versuchte meine wild durcheinanderrasenden
Gedanken zu sortieren und Tung -der sich im Erdgeschoss aufhielt-
zurief ob Bi bei ihm waere, rief der auch schon von unten zu mir
herauf, was ich mit Bi gemacht haette, aber da hoerte ich sein
herzzerreissendes Geweine und Wehklagen schon selbst..
Im handumdrehen stuerzte ich hinunter in die Kueche,
wo Tung mit dem kleinen laut weinenden Bi auf dem
Schoss am Kuechentisch sass und mich immer wieder
fragte, was ich dem Kleinen denn nur getan haette und
was hier los sei. Es dauerte sicher eine kleine Ewigkeit
bis anh Tung meinem Geschluchze entnehmen konnte, was
ich selbst noch zu begreiffen versuchte, naemlich dass der
kleine Bi tatsaechlich ueber das Treppengelaender gestuerzt
sein musste!

Ich hatte keine Ahnung wo und wie er aufgeschlagen war,
wusste nur eines: er musste sich schwer verletzt haben und
wuerde das -wenn ueberhaupt- bestimmt nicht so ohne weiteres
ueberleben. Allerdings war es bereits Abend und die Praxis
von unserem Tierarzt des Vertrauens geschlossen und selbst
wenn..Roentgen, Not-OP...Fehlanzeige. Dazu waere die
Praxis nicht ausgestattet..Wir gerieten in Streit darueber ob
ich nicht dennoch nach der Notfall-Nummer suchen- und anrufen
sollte. Anh Tung wollte mich beruhigen und meinte Bi wuerde
das schon schaffen, er weine nur weil er sich ziemlich erschreckt-
und natuerlich ja auch ganz schoen weh getan haben musste.

Meine Mama die ich ueber Skype anrief um nach Rat zu fragen
sah das genau wie ich aber etwas anders. Ihr stockte schier der
Atem als sie den Kleinen wimmern und schreien hoerte. Ich
sollte ihm Traumeel-Tabletten gegen den Schock verabreichen
so dass eventuell wenigstens verhindert werden konnte, dass er
an einem solchen starb. Recht viel mehr konnten wir ohne Tier-
klinik leider wohl auch nicht tun, wie auch meine Mutter traurig
eingestehen musste. Es hiess also ein weiteres Mal beten und
hoffen. "Bi" humpelte unterdessen in King Kongs Hundebettchen
wo ich ihn zudeckte und versuchte ihm ein wenig von dem Mittel
gegen den Schock unter die Leftzen zu schmieren.

Waehrend ich instaendig darum flehte Tung moege mal wieder Recht
behalten, sah ich ein Broeckelchen der Tablette die ich Bi eben
verabreicht hatte auf dem Boden vor dem Bettchen liegen und was
ich als naechstes erkennen musste als ich mich bueckte um das
Stueckchen aufzuheben war, dass sie blutrot verfaerbt gewesen ist,
woraufhin ich erneut schrecklich zu weinen anfing. Ich warf einen
Blick auf Bi's Mund und wahrhaftig: es war voller Blut! Er blutete
aus dem Mund. Sein sicheres Todesurteil, wie ich erschuettert dachte!
Und mir blieb nichts anderes als zuzusehen und fuer ihn da zu sein.

Bi und Nga wenige Tage spaeter
Er schlief eine Weile fest und atmete schwer. King Kong schlich
sich zu ihm und leckte ihn ueber den Kopf. Dann riefen wir nach Miu
und Nga damit diese sich zu Bi legten und ihm Trost und Naehe
spendeten und er da nicht so allein liegen musste. Wir hofften das
wuerde ihm Kraft geben.

Und wisst ihr was? Scheinbar hat es das auch! Denn nur wenige
Stunden spaeter stand Bi ganz zaghaft auf und ging: zur Futterschuessel
um ein paar Happen zu essen. Danach trank er ein wenig Wasser und
ging auf die Toilette um im Anschluss ein bisschen mit seiner juengeren
Schwester zu spielen! Ich konnte meinen Augen nicht trauen! Rang er
nicht eben noch mit dem Tode?! Es muss ein Wunder gewesen sein!
Aber voellig gleich was es war, er war ueber den Berg! Er war auf einen
Schlag wieder ganz der Alte und weder das Bein, dass er zuvor ange-
zogen hatte schien ihm noch irgendwelche Schmerzen zu bereiten,
noch entdeckte ich irgendeine Verletzung im Maul von der das Blut
haette stammen koennen. Innere Verletzungen hatte er ja aber
offensichtlich ebensowenig davongetragen, denn dann haette er nicht
bereits wieder essen, trinken, spielen und auf's Klo gehen koennen..

Meine Mama -die die ganze Nacht um ihn gebangt und ebenfalls um
ihn geweint hatte konnte es am naechsten Tag gar nicht fassen, als
ich ihr von seinem Zustand berichtete. Wir sind uns sicher, dass Bi
einen riesen Schutzengel gehabt haben muss und Tung ist der festen
Ueberzeugung, dass uns all die kleinen Ungluecke, die uns tag-taeg-
lich widerfahren -die am Ende aber allesamt dann doch noch
glimpflich ausgehen-, uns insgeheim vor einem einzigen, wirklich
grossen und schweren Schicksalsschlag bewahren und das wohl
irgendjemand von unseren Ahnen schuetzend die Hand ueber uns
haelt! Eine schoene Vorstellung, der ich mittlerweile auch grossen
Glauben schenke! Wir sollten nicht mit unserem Schicksal hadern
und uns fuer all die kleinen Dinge kraemen, die uns im Alltag
zustossen sondern fuer all die Dinge dankbar sein, die wir nicht
sehen koennen-, vor denen wir aber bewahrt wurden...

Inzwischen ist der Unfall schon wieder einige Tage her und Bi
geht es tatsaechlich gut. Das einzige was ihm geblieben ist, ist
eine wahnsinns Anhaenglichkeit und Verschmustheit, aber
damit koennen wir ohne weiteres leben... :)

Samstag, 4. Januar 2014

Ende und Neuanfang

Hallo ihr Lieben,

nach den letzten beiden, sehr unsinnigen Beitraegen hoffe ich, dass
die betreffenden Personen nun endlich Ruhe geben und wir dieses
leidige Thema abschliessen koennen.

Einzig eine letzte Anmerkung moechte ich betreffend Peter Kaul-
fuss (entschuldige bitte meine Tastatur hat kein scharfes "s") noch
machen. Ueber ihn schrieb ich er wuerde mir unterstellen, dass es
meinerseits Unterschlagungsvorwuerfe gegen Juergen gaebe, was
ich aber ja entschieden von mir weisen moechte.
Ich moechte hierzu noch einmal klar zum Ausdruck bringen, dass
ich niemanden irgendetwas unterstelle oder vorwerfe. Ich bin kein
Richter und die letzten beiden Beitraege wurden auch nicht zu
diesem Zwecke verfasst. Das nur nochmal zum Abschluss.

Nun aber zurueck zu Peter. In seinem Falle moechte ich von meinem
Vorwurf Abstand- bzw diesen sogar zuruecknehmen. Offensichtlich
lag ich hier falsch und Peters Aussagen diesbezueglich betrafen nicht
mich sondern eine andere Person, deren Namen ich nun aber nicht
mehr nennen moechte, um der ganzen Sache keinen neuen Zuendstoff
mehr zu geben, da sie uns alle bereits genug Zeit und Nerven gekostet
hat wie ich finde.

