Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
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Dienstag, 30. Juni 2015

Về Quê - Besuch auf dem Land

Wer den Blog ueber die Jahre mitverfolgt weiss, dass ich nicht nur mit
meiner Schwiegermutter nicht immer ganz eins war, sondern es mir
besonders vor den Fahrten zur weitlaeufigeren Verwandtschaft auf dem
Lande stets besonders graute.

Aber im Jahr der Ziege sollte sich nicht nur die Beziehung zu Tungs
Mutter schlagartig verbessern, sondern die zur Dorfverwandtschaft
gleich mit...


Fuer gewoehnlich drueckte ich mich mit Ausfluechten wie Krankheit
oder erfundenen- bis hin zu absichtlich auf diesen Zeitraum gelegten
Terminen vor den alljaehrlichen Pflichtbesuchen in "Bắc Giang", dem
nord-oestlich der Hauptstadt "Hà Nội" gelegenen Heimatdorf,
der Familie meines Mannes.

Waehrend ich mir den Kopf zerbrach, wie ich mich auch heuer moeglichst
unauffaellig aus der Affaere ziehen konnte, kam bereits die drohende
Ansage von Tung: und wehe mir, ich wuerde nicht mit von der Partie sein!
Schon viel zu lange sei ich nicht mehr dort gewesen und gerade jetzt,
wo seine Mutter doch so guter Dinge waere, duerfte ich keinesfalls Zuhause
bleiben! Na klasse, dachte ich mir im Stillen.


Der junge Braeutigam im schwarzen Smoking
Man muss wissen, dass unter den etlichen Omas und Onkeln und
Cousins und Schwagern und Schwipp-Schwaegerinnen und so weiter
und sofort, ein mir ausserordentlich verhasster -ich glaube Ehemann
einer Cousine- war, der mich damals als ich noch voellig unbefangen
und unvoreingenommen die ersten Male mit aufs Land gefahren bin,
vor versammelter Mannschaft total runtergemacht und offen vor allen
beleidigt hat. So sehr, dass ich im Anschluss sogar Pipi in den Augen
hatte und die einzigste, die Partei fuer mich ergriffen- und mich (wie
eine Loewin ihr Junges) verteidigt hatte war Bi, meine geliebte
(Stief-)Tochter. Alle anderen haben gelacht und sich koestlich amuesiert
-und ich sie seither aus tiefsten Herzen gehasst!

Mein lieblings-"Schwager" (re.) und der "verhasste Cousin" (li.) geben sich gegenseitig die Ehre ;)
Nicht einmal Tung hielt es fuer noetig, das Wort fuer mich zu
ergreiffen und hat die Situation seither auch immer runtergespielt und
meinte "oooch, das sei doch nur ein Spass von A....(wie Arsch-entschuldigt
bitte die harsche Wortwahl) ;) gewesen und er haette eben ein wenig zu tief
ins Glas gesehen, oder aber ich muesste A (wie Arsch) verstehen, er kaeme
halt vom Land und haette einfach noch Vorurteile etc.

Verstaendnis?! -So, so. Haette im Gegenzug jemand von meiner
Familie Tung auch nur schief angesehen (da haette noch nicht mal
jemand etwas falsches oder unhoefliches sagen brauchen!), ich
schwoere euch, er haette nie wieder auch nur einen Fuss auf deutschen
Boden gesetzt, so gekraenkt waere er gewesen! Und ich sollte also
Verstaendnis haben und Nachsicht aufbringen fuer eine Person, die
mir vor versammelter Mannschaft ins Gesischt sagt, wie sch.....
Deutsche Frauen sind und was fuer Schla..... wir im Grunde genommen
waeren.

Blick vom Balkon auf den Hinterhof und einige Nachbarhaeuser
Verstaendnis konnte ich dafuer beim besten Willen nicht aufbringen,
allerdings den Anstand, mich nicht auf dieses Niveau herabzulassen
und ihm ebenfalls irgendwelche Beleidigungen entgegenzuwerfen.
Ich stecke beim Versuch eine gute und achtbare, vietnamesische
Schwiegertochter abzugeben bereits mehr als genug weg und schlucke
Dinge runter, die ich mir -nach den Jahren in Khanh's Familie und
der darauffolgenden Krebserkrankung- geschworen hatte, nie wieder
runterzuschlucken und wegzustecken! Lediglich des Protokolles wegen
Anstandsbesuche zu initiieren, die fuer mich eine solche Qual darstellen,
wuerde ich mir jedoch mit Sicherheit nicht mehr antun!

Doch dieses Jahr gab es offensichtlich kein Entrinnen und so biss ich
in den sauren Apfel und fuhr nach Jahren der Abwesnheit wieder mit
auf's Land, wo die groesste der Ueberraschungen seit meiner Rueckkehr
aus Deutschland auf mich warten sollte...

typische Maennerrunde mit Cousin A (re.) in weiss..
"Cun", eine der beiden Lieblingscousinen meines Mannes und meiner
selbst, die zwischenzeitlich im Ausland arbeitete, war ueber Neujahr
zu Besuch gekommen und hatte (und jetzt kommt's) ihren amerikanischen
Freund "Michael" gleich mitgebracht!

