Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
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Samstag, 4. Januar 2014

Ende und Neuanfang

Hallo ihr Lieben,

nach den letzten beiden, sehr unsinnigen Beitraegen hoffe ich, dass
die betreffenden Personen nun endlich Ruhe geben und wir dieses
leidige Thema abschliessen koennen.

Einzig eine letzte Anmerkung moechte ich betreffend Peter Kaul-
fuss (entschuldige bitte meine Tastatur hat kein scharfes "s") noch
machen. Ueber ihn schrieb ich er wuerde mir unterstellen, dass es
meinerseits Unterschlagungsvorwuerfe gegen Juergen gaebe, was
ich aber ja entschieden von mir weisen moechte.
Ich moechte hierzu noch einmal klar zum Ausdruck bringen, dass
ich niemanden irgendetwas unterstelle oder vorwerfe. Ich bin kein
Richter und die letzten beiden Beitraege wurden auch nicht zu
diesem Zwecke verfasst. Das nur nochmal zum Abschluss.

Nun aber zurueck zu Peter. In seinem Falle moechte ich von meinem
Vorwurf Abstand- bzw diesen sogar zuruecknehmen. Offensichtlich
lag ich hier falsch und Peters Aussagen diesbezueglich betrafen nicht
mich sondern eine andere Person, deren Namen ich nun aber nicht
mehr nennen moechte, um der ganzen Sache keinen neuen Zuendstoff
mehr zu geben, da sie uns alle bereits genug Zeit und Nerven gekostet
hat wie ich finde.

Er lies mir gestern ein paar Auszuege unserer Unterhaltungen zum
Thema zukommen, unter denen sich eine Nachricht von Peter an mich
befand, die ich aus Zeitmangel noch nicht ganz oder gar nicht gelesen
hatte, die aber ganz klar besagt, dass sich seine Statements nicht gegen
mich richten. Sieht demnach so aus als haette ich hier einen Fehler
gemacht und Peter zu unrecht verurteilt. Hierfuer moechte ich mich
ausdruecklich entschuldigen und Peters Namen oeffentlich reinwaschen.
Da war ich wohl etwas vorschnell. Das haette nich passieren duerfen.
Zu allen anderen Punkten stehe ich und weiche auch nicht von ihnen ab.
So aber jetzt denke ich ist es an der Zeit diese Angelegenheit ein fuer
allemal ad acta zu legen und hoffe, dass sich auch die Gegenseite von
nun an daran haelt.

Kommen wir also zurueck zu den alltaeglichen Dingen des Lebens.
Wie ihr ja mitbekommen habt, haben wir vor einigen Wochen ein Haus
gekauft und bereits vor rund zwei Wochen ueberraschen eingezogen.
Ueberraschend deshalb, weil die vollstaendige Zahlung unseres neuen
Heimes erst fuer Anfang 2014 vorgesehen war. Scheinbar fiel das
Gejammer und Geweine meines Mannes ueber die eises Kaelte im
alten Zuhause zur Abwechslung aber mal auf fruchtbaren Boden. So
entschloss sich seine Mutter -die das Geld vorstrecken sollte bis auch
unser ehemaliges Domiziel einen neuen Besitzer gefunden haette-
kurzerhand also den Kauf bereits frueher als geplant abzuwickeln.

Exakt am Sonntag den 22.12. um 08:15 bezogen wir somit unser
nigel-nagel-neues (tatsaechlich ein Neubau ohne Vorbewohner -was
natuerlich ein zusaetzliches Schmankerl ist) Eigenheim. 08:15 genau
weil dies der von den Moenchen ausgerechnete, glueckbringende
Moment fuer den Einzug ist. Zur Begruessung gab's erstmal die
Trauerfeier eines eben verstorbenen Nachbarn gleich nebenan, mit
zugehoerigem Laermpegel. Unsere Aufgabe bestand unterdessen darin,
den grossen, schweren (und dank anh Tung klugerweise zudem erst
frisch lackiert-und dadurch noch mit feuchter Farbe versehenen-)
Holzaltar fuer die Ahnenverehrung vom Erdgeschoss nach oben in den
dritten Stock zu hiefen. Was -da das Treppenhaus ziemlich schmal-
und der Tisch wie gesagt noch nicht trocken war- gar kein so leichtes
Unterfangen war.

