Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
Posts mit dem Label Ehe werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Ehe werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 26. Juni 2015

Ankunft in Viet Nam und das Wiedersehen mit Tung

Selbst im Flieger war ich noch kraeftig am weinen, obwohl ich
mich zu diesem Zeitpunkt natuerlich insgeheim schon laengst auf
mein Zuhause in Viet Nam, Tung, unsere Kleine, King Kong u.
die Katzen freute. Ich finde die verwunderten und verstoerten
Blicke der anderen Fluggaeste immer so lustig, wenn man in
einem Flieger der Thai Richtung Bangkok sitz, wo eigentlich
alles in den Urlaub geht und jeder guter Dinge ist und dann sitzt
da so eine und heult fortwaehrend leise vor sich hin... :D
Keine Ahnung, was die sich denken muessen, was mit mir nicht
stimmt. Die meinen sicherlich ich haette einen an der Waffel ;)

Nachdem es die erste laengere Trennung seit Anbeginn unseres
gemeinsamen Lebens war, war ich mega gespannt darauf, wie das
Wiedersehen mit Tung verlaufen wuerde. Sonderlich vermisst
hatte ich ihn die letzten Wochen meines Aufenthaltes ja ueber-
raschenderweise nicht mehr, so heftig die Trennung Anfangs
auch gewesen ist. War nach bald sieben Jahren Ehe vielleicht
einfach die Luft raus und die Beziehung, wie meine damalige
mit Kenny (die fast genauso lang angedauert hat) lediglich
noch gewohnheit, oder wuerden evtl.doch nochmal die Funken
spruehen? Bald wuerde ich es erfahren. Innerlich spielte ich
bereits mit dem Gedanken meine Rueckkehr nach Deutschland
vorzubereiten, sollte da tatsaechlich nichts grossartiges mehr
zwischen uns sein. Ab dem Zwischenstopp am Flughafen in
Thailand, von dem aus es dann direkt nach Ha Noi geht wurde
ich zunehmends nervoes.

Nach der Landung freute ich mich jedenfalls erstmal riesig,
endlich wieder vietnamesischen Boden unter meinen Fuessen
zu spueren und war total ueberrascht und schwer beeindruckt
von dem Wandel, den unser Flughafen Noi Bai vollzogen hatte.
Waehrend meiner Abwesenheit war scheinbar ein komplett
neues Gebaeude fertiggestellt worden, dass in einem hellen,
freundlichen und modernen Glanz erstrahlte. Die Aufmachung
erinnerte mich ein wenig an die Terminals in Muenchen. Kein
Vergleich zum winzigen, alten Ankunftsbereich von frueher! Ich
war richtig erstaunt und somit wenigstens kurzfristig von den
weichen Fuessen abgelenkt, die ich zwischenzeitlich bekommen
hatte. Beim warten auf meine Gepaeckstuecke bewunderte ich
zwar ausgiebig das neue Ausgabeband und die schoene, grosse
neue Halle, merkte aber dennoch dass langsam aber sicher mein
Herz anfing wie wild zu schlagen und das verschlimmerte sich
beim Gang durch den Zoll auch noch. Jedoch nicht aufgrund der
Zollbeamten, sondern weil das der letzte Schritt vor der Tuere war,
hinter der mein Mann mich in Empfang nehmen sollte.

Kurze Zeit nach meiner Rueckkehr nach Viet Nam

Mein Versuch ihn irgendwo hinter den Scheiben zu erspaehen
blieb erfolglos und auch als ich schliesslich nach draussen-, in
das Meer Wartender trat, weit und breit noch immer keine Spur
von ihm! Allerdings hatte ich das Gefuehl, dass er mich -im
Gegensatz zu mir-, sehr wohl bereits konnte. Dadurch steigerte
sich meine Aufregung ins unermessliche. Wuerde Tung sich ueber
meine Rueckkehr freuen? Und was wuerde er bei meinem Anblick
empfinden? Ich kam mir die paar Meter, die ich den Waagen mit
meinen Koffern schob ungemein tollpatschig und doof vor. Das ich
vor lauter Ausschau halten meinem Vordermann mehrmals hinten
in die Fersen fuhr, machte die Sache nicht gerade besser...Aber
dann sah ich ihn endlich! Mit einem breiten Grinsen im Gesicht
stand mein Mann da und ich haette ihm eine reinhauen koennen,
dass er es sich nicht hatte nehmen lassen mich ausgiebig zu beobachten
und erst den ganzen Weg langlaufen liess, bevor er auf mich zugetreten ist
um mich von meinen Qualen zu erloesen.

Mir selbst war mittlerweile das Herz vollends in die Hose gerutscht
und in meinem Bauch flogen die Schmetterlinge wie wild umher,
aber am Blick meines Mannes konnte ich erkennen, dass es ihm
genauso ging. Was fuer eine Erleichterung! Wie schoen zu sehen, dass die
Liebe und das Feuer doch noch nicht erloschen sind und unsere Ehe doch
nicht eingeschlafen- und lediglich noch die Macht der Gewohnheit war.
Unser Wiedersehen war alles andere als gewoehnlich und das beruhte zum
Glueck auf Gegenseitigkeit.