Er lies mir gestern ein paar Auszuege unserer Unterhaltungen zum
Thema zukommen, unter denen sich eine Nachricht von Peter an mich
befand, die ich aus Zeitmangel noch nicht ganz oder gar nicht gelesen
hatte, die aber ganz klar besagt, dass sich seine Statements nicht gegen
mich richten. Sieht demnach so aus als haette ich hier einen Fehler
gemacht und Peter zu unrecht verurteilt. Hierfuer moechte ich mich
ausdruecklich entschuldigen und Peters Namen oeffentlich reinwaschen.
Da war ich wohl etwas vorschnell. Das haette nich passieren duerfen.
Zu allen anderen Punkten stehe ich und weiche auch nicht von ihnen ab.
So aber jetzt denke ich ist es an der Zeit diese Angelegenheit ein fuer
allemal ad acta zu legen und hoffe, dass sich auch die Gegenseite von
nun an daran haelt.

Kommen wir also zurueck zu den alltaeglichen Dingen des Lebens.
Wie ihr ja mitbekommen habt, haben wir vor einigen Wochen ein Haus
gekauft und bereits vor rund zwei Wochen ueberraschen eingezogen.
Ueberraschend deshalb, weil die vollstaendige Zahlung unseres neuen
Heimes erst fuer Anfang 2014 vorgesehen war. Scheinbar fiel das
Gejammer und Geweine meines Mannes ueber die eises Kaelte im
alten Zuhause zur Abwechslung aber mal auf fruchtbaren Boden. So
entschloss sich seine Mutter -die das Geld vorstrecken sollte bis auch
unser ehemaliges Domiziel einen neuen Besitzer gefunden haette-
kurzerhand also den Kauf bereits frueher als geplant abzuwickeln.

Exakt am Sonntag den 22.12. um 08:15 bezogen wir somit unser
nigel-nagel-neues (tatsaechlich ein Neubau ohne Vorbewohner -was
natuerlich ein zusaetzliches Schmankerl ist) Eigenheim. 08:15 genau
weil dies der von den Moenchen ausgerechnete, glueckbringende
Moment fuer den Einzug ist. Zur Begruessung gab's erstmal die
Trauerfeier eines eben verstorbenen Nachbarn gleich nebenan, mit
zugehoerigem Laermpegel. Unsere Aufgabe bestand unterdessen darin,
den grossen, schweren (und dank anh Tung klugerweise zudem erst
frisch lackiert-und dadurch noch mit feuchter Farbe versehenen-)
Holzaltar fuer die Ahnenverehrung vom Erdgeschoss nach oben in den
dritten Stock zu hiefen. Was -da das Treppenhaus ziemlich schmal-
und der Tisch wie gesagt noch nicht trocken war- gar kein so leichtes
Unterfangen war.

Als die Musik der Trauerfeier des Nachbarn einen kurzen Augenblick
lang verstummte, muessen die Gaeste der Zeremonie bestimmt nicht
schlecht gekuckt haben, als sie mich fluchen und schimpfen hoerten,
nachdem der Altar mehrmals mit seiner feuchten Farbe gegen die
frisch gestrichenen Waende, Decken und das Holzgelaender des
Treppenhauses dockte. Ganz davon abgesehen, dass mittlerweile
meine komplette Kleidung einschliesslich Haare und Gesicht in
schmuckem Holzbraun gefaerbt waren... :D

Nachdem mein Mann und ich das halbe Haus zusammengerumpelt
und ruiniert hatten, machten wir uns daran die Liste mit den Vor-
gaengen zur Einweihung des neuen Heimes abzuarbeiten. Ganz
ohne Spiker haben wir das noch nicht drauf. Man zieht ja aber auch
nicht alle Tage um. ;) Als die Gebete gesprochen-, die Opfer gebracht-
die Raeucherstaebchen und Kerzen entzuendet- und Tung und ich fix
und fertig waren, war es soweit. Die Umsiedlung war besiegelt. Nun
mussten wir nurnoch das Papiergeld verbrennen, eine gekochte Mahl-
zeit dort zu uns nehmen und diese Nacht im neuen Zuhause ver-
bringen, dann waere der rituelle Teil schonmal abgeschlossen und
wir konnten mit dem regulaeren Umzug beginnen. Der laeuft eben-
falls anh Tung sei Dank derzeit noch etwas gemaechlich von statten.
Ich bin jedoch guter Dinge, dass zumindest die Moebel heute
endlich vollstaendig ankommen werden. ;)

Aus der Ruhe bringen kann mich ohnehin nichts mehr. So rundum
gluecklich und zufrieden war ich schon Jahre nicht mehr. Das neue
Heim ist ein Knueller. Mein 6-er im Lotto den ich mir -wie ich
finde- nach rund vier Jahren in der Bruchbude die wir vorher behaust
hatten auch redlich verdient habe. Statt dunkel, trostlos, eisig-kalt
und feucht heisst es nun endlich, endlich licht-und sonnendurchflutet,
freundlich, warm und gemuetlich. Ein absoluter Traum ist auch mit
den beiden kleinen Gaertchen in erfuellung gegangen. Einer vorne,
einer hinten im Haus. Das ist selbstverstaendlich auch fuer unsere
-mittlerweile vier Vierbeiner- King Kong, Miu und ihre Babys der
reine Segen. Bilder schicke ich euch beim naechsten Eintrag nach.

Freitag, 13. Dezember 2013

Ende gut, alles gut II - Charlie

Hallo ihr Lieben,

wie versprochen gibt es heute die Fortsetzung dazu, warum am
Ende hier wohl doch noch alles gut wird, oder wie in diesem
Fall schon geworden ist. Und "dieser Fall", das ist eine Meldung,
auf die viele unter euch sicherlich schon lange sehnsuechtig
warten: naemlich der Verbleib von Charlie. Dem Kind unserer
Bekannten, der diesen tragischen Unfall hatte und mit einer
Hirnblutung ins Koma gefallen war.

Die kleine Schwester bangt um ihren Bruder
Rund die ersten 2 Wochen ging es ihm ja leider so schlecht, dass
selbst die gut ausgebildeten Aerzte des renomierten Viet-Duc-
Krankenhauses sich nicht an die ueberlebens-notwendige OP
gewagt hatten, das Blut in Charlies Kopf abzusaugen um so den
Druck auf sein Hirn zu nehmen.

Vorbereitung fuer die lebensrettende OP
Sein Puls war einfach zu schwach und das Risiko somit zu hoch,
dass er die Operation, die sein Ueberleben sichern sollte, ihn am
Ende selbst das Leben kosten wuerde. So hiess es taeglich bangen
und hoffen, dass er irgendwann von selbst wieder so zu Kraeften
kaeme, dass die alles Entscheidende Operation moeglichst schnell
durchgefuehrt werden konnte. Doch die Prognosen der Aerzte
waren schlecht. Im Grunde hatte niemand wirklich Hoffnung,
dass Charlie ueberhaupt-, oder wenigstens ohne bleibende
Schaeden wieder genesen wuerde.

Einlieferung in die Notaufnahme des Viet-Duc Krankenhauses in Ha Noi
Auch den Eltern wurde gesagt, dass sie sich auf das Schlimmste:
naemlich Charlies Tod einstellen sollten und als die Tage
verstrichen, ohne das es etwas Neues ueber seinen Zustand gab,
glaubte tatsaechlich niemand mehr von uns daran, dass der
kleine Mann es noch schaffen koennte.

