Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
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Freitag, 31. Januar 2014

Tet Viet Nam - Ein Fest wie Weihnachten

Ich wuensche euch allen und euren Familien und Freunden ein glueck-
liches, erfolgreiches und gesundes neues Jahr des Pferdes.
Bei uns verlaeuft dieses erste Tet-Fest im neuen Zuhause ungewoehnlich
ruhig und entspannt, weil ebenfalls zum ersten Mal seit ich denken
kann die riesen Putzaktion im Haus meiner Schwiegermutter fuer mich
ausfiel (yeeeeeey) :)

Einzig mein Mann Tung ging seiner Mutter gestern und vorgestern ein
wenig zur Hand und ich war sozusagen entschuldigt und durfte mich
hier bei uns Daheim putztechnisch austoben.

Als Fruehjahrsputz koennte man dieses alljaehrliche Ritual kurz vor
Neujahr bezeichnen und auch sonst gibt es viele Gemeinsamkeiten
zwischen Viet Nam und Deutschland. Jedoch eher wenn man das Tet-
sprich das vietnamesische Neujahrsfest mit den deutschen Weihnachts-
feiertagen vergleicht.

So kommen hier wie in Deutschland zu Weihnachten alle Mitglieder
der Kernfamilie zusammen um das Fest gemeinsam zu verbringen.
Man isst gemeinsam und geht gemeinsam in die Pagode, was im
Grunde dem Gang in die Kirche entspricht. In den ersten beiden Tagen
nach Neujahr -sogesehen dem 1.-und 2.Weihnachtstag- werden nahe
Verwandte und enge Freunde besucht wo wiederum weitere Male
miteinander gespeist wird und man sich gegenseitig beschenkt.

In Viet Nam gibt es fuer diesen Anlass bereits vorgefertigte Geschenk-
koerbe die ueberreicht werden koennen. Meist enthalten sie eine
bunte Auswahl an verschiedenen Keksen und Suesswaren, Schmuck-
kartons gefuellt mit Kaffee, Tee, Kakao, teurer Schokolade und/oder
Wein. Mitunter auch einem guten Tropfen edlen Whisky, od.Branntwein.


An die Kindern werden knallrote-, oder mitunter bunte-, aber immer
wunderschoen verzierte Umschlaege mit "Gluecksgeld" -genannt "li xi"-
verteilt. Diese enthielten urspruenglich mal 1-2.000 Dong Noten,
vielleicht sogar 20.-50.000 (wenns mal etwas mehr sein sollte).
Heutzutage sind die in der Mittel bis gehobenen Mittelschicht aber eher
mit 200.-500.000 Dong Noten besteuckt! Von 50 cent bis zu einem Euro
ist der Wert der Umschlaege so auf circa 8-25 oder mehr gestiegen.

Unsere Kurze kriegt auf diese Weise zu Beginn des neuen Jahres
regelmaessig mehrere Hundert Euro zusammen :)

Fuer die friedliche und besinnliche Stimmung sorgt die Tatsache,
dass Tet die einzige Zeit im Jahr ist, wo einmal alle Geschaefte zu
haben. Da wir ansonsten unterm Jahr ja eigentlich auch keine Sonn-
oder Feiertage kennen erzeugt es durchaus dieses sehr einzigartige
Flair -welches man in Deutschland hat, wenn zum Beispiel Nachts
der erste Schnee faellt- wenn die Strassen hier wie leergefegt-und
saemtliche Laeden und Verkaufsraeume geschlossen sind.

Und selbst an den Weihnachtsbaum samt Behang ist sozusagen gedacht,
da wir in Viet Nam zu Neujahr ein kleines Pfirsich- oder Kirschblueten-
baeumchen in unsere Wohnzimmer stellen und diese mit goldenen
Muenzen und Karpfen, rot-goldenen Gluecksbringern und blinkenden
Lichterketten schmuecken. Die lassen das ganze Heim in einer heimeligen
Atmosphaere erstrahlen. :)

Wenn dann noch unser "Weihnachtsgebaeck" der Banh Chung
Klebreiskuchen gereicht wird und im Fernsehen festliche Lieder
erklingen, ist das Weihnachts- eh Neujahrsfest perfekt ;)