Hinterher erzaehlte Tung mir, dass er sich tatsaechlich die Zeit ge-
nommen hatte mich erst einmal in Ruhe zu betrachten und sich ein
Bild von mir zu machen, ehe er mich begruessen kam. Ausserdem
hat er gemerkt wie ich mich gewunden habe und sich diebisch daruber
gefreut. Genau wie ueber die Tatsache, dass ich dem hochgewachsene
 "Tay" vor mir mehrmals hinten reingefahren bin. Er meinte er sah
zuerst mehrere andere Westlerinnen aus dem Zollbereich kommen und
dachte sich wie jung und gutaussehend die seien und wie erstaunt er
dann war als letztlich auch ich herauskam, weil ich mich in den ein-
einhalb Monaten so sehr veraendert hatte. Seine Worte, wieviel juenger
und schoener er mich fand und wie stolz und erfreut er darueber war, so
eine huebsche-, jugendliche- und obendrein noch europaeische Frau zu
haben gingen selbstverstaendlich runter wie Oel! Besonders wo man ihm
so deutlich ansehen konnte, dass er sie wirklich ernst meinte und min-
destens ebenso "frisch verliebt" war, wie ich.

Die gesamte, dreistuendige Fahrtzeit von Ha Noi zurueck nach
Hai Phong hielten wir Haendchen oder lagen aneinander gekuschelt auf
der Rueckbank des Waagens und schliefen. Zuhause angekommen
stuerzte sich mein kleines Scheisserchen King Kong sofort auf mich und
kam dabei schier um vor Freude ueber meine Rueckkehr. Meine Ankunft
haette nicht besser verlaufen koennen. Allerdings waehrte der Zauber nur
kurz, denn schon am naechsten Tag stand das Tet-Fest vor der Tuere und
mit ihm warteten meine Schwiegermutter und  jeeeede Menge Arbeit auf
mich..... :p

Dienstag, 11. März 2014

Der Name Nguyen

Amtlich ist es zwar bald schon rund ein Jahr, doch musste ich bislang
ohne Nachweis darueber auskommen, dass auch ich nun wie gut 40%
der Vietnamesen den Nachnamen Nguyen (vietn. Nguyễn) trage.

Das so viele Menschen einer Nation den selben Familiennamen tragen
ist fuer viele Deutsche offensichtlich eine etwas verwirrende Situation
und darum ist eine der haeufigsten Fragen: "Sind die eigentlich alle
miteinander verwandt?"

Nein. Sind "wir" (ich gehoere ja seit neuestem auch dazu ;) ) natuerlich
nicht! :) Das waere bei knappen 40% der Gesamtbevoelkerung Vietnams
auch eine echt glaenzende Leistung von irgendwem gewesen...
(-ihr versteht...). ;)

Das Ganze ist eher vergleichbar mit den deutschen Namen Mueller,
Maier, Huber, Schneider usw. Jedoch nur vergleichbar, denn diese
Namen haben ihren Ursprung in der Regel allesamt in den damaligen
Berufen -nach denen die Familie (deren Oberhaupt diese Arbeit meist
verrichtete), dann einfach gleich benannt wurde.

In Viet Nam hingegen geht die Haeufigkeit des Nachnamen Nguyen
allerdings zurueck in die Kaiserzeit. In dieser gab es die Nguyen-
Dynastie in welcher der Kaiser eben diesen Namen Nguyen trug und
eines schoenen Tages dann just entschied, dass fortan alle Menschen
die seiner Regentschaft angehoerten auch diesen -seinen-
Namen tragen sollten.

So ergab es sich, dass bis heute fast jeder zweite Vietnamese diesen
Familiennamen traegt, ohne dass zwangslaeufig die halbe Einwohner-
schaft miteinander verwandt ist.

Um aber dennoch ein klein wenig unterscheiden zu koennen, wer nun
tatsaechlich welcher Familie zugehoerig war, hat man schlicht einen
Zwischennamen, den sogenannten "dệm" dem gesamten Namen bei-
gefuegt. Dadurch entstand schliesslich der weitlaeufig-bekannte,
3-teilige Name der Vietnamesen.

Als Beispiel fuer den "dệm" werden auf Wiki Nguyễn Hữu ..., Nguyễn
Văn .... und Nguyễn Tiến .... genannt. Erst dann kommt der eigentliche
Rufname, so wie wir ihn kennen. Ein Maedchen mit dem ebenso recht
haeufig verwendeten Vornamen Phuong koennte demnach mit vollem
Namen z.B. "Nguyễn Việt Phương" heissen, wobei das "Việt" im
Zwischenteil des Namens vermutlich meist auch gleich der Zwischenteil
des Namens ihrer Mutter (bei Maedchen), oder der des Vaters (bei
Soehnen) gewesen ist.


Die sowohl am haeufigsten auftretenden-, als auch am bezeichnends-
ten Mittelnamen duerften meiner Meinung nach "Văn" (fuer Jungen)
und Thị (bei Maedchen) sein.

Der Mittelname ist also nicht nur ein Hinweis darauf zu welcher
Familie man gehoert, sondern kennzeichnet in der Regel auch gleich
noch das Geschlecht der jeweiligen Person. In der heutigen Zeit kommt
das allerdings immer mehr aus der Mode und mittlerweile ist eigentlich
fast jede nur erdenkliche Kombination aus Namen-, Mittelnamen und
Rufnamen moeglich.