Bange Stunden fuer die Eltern
Dann ploetzlich jedoch die Wende: Charlie war aufgewacht!
Umgehend wurde die OP eingeleitet und verlief so unglaublich
es ist sogar erfolgreich und im Anschluss schien es ihm von
Mal zu Mal besser zu gehen. Schon kurze Zeit darauf durfte
er mit seinen Eltern in sein Zuhause, hier in Hai Phong zurueck-
kehren und musste sich lediglich hier noch einige Zeit im Bett
aufhalten und schonen und wurde von einem Hausarzt betreut.

Erleichterung! Nghe kann endlich wieder mit ihrem Bruder lachen!
Jetzt sieht alles danach aus, dass er selbst die Schule bald
wieder besuchen koennen wird! Was da geschehen ist, ist eine
medizinische Sensation und das wohl nicht nur innerhalb
Viet Nams! Ganz offensichtlich wird der Junge keinerlei
Folgeschaeden davontragen und wieder voellig gesund werden,
was in so einem Fall absolut aussergewoehnlich ist!
So aussergewoehnlich, dass seine Geschichte es sogar bis ins
vietnamesische Fernsehen geschafft hat. Auf dem staatlichen
Sender VTV 1 wurde vor kurzen ueber Charlie und die
hervorragende Leistung der Aerzte berichtet.

Erinnerungsfoto: Charlie bedankt sich bei dem Mann, der ihm das Leben gerettet hat
Im Zuge dessen kehrte die gesamte Familie mit dem kleinen
Patienten zu einer abschliessenden Untersuchung zurueck
in die erst kuerzlich neu eingerichtete Notfall-Intensivstation
des Viet-Duc-Krankenhauses in der Hauptstadt Ha Noi,
wo Charlie die Gelegenheit nutzte, um sich eigenstaendig und
auf allen Vieren bei einem seiner Retter, dem leitenden Arzt
zu bedanken. Eine wie ich finde wirklich wunderschoene
Geschichte die einmal mehr zeig, dass am Ende doch noch
alles gut werden kann, wenn man den Glauben und die
Hoffnung daran nicht verliert. Ein riesengrosse Dankeschoen
an alle die mit uns gebangt- und vor allen Dingen fuer
Charlie gebetet haben!! :-)

Freitag, 6. Dezember 2013

Ende gut, alles gut

Hallo an all meine lieben Leser, die mir trotz der recht haeufigen
und lang-anhaltenden Pausen die Stange halten und mir treu
bleiben. Diesmal gibts zumindest einen guten Grund fuer die
erneute Unterbrechung, denn wie ihr ja bereits wisst, sind wir
schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem neuen Zuhause.

Und diese Suche hatte es in sich, dass kann ich euch sagen.
Taeglich musste ich stundelang etliche Verkaufsseiten im
Internet durchforsten. Hilfe von Tung? Fehlanzeige! Binnen
der letzten Wochen und Monate habe ich mir so sicherlich
mehrere tausend Haeuser angesehen. War eines gefunden,
welches auf den ersten Blick die von uns aufgestellten Kriterien
erfuellte, ging's los zur Besichtigung. An manchen Tagen
unternahmen wir so richtiggehende Besichtigung"touren".

Minimum an die hundert Haeuser muessen es gewesen sein.
Hier passte ihm was nicht - da mir und wenn's und beiden
gefiel, machte uns meine Schwiegermutter einen Strich durch
die Rechnung. Jedenfalls gab's jede Menge Traenen, Gezanke
und Enttaeuschungen und kostete in erster Linie mich, ganz
schoen viele Nerven. Aber folgend dem heutigen Titel "Ende
gut, alles gut" scheint das nun ueberstanden zu sein und dem
aktuellen Stand der Dinge nach, sind wir wohl gegen Beginn
des neuen Jahres stolze Eigentuemer eines Neubaus.

Rund 150 Quadratmeter (ca 55 qm Grundflaeche) verteilt
ueber 3 Etagen, 4 Schlafzimmer, 2 Baeder, Wohnzimmer,
eine geraeumige Kueche und einen kleinen Vorgarten werden
wir dann unser Eigen nennen koennen. Die Sache ist bereits
abgemacht und eine erste Anzahlung wird in Kuerze folgen.

Allerdings musste ich unserem Glueck etwas auf die Spruenge
helfen, was mir zugegeben ein wenig im Magen liegt. Denn
das Haus entspricht nicht Tungs Himmelsrichtung -wovon
er jedoch bisher nichts weiss. Hierfuer musste ich mit
dem jetzigen Besitzer gemeinsame Sache machen und diesen
instruieren, meinem Mann eine der fuer ihn passenden
Richtungen zu nennen. Sprich genauer gesagt haben wir
gelogen. Das truebt die Freude nun natuerlich immens auch
wenn das ganze so urspruenglich nicht geplant war.

Unser kuenftiges Zuhause
Eigentlich wollte ich meinen Mann lediglich zu einer
Besichtigung ueberreden zu der er -haette er die echte
Himmelsrichtung gekannt- nie zugestimmt haette. So sagte
ich, ich wuesste sie nicht und bat den Eigentuemer im
Vorfeld darum schlicht nicht von sich aus auf dieses Thema
zu kommen. Zu meiner eigenen Ueberraschung gefiel Tung
das Haus jedoch auf Anhieb und so fragte er am Ende
selbstverstaendlich auch nach dessen Ausrichtung.

Da ist mir das Herz ganz schoen in die Hose gerutscht und
einen Moment lang war es totenstill im Raum. Der Verkaeufer
schien kurz zu ueberlegen und nannte meinem Mann dann
unerwarteterweise eine fuer ihn passende Himmelsrichtung.
Anfangs freute ich mich diebisch daruber und der Besitzer
und ich warfen uns einen verschwoererischen Blick zu, als
Tung uns den Ruecken zudrehte, doch als das Thema Kauf
im Anschluss immer mehr in den Focus rueckte, bekam ich
schnell ein richtig schlechtes Gewissen.

Mittlerweile ist der Punkt ueberschritten, an dem ich ein
Gestaendnis haette ablegen koennen, denn die Sache ist
bereits so ziemlich ueber die Buehne gegangen und ich
denke nicht, dass Tung das jetzt noch sonderlich witzig
finden wuerde..

Nun werde ich wohl mit diesem bedrueckenden Geheimnis
leben muessen und darauf hoffen, dass mein Mann niemals
dahinterkommt und vor allen Dingen: das nicht wirklich was
dran ist an der Geschichte mit den Himmelsrichtungen.
Die sollen naemlich mitunter fuer Gesundheit, Glueck und
Erfolg der Bewohner eines Hauses ausschlaggebend sein...

Solange das Haus noch im Internet eingetragen ist, koennt
ihr uebrigens hier schon mal einen kleinen Blick draufwerfen:
http://nhadatvanminh.com.vn/49586

Weshalb ich uebrigens noch den Titel Ende gut, alles gut fuer
diesen Eintrag gewaehlt habe, erfahrt in den naechsten beiden
Beitraegen (es gibt naemlich noch ein paar andere gute
Nachrichten aus Viet Nam)... :-)

Freitag, 27. September 2013

Trauriger Nachtrag

Eben erreicht uns die erschütternde Nachricht,
dass er es nicht geschafft hat. :(

Seine Eltern sind mit ihm auf dem Rückweg nach Hai Phong
um die Totenfeier auszurichten..

Möge deine Familie stark sein kleiner Mann.
Wir beten dafür dass du deinen Frieden findest und deine
noch so unschuldige Seele bald erlöst ist.

Nam Mo A Di Da Phat!
Mong em duoc sieu thoat Charlie...!