Und den fand verhasster Cousin A so toll und cool, dass dieser sich
staendig an mich wandte (diesmal wusste er sogar meinen Namen und
rief mich "Keo" statt "con Tay", was je nach Betonung und Hintergrund
mitunter auch ziemlich herablassend und beleidigend gemeint sein kann)
und bat mich am laufenden Band fuer ihn zu uebersetzen. Ich sprach
-abgesehen von ihm- ja beide Sprachen fliessend und war als notwendiges
Sprachrohr zwischen ihm und Michael ploetzlich wahnsinnig in seinem
Ansehen gestiegen! Endlich war ich nicht mehr allein! Jetzt war nicht
mehr ich der "Alien" unter den Anwesenden, sondern ein von allen
akzeptiertes und bekanntes, langjaehriges Familienmitglied. Mit einem
Schlag gehoerte ich fuer sie dazu, war ich endlich auch eine von ihnen
und das zeigten sie mir ab da auch. Nie hatte ich mich so wohl- und
angenommen in meiner Haut gefuehlt, wie an diesem Nachmittag bei
unserer Familie.



Von da an war "Michael" der Auslaender unter uns. Nicht mehr ich!
Was fuer ein herrliches Gefuehl. So lange hatte ich seit Tungs und
meiner Hochzeit vor bald sieben(!) Jahren unter der miesen Stimmung
und Abneigung derer gelitten, die eigentlich meine neue Familie sein
sollten und nun hatte sich das Blatt endlich gewandelt!

Als an diesem Nachmittag verkuendet wurde, dass wir gegen Ende
des Monats erneut anreisen sollten, um die Hochzeit von Cousin X
zu feiern, freute ich mich aufrichtig auf diesen erneuten Besuch.
Dieser wurde, wie der vorige zu Tet ebenfalls ein richtig schoener,
ausgelassener Tag, an dem wir endlos viel miteinander gescherzt,
uns gegenseitig geneckt (jedoch war nicht mehr ich das Ziel dieser
Neckereien) und endlos viel miteinander gelacht haben.

Schwager Hung bei seinem Staendchen zu Ehren des Brautpaares
Cun und Michael sind mittlerweile zwar zurueck in den Staaten ,
aber ich werde weiterhin als gewoehnliches Familienmitglied
behandelt und weiss , dass ich das nun auch wirklich bin....



Wir haben uns praechtig darueber amuesiert, als mein Schwager Hung, vor lauter 
Feuchtroehlichkeit, statt der Glueckwuensche zur Hochzeit versehentlich alles 
Gute zum Geburtstag wuenschte... :D 
Den wirklich lustigsten Clip von allen finde ich aber leider nicht mehr :(

Samstag, 4. Januar 2014

Ende und Neuanfang

Hallo ihr Lieben,

nach den letzten beiden, sehr unsinnigen Beitraegen hoffe ich, dass
die betreffenden Personen nun endlich Ruhe geben und wir dieses
leidige Thema abschliessen koennen.

Einzig eine letzte Anmerkung moechte ich betreffend Peter Kaul-
fuss (entschuldige bitte meine Tastatur hat kein scharfes "s") noch
machen. Ueber ihn schrieb ich er wuerde mir unterstellen, dass es
meinerseits Unterschlagungsvorwuerfe gegen Juergen gaebe, was
ich aber ja entschieden von mir weisen moechte.
Ich moechte hierzu noch einmal klar zum Ausdruck bringen, dass
ich niemanden irgendetwas unterstelle oder vorwerfe. Ich bin kein
Richter und die letzten beiden Beitraege wurden auch nicht zu
diesem Zwecke verfasst. Das nur nochmal zum Abschluss.

Nun aber zurueck zu Peter. In seinem Falle moechte ich von meinem
Vorwurf Abstand- bzw diesen sogar zuruecknehmen. Offensichtlich
lag ich hier falsch und Peters Aussagen diesbezueglich betrafen nicht
mich sondern eine andere Person, deren Namen ich nun aber nicht
mehr nennen moechte, um der ganzen Sache keinen neuen Zuendstoff
mehr zu geben, da sie uns alle bereits genug Zeit und Nerven gekostet
hat wie ich finde.

Er lies mir gestern ein paar Auszuege unserer Unterhaltungen zum
Thema zukommen, unter denen sich eine Nachricht von Peter an mich
befand, die ich aus Zeitmangel noch nicht ganz oder gar nicht gelesen
hatte, die aber ganz klar besagt, dass sich seine Statements nicht gegen
mich richten. Sieht demnach so aus als haette ich hier einen Fehler
gemacht und Peter zu unrecht verurteilt. Hierfuer moechte ich mich
ausdruecklich entschuldigen und Peters Namen oeffentlich reinwaschen.
Da war ich wohl etwas vorschnell. Das haette nich passieren duerfen.
Zu allen anderen Punkten stehe ich und weiche auch nicht von ihnen ab.
So aber jetzt denke ich ist es an der Zeit diese Angelegenheit ein fuer
allemal ad acta zu legen und hoffe, dass sich auch die Gegenseite von
nun an daran haelt.

Kommen wir also zurueck zu den alltaeglichen Dingen des Lebens.
Wie ihr ja mitbekommen habt, haben wir vor einigen Wochen ein Haus
gekauft und bereits vor rund zwei Wochen ueberraschen eingezogen.
Ueberraschend deshalb, weil die vollstaendige Zahlung unseres neuen
Heimes erst fuer Anfang 2014 vorgesehen war. Scheinbar fiel das
Gejammer und Geweine meines Mannes ueber die eises Kaelte im
alten Zuhause zur Abwechslung aber mal auf fruchtbaren Boden. So
entschloss sich seine Mutter -die das Geld vorstrecken sollte bis auch
unser ehemaliges Domiziel einen neuen Besitzer gefunden haette-
kurzerhand also den Kauf bereits frueher als geplant abzuwickeln.