Euch allen nochmal ein frohes neues Pferdejahr und wie immer
der Hinweis auf die Mondkalender und Tierkreiszeichen-Seite
des Blogs, wo ihr etwas mehr darueber erfahren koennt, warum
wir Silvester erst jetzt feiern und warum 2014 bei uns als Pferde-
jahr bezeichnet wird. :)

Freitag, 23. November 2012

Beerdigungen in Vietnam

Im Grunde genommen dem dritten Teil der Ahnenverehrungsreihe geht es heute um Beerdigungen in Vietnam.
Die unterscheiden sich dahingehend grundlegend von Beerdigungen in Laendern wie Deutschland, dass sie alles andere als leise, dunkel, traurig und unscheinbar sind.

Selbstverstaendlich ist eine Beerdigung auch in Vietnam keine lustige Sache, denn auch für Vietnamesen ist es ja immerhin der Verlust eines geliebten Menschen (meistens zumindest) ;)

Tag und Nacht wird bei dem Verstorbenen Wache gehalten
Schon im ersten Teil den ich in dieser Reihe geschrieben habe, in dem es um die Ahnenverehrung an sich ging, konnte man denke ich sehr schön herauslesen, dass mit dem Tod in Vietnam wesentlich natürlicher umgegangen wird und Angehörige auch nach ihrem Ableben weiterhin Teil der Familie bleiben,
indem man ihnen regelmaessig Opfergaben bringt, zu ihnen betet und ihnen von aktuellen Ereignissen oder Sorgen innerhalb des familiaeren Alltages erzaehlt.

Die Menschen werden nach dem Dahinscheiden zudem nicht sofort weggekarrt und prepariert, sondern verbleiben erst einmal in ihrem Hause und Kreise ihrer Naechsten.

Der Leichnam wird dann in der Regel in einem der vodersten Raeume des Erdgeschosses aufgebahrt.
Die Türen weit geöffnet und vor dem Haus wird ein Zeltdach oder eine Plane gespannt, wie sie auch zu Hochzeiten üblich sind, um dort Tische und Stühle aufzustellen, um die meist sehr zahlreichen Kondolenzgaeste zu bewirten.
Der nach aussen hin einzigen optischen Unterschied dürften die Blumenkraenze und schwarz-weissen Faehnchen sein, die die Trauerfeier kennzeichnen.

Der Kondolenzkranz einer Schulklasse
Ebenfalls anders als beispielsweise in Deutschland nehmen hier für gewöhnlich nicht nur die direkten Verwandten und nahen Bekannten und enge Freunde teil, sondern auch Nachbarn, Freunde von Freunden, sehr weitlaeufige Bekannte und Menschen die der Verstorbene oder seine Angehörigen eventuell von früher gekannt hat. Haeufig finden sich waehrend der Trauerfeier mehrere hundert Gaeste ein.

Die zahlreichen Gaeste einer Trauerfeier
Es ist ein reges Kommen und Gehen waehrend die Kernfamilie des Verblichenen in weisse Trauertücher gehüllt -die von einem weissen Band begleitet werden, dass man sich um den Kopf bindet- vor dem Altar, der eigens für den Verschiedenen aufgestellt wurde und dessen sterblicher Hülle unmittelbar dahinter, platz nimmt und dort ein fortlaufendes Wehklagen und Trauergesaenge anstimmt.

Buddhistische Mönche beim vollziehen der Trauerzeremonie
In der Regel holt man sich hierfür die Unterstützung von speziellen Trauersaengern und Mönchen, die ununterbrochen beten. Begleitet wird dieser Sprechgesang mit spezieller Musik, die durch Trommeln, Zither, Geige und Holzblasinstrumenten erzeugt wird.
Das ganze ist unglaublich laut und wird durch Boxen zusaetzlich noch so verstaerkt, dass die Totenfeier mehrere Strassenzüge weit zu hören ist.