Warum? :(

Zwischen Leben und Tod

Heute ein ungewohnt ernster Beitrag ohne Witz und Ironie,
denn wir sitzen hier und warten auf die alles entscheidende
Nachricht, die über Leben und Tod entscheidet.

Über Leben und Tod eines 4. Klaesslers, ganze 10 Jahre jung.
Nach deutschem Alter gerechnet sogar erst 9.
Es ist der Sohn einer engen Bekannten, der ich mind. einmal
zu verdanken habe, dass ich überhaupt noch hier bin.

Gestern Morgen noch quietsch-lebendig - liegt er aktuell auf
der Intensivstation einer Hanoier Klinik wo alles darauf wartet,
dass sein Puls stark genug wird um die lebensrettende OP zu
erhalten.

Die Familie bereitet sich auf das schlimmste vor..
Charlies Tod.

Es gab weder einen grossen Unfall noch lange Krankheit im
Vorfeld und Donnerstagmorgen ging er noch zur Schule wie
jeden Tag. Was dann geschah wird wohl ein Raetsel bleiben.
Scheinbar bat er die Lehrerin darum ihn vom Frühsport auf
dem Schulhof zu befreien weil er sich angeblich nicht ganz
wohl fühlte.

Laut seiner Lehrkraft blieben er und einige Klassenkammeraden
daraufhin allein im Klassenzimmer zurück, waehrend sich die
anderen Kinder nach unten zur Morgengymnastik begaben.
Anschliessend muss er -der Aussage seiner Mitschüler zufolge-
sich übergeben haben und bewusstlos zusammengebrochen sein,
nachdem ein Stuhl auf dem er saß entzwei-brach und er
deshalb zu Boden stürzte.


Ob diese Version richtig ist, wird wohl im dunkeln bleiben,
denn mit Sicherheit wird weder die Schule-, noch eine der
Familien seiner Freunde Verantwortung für dieses tragische
Unglück übernehmen wollen, denn in Viet Nam hiesse das
neben der blossen Schuldbekenntnis auch eine Übernahme der
Kosten -in einem der schlimmsten Faelle (naemlich einer
bleibenden Schaedigung des Gehirns -also einer Behinderung)
ein Leben lang!

In Charlies Kopf hat sich naemlich eine innere Blutung gebildet.
Ein Blutgerinsel, dass auf das Hirn drückt und aktuell ist sein
Puls so schwach, dass die Aerzte eine Operation zur Absaugung
des Blutes aus dem Kopf ablehnen.

Nachdem Charlie bewusstlos geworden war und man erkannte,
dass es ernst um ihn zu stehen schien, alamierte die Schule seine
Eltern und fuhr ihn mit dem Taxi umgehend in ein nahegelegenes
Krankenhaus.
-Leider dem mitunter schlechtesten in Hai Phong.
Dort angekommen übergab man Charlie -nach Entrichtung der
"Beschleunigungsgelder" und anschliessenden, ersten
Untersuchungen- mit den Worten: "man könne hier nichts mehr
für ihn tun und übergaebe ihn deshalb wieder seiner Familie!"
wieder seinen Eltern und ließ diese dann so stehen!

Das ist das schlimmste was ich je in meinem Leben gehört
habe, auch wenn ich eigentlich ja weiss, wie der Hase laeuft.
Etwas so grausames -ein sterbendes, jedoch lang noch nicht
totes Kind- seinen hilflosen Eltern zurückzugeben, erschüttert
mich jedoch trotzdem zutiefst.

Allerdings kann man hier nicht allein die Seite der Aerzte
anklagen, auch wenn man sicherlich dazu neigt.
Deren Verhalten kommt jedoch nicht von ungefaehr sondern
ist das Ergebnis vieler unglücklicher Zwischenfaelle, in denen
verzweifelte Angehörige ihre ganze Trauer, Wut und die
Suche nach einem Schuldigen gegen den behandelnden Arzt
gerichtet- und diesen teilweise sogar geschlagen- oder ihn
bedroht haben..

Die Angst von trauernden Familienmitgliedern zur
Verantwortung für den Tod von irgendjemanden gezogen zu
werden sitzt nun beim Krankenhauspersonal so tief, dass sich
gestern im Fall von Charlie sogar geweigert wurde, einen
Krankenwagen zur Verfügung zu stellen, der Charlie in eine
Klinik nach Ha Noi haette bringen sollen -geschweige denn
sich ein Arzt bereiterklaert haette zumindest im Wagen der
Eltern von Charlie mitzufahren, um zur Not zur Stelle zu sein,
sollte sich waehrend der mehrstündigen Fahrt etwas ereignen.

Erst nach einem schier endlosen Streitgespraech. waehrend
dessen wertvolle Zeit verstrich und nachdem Charlies
Familie damit drohte die halbe Station kurz und klein zu
schlagen erbarmte sich endlich doch noch einer der Aerzte
Charlie und seine Eltern zu begleiten.

Kaum in der Notaufnahme der Hanoier Klinik angekommen
machte sich dieser allerdings umgehend aus dem Staub.

Jetzt liegt Charlie dort auf der Intensivstation und ringt mit
dem Tod..

Lasst uns bitte für ihn beten! Er hat doch das ganze Leben
noch vor sich..

Nam mo a di da phat

Mittwoch, 11. September 2013

Die langwierige Suche nach einem neuen Zuhause

Waehrend für den Antrag auf einen vietnamesischen Pass nun alles in die Wege
geleitet ist, geht der Kampf um ein neues Zuhause in eine neue Runde.
Denn: Der Winter steht vor der Türe und die letzten Tage ist es teilweise bereits
überaschend kühl geworden für diese Jahreszeit. Mir scheint die Winter im
Norden Viet Nams werden mit den Jahren laenger und kaelter.

Das Haus hier ist ein einziger Zustand und alles andere als Winter-tauglich.
Heisst es sollte nun schnellstens eine Lösung her. Allerdings siehts auf dem
Immobilienmarkt derzeit auch nicht sonderlich rosig aus und gute Angebote
sind rar. Gefunden habe ich trotzdem eines -ein echtes Schmuckstück und
perfekt für uns.

Die Lage einmalig: sowohl verkehrsberuhigt sowie nach wie vor in der Innen-
stadt. Sogar ziemlich nahe an Tungs Firma gelegen, grosse, breite Strassen,
nigel-nagel neu, schöne freistehende Treppe, 2 Stockwerke, Wohnzimmer,
Küche, 2 Schlafzimmer, 2 WC, Balkon, Vorgarten und jetzt der absolute
Oberknüller: Ein grosser geschützter Garten hinten "im" Haus! Das waere
natürlich perfekt für unsere kl.Raubtiere King Kong und Miu und für uns
selbst natürlich auch! Gaertnern, Feierabendbierchen oder Grillfeten.... :)
Ein Traum Leute, ich sags euch und das Ganze zum "Schnaeppchenpreis"
von lediglich rund 1,6 Millarden (umgerechnet derzeit etwa 60 Tausend €)

Nach so vielen verstrichenen Möglichkeiten bzw Chancen auf ein ordentliches
Zuhause, in dem wir uns alle wohlfühlen und in dem wir künftig unsere Kinder/
unser Kind aufziehen könnten, waere das jetzt DIE Lösung für die Zukunft.