Als die Musik der Trauerfeier des Nachbarn einen kurzen Augenblick
lang verstummte, muessen die Gaeste der Zeremonie bestimmt nicht
schlecht gekuckt haben, als sie mich fluchen und schimpfen hoerten,
nachdem der Altar mehrmals mit seiner feuchten Farbe gegen die
frisch gestrichenen Waende, Decken und das Holzgelaender des
Treppenhauses dockte. Ganz davon abgesehen, dass mittlerweile
meine komplette Kleidung einschliesslich Haare und Gesicht in
schmuckem Holzbraun gefaerbt waren... :D

Nachdem mein Mann und ich das halbe Haus zusammengerumpelt
und ruiniert hatten, machten wir uns daran die Liste mit den Vor-
gaengen zur Einweihung des neuen Heimes abzuarbeiten. Ganz
ohne Spiker haben wir das noch nicht drauf. Man zieht ja aber auch
nicht alle Tage um. ;) Als die Gebete gesprochen-, die Opfer gebracht-
die Raeucherstaebchen und Kerzen entzuendet- und Tung und ich fix
und fertig waren, war es soweit. Die Umsiedlung war besiegelt. Nun
mussten wir nurnoch das Papiergeld verbrennen, eine gekochte Mahl-
zeit dort zu uns nehmen und diese Nacht im neuen Zuhause ver-
bringen, dann waere der rituelle Teil schonmal abgeschlossen und
wir konnten mit dem regulaeren Umzug beginnen. Der laeuft eben-
falls anh Tung sei Dank derzeit noch etwas gemaechlich von statten.
Ich bin jedoch guter Dinge, dass zumindest die Moebel heute
endlich vollstaendig ankommen werden. ;)

Aus der Ruhe bringen kann mich ohnehin nichts mehr. So rundum
gluecklich und zufrieden war ich schon Jahre nicht mehr. Das neue
Heim ist ein Knueller. Mein 6-er im Lotto den ich mir -wie ich
finde- nach rund vier Jahren in der Bruchbude die wir vorher behaust
hatten auch redlich verdient habe. Statt dunkel, trostlos, eisig-kalt
und feucht heisst es nun endlich, endlich licht-und sonnendurchflutet,
freundlich, warm und gemuetlich. Ein absoluter Traum ist auch mit
den beiden kleinen Gaertchen in erfuellung gegangen. Einer vorne,
einer hinten im Haus. Das ist selbstverstaendlich auch fuer unsere
-mittlerweile vier Vierbeiner- King Kong, Miu und ihre Babys der
reine Segen. Bilder schicke ich euch beim naechsten Eintrag nach.

Freitag, 9. November 2012

Ahnenverehrung


Ich habe mich im Laufe der Zeit hier immer mehr der vietnamesischen Lebensart
zugewand und den Grossteil der Lebensweise eines Vietnamesen übernommen.
Dazu gehört natürlich auch einer der wichtigesten Aspekte im vietnamesischen
Alltag: Die Ahnenverehrung.

Anh Tùng beim anzünden eines Raeucherstaebchens
Ich war zuvor keinerlei Glauben oder Religion zugewandt und mir seit jeher meine
eigene Glaubensweise zurechtgelegt. Dazu gehörte schon immer mein tiefer Glaube
an "Geister".

Beim Verrichten meines Gebetes
Das klingt jetzt so ein bisschen nach "Ghost-busters" oder so aehnlich, hat aber nichts
mit Spukgespenstern an sich zu tun sondern mit den Seelen unserer verstorbenen
Vorfahren und Mitmenschen.

Auch meine liebe Mama ist von der vietn.Ahenverehrung überzeugt
Von daher war ich sehr empfaenglich für die vietnamesische Ahnenverehrung,
die im Grunde im ganzen Land praktiziert und gelebt wird und sich durch saemtliche
Schichten des taeglichen Lebens hier zieht.

Eines der unzaehligen Geschaefte mit Zubehör für die Ahnenverehrung
So hat im Prinzip jeder(!) Haushalt in Vietnam mindestens eine separate Ecke,
oder wenn die Raeumlichkeiten dies zulassen ein ganzes Zimmer,
in dem ein Ahnenaltar aufgebaut ist.

Unser mit Opfergaben bestückter Ahnenaltar
Der Ahnenaltar ist ein sehr hoher, hölzerner Tisch, auf dem -wenn vorhanden-
Bilder unsererAhnen, sprich der verstorbenen Mitglieder der Familie drapiert
werden.

Ein typischer Ahnenaltar in Vietnam
Neben diesen Bildern gehört ein Gefaeß mit Sand zum abbrennen von Raeucher-
staebchen in der Mitte des Tisches, ein Gefaeß mit Salz, eines mit trockenen
Reiskörnern, ein kleines Porzellan-Teeservice -welches mit Wasser gefüllt wird,
dass man regelmaessig wechselt-, 2 Vorrichtungen für Kerzen, 2 Vasen für Blumen
und ein grosser Teller auf einem kleinen Sockel für Opfergaben sozusagen
zur Grundausstattung.