Exakt am Sonntag den 22.12. um 08:15 bezogen wir somit unser
nigel-nagel-neues (tatsaechlich ein Neubau ohne Vorbewohner -was
natuerlich ein zusaetzliches Schmankerl ist) Eigenheim. 08:15 genau
weil dies der von den Moenchen ausgerechnete, glueckbringende
Moment fuer den Einzug ist. Zur Begruessung gab's erstmal die
Trauerfeier eines eben verstorbenen Nachbarn gleich nebenan, mit
zugehoerigem Laermpegel. Unsere Aufgabe bestand unterdessen darin,
den grossen, schweren (und dank anh Tung klugerweise zudem erst
frisch lackiert-und dadurch noch mit feuchter Farbe versehenen-)
Holzaltar fuer die Ahnenverehrung vom Erdgeschoss nach oben in den
dritten Stock zu hiefen. Was -da das Treppenhaus ziemlich schmal-
und der Tisch wie gesagt noch nicht trocken war- gar kein so leichtes
Unterfangen war.

Als die Musik der Trauerfeier des Nachbarn einen kurzen Augenblick
lang verstummte, muessen die Gaeste der Zeremonie bestimmt nicht
schlecht gekuckt haben, als sie mich fluchen und schimpfen hoerten,
nachdem der Altar mehrmals mit seiner feuchten Farbe gegen die
frisch gestrichenen Waende, Decken und das Holzgelaender des
Treppenhauses dockte. Ganz davon abgesehen, dass mittlerweile
meine komplette Kleidung einschliesslich Haare und Gesicht in
schmuckem Holzbraun gefaerbt waren... :D

Nachdem mein Mann und ich das halbe Haus zusammengerumpelt
und ruiniert hatten, machten wir uns daran die Liste mit den Vor-
gaengen zur Einweihung des neuen Heimes abzuarbeiten. Ganz
ohne Spiker haben wir das noch nicht drauf. Man zieht ja aber auch
nicht alle Tage um. ;) Als die Gebete gesprochen-, die Opfer gebracht-
die Raeucherstaebchen und Kerzen entzuendet- und Tung und ich fix
und fertig waren, war es soweit. Die Umsiedlung war besiegelt. Nun
mussten wir nurnoch das Papiergeld verbrennen, eine gekochte Mahl-
zeit dort zu uns nehmen und diese Nacht im neuen Zuhause ver-
bringen, dann waere der rituelle Teil schonmal abgeschlossen und
wir konnten mit dem regulaeren Umzug beginnen. Der laeuft eben-
falls anh Tung sei Dank derzeit noch etwas gemaechlich von statten.
Ich bin jedoch guter Dinge, dass zumindest die Moebel heute
endlich vollstaendig ankommen werden. ;)

Aus der Ruhe bringen kann mich ohnehin nichts mehr. So rundum
gluecklich und zufrieden war ich schon Jahre nicht mehr. Das neue
Heim ist ein Knueller. Mein 6-er im Lotto den ich mir -wie ich
finde- nach rund vier Jahren in der Bruchbude die wir vorher behaust
hatten auch redlich verdient habe. Statt dunkel, trostlos, eisig-kalt
und feucht heisst es nun endlich, endlich licht-und sonnendurchflutet,
freundlich, warm und gemuetlich. Ein absoluter Traum ist auch mit
den beiden kleinen Gaertchen in erfuellung gegangen. Einer vorne,
einer hinten im Haus. Das ist selbstverstaendlich auch fuer unsere
-mittlerweile vier Vierbeiner- King Kong, Miu und ihre Babys der
reine Segen. Bilder schicke ich euch beim naechsten Eintrag nach.

Samstag, 8. Juni 2013

Eine weiß(s)e Entscheidung

Wer mich so auf der Strasse sehen würde, würde sicherlich nie und nimmer
glauben, dass ich in einem Land in Asien, fast unmittelbar am Meer- und
mit einer Durchschnittstemperatur von 35° aufwaerts, in den Sommermonaten
lebe.

Schuld daran ist meine Hautfarbe, die eher der eines Sahnetörtchens-,
als der eines Snickers oder Twix gleicht. :)

Interessanterweise stehe ich mit dieser Faerbung allerdings nicht allein da,
sondern ein ganzer Haufen meiner Mitbewohner hier in Vietnam traegt
diesen Teint und das auch noch mit voller Absicht.

Man könnte meinen das Bild sei im Winter entstanden..
Ja sogar mit purer Leidenschaft und sehr viel Engagement, denn wer möchte,
findet hier Produkte die angeblich die Haut weiß machen sollen wie Sandkörner
an einem unserer nahegelegenen Straende.

Mindestens genauso vernarrt wie wir Europaeer in ein schönes Braun auf unseren
Armen, Beinen und dem Dekoltee sind, sind die Asiaten naemlich in ein
Weiß, dass am Besten das von Schnee oder Wolken noch übertrifft.