Die Instrumente erklingen ab dem Morgengrauen und gehen teils bis in die Nacht hinein.
Diese Prozedur wiederholt sich üblicherweise drei volle Tage lang.
Die Vietnamesen glauben, dass die Seele erst nach dieser Zeit den Körper des Verstrobenen verlaesst.
Um bis dahin die Verbindung zur Seele des Toten aufrecht zu erhalten, werden ohne Pause Raeucherstaebchen abgebrannt, deren Rauch den Kontakt herstellt.



(Die beiden Tonaufnahmen habe ich übrigens bei mir Zuhause im Wohnzimmer aufgenommen. Die Totenfeier vom erwachsenen Sohn eines Nachbarn von der sie stammen fand einen ganzen Strassenzug weiter statt!
Das gibt euch evtl. ein klein wenig ein Gefühl für die Lautstaerke, in der das Ganze stattfindet) 

Neben diesen Raeucherstaebchen, die sich auf dem persönlichen Altar befinden, steht dort ausserdem noch ein grosses Portrait des Verblichenen und einige Opfergabe wie eine grosse Schale mit frischen Früchten.

Die unzaehligen Gaeste die kommen um an der Trauerfeier teilzunehmen, erscheinen für gewöhnlich nur kurz um ihr Beileid auszusprechen.
Über Lautsprecher wird den Anwesenden dann mitgeteilt: "Familie so und so ist gekommen, um ihr Beileid zu bekunden".
Man geht an den Sarg um sich zu verabschieden, zündet ein Raeucherstaebchen an, spricht zum Verstorbenen, verneigt sich wie schon bei der "Ahnenverehrung" ausführlich erklaert 3 Mal leicht,  überreicht den Hinterbliebenen einen kleinen Geldumschlag "phong bì", um diese zu unterstützen und sich an den Kosten der Trauerfeier zu beteiligen. Manche bringen auch einen Trauerkranz oder Früchte- und man nimmt kurz Platz um sich zu unterhalten und einen Tee zu trinken.

Beim platzieren der Raeucherstaebchen
Ein Wahrsager wird gerufen um dann den genauen Zeitpunkt für die Beisetzung festzulegen.
Auch den Zeitpunkt an dem der Tote in seinen Sarg gelegt wird, wurde vorher von einem Wahrsager, den sogenannten "Thầy bói" (achtung: kein "Thai Boy" sondern ausgesprochen eher wie "thai boaii") bestimmt.

Wie in Deutschland traegt der Verstorbene seine beste Kleidung.
Allerdings befinden sich noch weitere seiner Kleidungsstücke, die er zu Lebzeiten trug im Sarg und zudem noch einige andere persönliche Gegenstaende, die ihm spaeter im Totenreich nützlich sein sollen.

Trauerzug auf dem Weg zum Friedhof
Am Tag an dem letztlich der Sarg beigesetzt wird, führt ebenfalls die Kernfamilie mit dem Portrait ihres verstorbenen Familienmitgliedes in Haenden einen Trauerzug über die Strassen zum Friedhof.
Ihnen folgen die weitlaeufigen Verwandten und Bekannten, die den Sarg und die Trauerkraenze tragen und Papierschnipsel vom Haus des Toten bis zum Friedhof streuen, damit dieser spaeter den Weg zurück findet.

Ich war bereits auf einigen Trauerfeiern von Nachbarn, Bekannten oder Familienmitgliedern und finde die Art und Weise wie hier in Vietnam erstens mit dem Tod selbst und zweitens mit der Bestattung der Verstorbenen umgegangen wird wesentlich schöner, als in Deutschland wo ich geboren bin.

Es ist nicht so beklemmend und bedrückend und durch das staendige Kommen und Gehen, dem regen Betrieb der dadurch entsteht und der Lautstaerke in der alles abgehalten wird, fühlt man sich als Hinterbliebener denke ich auch nicht so einsam und verlassen.

Durch die Folgeprozeduren, die ich euch im naechsten Beitrag zu dieser Reihe beschreiben werde,
ist der Tote auch nicht umgehend vergessen und verdraengt, sondern bleibt ein Teil von uns und
wird in Ehren gehalten und bedacht, aber das erfahrt ihr wie gesagt im folgenden Eintrag der
Ahnenverehrungsreihe.