Der Altar meiner Schwiegermutter, schön zu erkennen die einzelnen Gegenstaende
Je nach Geldbeutel und tiefe des Glaubens, bereichern viele ihren "Bàn Thờ"
(den Ahnenaltar) mit blinkenden Buddha-Statuen, elektrische Kerzen,
leuchtende Seerosen, Götterstatuen, und reich verzierte Wandbilder aus Gold.

Hier ein reich verzierter Altar
Der Ahnenaltar sollte sich nach Möglichkeit an einem hohen Punkt des Hauses
befinden und dehalb ist der Raum in dem er aufgestellt wird meist unter dem Dach.

Opfergaben zu Anfang und Monatsmitte des Mondkalenders
Am Ersten und Fünfzehnten des Monkalenders, bringen wir unseren Ahnen dann
jeden Monat Opfergaben, zünden Raeucherstaebchen für sie an und beten zu ihnen.

Tellerchen mit Blütenköpfen
Die Opfergaben für diese regelmaessigen "Zeremonien", die sich "Thắp Hương"
nennen, sind recht einfach und bestehen lediglich aus einem kleinen Tellerchen,
auf dem sich eine "Trầu Cau"-Frucht mit Blatt befindet, von der ich leider nicht
weiss, wie sie auf Deutsch heisst, einem Tellerchen mit Blumen"köpfen",
einigen Früchten und dem von mir im Blog bereits einige Male beschriebenen
"Geistergeld", dem "Tiền Vàng".

Ein Teller mit der  "Trầu Cau"-Frucht
Dazu entfachen wir in ungerader Zahl (da dies sonst Unglück bringt) Raeucher-
staebchen "Nén Hương", die ich einfach als "Cây Hương" kenne
(wörtlich übersetzt soviel wie "Duftstab" - "Nén Hương" waere dann übersetzt
die Duft-Kerze - die Zeremonie "Thắp Hương" an sich demnach schlicht
Raecherstaebchen anzünden), entzünden dazu eine Zigarette und stecken diese
auf den Stab eines bereits benutzten Raeucherstaebchens. Brennt die Zigarette
bis auf den Filter herunter, ohne dabei die Asche zu verlieren, ist dies ebenfalls
ein gutes Omen. Danach sprechen wir zu unseren Vorfahren und kürzlich
verstorbenen Familienmitgliedern.

Das "Geistergeld - Tiền Vàng", dass wie echtes Geld aussieht
Wir bitten sie um Beistand oder Hilfe, erzaehlen von unseren Sorgen und Nöten
und berichten ihnen von den aktuellen Ereignissen innerhalb der Familie,
wie z.B. der Geburt eines Kindes, der Einschulung eines der Kinder,
einer neuen Arbeitsstelle, der Krankheit eines Angehörigen, einer bevorstehenden
Prüfung, einem Umzug oder einer wichtigen anstehenden Entscheidung, usw.

Ein paar einfach Früchte, hier: Drachenfrucht und Mango als Opfergabe
Die Ahnen bleiben schlicht Teil der Familie und den Geschehnissen innerhalb dieser
und man setzt sie über Veraenderungen und Neuem in Kenntnis und sucht
wie zuvor waehrend ihrer Lebzeit Rat bei ihnen und hofft auf ihre Unterstützung.

Die übliche Haltung beim beten zu den Vorfahren
Wenn jemand stirbt, bleibt dessen Seele hier und wacht über uns.
Nach Ende des "Gebetes", waehrend dessen die Haende flach aufeinender gelegt,
mit den Fingerspitzen nach oben zeigend vor der Brust oder dem Kopf gehalten
werden, verneigt man sich drei Mal oder hebt und senkt drei Mal die so formierten
Haende.

Auswahl der Opfergaben an Feiertagen
Neben diesen beiden Riten zum 1.und 15. des Mondkalenders "Âm Lịch", über den
ihr euch auf der "Mondkalender und Tierkreiszeichen"-Seite informieren könnt,
werden auch noch zu allerlei gesonderten Daten Opfergaben gebracht.

Set mit den Gefaeßen für den Altar
Zu diesen jaehrlich wiederkehrenden Anlaessen, die als "Thờ Cúng"
(übers. Verehrung) bezeichnet werden und die feste, vorgegebene Ablaeufe haben,
fallen die Gaben darüber hinaus viel reichlicher und auch unterschiedlich voneinander aus.

Wesentlich reicher Gaben zu besonderen Anlaessen
Für gewöhnlich beinhalten sie aber allesamt dann Schnaps, Zigaretten, verschiedene
"Papierwerke" zu denen ich gleich noch kommen werde, verpackte Süsswaren,
Unmengen an Früchten, ein mit Blütenköpfen verzierter Teller, Blumen für die und
grossen Vasen die sozusagen zur Grundausstattung des Altars gehören, Raeucher-
staebchen und riesige Silbertabletts gefüllt mit ausgewaehlten Speisen.