Zur Erinnerung: Kurz nach unserem Einzug hier hatte meine Schwiegermutter
uns bereits ein riesen Haus hier in Hai Phong angeboten. Hier könnt ihr
das nochmal sehen: http://keovietnam.leben-wie-die-konige.html
Nachdem wir dieses Angebot aufgrund der Größe und einiger anderer Punkte
ausgeschlagen hatten (was waren wir doch blöde!), kam Anfang des Jahres
ein erneutes Angebot -in die neu fertiggestellte 124qm Wohnung meiner
Schwiegermutter in My Dinh, Ha Noi- zu ziehen. Und was wir uns da haben
entgehen lassen seht ihr hier: http://keovietnam.aufbruch-in-ein-neues-leben
und vor allen Dingen hier: http://keovietnam.zuruck-in-hai-phong.html

Wie maechtig die Sache mit My Dinh im wahrsten Sinne in die Hose ging,
habt ihr ja sicherlich mitgelesen und nachdem die Rückkehr ins Haus der
Mutter meines Mannes, die ihr hier findet: http://keovietnam.entscheidung
dann auch wieder nichts wurde, sind wir am Ende wieder hier gelandet.

Das Haus ist jedoch tatsaechlich in einem unhaltbaren Zustand und jedes
"Reinrichten" waere in den Sand gesetztes Geld, da wir hier mit Sicherheit
nicht alt werden! Zudem entpuppt sich der Schuppen als wahre Todes
falle für die kleine Miu, die inzwischen überall rein-, rauf- und drüberklettert,
wo`s nur ebent möglich ist - und das ist es in diesen 4-Waenden leider
vielfach und obendrein auch noch an Stellen, bei denen -sollte sie
fallen- zu tief faellt...

Nun hat die Sache aber wie immer mal wieder einen Hacken: Die
"Himmelsrichtung" des neuen Traumdomiziles stimmt doch jetzt wirklich
wieder nicht mit der meines Göttergatten überein. Glück-bringende
Ausrichtungen für sein Geburtsjahr waeren: Nord, Süd, Ost und Süd-
Ost. Das, auf das ich nun mein Augenmerk gerichtet habe ist jedoch
Nord-West: quasi Tod und Verderb-bringend, glaubt man dem hiesigen
"Feng-shui" Viet Nams..Einfach zum Haare raufen, aber irgendwie muss
ich es schaffen anh Tung trotzdem zum Kauf genau dieses Hauses zu
überreden. Das man die Leute immer zu ihrem Glück zwingen muss... ;)

Bin gespannt ob und wann wir wenigstens diesen Punkt von der noch langen
"to do"-Liste zufriedenstellend- und ohne erneut Kompromisse eingehen zu
müssen, streichen können...

Das kleine schnuckelige Schmuckstückchen könnt ihr euch übrigens hier
ansehen: http://nhadatvanminh.com.vn/26959v/
Bleibt zu hoffen, was lange waehrt wird endlich gut und ein weiteres Mal
die Daumen zu drücken. 

Sonntag, 1. September 2013

Thành

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich euch von einem Menschen erzaehlen, den ich binnen Kürze
tief in mein Herz geschlossen habe. Es ist "unser" Künstler Thanh, dem wir von
Stars of Vietnam bei der Vermittlung und dem Verkauf seiner Bilder helfen.

Anfangs hatten wir nur sporadisch Kontakt und schrieben uns lediglich ein
paar nette Worte zwischen den Zeilen, in denen Fragen zu den Bildern geklaert
wurden. Da ich als einzigste im Team Vietnamesisch spreche hatte ich diese
"Aufgabe" -naemlich Infos für uns von Thanh zu bekommen- automatisch über-
nommen. Mit der Zeit wurde der Kontakt jedoch intensiver und wir begannen
uns auch ohne Bezug zu SoV zu schreiben.


Mittlerweile ist dadurch eine wundersame Freundschaft erblüht. Thanh ist mir
unglaublich ans Herz gewachsen und als er mir neulich sagte, ich würde ihm
unsagbar viel bedeuten und für ihn wie eine zweite grosse Schwester sein
(Thanh hat 2 "echte" Schwestern, eine etwas jüngere und eine in meinem
Alter, waehrend Thanh selbst ein Jahr jünger ist als ich) hat mich das
wirklich bewegt. Kurz darauf begann gewaehrte er mir schließlich einen
tiefen Einblick in sein Leben. Er erzaehlte mir von seinen Gedanken und
Gefühlen, von seiner Krankheit, seinen Wünschen und Traeumen.

Ich hoffe ihr versteht, dass ich das aus Rücksicht nicht alles hier breittreten
werde. Immerhin ist auch er abgesehen von seiner körperlichen Behinderung
ein völlig normaler Mensch dessen Privatsphaere man achten sollte und
den ich darum auch nicht für meinen Blogbeitrag "vorführen" möchte.
Ich kann euch einzig verraten, dass er von der Liebe und der eigenen,
kleinen Familie sprach, die er vermutlich niemals haben wird und das
seine Sehnsüchte, Wünsche und Traeume so laecherlich klein und banal für
jeden von uns erscheinen mögen- und für ihn doch so unerreichbar sind.


Er beschrieb mir wie es ist, ein Leben zu führen-, gefangen zu sein in einem
Körper -von dem einzig noch die Arme ein wenig ihren Dienst tun und der
sich immer weiter versteift und dessen Mittelpunkt 4 Waende sind, aus
denen es kein Entrinnen- und in denen es so gut wie keinerlei Zerstreuung
gibt. Einzig der Computer -ein Geschenk seiner Schwester verbindet ihn
mit der Ausenwelt. Unserer Welt -und uns, den Menschen ohne
Behinderung, für die all das, was Thanh vermutlich nie haben wird so
schrecklich normal und selbstverstaendlich ist, dass es eigentlich schon
wieder beschaemend ist.

Ich kann mich nurnoch schwach an dieses Gefühl erinnern, wie es sich
anfühlt Zuhause zu sitzen und zu warten, dass jemand vorbeikommt und
niemand taucht auf, weil sie alle beschaeftigt sind mit dem Leben, an dem
man nicht teilhaben kann weil man krank ist. Weil die Leute nicht wissen
wie sie mit einem umgehen sollen. Angst davor haben wie man aussieht.
Doch ich hatte Glück und konnte hin-und wieder ausbrechen und nach
einem Jahr war alles vorbei und ich wieder einer von allen. Thanh wird
niemals ausbrechen können und doch traegt er keinen Hass und keine
Wut in sich. Einzig die quaelende Frage nach dem Warum begleitet ihn
stetig. Aber nicht einmal diese Frage, auf die er wissentlich nie eine
Antwort erhalten wird konnte ihm seinen Wunsch zu Leben und seine
Traeume rauben und eines Tages nahm er -nachdem er einige wunder-
schöne Zeichnungen gesehen hatte- einen Pinsel und ein Zeichenlehrbuch
zur hand und begann sich selbst das Malen beizubringen.


Und was dabei einzigartiges herausgekommen ist könnt ihr auf seiner
Seite "Bilder des Herzens" auf Facebook bestaunen. Gerade einmal ein
Jahr ist es her, dass Thanh mit dem Zeichnen anfing und obwohl er nur
schwerlich einen Schritt allein tun könnte und sein ganzer Körper steif ist
und schmerzt bringt er Dinge auf die Leinwand, die einem sofort warm
ums Herz werden lassen und die das Fernweh und die Sehnsucht in einem
erwecken. Das Malen ist seine Passion und das sieht und fühlt man beim
Anblick seiner Kunstwerke auch!