Freitag, 9. November 2012

Ahnenverehrung


Ich habe mich im Laufe der Zeit hier immer mehr der vietnamesischen Lebensart
zugewand und den Grossteil der Lebensweise eines Vietnamesen übernommen.
Dazu gehört natürlich auch einer der wichtigesten Aspekte im vietnamesischen
Alltag: Die Ahnenverehrung.

Anh Tùng beim anzünden eines Raeucherstaebchens
Ich war zuvor keinerlei Glauben oder Religion zugewandt und mir seit jeher meine
eigene Glaubensweise zurechtgelegt. Dazu gehörte schon immer mein tiefer Glaube
an "Geister".

Beim Verrichten meines Gebetes
Das klingt jetzt so ein bisschen nach "Ghost-busters" oder so aehnlich, hat aber nichts
mit Spukgespenstern an sich zu tun sondern mit den Seelen unserer verstorbenen
Vorfahren und Mitmenschen.

Auch meine liebe Mama ist von der vietn.Ahenverehrung überzeugt
Von daher war ich sehr empfaenglich für die vietnamesische Ahnenverehrung,
die im Grunde im ganzen Land praktiziert und gelebt wird und sich durch saemtliche
Schichten des taeglichen Lebens hier zieht.

Eines der unzaehligen Geschaefte mit Zubehör für die Ahnenverehrung
So hat im Prinzip jeder(!) Haushalt in Vietnam mindestens eine separate Ecke,
oder wenn die Raeumlichkeiten dies zulassen ein ganzes Zimmer,
in dem ein Ahnenaltar aufgebaut ist.

Unser mit Opfergaben bestückter Ahnenaltar
Der Ahnenaltar ist ein sehr hoher, hölzerner Tisch, auf dem -wenn vorhanden-
Bilder unsererAhnen, sprich der verstorbenen Mitglieder der Familie drapiert
werden.

Ein typischer Ahnenaltar in Vietnam
Neben diesen Bildern gehört ein Gefaeß mit Sand zum abbrennen von Raeucher-
staebchen in der Mitte des Tisches, ein Gefaeß mit Salz, eines mit trockenen
Reiskörnern, ein kleines Porzellan-Teeservice -welches mit Wasser gefüllt wird,
dass man regelmaessig wechselt-, 2 Vorrichtungen für Kerzen, 2 Vasen für Blumen
und ein grosser Teller auf einem kleinen Sockel für Opfergaben sozusagen
zur Grundausstattung.

Der Altar meiner Schwiegermutter, schön zu erkennen die einzelnen Gegenstaende
Je nach Geldbeutel und tiefe des Glaubens, bereichern viele ihren "Bàn Thờ"
(den Ahnenaltar) mit blinkenden Buddha-Statuen, elektrische Kerzen,
leuchtende Seerosen, Götterstatuen, und reich verzierte Wandbilder aus Gold.

Hier ein reich verzierter Altar
Der Ahnenaltar sollte sich nach Möglichkeit an einem hohen Punkt des Hauses
befinden und dehalb ist der Raum in dem er aufgestellt wird meist unter dem Dach.

Opfergaben zu Anfang und Monatsmitte des Mondkalenders
Am Ersten und Fünfzehnten des Monkalenders, bringen wir unseren Ahnen dann
jeden Monat Opfergaben, zünden Raeucherstaebchen für sie an und beten zu ihnen.

Tellerchen mit Blütenköpfen
Die Opfergaben für diese regelmaessigen "Zeremonien", die sich "Thắp Hương"
nennen, sind recht einfach und bestehen lediglich aus einem kleinen Tellerchen,
auf dem sich eine "Trầu Cau"-Frucht mit Blatt befindet, von der ich leider nicht
weiss, wie sie auf Deutsch heisst, einem Tellerchen mit Blumen"köpfen",
einigen Früchten und dem von mir im Blog bereits einige Male beschriebenen
"Geistergeld", dem "Tiền Vàng".