"Canh Măng" - eine Suppe mit vietnamesischen Spargel
Gemeinsam haben diese Speisetabletts normalerweise eine Schale Reis, einen Teller
mit "Xôi" - Klebreisgericht (das bei Kochen durch Zugabe gewisser Zutaten in allen
möglichen Farben angerichtet werden kann), "Thịt Gà" -Ein gekochtes Huhn,
"Canh Măng" - eine Spargelsuppe, ein Schaelchen mit Gewürzsalz und Zirone und
natürlich frische Früchte.

"Xôi" - Das Klebreisgericht, dass es in versch. Farben und Ausführungen gibt
Diese Menüs werden zu den diversen Feiern jeweils noch um einige Gerichte
ergaenzt wie zum Beispiel zum "Tết" - dem Neujahresfest um: "Chân Giò/
Nấm Hương" - Eisbein mit Shiitake-Pilzen, "Miến Nấu Lòng Gà" - Eine
Glasnudelsuppe mit Hühnerinnereien, "Nem rán" - gebratene Frühlingsrollen,
"Thịt Đông" - Sülze, ein Bratgericht, "Giò Lụa" - etwa wie Gelbwurst, "Nộm"
- Ein Salat und "Dưa Hành Muối" - eingelegte Scharlotten
(hoffe das schreibt man so).. :) Was hier zu diesem Anlass keinesfalls fehlen
darf ist: "Bánh Chưng" - der traditionell-, viereckige Neujahrs"kuchen",
der jedoch alles andere als süss ist ;)

Übersicht über die typsichen Speisen zur Neujahrs-Opfergabe
Insgesamt sollten es an Neujahr mind. 10 verschiedene Speisen sein, die aber je nach
den Geschmaeckern der Leute und den Beschaffungsmöglichkeiten ein klein wenig
variieren dürfen. Das Ganze ist ja immerhin keine Millitaerparade.

"Bánh Chưng" - der traditionelle Klebreiskuchen zu "Tết"
Beim Ritual für den Küchengott, dem unser Betragen im alten Jahr vorgetragen wird,
ist beispielsweise hingegen ein Mahl mit frisch gebratenem Fisch am wichtigsten.
Ansonsten sind die Speisen denen zu "Tết" aber recht aehnlich.

Die drapierten Gaben für den Küchengott
Das reich gefüllte Silbertablett zu "Tết" wird dann in der Neujahrsnacht auf dem
Grundstück drapiert-sofern man eines hat, was in Vietnam aber fast nurnoch auf dem
Land vorkommt würde ich sagen, ansonten eben auf dem Hausaltar- und gegen
Mitternacht werden schliesslich Raeucherstaebchen entfacht um zu beten und um
die Geistern und vielen Götter für das folgende Jahr wohlgesonnen zu stimmen.

Mögliche Speisenzusammenstellung zur Ehrung "Ông Thờ`s"
Zum Abschluss wird sich wieder 3 Mal leicht verneigt bzw die Haende geschwaenkt
und sobald die Raeucherstaebchen erloschen sind, werden die Speisen angerichtet
und im Kreise der Familie gemeinsam miteinander verzehrt.
Wie in allen anderen Situationen, spielt das Essen wie man sehen kann auch bei
der Ausübung des Glaubens eine der grössten Rollen.

Zu Neujahr werden die Ahnenverehrung nach Möglichkeit auf dem Grundstück vollzogen
Hinterher wird das vorhin von mir angesprochene Papierwerk in einem kleinen
Blechofen in Brand gesteckt. Darunter befindet sich das Geistergeld, dass in der Regel
auch zu den gewöhnlich Gebeten verbrannt wird und bei den gesonderten
Begebenheiten wie den beiden oben beschriebenen, zusaetzlich noch ganze Packete
gefüllt mit kleinen Papiergegenstaenden, zum Beispiel dem Kleiderset von "Ông Thờ"
dem Küchengott, mit winzigen Schühchen und dem was da so nach Hasenohren
anmutet: Seinem Kopfschmuck. Selbst miniatur-Pferde oder Autos gibt es.

Anh Tùng mit den Papierwerken zur Ehrung des Küchengottes
Für das Beten hat man übrigens sogar Vordrucke, nach deren Texten man sich richten
kann, wenn man möchte. Was man allerdings nicht unbedingt muss.
Überhaupt ist alles recht zwanglos. Es gibt zwar feste Ablaeufe und man findet
den Glauben so gut wie überall wieder: Sei es bei einer Geschaeftseröffnung, wo um
Erfolg gebeten wird, einer Heirat, wo das Paar vor dem Altar betet und um
Zustimmung und den friedvollen und glücklichen Verlauf der Ehe bittet,
der Geburt eines Kindes, bei dem für dessen Gesundheit und positive Entwicklung
gebetet wird, einem Hauskauf usw. Die Bauern bringen kleine Gaben an den Rand
ihres Feldes und bitten um eine üppige Ernte.