So verwunderlich das Ganze für das westliche Ohr auch klingen mag,
so einfach und nachvollziehbar ist es erklaert, denn abgesehen davon,
dass sich die Farbe Weiß schlicht als Schönheitsideal etabliert hat,
hat der Hang zur Blaesse in Asien im Grunde genommen den selben
Hintergrund wie der Hang zur Braeune ins westlicheren Gefilden:

Sie symbolisiert einen gewissen Wohlstand.
Eine dunkle Hautfarbe... - Das haben doch nur die Bauern und Arbeiter,
die den ganzen Tag in sengender Hitze draussen-, dem Sonnenlicht
ausgesetzt das Feld bestellen- oder ihre Bauarbeiten verrichten müssen.
"Xe om"- sprich die Motorradtaxifahrer, die taeglich auf ihren Motorraedern
an jeder Ecke stehen und von Früh bis Spaet auf Kundschaft warten,
die zahllosen Strassenverkaeufer/innen der Imbiss-und Verkaufsstaende,
genauso wie die Flaschensammlerinnen, die fliegenden Haendler, oder
Marktfrauen.

....und nicht bei 40 Grad im Schatten :)
Allesamt Beschaeftigungen, in denen man sich viel im freien bewegt und
einen sehr niedrigen Umsatz hat, was widerum bedeutet dass dies die
eher aermliche bis bettelarme Bevölkerungsschicht Vietnams oder
Asiens allgemein ist.

Die jenigen, die zum besser verdienenden Teil der Menschen hier
gehören, haben hingegen zumeist Berufe, die sie in geschlossenen
Raeumen wie Büros und Banken ausführen können, in denen sie
sicher sind vor Dingen wie beissender Sonneneinstrahlung und
den Folgen die diese mit sich bringen, wie eben intensiver Braeune
oder vorzeitiger Hautalterung.

Bei letzterem Punkt ist man hier naemlich um einiges intelligenter
als drüben, wo man sich auch noch im Winter mehrmals die
Woche ins Solarium begibt, um mit künstlicher Farbe möglichst
das ganze Jahr wie "frisch aus dem Urlaub" aussieht, dafür aber
auch in Kauf nimmt mit 15 schon so auszusehen wie 35, weil
die Haut da nicht mitspielt und man rasend schnell altert.

Nicht umsonst sehen die meisten Asiatinnen auch mit über 30
eher noch aus wie 12, denn der Schutz vor zuviel Braeune
schützt immerhin auch vor zuvielen Falten, die viel zu früh
das Gesicht verunzieren. Die im Normalfall gesunde und
ausgewogene Ernaehrung und der Verzicht auf Tabak und
Alkohol unterstützen dies selbstverstaendlich noch,
aber einen Löwenteil kann man mit Sicherheit der fast schon
extremen und hartnaeckigen UV-Abstinenz zuschreiben.

Man versucht auch nicht einfach nur den Gang selbst in die
Sonne zu meiden, sondern zieht darüber hinaus auch noch
alle Register, muss man doch mal zu unbeliebter Stunde
nach draussen.

Sonnenschutz ist das A und O
So sehen vietnamesische Motorradfahrer/innen selbst
in der Mittagshitze, bei strahlendem Sonnenschein um die
35-40 Grad von der Aufmachung her eher aus als würden
sie zu einem Eishockey-Spiel unterwegs sein, ob zu einem
Strandausflug. :)

Helm oder Hut, Gesichtsmaske (die sich optisch mit einem
über die Nase gezogenen Tuch für einen Banküberfall
vergleichen laesst), ein langes Beinkleid und ein
langaermliges Hemd gehören sozusagen bereits zur
Grundausstattung eines jeden Motorradfahrers in Vietnam.
Bei einigen kommen dann noch Sonnenbrille und
"Prinzessinnen-Handschuhe" hinzu.
Das sind Handschuhe, die fast bis unter den Oberarm
reichen. Das der Nackenkragen ebenfalls aufgestellt wird,
um nur ja keinen Zentimeter freie Haut übrig zu lassen,
versteht sich vermutlich von selbst. ;)

Ja und wir "Tây"`s, wie sie uns hier rufen und was übersetzt
schlicht soviel heisst wie "Westler"?!
Uns halten sie mit Bestimmtheit für völlig übergeschnappt,
wenn sie uns so in Flip-Flops, Mini-Rock oder knapper
Short, mit kurzaermligen Oberteil mitten in der knallenden
Sonne an den Strand rennen sehen.
Das tut man hier übrigens naemlich auch nur nach
Sonnenuntergang - also an den Strand gehen meine ich.