Aber auch sonst sind den Vietnamesen bei der Namenswahl wenig- bis
keine Grenzen gesetzt. Eine feste Regel jedoch gibt es und diese bezieht
sich auf den Nachnamen. Dieser richtet sich bei ausnahmslos Jedem,
nach dem des Vaters. Aus diesem Grund tragen Kinder (egal ob nun
Junge oder Maedchen) haeufig einen voellig anderen Familien-
namen als ihre Muetter und auch Ehepartner haben deshalb nicht selten
ganz unterschiedliche Nachnamen.

Das eine Frau hier nach der Heirat den Namen ihres Gatten annimt
ist absolut unueblich - waere auf Wunsch (wie in meinem Fall) aber
trotzdem ohne weiteres moeglich.

Wir haben uns zum einen aus Liebe-, zum anderen aber auch aus ganz
pragmatischen Gruenden dazu entschlossen, dass ich entgegen der
Norm, den Namen meines Mannes tragen sollte. Einerseits tue ich mich
schlicht einfach leichter, weil sich die Vietnamesen leichter tun wenn
sie bei Eintragungen und dergleichen nicht mit einem auslaendischen
Namen kaempfen muessen und andererseits wird es auch fuer kuenftige,
gemeinsame Kinder eine Erleichterung sein, wenn sie nicht mit einem
"nicht-vietnamesischen" Namen sozusagen gebrandtmarkt sind.

Wie anh Tung und ich hoffen wird das Haenseleien in der Schule
vorbeugen, gleichzeitig aber auch sicherstellen, dass das Kind wie
hierzulande ueblich auch wirklich Tungs Namen bekommen wird.
Da ich Auslaenderin bin ist das ansonsten nicht ganz klar, weil wir
nicht genau wissen ob die Gesetzgebung bei mir so greift wie sonst
ueblich. Das gemeinsamer Nachwuchs den Namen Nguyễn (was
uebrigens "schoener Reichtum" bedeutet und uns somit hoffentlich
auch einen "schoenen" finanziellen Auftrieb liefern wird ;) ) fortfuehrt
ist -besonders bei einem Jungen-, fuer meinen Mann von grosser
Wichtigkeit. Fuer mich selber aber auch und ebenso das man leicht
erkennen kann, wer da zu wem gehoert und dass Tung und ich
verheiratet sind.

Der ist jedenfalls momentan erstmal stolz wie Bolle darueber das
seine Frau ihn so liebt und ehrt, dass sie (also ich) diese Zugehoerig-
keit auch gleich noch ueber den Namen fuer Jedermann offensichtlich
macht. :) Und fuer mich selbst fuehlt es sich ein wenig so an, als haetten
wir eben erst geheiratet und ist auch ein Stueckchen weit eine neue
Assimilation mit der neuen Heimat. Ich kanns jedenfalls nur waermstens
empfehlen. :)

Hier koennt ihr uebrigens die fuer viele etwas komplizierte Aussprache
von "Nguyễn" ueben (viel Spass dabei): 

Mittwoch, 6. Februar 2013

Der Frauenmangel in China - Ein ernsthaftes Problem für die Frauen Vietnams

Hallo meine Lieben,

über Facebook hat gerade jemand aus meiner Freundesliste einen sehr interessanten Link geteilt,
den ich euch nicht vorenthalten möchte.

Es geht um ein sehr heikles Thema, dass ich bereits vor einiger Zeit schon einmal hier im Blog in der Reihe über die Ahnenverehrung angeschnitten hatte. Im aktuell dritten- od. vierten Beitrag dieser Serie über Ablaeufe und Hintergründe der Ahnenverehrung mit Titel (Ahnenverehrung II - Das Kreuz mit den maennlichen Nachkommen), habe ich damals erklaert, warum es für Laender wie Vietnam und China (die eine fast identische Form der Ahnenverehrung ausüben) so unerlaesslich ist, ausgerechnet einen maennlichen Nachkommen zu haben.

Dieser im Grunde genommen, fast schon zwanghafte Bedarf an einem Jungen in der Familie, gepaart mit der chinesischen Ein-Kind-Politik, hat in China tatsaechlich zu einem ernstzunehmenden Frauenmangel geführt.

Die wenigen die es gibt, entscheiden sich in der Regel natürlich für die beste Partie, sprich wohlhabende-, gebildete-, junge und gut-aussehende Staedter und für den grossen Rest, den vielleicht etwas weniger gebildeten, aermlichen oder nicht so hübsch aussehenden Maennern vom Lande, bleibt schlicht und ergreiffend einfach aufgrund des Mangels nichts mehr übrig.

Es gibt wahrhaftig nicht mehr genug Frauen, im heirats-od.gebaerfaehigen Alter beim "grossen Bruder".

Diese Tatsache hat nun dazu geführt, dass sich die Chinesen sozusagen am "Bestand" der Nachbarlaender (der in selbigen allerdings auch eher ein "Bedarf" ist, weil es selbst dort derzeit eigentlich nicht genug junge Frauen und Maedchen gibt) "bedienen".