Mein Mann und meine Tochter ins Gebet vertieft
 Aber wenn jemand nicht zu jedem 1. und 15. des Mondmonates seine Opfergaben
bringt, oder an Neujahr lieber feiern geht, als Zuhause die Ahnen zu ehren,
wird derjenige deshalb nicht vom Glauben ausgeschlossen.

Abschiedskuss für das Pferd aus Papier, dass gleich den Flammen übergeben wird
Der Ahnenglauben ist allgegenwaertig in Vietnam und auch grosse Religionen wie das
Christentum oder zeitweise Verbote seitens wechselnder Machthaber oder Besatzer
konnten sich nicht gegen ihn durchsetzten.

Und am Ende darf man alles aufessen :)
Auch mit dem Tod wird hier ganz anders umgegangen, als z.B. in Deutschland,
Österreich, oder der Schweiz.
Das letzte wovon man bei einer Beerdigung in Vietnam sprechen kann ist eine
"stille" Trauerfeier, aber davon berichte ich euch im naechsten Eintrag dieser Reihe.

Dienstag, 17. Januar 2012

(KEO) -Gute Reise Küchengott Ông Táo

Heute stand Grossputz auf dem Programm.
Der Hausaltar wurde gereinigt und die Asche der Räucherstäbchen, die sich das Jahr über in und um den Behälter sammelt wird endlich einmal weggefegt.
Danach werden die üblichen Opfergaben (über die ich in den nächsten Tagen mal ausführlicher Berichten werde) gebracht und im Anschluss, in einem kleinen Blechofen das Geistergeld verbrannt.

Typische Opfergaben für den Hausaltar, 7 Tage vor Tết (Quelle: vietbao.vn)
Gewidmet ist diese jährliche Prozedur genau 7 Tage vor dem Tết-Fest (dem traditionellen, vietnamesischen Neujahrsfest): Ông Táo - dem Küchengott.

Der Küchengott "Ông Táo" auf seinem Karpfen (Quelle: phanthi.vn)
Der Legende nach, reitet dieser auf einem Karpfen zum Meer, wo er sich in einen Drachen verwandelt und zum Himmlischen Palast fliegt, um dem Jadekaiser (Ngọc Hoàng Thượng Đế) Bericht über die Taten der Familie, im vorangegangenen Jahr zu erstatten.

Verkauf der Opfergaben aus Pappe
Die Nachricht, die der Küchengott -der sich die kompletten 12 Monate über fleissig Notizen über das gute oder schlechte Verhalten der Familienmitglieder macht- dem Jadekaiser überbringt, ist demnach entscheidend für den Wohlstand oder das Wohl, dass uns im kommenden Jahr widerfährt. 

Besonders originell: Bemalte Fische
Den Bräuchen folgend, wird in unserer Familie bei der Feier für Ông Táo, am 23.Tag des letzten Mondmonates ein gebratener Fisch für den Küchengott mit auf den Hausaltar gestellt.
Alternativ kann aber auch ein Papierfisch als Gabe gereicht werden oder viele Familien besorgen sich auch gleich einen echten Fisch. Einen der noch lebendig ist.
Vorzugsweise einen Karpfen, was sich aber eher nach dem Reichtum der Familie richtet.

Umzug zu Ehren des Küchengottes (Quelle: chuaphuclam.com)
Dieser Fisch wird anschliessend in einen Fluss oder See in die Freiheit entlassen, was ihm symbolisch gesehen ein langes Leben geben soll, -faktisch gesehen aber oft erst das Leben kostet, da nicht wenige Vietnamesen auf die glorreiche Idee kommen, die Tiere -im besten Falle- gleich von einer Brücke aus in die "Fluten" zu werfen..


Einigen Fischen wird die "Freiheit" geschenkt (Quelle: vietbao.vn)
Das Ritual um Ông Táo ist die erste Vorbereitung für Tết Nguyên Đán, zu der sich möglichst alle Familienmitglieder einfinden und das in der Regel dann mit einem gemeinsamen Essen, der für den Küchengott zubereiteten Speisen endet.