Wenn die wüssten, dass bei uns die Regale in den Super-
maerkten statt mit Weißmachern mit halben
"Brandbeschleunigern" und Cremes gefüllt sind, die die
Haut angeblich um einige Nuancen verdunkeln- oder
die Braeune aus dem letzten Urlaub noch etwas in die
Laenge ziehen sollen und wir uns zudem auch noch
einen Frevel wie Solarien gönnen, dann würden sie mit
Sicherheit die Welt nicht mehr verstehen...und erst
recht nicht UNS :D :D

Dienstag, 28. Mai 2013

Besuchermarathon und ein Geburtstagskind mittendrin statt nur dabei

Hallo meine Lieben,

ich hoffe ihr aergert euch nicht allzu sehr über die erneute, kleine Pause, aber wie ihr sicherlich mitbekommen habt, geben sich meine Familienmitglieder aus Deutschland hier derzeit sozusagen die Klinke in die Hand. :)

Nach meinem Bruder, der nur etwa ein Jahr aelter ist als ich und seiner Freundin, sind nun meine liebe, süsse Mama, mein zweiter und aeltester Bruder von uns drei "Kindern" und dessen langjaehrige Freundin hier.
Naja, zumindest waren sie es, denn im Moment ist nurnoch meine Mama, die ja fast schon ein alter Vietnamhase ist bei uns. Für sie ist es immerhin schon das dritte Mal und sie schwingt sich trotz grosser Angst jedesmal todesmutig hinter meinem Mann oder mir aufs Motorrad, isst mit Staebchen als haette sie nie etwas anderes getan und kostet bereitwillig auch noch das ausgefallenste Gericht, dass ihr vorgesetzt wird.

Die beiden anderen sind Samstag Nachmittag für eine Woche Strand-Resort-Urlaub weitergeflogen nach Da Nang, oder besser gesagt nach Hoi An. Da Nang ist lediglich der Flughafen an dem sie landen und von dem aus es dann in ihr Stranddomizil geht. So sehen sie in ihren knappen zwei Wochen in Vietnam (übrigens der erste Asienurlaub überhaupt von den Zweien!) schon mehr vom Land, als ich in meinen bald schon 5 Jahren.
Anh Tung und mir war es leider unmöglich, mit ihnen gemeinsam diese Reise nach Mittel-Vietnam anzutreten, da wir ja nun eine neue kleine Mitbewohnerin haben, für die wir niemanden haetten der sich ordentlich und vertrauenswürdig um sie kümmern könnte und um sie allein Zuhause zu lassen, ist sie noch zu klein. :(

Wie es aussieht gefaellt es meinem Bruder und seiner Freundin ganz gut hirt und sie sind ganz stolz auf sich, dass sie es schon einige Male geschafft haben, die Strasse zu überqueren ohne dabei umzukommen. ;)
Meinen Vergleich des Verkehrs mit einem reissenden Fluss und uns den Fussgaengern, als Indiana Jones, der diesen zu bezwingen versucht, fanden sie jedenfalls sehr trefflich. ;)

Bevor die "Truppe" angerückt ist, musste ich hier im Haus-, dass bei unserer Rückkehr aus dem meiner Schwiegermutter nun vollends verwahrlost und heruntergekommen war, ersteinmal über einen Monat lang hier klar Schiff machen und der Bude eine Rundumerneuerung verpassen.
Es war harte Arbeit aber es hat sich allemal gelohnt! Den "Vorher-Nachher"-Vergleich werde ich euch in Kürze (spaetestens noch ca eine Woche, sprich nach ihrer Abreise) hier praesentieren.
Sieht jedenfalls fast aus wie neu..

Der Strand des Resorts meines Bruders und meiner Schwaegerin in Spe in Hoi An ;)
Was unsere Vietnam-Neulinge anbelangt...die haben ihre erste, von anh Tung und mir gelehrte Lektion, naemlich "laaaaangsam essen!" schon richtig gut gelernt. :)
Ich kann euch gar nicht erklaeren, wie seltsam und befremdlich (ja fast schon abstossend um ehrlich zu sein) es für uns war, nach so langer Zeit und vor allem hier wo man nicht damit rechnet und es nicht gewohnt ist, deutsches Essverhalten mitanzusehen, denn das unterscheidet sich ja grundlegend vom Vietnamesischen, wie die Vietnamkenner unter euch sicher wissen. :)

Sie schlagen sich aber wie gesagt nicht schlecht und so konnte sich UNSER Kulturschock (also der meines Mannes und mir) einigermaßen in Grenzen halten :D

Seit knappen 3 Stunden vietnamesischer Zeit ist übrigens der Geburtstag meiner Mama :)
Für die haben wir heute eine, bzw mehrere -wie wir zumindest hoffen oder denken- riiiichtig, riiiichtig schöne Überraschung.

Was das ist erzaehle ich euch beim naechsten Mal und dann gibts auch wieder ein paar schöne Bilder für euch. Da das der erste Geburtstag seit -glaube ich- rund 4 Jahren ist, den ich gemeinsam mit meiner Mama feiern kann, liegt mir dieser Tag besonders am Herzen, zumal ich seit jeher die Tradition gepflegt hatte, meiner Mutter zu jedem einzelnen Mutter- und Geburtstag einen herrlichen Festtagstisch zu bereiten.
Dieses Jahr das Geburtstagskind bei mir- und somit die Chance zu haben, diese Tradition endlich einmal wieder zu zelebrieren, ist für mich ein unsagbar schönes Gefühl und auch anh Tung freut sich wie Schnitzel, dass wir meine Mama an diesem Tag hier bei uns haben und ist schon total aufgeregt. :)

So, jetzt muss ich aber endlich und zackig in die Kiste verschwinden, damit ich morgen aus selbiger auch pünktlich früh Morgens wieder rauskomme, damit ich die Überraschung noch rechtzeitig fertigmachen kann.