Ein Teller mit der  "Trầu Cau"-Frucht
Dazu entfachen wir in ungerader Zahl (da dies sonst Unglück bringt) Raeucher-
staebchen "Nén Hương", die ich einfach als "Cây Hương" kenne
(wörtlich übersetzt soviel wie "Duftstab" - "Nén Hương" waere dann übersetzt
die Duft-Kerze - die Zeremonie "Thắp Hương" an sich demnach schlicht
Raecherstaebchen anzünden), entzünden dazu eine Zigarette und stecken diese
auf den Stab eines bereits benutzten Raeucherstaebchens. Brennt die Zigarette
bis auf den Filter herunter, ohne dabei die Asche zu verlieren, ist dies ebenfalls
ein gutes Omen. Danach sprechen wir zu unseren Vorfahren und kürzlich
verstorbenen Familienmitgliedern.

Das "Geistergeld - Tiền Vàng", dass wie echtes Geld aussieht
Wir bitten sie um Beistand oder Hilfe, erzaehlen von unseren Sorgen und Nöten
und berichten ihnen von den aktuellen Ereignissen innerhalb der Familie,
wie z.B. der Geburt eines Kindes, der Einschulung eines der Kinder,
einer neuen Arbeitsstelle, der Krankheit eines Angehörigen, einer bevorstehenden
Prüfung, einem Umzug oder einer wichtigen anstehenden Entscheidung, usw.

Ein paar einfach Früchte, hier: Drachenfrucht und Mango als Opfergabe
Die Ahnen bleiben schlicht Teil der Familie und den Geschehnissen innerhalb dieser
und man setzt sie über Veraenderungen und Neuem in Kenntnis und sucht
wie zuvor waehrend ihrer Lebzeit Rat bei ihnen und hofft auf ihre Unterstützung.

Die übliche Haltung beim beten zu den Vorfahren
Wenn jemand stirbt, bleibt dessen Seele hier und wacht über uns.
Nach Ende des "Gebetes", waehrend dessen die Haende flach aufeinender gelegt,
mit den Fingerspitzen nach oben zeigend vor der Brust oder dem Kopf gehalten
werden, verneigt man sich drei Mal oder hebt und senkt drei Mal die so formierten
Haende.

Auswahl der Opfergaben an Feiertagen
Neben diesen beiden Riten zum 1.und 15. des Mondkalenders "Âm Lịch", über den
ihr euch auf der "Mondkalender und Tierkreiszeichen"-Seite informieren könnt,
werden auch noch zu allerlei gesonderten Daten Opfergaben gebracht.

Set mit den Gefaeßen für den Altar
Zu diesen jaehrlich wiederkehrenden Anlaessen, die als "Thờ Cúng"
(übers. Verehrung) bezeichnet werden und die feste, vorgegebene Ablaeufe haben,
fallen die Gaben darüber hinaus viel reichlicher und auch unterschiedlich voneinander aus.

Wesentlich reicher Gaben zu besonderen Anlaessen
Für gewöhnlich beinhalten sie aber allesamt dann Schnaps, Zigaretten, verschiedene
"Papierwerke" zu denen ich gleich noch kommen werde, verpackte Süsswaren,
Unmengen an Früchten, ein mit Blütenköpfen verzierter Teller, Blumen für die und
grossen Vasen die sozusagen zur Grundausstattung des Altars gehören, Raeucher-
staebchen und riesige Silbertabletts gefüllt mit ausgewaehlten Speisen.

"Canh Măng" - eine Suppe mit vietnamesischen Spargel
Gemeinsam haben diese Speisetabletts normalerweise eine Schale Reis, einen Teller
mit "Xôi" - Klebreisgericht (das bei Kochen durch Zugabe gewisser Zutaten in allen
möglichen Farben angerichtet werden kann), "Thịt Gà" -Ein gekochtes Huhn,
"Canh Măng" - eine Spargelsuppe, ein Schaelchen mit Gewürzsalz und Zirone und
natürlich frische Früchte.