Hier "Werbung" für koreanische Ehemaenner..
Teilweise -zwar etwas fadenscheinig-, dafür aber ganz legal, beispielsweise über Anzeigen wie auf dem Foto oder "Ein-bzw Abkaeufe" der Maedchen und Frauen, bei denen die Chinesen in die Dörfer kommen, sich die "Ware Frau" zeigen lassen und im Anschluss mit den Eltern ihrer Auswahl einen Brautpreis vereinbaren,
grösstenteils jedoch illegal.

Bei diesen Aktionen werden die oftmals noch halben Kinder einfach aus den zumeist abgelegenen Bergregionen entführt und ins Nachbarland verschleppt, oder durch vorspielen falscher Tatsachen und Versprechungen über die Grenze gelockt, wo dann die Falle zuschnappt - und wer erst einmal in diese Falle getreten ist, für den gibt es so gut wie kein Entrinnen mehr.

Nur den wenigstens gelingt früher oder spaeter noch die Flucht.
All die anderen wehrlosen Opfer, die nicht mehr das Glück haben zu entkommen, werden dann als Braeute und Gebaermacshinen an chinesische Maenner verschachert.
Es soll sogar Faelle gaeben, in denen die vietnamesischen Frauen und Maedchen gleich für mehrere- oder im schlimmsten Falle gar für die gesamte maennliche Verwandtschaft, ihrer neuen chinesischen "Familie" als Braut und Brutkasten dienen mussten.

Viele erleiden aber auch das grauenvolle Schicksal, in einem der etlichen, heruntergekommenen Bordelle Chinas zu landen, wo sich ihnen Tag-taeglich dutzende von Maennern aufzwingen und sie vergewaltigen.

Und selbst für die geringe Anzahl derer, die es geschafft haben, aus den Klauen ihrer Peiniger zu entwischen ist das Martyrium deswegen noch lange nicht vorbei, denn zurück in ihren Dörfern, werden sie für gewöhnlich fortan geaechtet, weil sie ihre Unschuld bereits verloren haben.
Ob gewollt- oder ungewollt, durch eine Vergewaltigung, spielt für die zumeist noch stark konservativen Dorfgemeinden leider selten eine entscheidende Rolle.

In der kurzen Dokumentation, die ich vorhin darüber bei Facebook entdeckt habe, wird der Leidensweg zweier junger Vietnamesinnen wiedergegeben, denen es gelungen ist sich zu befreien und zu ihren Familien in Vietnam zurückzukehren.
Ausserdem wird über eine Frau berichtet, die sich dafür einsetzt den geschundeten Maedchen wieder in ein halbwegs normales Leben zu verhelfen.
Die versucht mit den jungen Frauen dere erlittenen Schicksalsschlaege zu verarbeiten und die zudem darum bemüht ist ihnen beizubringen, mit den Aechtungen umzugehen, die ihnen nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat oftmals wiederfaehrt.

Aber seht euch den Clip am besten nun selbst an. Hier ist der Link:




Eure Keo

Dienstag, 25. September 2012

Vietnamesische Namen

Einige von euch haben sich sicher schon gefragt, für was mein Name "Keo" eigentlich steht,
denn im Vietnamesischen haben die Namen stets eine Bedeutung.

Für Mädchen wählt man hauptsächlich Namen, die Sanftheit und Femininität ausdrücken.
Duyên (Anmut), Hương (Duft), Tuyết (Schnee) oder Hạnh (Tugendhaftigkeit)
zum Beispiel.

Sehr grosser Beliebtheit erfreuen sich für weibliche Nachkommen aber auch die Bezeichnungen für Blumen:
Hoa (die Blume selbst), Cúc (Chrysantheme), Lan (Orchidee), Huệ (Lilie), Nhài (Jasmin) usw..

Für Jungen werden hingegen eher Namen gewählt, die Stärke, Kraft und dergleichen kennzeichnen:
Mạnh (Kraft/Stärke), Dũng (Tapferkeit), Phong (Wind), Hùng (Heldenhaftigkeit), ect.

Dinge aus der Natur, die für uns in gewisser Weise Maskulinität verkörpern, sind allerdings auch sehr beliebt für die männlichen Sprösslinge.
Beispiele hierfür sind:
Sơn (Berg), Lâm (Wald) und Hải (Meer).

Darüber hinaus gibt es Namen, deren Bezeichnungen sowohl für Jungen, wie auch Mädchen als passend empfunden werden.
Diese Namen unterscheiden sich dann zwar voneinander, haben aber die gleiche Bedeutung.

So kann z.B. "Fluss" einmal Giang (bei Männern) und ein andermal (bei Frauen) heissen.
Jungen, deren Namen in etwa die tiefe Dankbarkeit gegenüber den eigenen Eltern ausdrückt werden
Hiếu genannt, wohingegen man Mädchen -deren Name das selbe bedeutet- Thảo ruft.

Alles in allem stehen die Namen aber durchweg für positive Eigenschaften.

Das war jedoch nicht immer so, denn früher war das genau Gegenteil der Fall.
Die ausgewählten Namen sollten möglichst hässlich sein, oder zumindest für etwas hässliches stehen.
Dem dörflichen Aberglauben zufolge, sollte dadurch das Kind leichter durchzubringen sein und zudem
geschützt vor Geistern, denen der Raub der Seele des Kindes auf diese Weise angeblich erschwert wurde.