Euch allen eine schöne restliche Woche und ach ja, diejenigen von euch, die den Einzug von Miu (die inzwischen durch ihren Charakter auch den Beinamen Nghich- bzw mit deutscher "Verniedlichung", also einem "i" am Ende "Nghichi" von uns verpasst bekommen hat, weil sie so aufgekratzt, wild und frech ist),
der kleinen Maus geht es nun schon seit einiger Zeit blendend und sie waechst und gedeiht und entwickelt sich zu einer echten Schönheit wenn ich das so ganz bescheiden bemerken darf ;)
Sie und King Kong sind dicke Freunde geworden und den ganzen Tag ab toben und tollen.
Von den beiden Süssen gibts auf alle Faelle auch bald Bild- und Video Nachschub für euch.

Liebe Grüsse an euch alle,

Eure Keo

Samstag, 27. April 2013

Frau Nguyễn

Liebe Leute, nach all dem Mist und den Unglücken, die uns in letzter Zeit widerfahren,
habe ich heute endlich, endlich zumindest persönlich was für mich zu feiern!!

Heute kam naemlich, nachdem ich mich nun schon so lange Zeit danach sehne der Bescheid vom
Standesamt in Berlin, der unter anderem folgende Mitteilung erhielt:

 [....]

Die Namenserklärung zugunsten des Ehenamens Nguyễn nach deutschem Recht ist hier bereits durch Zugang wirksam geworden.

 

Mit freundlichen Grüßen


....

Sprich mein sehnlichster Wunsch, den Familiennamen meines Mannes zu tragen ist heute auch nach deutschem 
Recht in Erfüllung gegangen und ich kann all meine offiziellen Dokumente und Ausweispapiere nun auf meinen
Ehenamen aendern lassen.

Ab heute heisst es also auch ganz offiziell und für den deutschen Rechtsraum gültig: Sabrina Nguyễn.

Selbst mein Mann hatte heute seit vielen Wochen endlich mal wieder was zu lachen und worüber er sich freuen konnte und war stolz wie Bolle, dass seine Frau nun seinen Namen traegt.

Gewollt war das aus zwei Gründen: Einmal dem persönlichen, da sowohl anh Tùng wie auch ich in der Beziehung ziemlich altmodisch eingestellt sind und wir beide das als Symbol dafür sehen, dass wir tatsaechlich eine Familie sind und zusammengehören.

Obgleich das tragen eines gemeinsamen Familiennamens in Vietnam so eigentlich nicht mehr üblich ist.
Das früher eine verheiratet Frau ab Tag ihrer Eheschliessung folglich dann mit Namen ihres Gatten angesprochen wurde,
aus "Ba Huong" wurde dann beispielsweise "Ba Tung", ist zwar heutzutage aus der Mode und das übliche 
Ablegen des Maedchennamens einer Frau um dann einen gemeinsamen Ehenamen zu bestimmen gibt es so eigentlich in Vietnam nicht, dennoch hat dieser Akt für meinen Mann den gleichen Wert wie für mich, die aus einem Land stammt in dem es nach wie vor durchaus üblich ist, dass bei einer Heirat die Frau künftig den Namen ihres Mannes traegt.

Zwar kann man auch in Vietnam auf eigenen Wunsch die aenderung des Nachnamens beantragen, doch hatte dies in unserem Fall keinerlei Auswirkung auf das deutsche Recht und somit unter anderem z.B. auf den Namen der in meinem Pass steht. 

Der zweite Grund ist ein rein praktischer. Da wir ja gemeinsam in Vietnam leben, werde ich mich künftig wesentlich leichter tun bei erforderlicher Angabe meiner Daten. 
Eine weitere Erleichterung im persönlichen wie praktischen Bereich wird uns das bei der Geburt eines ersten gemeinsamen Kindes bescheren, denn hier bekommt das Kind normalerweise den Nachnamen des Vaters.

Heisst die Mutter also Beispielsweise: "Tran Thi Huong" und der Vater "Nguyen Khanh Truong", so würde dem Kind, sollte der Vorname meinetwegen "Bao Trang" sein dann der Volle Name "Nguyen Bao Trang" zuteil werden.
Sollte unser erstes Kind ein Sohn werden, waere es aber mit Sicherheit von besonders grosser Bedeutung für meinen Mann, dass das Kind dann auch wie gewöhnlich seinen Namen weitertraegt. 

In unserem Falle würde das Kind aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eher meinen Namen bekommen, da ich ja nach wie vor Auslaenderin bin und nicht unter diese Form der vietnamesischen Namensgebung falle.
Wenn allerdings doch, dann waere zumindest ein Bezug zu mir als Mutter nicht mehr offensichtlich weil ich als Auslaenderin ebenfalls benachteiligt waere was das Ausstellen des üblichen Familien-Identifikationsnachweise -dem vietnamesischen Familienbuch "So Ho Khau" betrifft. Das gaebe es für mich bzw uns als Familie nicht, bzw könnte wenigstens mein Name nicht dort eingetragen werden, da dies ausschliesslich Vietnamesen vorbehalten ist.

Mit einem rein vietnamesischen Name waere unser gemeinsames Kind jedoch auch vor so simplen Dingen wie "Mobbing in der Schule" gefeit. Über einen deutschen Namen würden sich bestimmt die anderen Kinder lustig machen.
Sowas kennen wir alle ja noch zu gut aus unserer eigenen Schulzeit, oder?! ;)

Haben mein Mann und ich einen gemeinsamen Namen, traegt den dann künftig auch unser gemeinsames Kind und wir sind klar und deutlich als eine zusammengehörende Familie zu erkennen und es gibt keine Unklarheiten und Verwirrungen was Vater und Mutter anbelangt.