Dienstag, 10. Januar 2012

(KEO) - Tết-Das vietnameische Neujahr, in einer ganz "normalen" Familie

Kaum ist das eine vorüber, steht auch schon wieder das nächste Neujahrsfest an.
Das "eigentliche" Silvester, findet bei uns nämlich erst in rund 2 Wochen statt:
Das vietnamesische Tết-Fest.
Diesmal fällt es auf den 23.01.2012, ein Drachenjahr. Etwas früh, denn im Normalfall wird das "frohe Neue" in Vietnam, so gegen Mitte bis Ende Februar willkommen geheissen.
Dadurch, dass Tết sich aber nach dem Mondkalender (Âm Lịch) richtet, verschiebt es sich alljährlich um einige Wochen und kann wie heuer eben schon Ende Januar sein. Für gewöhnlich liegt es jedoch irgendwann zwischen Februar und März.

Baumbehang für den "Cây Đào"
Und Tet ist wie bei den Deutschen das Weihnachtsfest:  "Traditionsgemäß" die stressigste Zeit im Jahr!
Den Bräuchen und Sitten folgend, muss das gesamte Haus vom (nicht vorhandenen) Keller bis unters Dach
einer Generalreinigung unterzogen werden, etliche Gerichte sind vor-und zuzubereiten, Arbeitskollegen,
Freunden und Familie wird die Aufwartung gemacht, der Altar (der in jedem Haushalt zu finden ist) hat auf Hochglanz poliert zu werden, ein Baum wird herbeigezaubert und geschmückt, Kindern steckt man die roten Briefchen -die ein paar Banknoten beinhalten- zu, für die Erwachsenen besorgt man ganze Geschenkkörbe oder mit Präsenten gefüllte Taschen, Opfergaben werden gebracht und -ein einziges Mal im Jahr- Vorräte herangeschafft.

Die Wohnung auf hochglanz poliert
Alles fiebert auf den einen Moment hin, nach dem sich ganz Vietnam im Anschluss für etwa eine Woche im totalen Ausnahmezustand befindet.

"Chợ Tết" (z.dt. der Neujahrsmarkt)
Denn ist die Neujahresnacht vorüber, sind die Strassen hier wie leergefegt.
Sämtliche Geschäfte, Ämter, Banken und Restaurants haben geschlossen und jeder widmet seine freie Zeit seinen Nächsten. Man besucht sich gegenseitig, holt sein edelstes Tröpfchen aus dem Schrank und es wird
gegessen, gegessen, gegessen und nochmals: gegessen.

Nachdem es den Ahnen serviert wurde, kann man selber zubeissen
Jeder ist einer Hochstimmung, der auch die extrem niedrigen Temperaturen um Tet herum, keinen Abbruch tun können.

Auch bei uns Zuhause spürt man die Veränderungen bereits wieder deutlich und euch interessiert mit Sicherheit, was da genau passiert und wie so ein Jahreswechsel in Vietnam von statten geht.

Da das neue Jahr aber erst noch vor der Tür steht, berichte ich euch einfach wies letztes Mal war.

Der Drache aus Blumen auf dem "Chợ Tết"
Bevor es so richtig losging, also noch gegen Ende des alten Jahres, hatten wir erstmal jede Menge Arbeit in der Firma. Liegengebliebene Unterlagen mussten abgearbeitet- und noch ausstehende Geschäfte oder Verträge weitestgehend unter Dach- und Fach gebracht werden und geliehene Gegenstände oder Beträge wurden zurückgegeben, um zu vermeiden dass das neue Jahr finanziell schlecht läuft.
An einem freien Wochenende sind wir dann mit unserer Kurzen auf den Tet-Markt (Chợ Tết) gegangen um uns die alljährlichen, prachtvollen Blumendekorationen anzusehen und um ein paar rote Umschläge für die Geldgaben an Kinder (lì xì) und etwas Schmuck für den Neujahrsbaum (cây đào) zu besorgen.

Die traditionellen, roten Umschläge (lì xì)
 Die folgenden Tage verbrachten wir damit, verschiedenen Familienmitgliedern, Kollegen und Freunden von uns kurze Besuche abzustatten, oder solche Besuche bei uns Daheim zu empfangen und bewirten.
Das läuft für prinzipiell immer gleich ab. Für die Erwachsenen werden Taschen oder Körbe, gefüllt mit Keksboxen, Tees, Kakao, Kaffee, Zigaretten oder Spirituosen überreicht und den Kindern die schönen Cellophan- od. Papierhüllen (lì xì) zugesteckt, in denen sich je nach wohlstand des Empfängers und des Senders zwischen 20.000-500.000 Dong befinden.