Auch das die einzelnen Namen der Kinder in richtig zusammengesetzter Reihenfolge einen ganzen Satz ergaben war nicht unüblich.
Bei der hohen Anzahl der Nachkommen innerhalb einer Familie war das auch nicht sonderlich schwer zu bewerkstelligen.

Ein weiterer Unterschied von damals zu heute betrifft den Zwischennamen (dazu komme ich gleich).

Vietnamesische Namen setzen sich in der Regel aus 3 Gliedern zusammen:

-Da ist einmal der Familienname (Họ) -am häufigsten vertreten sind zum Beispiel Nguyễn (welcher bald auch mein Familienname sein wird), Trần, Đỗ, Phạm und .
Insgesamt zählt Vietnam an die 300 Familiennamen.
Das für Westler gefühlt alle Vietnamesen Nguyễn heissen (in Wahrheit sind es "lediglich" rund 40 Prozent, die diesen Nachnamen tragen), bedeutet übrigens nicht, dass alle Vietnamesen miteinander verwandt sind.
Der Ursprung dieser Besonderheit ist auf die Kaiserzeit zurückzuführen.
Hier wurde allen Zugehörigen einer Dynastie ein einziger Name, -nämlich der des Kaisers- zugeteilt.

-Als nächstes kommt der Zwischenname (tên đệm/tên lót), an dem man zumeist auch gleich das Geschlecht seines Trägers feststellen kann. Früher war es Brauch, Mädchen mit dem Zwischennamen Thị zu versehen und für männliche Nachkommen wählte man den Zwischennamen Vân.
Auf diese Weise war es recht einfach bereits bei der blossen Nennung des Namens herauszufinden, mit welchem Geschlecht man es zu tun hatte.
Heute ist das nicht mehr so leicht, da die Zwischennamen Thị und Vân zunehmend an Bedeutung verloren haben und immer häufiger durch Namen wie Ngọc, Kim, Đức und einige weitere -die nicht geschlechterspezifisch sind- ersetz werden.

-Zuletzt erfolgt der uns haupstächlich bekannte Name, nämlich der Rufname (im Vietnamesischen tên gọi oder tên húy), den ich am Anfang des Eintrages schon ausführlich beschrieben habe.
Aber auch hier verschwimmen die Grenzen zwischen der definitiven Einteilung für Männer und Frauen so nach und nach.

Im grossen und ganzen kann man aber derzeit durch die Gesamtzusammensetzung des Zwischen-und Vornamens am Ende trotzdem noch einigermaßen erkennen, ob es sich beim "Gegenüber" um eine weibliche oder männliche Person handelt (auch wenn die Person einem eben gerade nicht gegenüber steht) ;)

Links und rechts jeweils die Namen der Eheleute, die hier zufällig beide den Nachnamen Nguyen tragen

Die Tatsache, dass oft auch gleich die kompletten Namen von entscheidenden Persönlichkeiten, Helden oder vergangenen Herrschern vergeben werden, erleichtert das Zuordnen zudem.

Schliesslich lernt hier jedes Kind bereits in der Schule, dass Minh Khai eine berühmte Nationalheldin war (die mit vollem Namen übrigens noch bezeichnend "Nguyễn Thị Minh Khai" hiess) und folglich Leute mit Namen "Minh Khai" im Normalfall weiblicher Natur sein müssen.

Bei einer Heirat unter Vietnamesen ist es übrigens anders als bei uns Sitte, dass beide Ehepartner ihren Geburtsnamen weiterführen und kein gemeinsamer Familienname gewählt wird, auch wenn das Gesetz diese Möglichkeit nicht ausschliesst.

Mein Mann und ich haben uns trotzdem darauf geeinigt, künftig einen gemeinsamen Ehenamen zu tragen,
da es im Alltag sicher einiges erleichtern wird und wir ausserdem hier beide etwas "altmodisch" veranlagt- und deshalb der Auffassung sind, auf diese Weise unsere Zugehörig- oder besser Zusammengehörigkeit ausdrücken zu können.

Früher war es - wenigstens im Umgang bzw der Kommunikation der Bevölkerung untereinander- durchaus auch in Vietnam üblich, eine Frau nach der Heirat zumindest mit dem Namen ihres Ehemannes zu betiteln.

Aus einer "Phạm Minh Cúc" wurde nach einer Hochzeit -wenn der Gatte beispielsweise den Namen "Nguyễn Khanh Trường" trug- dann einfach: "Bà (was die höfliche Anrede für eine Dame ist) Trường".
Auch heutzutage nutzen viele ältere Menschen hin und wieder noch diese Form der Anrede.

Neben der Zusammensetzung des gewöhnlichen Namens bestehend aus dem Nach-, Zwischen- und Vornamen und der Anredeform über den Namen des Ehemannes gibt es -als wäre das für den normalen Westler noch nicht kompliziert genug- zusätzlich noch eine dritte Variante. ;)
Diese wird häufig für Kinder- und Personen die einem nahestehen verwandt.
Vergleichbar ist sie mit dem uns geläufigen Kosenamen und wird "tên biệt hiệu" genannt.

Für den "tên biệt hiệu" werden bevorzugt, treffende Eigenschaften oder markante Merkmale gewählt.