Aber auch ohne diese Zukunftsmusik bin ich heute einfach überglücklich und voller stolz!
Jetzt heisst es schlicht Herr und Frau Nguyễn oder aber  Tùng und Sabrina Nguyễn! :)
Einfach herrlich :))

Paralell dazu laeuft übrigens ebenfalls in weiser Vorraussicht auf einen zukünftigen Sprössling die Eintragung unserer in Vietnam geschlossenen Ehe ins deutsche Eheregister die in den letzten Zügen liegt, damit wir bei Geburt eines gemeinsamen Kindes dann auch umgehend zum vietnamesischen-, ebenfalls einen deutschen Pass beantragen können.
Ansonsten würde das Kind ausschliesslich rein vietnamesischer Staatsbürger sein, denn zur Welt kommen würde das Kind mit Sicherheit in Vietnam.

Wenn das über die Bühne gelaufen ist fehlt zur Vollstaendigkeit nurnoch der positive Bescheid meines Beibehaltungsantrage, der mir ermöglichen würde, zur deutschen noch eine weitere Staatsbürgerschaft anzunehmen.
Dieser Antrag ist jedoch der schwierigste von allen da er nicht nur kostentechnisch sehr ins Gewicht faellt sondern auch die Ansprüche für eine Bewilligung nicht ohne sind.
Dennoch hoffe ich diese erfüllt zu haben und hoffe auch hier auf eine positive Nachricht aus Deutschland.

Der naechste Schritt waere im Anschluss die umgehende Beantragung der vietnamesischen Staatsbürgerschaft, bevor sich das kleine Fensterchen wieder schliesst und eine Annahme der vietnamesischen Staatsbürgerschaft ohne erfoderliche Aufgabe der gebürtigen Staatsbürgerschaft für Ehegatten von Vietnamesen erneut nicht mehr möglich ist.

Ziemlich viel Papierkram und Bürokratie, die da gerade im Hintergund ablaeuft. 
Besonders haengt eine geregelte und gesicherte Zukunft für mich in Vietnam nun davon ab, 
nachdem meine Schwiegermutter uns hat fallen lassen, denn mit ihr ist auch die Aussicht auf ein eigenes Geschaeft flöten gegangen und es ist umso entscheidender für mich geworden, an die Arbeitsgenehmigung und eine Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt hier zu kommen. Ich hoffe ihr drück mir fleissig die Daumen, dass alles schief geht und wir danach endlich in eine Sorgenfreie, gemeinsame Zukunft hier blicken können, in der wir auch an Nachwuchs denken können...

Samstag, 16. März 2013

Häuschen, Häuschen du musst wandern (Nachbarschaftskrieg)

Wenn es was gibt, worin ein echter Löwenanteil an den in Vietnam lebenden Vietnamesen die ich bisweilen kennengelernt habe ehrlich gut ist, dann ist das mit viel Stolz und Selbstüberzeugung zu verkünden, wie toll und sozial die eigenen Landsleute hier doch miteinander umgehen.
Wieviel Respekt man im Umgang miteinander hat und wie Streitigkeiten ja nie-, niemals offen oder lautstark ausgetragen werden...(haha denkste! :p ) wie klasse man seine Kontakte, Beziehungen und die Gemeinschaft innerhalb der Nachbarschaft pflegt und so weiter und sofort... ;)

Und da schieben sie wieder... :)
Was bei diesen Ausführungen, derer die Vietnamesen auch nie müde werden selbstverstaendlich nicht fehlen darf ist, dabei noch zu unterstreichen, wie unfaehig, unsozial und kalt im Gegenzug doch wir "Kartoffeln", sprich die Langnasen auf diesem Feld sind! (das eigentl. niemand der laesternden Personen schon mal im Ausland war, um sich ein Bild davon machen zu können, ob wir Auslaender überhaupt tatsaechlich so sind, oder diese überhaupt auch nur einen einzigen Auslaneder kennen würden, aufgrund dessen Verhalten sie sich dieses Urteil evtl. haetten bilden können, tut aber nix zur Sache und der Überzeugung keinen Abbruch!) :D

Vorangehendes Thema ist in regelmaessigen Abstaenden mitunter Gespraechsstoff für leidenschaftliche Debatten zwischen meinem Mann und mir, da dieser die weitverbreitete Meinung seiner Mitbürger teilt, -ich im hingegen der Auffassung bin, dass sich Vietnamesen im Grunde nicht grossartig von Westlern unterscheiden, weil Mensch nun mal Mensch ist und diverse Gegebenheiten wie Eifersucht, Neid, Cholerik od. Sanftmut, Streben nach Macht oder Nachsicht, Freude, Leid usw. usw einfach in der Natur des Menschen liegen und vom Charakter des einzelnen abhaengig sind und sich von daher schlicht nicht auf div.Nationalitaeten festlegen lassen.

Folgend meiner Einstellung betrachte ich nun seit rund einer Woche also mit völlliger Genugtuung ein -für mich sehr amüsantes- für die Beteiligten wohl eher aeusserst nervenaufreibendes Schauspiel, dass sich direkt vor unserer Haustür abspielt.