Blick auf das Tet-Feuerwerk, vom 11.Stock eines Hotelbalkons
 Ich würde sagen, dass eine 50-Tausend Dong Note so den gängigsten Inhalt darstellt.
Wichtig ist dabei, dass der Geldschein neu ist. Mindestens aber sauber, glatt und ordentlich gefaltet.
Danach sitzt man bei einem Tee (meistens grüner) oder den -mit einem Schluck Rotwein, edlen Cognac od. Whisky gefüllten- besten Gläsern aus der Vitrine des Hauses, etwa 5-20 Minuten zusammen und erkundigt sich gegenseitig nach der Gesundheit der Familie und den letzten Neuigkeiten oder Veränderungen.
Kaum hat man sich hingesetzt, verabschiedet man sich auch schon wieder und bricht zu seiner nächsten Steppvisite auf.

Auf Neujahresbesuch bei Verwandten
Richtig nett wird dieser Brauch, wenn jemand (wie mein Mann Tung), in gehobenerer Position ist oder einfach einige Mitarbeiter unter sich hat, die ihm die Aufwartung machen müssen.
Auf "diese Weise" haben wir im letzten Jahr dann am Ende der Feiertage rund 6 Stangen Vinataba (Zigarettenmarke), 5 Karton Bia Ha Noi, 1 Karton Heineken Bier (alle a 24 Dosen), 3 Flaschen Jimmy Walker, 2 Flaschen Jack Daniels, 1 Flasche Hennesy, 2 Geschenkkartons mit "Baileys" und Schmuckgläsern, 2 Flaschen Rotwein, 2 Flaschen Weisswein, 6 Geschenkboxen Kekse, 8 Tees, 4 Kakaosorten, 7 Kaffe (Instant u 1"echter"), 3 Karton Pralinen, 2 Karton Schokokonfessionen, 2 Fische und 3 Hühner erhalten ;)
Bestimmt habe ich etwas vergessen, aber das reicht ja auch fürs erste. Ich hatte alles gestapelt und abfotografiert, aber kurz nach Neujahr, am Geburtstag der Kleinen ist dann die Kamera verschwunden bevor ich diese atemberaubenden Bilder hochladen konnte. :(

Die "Präsenttüten" neben Tung beginnen sich zu sammeln
Während der Berg an Mitbringseln immer höher wurde und wir unsere Einkäufe getätigt hatten, haben wir unseren "Weihnachtsbaum" (in Vietnam meistens Kirschblüten- oder Pfirsichbäume, die vorläufig nur Knospen tragen, sich dann zu Tet aber öffnen und den Baum herrlich erblühen lassen) bei meiner Schwiegermutter drüben abgeholt und ihn mit Bi zusammen, mit den Anhängern (Goldfische- und Münzen, rote Fähnchen -auf denen Glückssprüche stehen-, blinkende Lichterketten und falsche Pfirsichfrüchte) geschmückt.

"Cây Đào" der vietnamesische "Weihnachtsbaum"
Am Tag des Tetfestes sind Tung und ich dann früh morgens mit unserer Kleinen ins Kloster raus nach Kien An gefahren. Man will sich ja schliesslich, schonmal das Wohlwollen der Götter und Geister, im Vorraus für das nächste Jahr sichern.
Nachdem wir gebetet- und jeder Gottheit ein bisschen Kleingeld zugesteckt hatten, sind wir nach Hause gefahren um das gesamte Haus auf hochglanz zu bringen und das Essen für unseren Hausaltar vorzubereiten.

Mit Hân vor dem Kloster
Hierfür muss ein Huhn gekocht, ein Schälchen mit Kräutersalz -in das eine kleine grüne Zitrone und kleingehackte Chillischoten kommen-, gebratene Frühlingsrollen, Miến (Glasnudelsuppe), gebratener Fisch und ein Schälchen Mắm (Fischsosse) auf ein grosses, rundes, silbernes Serviertablett arrangiert werden und dann ca. für die Dauer des Abbrennens von Räucherstäbchen, mit auf den Hausaltar gestellt werden.

Einige der typischen Gerichte zu Tết
Weitere Gaben sind Spirituosen, ein Bündel Falschgeld (tiền vàng) und eines mit verzierten Papier, zu besonderen Anlässen wie diesen zusätzlich noch ein ganzes Set aus Papiergegenständen wie Pferden, Toilettenartikeln, Autos, Kleidung, Schuhe und ganze Häuser, dass hinterher alles in einem kleinen Blechofen verbrannt wird.

Das "Geistergeld". Opfergaben aus Papier
Ausserdem noch Zigaretten (von denen eine für die Geister angezündet und auf ein abgebranntes Räucherstäbchen gesteckt wird-brennt sie ganz ab und bleibt die Asche dabei auf dem Stummel, ist das ein gutes Zeichen und bringt Glück), Blumen (in der Vase und lose Blütenköpfe auf einen Teller verteilt), ein Gefäß mit trockenem Reis und ein weiteres mit Salz gefüllt, ein Miniatur-Teeservice mit frischen Wasser, ein Topf zum einstecken der Räucherstäbchen und ein kleiner Teller auf dem ein grünes Blatt mit dazugehörender Frucht liegt (chau cau/den dt. Namen kenne ich leider nicht).