So wird unsere Tochter zum Beispiel "Bi" (Murmel, Kugel) gerufen, weil sie schon als Kleinkind so wunderschöne und besonders auffällige Kulleraugen hatte.
Der Sohn eines unserer Freunde wird liebevoll "cỏ" genannt, da sein Charakter -laut seiner Eltern- bildlich wohl am passendsten mit einem Grasshalm zu umschreiben wäre, der sanft vom Wind hin-und hergeweht wird.

Die Anlässe und Gründe für die Wahl solcher Kosenamen und deren Interpretation, obliegt aber den Namensgebern und ist von Fall zu Fall bestimmt auch unterschiedlich.
Am geläufigsten sind sicherlich "Bi" (Kugel, Murmel), "Còi" (etwa wie "winzig", von kleiner Statur) oder Cún (vergleichbar mit "Welpe", "Junges").

Auch Aussagen über die Körperform werden gerne als Namenszusätze genutzt.
Ein Junge Hùng heisst und vielleicht etwas rundlich ist, wird so dann beispielsweise zu "Hùng béo", also dem "dicken Hùng", ein Mädchen mit Namen Mi, dass besonders dünn ist, wird demnach zu "Mi gây" (der dünnen Mi) usw..

Dadurch das sämtliche Namen so häufig vertreten sind, ist im Prinzip jedes Mittel recht, welches für die Zuordnung eines Namens -zu einer bestimmten Person- behilflich ist.

Mein Spitzname "Keo" (was übersetzt "Kleber" ist und nach dem auch meine Seite benannt ist),
ist zwar wirklich nicht sonderlich schön, tragen tue ich diesen Namen trotzdem gern, da er von meiner besten Freundin stammt, die ihn mir bereits in sehr jungen Jahren zugeteilt hat.
Die schlichte Wahlbegründung ist mein -noch aktueller- Familienname.
(Man kann sich vorstellen, was ich in meiner Schulzeit durchmachen musste..umso mehr freue ich mich, bald den Namen meines Mannes tragen zu können) ;)

Als ich nach Vietnam kam, wurde ich regelmässig -der Einfachheit wegen- nach einem vietnamesischen Namen gefragt und weil mir da auf die schnelle nichts besseres einfiel und anh Tùng (Wasserfichte od.Chinazypresse) jetzt auch nicht unbedingt zur kreativsten Gattung gehört, war es eben auch hier noch Keo und wird es bestimmt auch bis in alle Ewigkeit bleiben, weil die Leute sich einfach schon daran gewöhnt haben, dass ich Keo bin.
Naja...shit happens ;)

Spätestens wenn ich endlich in Besitz der langersehnten vietnamesischen Staatsbürgerschaft gelange, wird das "berichtigt", denn jeder Bürger, der einen vietnamesischen Pass hat, ist zum Tragen eines ebenfalls vietnamesischen Namens verpflichtet.
Den Familiennamen hätte ich bis dahin ja wenigstens schon mal und für den Vornamen würde ich mir dann mit Sicherheit etwas schöneres einfallen lassen ;)

Abschliessend ist zu sagen, dass der vietnamesischen Namenswahl im Grunde genommen keine Grenzen gesetzt sind und jede nur erdenkbare Bezeichnung und Konstellation möglich ist.

Beim nächsten Mal werde ich nochmal genauer auf die diversen Anredeformeln eingehen.

Wer die Kiste mit den verschiedenen Namen schon verwirrend fand, der wird bei diesem Thema dann erst so richtig viel Spass haben.. ;)

Sonntag, 12. August 2012

Erste Gay-Parade in Viet Nam

In Ha Noi hat Anfang dieses Monats die erste Gay-Parade in Viet Nam stattgefunden.
Knapp 100 Teilnehmer radelten klingelnd und singend mit Regenbogenfähnchen "bewaffnet" durch die
Haupstadt und machten mit ihrer Aktion auf die Stellung Schwuler und Lesben in Viet Nam aufmerksam und obwohl der Umzug nicht offiziell genehmigt war, schritt die Polizei nicht ein.

Das freut mich persönlich sehr, denn das Thema Homosexualität war oder ist in Viet Nam bislang eher ein grosses Tabu, obgleich es hier selbstverständlich genauso viele Schwule und Lesben gibt, wie überall sonst auf der Welt.

Einigermaßen zu ihrer Sexulität stehen, können diese aber nur in den grossen Städten, allen voran Sai Gon.
Dort gibt es beispielsweise bereits Cafes, deren Bedienungen komplett aus Transvestiten bestehen usw.
In den kleineren Städten wie unserer oder gar auf dem Land, wäre sowas im Grunde unvorstellbar.

Viele Vietnamesinnen und Vietnamesen würden sich wegen der Intolleranz der Leute niemals trauen, sich zu outen. Ein schwuler Sohn, oder eine lesbische Tochter ist bislang nach wie vor für die meisten Eltern ein Gesichtsverlust.

Erste Gay-Parade in Vietnam (Bildquelle: http://spiegel.de)
Das sich nun scheinbar endlich etwas tut in der Gesellschaft freut mich deshalb persönlich so sehr, weil viele meiner Freundinnen und Freunde in Deutschland homosexuell sind und ich der Meinung bin, dass man jedem eben das seine lassen sollte.
Die eigene Sexulität kann man sich nunmal nicht aussuchen und sollte von daher auch von anderen toleriert werden.
Da ist doch nichts weiter schlimmes dabei und man tut doch auch keinem damit weh, wenn man nun als Mann auch einen Mann liebt oder als Frau eben eine Frau.
Das gab es schon immer und wird es auch immer geben, warum also sollte man versuchen, so zu tun als gäbe es das nicht?!