"Xôi" - Das Klebreisgericht, dass es in versch. Farben und Ausführungen gibt
Diese Menüs werden zu den diversen Feiern jeweils noch um einige Gerichte
ergaenzt wie zum Beispiel zum "Tết" - dem Neujahresfest um: "Chân Giò/
Nấm Hương" - Eisbein mit Shiitake-Pilzen, "Miến Nấu Lòng Gà" - Eine
Glasnudelsuppe mit Hühnerinnereien, "Nem rán" - gebratene Frühlingsrollen,
"Thịt Đông" - Sülze, ein Bratgericht, "Giò Lụa" - etwa wie Gelbwurst, "Nộm"
- Ein Salat und "Dưa Hành Muối" - eingelegte Scharlotten
(hoffe das schreibt man so).. :) Was hier zu diesem Anlass keinesfalls fehlen
darf ist: "Bánh Chưng" - der traditionell-, viereckige Neujahrs"kuchen",
der jedoch alles andere als süss ist ;)

Übersicht über die typsichen Speisen zur Neujahrs-Opfergabe
Insgesamt sollten es an Neujahr mind. 10 verschiedene Speisen sein, die aber je nach
den Geschmaeckern der Leute und den Beschaffungsmöglichkeiten ein klein wenig
variieren dürfen. Das Ganze ist ja immerhin keine Millitaerparade.

"Bánh Chưng" - der traditionelle Klebreiskuchen zu "Tết"
Beim Ritual für den Küchengott, dem unser Betragen im alten Jahr vorgetragen wird,
ist beispielsweise hingegen ein Mahl mit frisch gebratenem Fisch am wichtigsten.
Ansonsten sind die Speisen denen zu "Tết" aber recht aehnlich.

Die drapierten Gaben für den Küchengott
Das reich gefüllte Silbertablett zu "Tết" wird dann in der Neujahrsnacht auf dem
Grundstück drapiert-sofern man eines hat, was in Vietnam aber fast nurnoch auf dem
Land vorkommt würde ich sagen, ansonten eben auf dem Hausaltar- und gegen
Mitternacht werden schliesslich Raeucherstaebchen entfacht um zu beten und um
die Geistern und vielen Götter für das folgende Jahr wohlgesonnen zu stimmen.

Mögliche Speisenzusammenstellung zur Ehrung "Ông Thờ`s"
Zum Abschluss wird sich wieder 3 Mal leicht verneigt bzw die Haende geschwaenkt
und sobald die Raeucherstaebchen erloschen sind, werden die Speisen angerichtet
und im Kreise der Familie gemeinsam miteinander verzehrt.
Wie in allen anderen Situationen, spielt das Essen wie man sehen kann auch bei
der Ausübung des Glaubens eine der grössten Rollen.

Zu Neujahr werden die Ahnenverehrung nach Möglichkeit auf dem Grundstück vollzogen
Hinterher wird das vorhin von mir angesprochene Papierwerk in einem kleinen
Blechofen in Brand gesteckt. Darunter befindet sich das Geistergeld, dass in der Regel
auch zu den gewöhnlich Gebeten verbrannt wird und bei den gesonderten
Begebenheiten wie den beiden oben beschriebenen, zusaetzlich noch ganze Packete
gefüllt mit kleinen Papiergegenstaenden, zum Beispiel dem Kleiderset von "Ông Thờ"
dem Küchengott, mit winzigen Schühchen und dem was da so nach Hasenohren
anmutet: Seinem Kopfschmuck. Selbst miniatur-Pferde oder Autos gibt es.

Anh Tùng mit den Papierwerken zur Ehrung des Küchengottes
Für das Beten hat man übrigens sogar Vordrucke, nach deren Texten man sich richten
kann, wenn man möchte. Was man allerdings nicht unbedingt muss.
Überhaupt ist alles recht zwanglos. Es gibt zwar feste Ablaeufe und man findet
den Glauben so gut wie überall wieder: Sei es bei einer Geschaeftseröffnung, wo um
Erfolg gebeten wird, einer Heirat, wo das Paar vor dem Altar betet und um
Zustimmung und den friedvollen und glücklichen Verlauf der Ehe bittet,
der Geburt eines Kindes, bei dem für dessen Gesundheit und positive Entwicklung
gebetet wird, einem Hauskauf usw. Die Bauern bringen kleine Gaben an den Rand
ihres Feldes und bitten um eine üppige Ernte.