Der hauseigene Altar in der Neujahrsnacht
Als wir dann unsere Opfergaben gebracht hatten, haben anh Tung und ich mit aufeinandergelegten Handflächen in Brusthöhe, zu den verstorbenen Ahnen gesprochen und uns hinterher 3xMal vor dem Altar verneigt.
Nach gut einer halben-dreiviertel Stunde, haben wir das Tablett mit dem Essen und die einzelnen Papiergaben nach unten geholt und die falschen Scheine, Pferde, Kleidungsstücke und Co in dem kleinen Blechofen vor der Haustür verbrannt.
Auch im Erdgeschoss hatten wir einen riesen Teller mit den ausgewählten Gerichten aufgestellt.

Früchteteller und Blumenschmuck für den Hausalter
Bis wir endlich mit allem fertig waren, war es auch fast schon Mitternacht und wir haben uns schnell auf den Weg, zum nahegelegenen Haus meiner Schwiegermutter gemacht, für die ich schon am Tag zuvor das Haus geputzt hatte, damit sie in Ruhe ihre Vorbereitungen treffen konnte.
Weil er der einzige männliche Nachkomme ist, muss anh Tung auch hier, gemeinsam mit seiner Mutter für eine ausreichende Verehrung der bereits verstorbenen Familienmitglieder sorgen.
Als wir eintrafen, saß sie bereits in ein Gebet vertieft vor dem Hausaltar, im obersten Stockwerk ihres Zuhauses. Bi trieb uns zur Eile an, weil sie pünktlich um 0 Uhr, auf der Dachterrasse das Hai Phonger Feuerwerk ansehen wollte.

Meine Schwiegermutter noch mit Lockenwicklern im Haar, ins Gebet vertieft
Darum machten anh Tung und ich uns ebenfalls schleunigst daran, ein paar "Tackte" zu den Verstorbenen zu sprechen, so dass wir rechtzeitig zum Abschuss der Raketen fertig waren und auf den Balkon traten.
Allerdings wurden wir, besser gesagt Han (Bi's richtiger Name) herbe enttäuscht, da von dort aus lediglich ein bunter Schimmer am Himmel zu erkennen war.
Dementsprechend enttäuscht stampfte unser Zwerg (wobei sie inzwischen eigentlich schon der totale Lulatsch ist) einige Male kräftig mit den Füssen auf, quetschte ein paar Tränen raus, quengelte und quietschte ein wenig und lies sich erst durch einen "lì xì" wieder etwas aufmuntern.

Bi stampft frustriert auf! :)
Das meine Schwiegermutter bereits kurz nach unserem Eintreten erschreckt meinte, wir sollten den Hund wieder rüber bringen, weil der ein schlechtes Omen für das kommende Jahr sei, haben wir übrigens
"überhört". War doch fast so, als hätte sie gesagt: "Bringt euer Kind weg, das bringt Unglück!" ;)
Ausserdem hat King Kong schreckliche Angst vor den Böllergeräuschen (auch wenn die richtig langen,lauten Böllerketten schon längst verboten sind), weshalb wir den vorangegangenen Jahreswechsel überhaupt erst Zuhause verbracht haben.
Den im vorletzten und vorvorletzten hatten wir ausserhalb, im Restaurant oder einem Tanzlokal verbracht.

Mit "lì xì" in der Hand konnte Bi dann auch wieder lachen
Kurz nach dem Feuerwerk sind anh Tung und ich wieder zu uns gegangen, wo wir noch ein bisschen gefernseht-, etwas von den leckeren Mahlzeiten gegessen- und die Jahreshoroskope unserer entsprechenden Tierkreiszeichen studiert haben.

Anh Tung kommt seiner Pflicht nach
Fast die kompletten Feiertage im Anschluss, haben wir wie vermutlich die meisten Vietnamesen, damit verbracht sämtliche nähere, entfernte und ganz weit entfernte Verwandte auf dem Land und in den Dörfern in und um Bac Giang zu besuchen.

Hinterher war die kleine Maus wieder froh
Und so schnell wie es gekommen war, war es auch schon wieder vorbei und nun steht bereits das nächste Tet-Fest vor der Tür!

Noch ein letzter Abschiedskuss für mein kleines Pony...


bevor anh Tung es erbarmungslos in den kleinen Metallofen stopfte...


 und den Flammen übergab..!



Und damit wünsche ich euch allen, im Vorfeld schon einmal ein frohes und erfolgreiches, neues Jahr des Drachen!