Ich würde mich unglaublich freuen, wenn ihr mal einen Blick auf seine Seite
werfen- und euch seine Bilder mit eigenen Augen ansehen würdet.
Vielleicht gefaellt euch ja das ein oder andere Werk und ihr haettet es gern
bei euch Zuhause an der Wand haengen, wodurch ihr gleich mehrere Fliegen
mit einer Klappe schlagen würdet. Zum einen haettet ihr ein wirklich einmaliges
Kunstwerk von einem aeusserst begnadeten, jungen Talent, dass seinen Preis
voll und ganz wert ist und zum anderen würdet ihr dazu beitragen diesen vom
Schicksal so gebeutelten Jungen das Gefühl zu geben, dass er etwas kann!
Sein grösster Wunschtraum ist es ein echter Künstler zu sein und wie kann man
einem Künstler besser verdeutlichen das seine Kunst Anerkennung und Wert-
schaetzung unter den Menschen findet, als dass seine Bilder einen reissenden
Absatz finden?! :)


So ganz nebenbei würdet ihr auf diese Weise ausserdem noch dazu beitragen
Thanhs Familie zu ernaehren und ihm die Versorgung mit seinen so wichtigen
und schmerzlindernden Medikamenten zu sichern, ohne die er wohl nicht einmal
noch faehig waere zu malen, sondern ans Bett gefesselt waere.
Die Seite mit seinen Gemaelden findet ihr unter:

Bilder des Herzens

Falls für euch selbst nichts dabei ist -was ich aber kaum glaube- dann seid
vielleicht trotzdem so lieb und unterstützt Thanh indem ihr seine Facebook-
Seite möglichst weitlaeufig teilt. Eventuell findet sich ja in eurer Freundesliste
dann der ein oder andere, der gern eines von Thanhs Bilder haette.
Zumindest könnt ihr so dazu beitragen Thanhs Werke einem noch breiteren
Publikum vorzustellen und selbst das waere und eine riesengrosse Hilfe.
Kein Geld der Welt wird Thanh mehr heilen können und die Versteifung seines
Körpers wird sich so traurig es ist unweigerlich fortsetzen, bis ihm eines Tages
selbst das einzigste verwehrt sein wird was er auf der Welt hat: das Malen.


Aber noch ist es nicht so weit und noch haben wir die Chance ihn wenigstens
für einen Augenblick glücklich zu machen und ihm Freude, Stolz und nichts
weniger als den einen grossen Wunschtraum im Leben zu erfüllen, ein echter
Künstler zu sein!

Mittwoch, 26. Juni 2013

Buddhismus auf Umwegen ;)

Ein wirklich glaeubiger Buddhist, der seinen Glauben auch zelebriert ist man nicht
einfach, wie auch ein glaeubiger Christ nicht einfach ein glaeubiger Christ ist, der
seinen Glauben auch auslebt, sondern man muss es werden.
Und genauso wie der glaeubige Christ am Kar-Freitag ausschliesslich Fisch isst
und irgendwann beginnt zur Messe zu gehen, sich eine Bibel zuzulegen und zu beten,
gibt es auch im Buddhismus einige grundlegende Glaubensbekenntnisse, die man
auch ausleben kann.

Dazu gehören beispielsweise zum ersten und fünfzehnten des Mondkalenders in
die Pagode zu gehen und dort mit den Mönchen zu beten, oder zumindest zu Hause
die "Standard-Opfergaben", wie Raeucherstaebchen, evtl. eine Zigarette, frisches
Wasser für das Mini-Teeservice, Papier-oder auch Geistergeld genannt, frische
Früchte und eine Schale voll frischer Blütenköpfe auf den Ahnenaltar zu stellen.

Besonders unsere kleine Maus hat vollkommen begeistert mitgemischt :)
Der regelmaessige Gang zur Pagode gehört schon zur etwas höheren Stufe des
Glaubens bzw seiner Praktizierung und ebenso wie dies gehört zur fortgeschrittenen
Lebensweise des Buddhismus auch zum ersten und fünfzehnten des Mondkalenders
auf die Aufnahme von Fleisch zu verzichten, denn die wahren Glaubensmeister
-die Mönche-  leben nicht nur abstinent und enthaltsam,
sondern darüber hinaus auch noch vegetarisch.

Für uns "normalsterbliche" ist die Sache mit der Abstinenz und der Enthaltsamkeit
wohl eher schwieriger zu bewerkstelligen, von daher haben Tung und ich uns für
unseren naechsten Schritt zum glaeubigen Buddhisten erstmal auf den Verzicht von
Fleisch beschraenkt.

Dies allerdings leider noch nicht ganz, denn für Tung ist eine Mahlzeit, die kein
Fleisch enthaelt gar keine richtige Mahlzeit. Von daher bin ich schon wirklich
mehr als stolz auf ihn, dass er sich wenigstens dazu durchringen konnte,
vorlaeufig erstmal zu den beiden wichtigen Feiertagen, den ersten- und
fünfzehnten künftig auf Fleisch zu verzichten! Für mich zwar ein kleiner Schritt,
für ihn aber sicherlich fast vergleichbar mit DEM Schritt für die ganze Menschheit
hehe ;) Nein Quatsch, ich bin wirklich stolz auf ihn und er gibt sich ja auch ehrlich
richtig Mühe das durchzuziehen, auch wenn unser"erstes Mal" ein völliges Desaster
war :D

Unser erster Versuch noch mit Fischsauce aber immerhin.. ;)
Nachdem wir unser erstes fleischloses Mahl vermeintlich pünktlich zum letzten
fünfzehnten des Mondkalenders vollendet hatten und ein Foto dieser Mahlzeit
erhobenen Hauptes auf Facebook gepostet hatten, wies uns eine der Kommentatoren
unseres Bildes darauf hin, dass wir ja doch "Nuoc Mam", die Fischsosse auf dem
Tisch stehen haetten und es somit doch gar keine echte vegetarische Mahlzeit sei, da
diese aus getrocknetem und in eine Salzlacke eingelegten Fischen gefertigt würde...

Da hatte sie selbstverstaendlich recht! Der Sinn hinter der Sache waere ja eigentlich,
gaenzlich auf Lebensmittel zu verzichten, für die ein Lebewesen sein Leben gelassen
hatte..Da macht sich eine Sosse, die aus unzaehligen, getöteten Fischen besteht
natürlich nicht so gut... ;)

Das hatten wir gar nicht bedacht. Wir hatten uns zwar im Vorfeld informiert,
welche Lebensmittel nach Ansicht der Mönche das Praedikat "bedenkenlos"
verifiziert bekommen haben, allerdings haben wir uns da eher mit dem Thema Ei
beschaeftigt. :) Die Fischsosse hatten wir als blosse Beilage völlig ausser Acht
gelassen.

Sieht ja aber auch wirklich zum reinbeissen aus...und war es auch :)
Aber nicht nur das! Denn neben einem Würzmittel gefertigt aus etlichen,
toten Fischen, haben wir uns auch noch bei einer ganz anderen, entscheidenden
Sache vertan...Tags drauf -einem Sonntag- hörte ich naemlich aus Nachbars Haus
den wohlbekannten Klang des "Gock, gock, gock, gock, gock...", dazu Stimmge-
murmel und der vertraute Duft von Raeucherstaebchen stieg mir in die Nase...
"Was soll denn das?" fragte ich mich..

Der 15.te war doch gestern?!? Oder hatten wir uns etwa......riiichtig, wir hatten uns
darüber hinaus auch noch beim Tag vertan! Der 15.te war gar nicht gestern gewesen,
als wir unsere erste rein, -naja sagen wir fast rein- vegetarische Mahlzeit abgehalten
hatten, sondern erst heute...