Mein Mann und meine Tochter ins Gebet vertieft
 Aber wenn jemand nicht zu jedem 1. und 15. des Mondmonates seine Opfergaben
bringt, oder an Neujahr lieber feiern geht, als Zuhause die Ahnen zu ehren,
wird derjenige deshalb nicht vom Glauben ausgeschlossen.

Abschiedskuss für das Pferd aus Papier, dass gleich den Flammen übergeben wird
Der Ahnenglauben ist allgegenwaertig in Vietnam und auch grosse Religionen wie das
Christentum oder zeitweise Verbote seitens wechselnder Machthaber oder Besatzer
konnten sich nicht gegen ihn durchsetzten.

Und am Ende darf man alles aufessen :)
Auch mit dem Tod wird hier ganz anders umgegangen, als z.B. in Deutschland,
Österreich, oder der Schweiz.
Das letzte wovon man bei einer Beerdigung in Vietnam sprechen kann ist eine
"stille" Trauerfeier, aber davon berichte ich euch im naechsten Eintrag dieser Reihe.

Freitag, 19. Oktober 2012

Samstag, 29. September 2012

Tết Trung Thu - Das vietnamesische Kinderfest

Traditionelle T-T-T-Zeichnung
Bevor ich mich wie versprochen den Anredeformeln widme, möchte ich euch aus aktuellem Anlass erst noch etwas über das vietnamesische Mit-Herbstfest, genannt "Tết Trung Thu" erzaehlen.

Tết Trung Thu, dass wohl fröhlichste und bunteste Fest in Vietnam
Es ist das Fest der Kinder und sicher mit eine der bedeutendsten Feierlichkeiten in Vietnam,
dass jeweils am 15. Tag des 8.Mondmonts stattfindet.
Dem westlichen Kalender nach ist das in etwa um Mitte September bis Anfang Oktober herum.
Daher auch der Name "Mit-Herbstfest".

Das Fest, dass Kinderaugen zum leuchten bringt
In der vietnamesischen Volklore wird erzaehlt, dass die Eltern in dieser wichtigen Zeit -naemlich der Erntezeit- so hart arbeiten mussten, dass sie sich nicht um ihre Kinder kümmern konnten.
Sie nutzen dieses Fest als günstige Gelegenheit, um die Vernachlaessigungen wieder gut zu machen und den Kindern ihre Liebe und Wertschaetzung zu bekunden, weshalb "Tết Trung Thu" zustaetzlich noch als "Kinderfest" bekannt ist.

Das Fest, dass ganz den Kindern gewidmet ist
Vergleichbar ist es ein wenig mit dem deutschen Sankt Martins-Tag, denn die Kinder ziehen auch hier mit wunderschönen Laternen -die meistens einen 5-eckigen Stern darstellen- in kleinen Prozessionen durch die Strassen.

Die typischen Sternlaternen
Der Anlass für diese Umzüge unterscheidet sich allerdings enorm von seinem deutschen Pendant.

Die kleinen Lichter der Laternen sollen naemlich laut einer der Sagen, die sich um dieses Fest ranken einem Mann Namens Chú Cuội, der aufgrund eines kleinen "Missgeschicks" seiner Frau auf dem Mond sitzt, den Weg zurück auf die Erde leiten.

Mit diesen Laternen weisen die Kinder Chú Cuội den Weg
Angeblich gab es einst einen Baum mit besonderen Kraeften. Es war verboten, sich an diesem Baum zu erleichtern! Eines Tages, tat die Frau Chú Cuội`s, die Hầng mit Namen hiess, es allerdings doch, woraufhin
der Baum begann in die Höhe zu spriessen.
Der unglückliche Chú Cuội, der sich an einem Ast festgeklammert hatte, wurde mit dem Baum empor gehoben.
Immer weiter und weiter gen Himmel, bis er die Wolken passierte und schliesslich auf dem Mond landete, wo er noch heute festsitzt.