Das in Viet Nam aber scheinbar tatsächlich ein Umbruch ansteht, zeigt auch dass aktuell wohl über eine Änderung des Gesetzes nachgedacht wird, welches eine Homo-Ehe derzeit noch verbietet.

Nachdem sich aber zwischenzeitlich immer mehr von den jungen Leuten trauen, sich trotz des Verbotes wenigstens zeremoniell trauen zu lassen -und das obwohl ihnen in der Regel danch eine Strafe droht- und auch immer öfter einige der Stars und Sternchen, aber auch der "normalen Bevölkerungsschicht" in Viet Nam mehr oder weniger offen dazu stehen, das gleiche Geschlecht zu lieben, kann das Thema wohl nicht mehr länger totgeschwiegen werden.. :)

Ich wünsche allen, die das Thema selbst betrifft, dass Viet Nam den Weg, den es gerade erst beginnt zu gehen zielstrebig, nicht zu langsam und erfolgreich bis zum Ende geht. :)

KEO

Freitag, 1. Juni 2012

Familien in Vietnam


Gewiss : Die meisten Paare leben miteinander oder im Alter nebeneinander , so aehnlich wie in Deutschland auch . Uns ist neben dem, was gut oder zufriedenstellend “laeuft” , nur auch aufgefallen (und Alkohol und Spielleidenschaft ist oft eine Quelle haeuslicher Unzufriedenheit) :
  1. Die Nachbarin in unserer Hẻm: nachdem wir alle begeistert waren von dem kleinen Wuermchen, das als Drittes in die Familie nebenan hineingeboren wurde , machte die Mama Schulden. Im Spiel. So viel, dass sie sie nie wieder im Leben zurueckzahlen kann. Sie nahm , wohl fuer immer, Abschied von uns und von ihrer Familie und zog sich zurueck ins Mekongdelta zu ihren Eltern. Die drei Kinder besuchen sie dort gelegentlich. Wir versuchen zu helfen, wo immer es geht. Voraus ging im vorigen Jahr : heftigstes Geschrei, auch mitten in der Nacht, aus dem Haus der Betroffenen. Dann war sie eines Morgens weg. 

  2. Vor zwei Monaten heirateten unsere aelteste Enkelin mit unserer Unterstuetzung einen lieben, netten jungen Mann. Nach drei Wochen hiess es : sie giften sich an, auch lautstark in und vor ihrer Wohnung im Haus der Eltern des jungen Mannes. Eifersucht und Geld spielten eine Rolle. Beide schaemen sich vor uns und kontaktieren uns nicht mehr. Die Telefonnummern haben sie geaendert.

  3. Nach 40 Jahren Ehe laesst sich eine Verwandte von uns von ihrem mir lieben Ehemann scheiden. Viel Getoese ging dem voraus. Er trinkt viel Alkoholisches. Kinder haben sie nicht. Der einzige Sohn hat sich vor Jahren umgebracht. In unserer Furcht vor Suizid des Mannes verfolgten wir ihn eine ganze Nacht in der Stadt. Jetzt lebt er – mittellos - in der Naehe seiner Herkunftsfamilie im Sueden. 

  4. Letzte Woche : der Schwiegersohn kam bei uns vorbei. Mit auffaelligen drei langgezogenen Schnittwunden verdaechtig nebeneinander im Gesicht. “Beim Rasieren”. Die Ehefrau, unsere Tochter, ist eine allseits bekannte “Kratzbuerste”.

  5. … die vielbeschworene heilige Familie in Vietnam ist auch nicht mehr das, was sie mal war – ich habe meine Zweifel : war sie das jemals ? oder ein Wunschtraum ? 

CATINAT

Mittwoch, 23. Mai 2012

Jungfrauen

“Es gibt auch eine Jungfraeulichkeit der Seele.” 


Es war meine zweite vietnamesische Hochzeit in Vietnam .


Nein, nicht die eigene, sondern die einer nahen Verwandten . Die aelteste Enkelin, “nicht blutsverwandt” (!) mit meiner Frau, wurde , stark gegen den Willen ihrer Eltern, mit ihrem Freund ehelich verbunden. Schon bis hierhin ergeben sich kulturelle vietnamesische Gegebenheiten, deren Darstellung einige Kapitel in einem Buch fuellen koennen. Meine Frau und ich waren schon foerdernde treibende Kraft zu dieser hoffentlich in der Zukunft sich positiv weiter entwickelnden ehelichen Verbindung. Dem Zustandekommen ging ein fuer uns alle dramatisches, nervenaufreibendes Jahr voraus, mit zweimaligem “Ausbruch” des Maedchens aus der elterlichen Familie, der der Braeutigem als “zu arm” erschien. Wir beteiligten uns an der Organisation der Hochzeit selbst , mit Fotografen, Zeremonienmeister etc. und kommen fuer die Kosten auf. O-Ton : “Dann sind wir die wenigstens los.” 