Na suuuper. Das war ja mal ein voller Erfolg! Wir zwei Backpfeiffen echt! ;)
Dafür haben wir aber vor wenigen Tagen unser zweites Mal richtig mustergültig
abgehalten. Die Hauptsache ist ja, dass wir uns überhaupt dazu entschieden haben,
dass von nun an in unseren Alltag einzubauen auch wenn es fürs erste nur 2 Tage im
Monat sind, sind es doch immerhin 2 Tage -bereits 24 im Jahr, das ist fast ein ganzer
Monat :) - an dem kein Lebewesen allein dafür leiden muss, dass wir unsere Maegen
füllen und darüber freue ich mich wirklich schon sehr und wer weiss...

Sogar Tung dem alten Fleischfresser hat`s ganz offensichtlich geschmeckt :)
Man kann an diesen beiden Tagen auch ins Kloster gehen und dort mit den Mönchen
die vegetarischen Speisen zubereiten oder sich einfach nur mit ihnen niederlassen
um gemeinsam fleischlos zu essen. Oder aber man kann sich unterrichten lassen in
der Kunst des vegetarischen Kochens -und darin sind die Mönche wirklich gut!
Mit einer speziellen Zubereitung von Soja, laesst sich im Grunde jedes Gericht,
für das Fleisch verwendet wird auch ohne dieses fast 1 zu 1 nachkochen. Man muss
also nichtmal auf seine Lieblingsspeisen verzichten und merkt quasi gar nicht,
dass man da gar kein Schnitzel auf dem Teller liegen hat, sondern ein Soja-Steak
dieses ersetzt und das kann ich sogar bezeugen, denn ich habe in etwas jüngeren
Jahren bereits 2 Jahre gaenzlich ohne Fleisch gelebt und da hat meine liebe Mama
-diese Seele von Mensch- mir die genialsten Köstlichkeiten wie Spaghetti-Bolognese,
ungarisches Gulasch, das eben erwaehnte Schnitzel usw usf gezaubert.

Mal kucken, wenn ich das auch hinkriege, dann bleibt Tung vielleicht dabei und
haengt jeden Monat auch noch ein paar Tage mehr mit dran... :)
Bislang ist er jedenfalls völlig begeistert von unserer neuen Lebensweise und meint
man fühlt sich vieeel, vieeel besser, wenn man mit gutem Gewissen gegessen hat.
Und beispielsweise so ein Tofu in Tomatensosse schmeckt ja auch einfach nur
genial :) Solltet ihr unbedingt auch mal probieren, denn neben einem reinen
Gewissen, tut man auch noch was für die Umwelt weil eine Mahlzeit ohne tierische
Zusaetze wesentlich zur Reduktion von Schadstoffen beitraegt!

Sonntag, 10. Februar 2013

2013 - Das Jahr der Schlange ist da!

So, seit gut 3 Stunden haben wir nun den Start ins neue Jahr (diesmal ist die Schlange dran) hinter uns gebracht.
Was es mit den 12 Tierkreiszeichen (12 con Giap) auf sich hat, welche Eigenschaften sie haben, welches dem euren entspricht, was somit eure Eigenschaften sind, wer zu wem passt usw, könnt ihr gerne wenn ihr möchtet auf der Seite "Mondkalender und Tierkreiszeichen" auf dem Blog nachlesen.

Feuerwerk in Hai Phong
Dort habe ich das alles ausführlich für euch zusammengestellt.
Etwas weiter unten ist auch ein "Rechner" (den findet ihr aber auch in der Menüleiste rechts auf der Seite),
der euch das ganze im Schnellverfahren und Kurzversion ebenfalls wiedergibt.

Unser reich gefüllter Ahnenaltar
Wir kaufen uns für gewöhnlich zum Neujahr immer kleine Büchlein, in denen unsere eigenen Tierkreiszeichen (anh Tung ist Pferd und ich bin Ratte) für die einzelnen Monate des neuen Jahres und die diversen Bereiche: Familie, Gesundheit, Beruf, usw separat aufgegliedert wird.

Beim Neujahrsgebet
Es ist erstaunlich, wie viele der Beschreibungen dann unterm Jahr tatsaechlich auch zutreffen und wie haargenau die Charakterbeschreibung unserer vietnamesischen Form der Sternzeichen ist.

Auf der Dachterasse
Einzig bei der Angabe, Ratte und Pferd oder dem deutschen Horoskop folgend: Löwe und Löwe (nochmal anh Tung und ich) würden nicht zusammenpassen, muss in beiden Laendern wohl ein Druckfehler unterlaufen sein ;)

Anh Tung und ich ins Gebet vertieft
Jetzt haben wir ihn also auch hinter uns gebracht, den Jahreswechsel..leider jedoch noch nicht das gesamte Tetfest, denn dass laeuft für uns nun noch ein paar Tage, die nochmals mit reichlich Stress verbunden sein werden, weil noch zig Pflichttermine auf dem Programm stehen.

Unser erstes gemeinsames Bild seit langem..
Zumindest ist wenigstens schon mal "Halbzeit" und die laeuten wir morgen mit einem Besuch in der Pagode ein. Ansonsten verlaueft das Tet Fest bisher typisch wie all die Jahre zuvor mit viel Arbeit, wenig Schlaf und punktgenau auf den Tag des Jahreswechsels (sprich heute) und den Neujahrstag selbst (morgen) einen ordentlichen Temperatureinbruch, nachdem wir vorgestern richtig schönes, warmes Wetter hatten, wars heute naemlich so richtig schön Tet-typisch a......kalt und niesselig.
Selbiges Spiel wird morgen ablaufen und danach gehts dann wieder rauf auf dem Thermometer :)

Papa und Tochter beim verbrennen des Geistergeldes
Darfs langsam ruhig auch, denn gleichzeitig mit Beginn des neuen Jahres, leiten wir hier in Vietnam ja auch den Frühling ein und der wird dann widerum den Umzug in die Hauptstadt Ha Noi mit sich bringen,
sobald der Trubel sich ein wenig gelegt hat und die Leute anfangen ihre Arbeit wieder aufzunehmen.
Ich bin wahnsinnig gespannt, wie`s wird und was uns dieses Jahr der Schlange, sonst noch so "bescheren" wird...

Sage und Schreibe unser aller-erstes Familienbild überhaupt! ^^

Euch allen und euren Lieben jedenfalls einen guten Start ins Mondkalenderjahr 2013 :)

Donnerstag, 7. Februar 2013

Auf Leben und Tod - Essen in Vietnam

In etwa 3 Tagen ist Neujahr bei uns und entsprechend läuft hier überall auch alles auf Hochtouren.
Die letzten Häuser werden gewienert und geschrubbt, die letzten "cây đào" (der klassische Neujahrsbaum) eingekauft, aufgestellt und mit dem traditionellen Schmuck behangen (blinkende Lichterketten und hauptsächlich in den Farben Rot und Gold bedruckte Münzen, Fischlein, Spruchbänder und Pfirsichblüten-Imitate), Geschenkkörbe abgeliefert und Anstandsbesuche gemacht, die Betriebe schliessen langsam aber sicher ihre Pforten, Gerichte vorbereitet - uund: ja und dazu: Hühner geschlachtet!

So extrem wie heute war`s aber noch nie. Schon den ganzen Tag hallen nämlich die Schreie und das gekrächze verängstigter Hühner im Anblick des Todes durch unsere Gasse..
Ein schreckliches Geräusch! 

In Vietnam verhält es sich im Grunde nicht anders wie in den westlichen Ländern zu Weihnachten oder an Thanksgiving (zu dt.dem Erntedankfest) in Deutschland, Frankreich, den USA oder sonstwo, wo es eben üblich ist, einen Truthahn, Schweinebraten, Schnitzel oder ähnliches zuzubereiten.
-Mit dem einen entscheidenden Unterschied, dass hier zumeist bei solchen Anlässen das Fleisch nicht tot, sondern noch lebendig gekauft- und dann Zuhause in Eigenregie geschlachtet wird.