Kinderbuch über den Mann auf dem Mond
(Trotz der etlichen Umzüge übrigens, die seitdem schon stattgefunden haben. Immerhin gibt es diese Festlickeit bereits rund 3000 Jahre. Ich wage also zu bezweifeln, dass der Gute da jemals wieder runterkommen wird) ;)
Aber lassen wir die Kinder ruhig in dem Glauben, dass sie es eines Tages schaffen werden :)
Diese Version der Sage ist aber nicht die einzige. In einer anderen Form ist es Chú Cuội`s Frau Hầng, die dort oben auf dem Mond ihr Dasein fristet.

Die tollpatschige Hầng
Eine weitere Legende erzaehlt vom Ursprung des mystischen Symboles des "Drachenkarpfens" (vietn.Cá hóa Rông). 
Das Bild dieses Karpfens dürfte sogar vielen im Ausland bekannt sein.
Der Geschichte nach war es der grösste Wunsch dieses Karpfens, ein Drache zu sein. Er arbeitete hart dafür und auf diese Weise gelang es ihm letztendlich sogar und er wurde tatsaechlich zu einem Drachen.


Das über die Grenzen Vietnams hinaus bekannte Bild vom Drachenkarpfen
Die Sage soll Kindern lehren, dass sie alles erreichen können, wenn sie nur selbst an sich glauben und für ihre Ziele einstehen.

Althergebrachter Zeichenstil
Neben den Laternenumzügen und diversen Sagen ist es zudem Tradition, dass Formationen aus jungen Profi-oder Amateurtaenzern, die mit glaenzenden und prunkvollen Drachenkostümen bekleidet sind, bereits einige Tage vor dem eigentlichen Festtag von Haus zu Haus ziehen und die Hausherren um Einlass bitten.


Drachentaenzer, die von Haus zu Haus ziehen
Stimmen die Hausherren zu, tritt die Gruppe ein und führt einen von lauten Trommelschlaegen begleiteten Tanz auf, der Glück und Segen über das Haus bringen soll.
Hierfür erhalten die jungen Taenzer dann in der Regel eine kleine "Almose", auch Glücksgeld genannt.
Diese Taenze werden wörtlich übersetzt Löwentaenze (Múa lân od.Múa Sư Tử) genannt, obgleich es ja eigentlich Drachentaenze sind.

Professioneller Drachentanz
Wie zu allen Feierlichkeiten in Vietnam üblich, nutzt man auch die Tết Trung Thu-Zeit, um Verwandte und Bekannte zu besuchen.
Zu diesen Anlaessen werden Geldgeschenke, Spielsachen und Masken an die Kinder verteilt und der traditionelle Mondkuchen wird dem Gastgeber überreicht.

Der Mondkuchen
Dieser Mondkuchen (Bánh Trung Thu)  ist ein -für gewöhnlich- viereckiges, süsses Gebaeck, in dessen Mitte sich ein hartgekochtes Ei befindet.
Ich bin zugegeben kein allzu grosser Fan dieser "Köstlichkeit", aber so gut wie alle hier sind verrückt danach und schon lange im Vorraus, verwandeln sich plötzlich Cafes oder kleine Laeden in Mondkuchen-Fachgeschaefte. 
Tische, Stühle oder Verkaufsthresen werden zur Seite geraeumt- und unzaehlige der herrlichen Schmuckkartons, meist in roter Farbe, in den Raeumlichkeiten aufgetürmt.

Das übliche Strassenbild zu Tết Trung Thu
Neben den vielen Mondkuchen werden zudem auch fast an jeder Ecke lustige Kostüme, Masken und meist wild blinkende Spielsachen für die Kinder angeboten.

Eine der praechtigen Schmuckboxen, die zu T-T-T verschenkt werden
Morgen ist es übrigens schon wieder so weit und wir werden bestimmt mit unserer kleinen zum Opernhaus fahren, um uns eine der atemberaubenden Tanzaufführungen anzusehen, die dort geboten werden. 
Schade eigentlich, denn dann wird auch das all-abendliche, lustige getrommle wieder ein Ende finden. ;)

Die Strassen sind gesaeumt von Spielzeugstaenden
Ich wünsche allen meinen Lesern ebenfalls ein schönes Tết Trung Thu, auch wenn die meisten von euch morgen sicherlich wohl eher auf der Wiesn anzutreffen sein werden! ;)