Diesmal hatte ich , was mein Outfit angeht, auch fuer das Wichtigste bei solch einem Anlass in Vietnam fuer den Mann gesorgt : ein Paar sehr gut aussehende schwarze Schuhe von Deichman , Sonderangebot 45 Euro . Anzug mit Weste vom vietnamesischen Schneider von vor 12 Jahren war vorhanden. Der Feststellhaken vorne an der Hose musste nur unwesentlich erweitert werden. Die liebe Schwaegerin , Lehrerin, naeht auch , auf der uralten Singer sincere. Die Krawatte vom Nachbarn ausgeliehen. Und alles das fuer 2 ½ Stunden. Das war die “offizielle” Feier fuers Fussvolk. Gleicher Ablauf wie im Forum wohl schon von anderen beschrieben. Nicht in einer/m der Hochzeits”fabriken”/-tempel , sondern in einem Hotelrestaurant an der 131, Cách Mạng Tháng Tám, District 3, Sài Gòn mit 20 Tischen a 10 Personen.
In der Woche darauf gab es noch die festliche Uebergabe der Braut an das Elternhaus des Braeutigams, eine Feier hauptsaechlich fuer die Nachbarn.


Dabei stiess ich bei den Frauen der Familie im Zuge der Vorbereitungen immer wieder auf deren mehr amuesant untereinander behandeltes Tuschel-Thema. Das wurde mir dann schliesslich auch von meiner Frau genauer erklaert : ist das Maedchen noch jungfraeulich oder nicht ? Kann man das in der Familie untersuchen , ohne auf ganz alte Traditionen zurueckzugreifen wie : am zweiten Tage von der Familie des frischen Ehemannes einen Schweinskopf dargebracht zu bekommen, der noch die Ohren dran hat, wenn das Maedchen Jungfrau war, und diese abgeschnitten, wenn nicht … Das Thema wurde also mit Lachen behandelt, die beiden wurden dabei eher etwas wie Mittelpunkt fuer leichten Spott. Ich hatte das Glueck, dabei von alten, sicherlich nicht mehr praktizierten Sitten zu erfahren. Aber auch vietnamesische Frauen haben ihr Witze-Arsenal der untersten Schublade, aus der im Geiste das blut- (oder Kakaopulver mit rotem Farbstoff oder Schweineblut ) - beschmierte weisse Tuechlein der Vergangenheit gezogen wird. 

Danach machte ich mich auf der Ebene der obersten Schublade kundig. 

An einer 45 – Seiten langen Studie zum Master des Fakultaetbereichs “Menschliche Sexualitaet” aus dem Jahre 2005 an der Staatlichen Universitaet San Francisco ueber das Verhalten junger Vietnamesinnen und Vietnamesen gegenueber der “Jungfraeulichkeit” einer Braut. Und die Bedeutung fuer das Ansehen des Mannes und seiner Familie. Die Probanden fuer das Interview stammten alle aus der intellektuellen “Oberschicht” (Studentinnen und Studenten aus 6 Hanoier Universitaeten) in Hanoi und im Umfeld aus Hanoi , und damit scheint die Repraesentativitaet ohnehin eingeschraenkt. 

Ausloeser fuer das Interesse an der Problematik des Aspiranten war ein Vorfall in der Verwandtschaft sowie die Tatsache, dass jaehrlich fast 1 Million Abtreibungen in Vietnam vorgenommen werden, davon 300.000 bei unverheirateten jungen Frauen und Maedchen. 

Historisch war Jungfraeulichkeit vor Eintritt in die Ehe ein “Muss” fuer die Reputation der Frau und ihre Eltern . Noch heute ist “saving woman’s life” , S. 5, ebenso eine diesen Zustand umschreibende vietnamesische Redensart wie “weise in drei Jahren, dumm in einer Stunde”.


Am zweiten Tag nach der Eheschliessung war es in einem bestimmten Teil Vietnams ueblich, dass die Familien zusammenkamen und die Braeutigamsfamilie mit einem Schweinskopf zum Schmaus aufwartete. Hatte sich in der Hochzeitsnacht herausgestellt, dass die Braut noch Jungfrau gewesen war, war der Schweinskopf vollstaendig, wenn nicht, wurde der “moralische Makel” durch abgeschnittene Schweinsohren oeffentlich gemacht. 

Die Studie stuetzt sich im historischen Teil oft auf Nguyễn Du’s konfuzianisch mitgepraegte Ansichten in seinem gewaltigen Werk der “Truyện Kiều” . Die opfert ihre Jungfraeulichkeit in dramatischem Konflikt in Abwaegung zur Treue zur Familie. Vers 3115: “Xưa nay trong đạo đan ba, Chữ trinh kia cũng co ba bảy đường,” , frei : “Es gibt mehrere Wege,eine Jungfrau zu sein; unter aussergewoehnlichen Umstaenden kann sich das aendern.”

S. 22 : Es gibt eine Jungfraeulichkeit der Seele.

Ich lege Interessierten als Quelle ans Herz :


Meine Sorge : in neun Monaten in den Spiegel zu schauen und mich “Uropa” murmeln zu hoeren. Dann sind wir “die ueberhaupt gar nicht los. Von wegen !”
(Und in 19 Jahren “Ururopa” … und in … in memoriam)

CATINAT