Alltägliches Bild auf den Strassen Vietnams
Die Hühner werden vom Land als Geschenk mitgebracht oder frühmorgens auf dem Markt eingekauft und liegen dann für gewöhnlich mit zusammengebundenen Beinen in irgendwelchen Bereichen des Hauses-, dem Balkon oder einem kl. Vorgärtchen herum, bis ihr letztes Stündlein geschlagen hat und jemand (in der Regel die Frau des Hauses) mit einem scharfen Küchenmesser kommt und ihnen den Gar ausmacht.

Dazu wird ihnen die Kehle durchgeschnitten, wobei das Blut dass dann aus der offenen Wunde strömt in einem Behälter aufgefangen wird, um daraus ebenfalls ein Gericht zu machen, dass sich "Tiết canh" nennt und schlicht eine Art Pudding aus geronnenem Blut ist, welcher mit etwas Basilikum, Fischsosse, Zitrone und ich glaube mit kleingehackten Nüssen (?!) abgeschmeckt wird und möglichst zeitnah gegessen werden sollte.
Der Verzehr dieser Mahlzeit, die ich noch nie zuvor probiert habe und es sicherlich auch nie tun werde (brrrr) soll angeblich besonders gut für die Gesundheit sein und vor diversen Krankheiten schützen.

Ich bin zwar eigentlich schon lange nicht mehr so zartbeseitet, trotzdem ist das grad gar nichts für mich.
Ich spiele auch mit dem Gedanken, wieder weitestgehend vegetarisch zu essen, wenn ich in Hà Nội bin
und anh Tùng nicht da ist.
Der ist nämlich der Fleischfresser bei uns. Bei ihm muss immer irgendeine Sorte Fleisch mit auf dem Tisch stehen bzw in den Gerichten verwendet werden, sonst ist es kein richtiges Essen für ihn.
Ich bin da aber gerade dabei, ihn über die religiöse Schiene etwas zu bearbeiten, denn er ist ja eigentlich sehr gläubig und würde seinen Glauben auch gerne mehr ausleben und zum richtigen Buddhismus gehört eben auch, keine Tiere zu töten und deren Fleisch zu essen. :)
Klappt allerdings derzeit nur mit mässigem Erfolg, aber ich bin zugegeben im Moment auch noch nicht wirklich richtig dahinter..Sobald wir umgezogen sind und etwas Ruhe eingekehrt ist, wird das aber umgehend wieder in Angriff genommen.

"Tiết Canh"
Ansonsten finde ich es an und für sich recht gut, dass man hier in Vietnam die Tiere und mitunter auch deren Tötung noch vor Augen hat und sich ansehen MUSS.
In den westlichen Ländern haben die meisten doch fast schon keine Ahnung mehr, woher ihr Schnitzel oder die Putenbrust aus dem Supermarkt überhaupt kommt und wie sie "zubereitet", sprich geschlachtet wurde.
Besonders den jungen Stadtkindern fehlt da zwischenzeitlich wohl völlig der Bezug und das hat zur Folge das Fleisch nicht mehr nur aus Notwendigkeit- sondern im Gegensatz sogar vollkommen maßlos und überzogen gefuttert wird. 

Die Unmengen an Wasser und Grundfläche, die für den Getreideanbau zur Futtergewinnung dieser Tiere zur Fleischgewinnung und für die Tiere selbst verschwendet werden, würde an anderer Stelle dringend benötigt.
Mal abgesehen davon, ist es auch jedes Mal ein Leben, dass ausgelöscht wird um unsere Gelüste zu befriedigen und da kann man selbst beispielsweise in der EU bei Leibe nicht von "artgerechter" oder "humaner" Haltung und Tötung der Tiere sprechen!

Anlass für die Jahre in meiner späten Jugend, in denen ich vegetarisch lebte war z.B. eine Reportage, in der mit versteckter Kamera das Treiben in einigen Schlachthöfen schonungslos dokumentiert wurde.
Aber wer sieht da schon gerne hin und setzt sich damit auseinander, dass das Fillet, dass da auf dem eigenen Teller liegt zuvor wie ein Stück Ware an einem Hacken aufgehängt übers Fliessband glitt, in einem Wasserbad oder mit dem Stock elektorgeschockt wurde und dann - ob tatsächlich betäubt oder nicht (das kontrolliert kein Mensch!) in einer Schrädermaschine oder automatisch betriebenen Rasierklinge landet..
Oder wie sich kleine, sonst so niedliche weisse, flauschige Lämmchen oder kleine Baby-Kälber panisch und in Todesangst versetzt wehren und zieren, wenn sie in die Schlachthallen gezerrt werden, wo sie den Tod bereits riechen können, um ihnen im Anschluss das Bolzenschussgerät zwischen die Augen zu halten, abzudrücken und bereits zu zerteilen beginnt, während ihre kleinen Körper noch zucken, denen gerade erst die Seele aus dem Hirn geschossen wurde...


Schweinetransport
Aber dann kommen sie in Länder wie Vietnam und kriegen ganz grosse, entsetzte Augen, wenn sie einen Käfig mit lebenden Hühnern auf dem Markt stehen sehen (die zuvor noch munter übers Feld geflattert sind und nicht in einer DIN A4 "grossen" Legebaterie eingepfercht waren)..
Oder wenn tote Schweine auf ein Motorrad geschnallt an ihnen vorbeiziehen, die sich ebenfalls morgens noch munter im Matsch gesuhlt haben und nicht in riesigen Hallen zur Massentierhaltung in winzigste Ställe mit zig anderen Schweinen gezwängt wurden, wo sie niemals in ihrem kurzen elendigen Leben auch nur echtes Tageslicht sehen werden..

Da ist man dann schockiert über die barbarischen Zustände in einem augenscheinlich noch so primitiven Land, in dem es in Wahrheit in diesem Bezug eigentlich um einiges besser ist (zumindest für die Tiere) aber nunmal nicht für unser Auge, weil die Situation im eigenen Land nach aussen hin ja so schön verpackt wurde.

Natürlich finde ich es nicht total geil, dass hier das Huhn noch vor meinem Auge geschlachtet wird, ganz im Gegenteil allerdings ist es doch insoweit besser, dass man eben gezwungen ist sich damit auseinander zu setzen und es sich vielleicht unter Umständen auch zweimal überlegt, ob`s heut Abend wirklich das Grillhähnchen sein muss, wenn man dazu erstmal ein Tier auswählen und somit über dessen Tod entscheiden muss und den Tötungsvorgang verursacht durch die eigene Wahl schliesslich auch vor dem eigenen Auge durchgeführt wird.
Bei so einem Anblick und der zugehörigen Geräuschkulisse, die aus Todesgekrächze und Angstgeflatter besteht, denkt man sich dann zumindest hin und wieder, dass es vielleicht auch was feines mit Käse überbacken oder so tut.. :) 

Ich will niemanden zum völligen Fleischverzicht verdammen, obgleich das selbstverständlich für mich am erfreulichsten wäre, aber es wäre immerhin schon ein Erfolg, wenn ich ein paar von euch mit diesem Beitrag wenigstens ein klein wenig zum nachdenken- und eventuell dadurch dann auch zum runterschrauben, des eigenen Fleischverzehrs anregen konnte. In diesem Sinne: Lassts euch schmecken ;)