Die "Lady in black" ist übrigens Auslöser allen Übels ;)
Was da stattfindet ist eine waschechte Nachbarschafts-Kleinkriegs-Posse. Krieg am Gartenzaun, könnte man sagen. Schauplatz des Geschehens hier allerdings unser ganzer, separat liegender Strassenzug mit allen hier lebenden Parteien und was des Deutschen liebster Streitgrund zu solchen Gelegenheiten -naemlich der Gartenzwerg- ist, ist hier: Unser Pförtner- bzw. Sicherheitsdienst-Haeuschen! :)

Und letzters wandert bereits seit einigen Tagen von einem Ort zum anderen..Aktuell stehts direkt neben unserer Haustüre, weshalb wir gerade vermutlich ein besonders hohes Maß an Sicherheit geniessen :p

 Aber der Reihe nach: Das Haus meiner Schwiegermutter, in das wir vor kurzem ja vorübergehend zurückgekehrt sind, liegt im "Khu Trai Cau". Das ist ein von der Hauptstrasse abgehendes, ruhiges und gehobenes Wohnviertel mit nochmals 3 internen Strassenzügen, in dem schnieke Haueser stehen, deren Besitzer zur besser verdienenden od.zumeist eher einflussreichen Schicht gehören, die sich zwischenzeitlich fast allesamt auch schnieke Autos zu ihren schnieken Haeusern gegönnt haben.

Haeuschen, Haeuschen du musst wandern... :p
 Weil die Strassen hier so schön breit sind und weil das parken der Autos im eigenen Wohnzimmer heutzutage auch total "nha que", also etwas "bauernhaft" und unmodern ist und natürlich auch zur allgemeinen Sicherheit, haben sich die Bewohner des Viertels vor ein od.zwei Jahren dazu entschlossen, gemeinsam ein paar Security Leute anzuheuern, die in verschiedenen Schichten, rund um die Uhr dafür sorgen,
dass nurnoch die Leute Zutritt zu unserem Block erhalten, die hier auch wirklich hingehören.

Da`s bei uns im Winter mitunter allerdings recht frostig werden kann und die Securitys (vietnamesisch "bao ve") ja zudem 7 Tage die Woche 24 Stunden am Tag anwesend sein müssen, haben sie sich ihr eigenes, kleines Blechhaeuschen -viereckig mit kleinem Fenster, einem Dach und einer Türe) mitgebracht und dieses ursprünglich direkt am Eingang des Viertels, da wo die Zufahrt in die Hauptstrasse mündet, aufgestellt.

Das widerum ist eigentlich die naheliegendste Lösung, weil auf diese Weise das komplette Gelaende abgesichert ist, man sofort sieht wann wer rein und rausgeht und darüber hinaus von Aussen gleich ersichtlich ist, dass dieser Bereich überwacht wird, was Langfinger und Randale vermutlich gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen laesst.

Gleich parkt es wieder vor unserer Haustür ;)
Bis zum heutigen Tage schien auch jeder zufrieden darüber zu sein, wie das geregelt wurde.
Betonung liegt jedoch auf "schien", denn vorige Woche nun, gab`s Vormittags ein lautes Gedröhne und Geschepper und bei meinem Blick nach draussen sah ich, wie ein ganzer Haufen Halbwüchsiger gerade dabei war, das Pförtner-Haeuschen über die Strasse in Richtung unseres Hauses zu ziehen.

Nicht weit hinter diesem liessen sie es dann auch mitten auf der Strasse stehen.
Binnen Kürze bildete sich eine Traube wutentbrannter Anwohner um die Teenies und die zwei anwesenden Securitys, die ihnen machtlos ob deren Tat gefolgt waren und sofort entbrannte eine laute Diskussion die mich wisssen ließ, dass scheinbar die Eigentümer des ersten Hauses vorne Links nicht mehr gewillt waren, das kleine Blechhaeuschen, etwa auf Höhe ihres Domizieles noch laenger zu akzeptieren.

Schon gegen Mittag des vorigen Tages stand das Haeuschen nicht mehr an seinem angestammten Platz am Strassenrand unmittelbar zur Kreuzung, sondern "mittendrin statt nur dabei" genau IN der Strasse, so das Autos und Motorraeder links und rechts daran vorbeifahren mussten. Das hatte mich zwar ein wenig verwundert, allerdings dachte ich, das waere vielleicht die Idee der Securitys gewesen, evtl. um ein-u.ausfahrende Fahrzeuge besser kontrollieren zu können, oder so aehnlich.. ;)

Das Haus geradeaus hat übrigens einen Geist :)
Aber denkste! Jetzt stand das Teil jedenfalls Mitten in der Mitten wie der Bayer so schön sagt und die vielen dicken Autos unserer Nachbarn konnten nurnoch mit Mühe seitlich daran vorbeimanövrieren.
Mit jedem neuen Vehicel das vorsichtig versuchte vorüberzukommen, wurden die Stimmen des inzwischen grossen Menschenauflaufes lauter und wütender.

Alle schrien wild durcheinander und mittlerweile wirkte das ganze eher wie das anprangern bei einer Hinrichtung auf einem Markplatz im Mittelalter, als unter einer ach so zivilisierten und sozialisierten Nachbarschaftsgemeinde in Vietnam. Haetts Eier und verfaultes Obst gegeben, waer das mit Bestimmtheit auch geflogen und erst als die herbeigerufenen Polizisten und der Vorsteher des Volkskomitees unseres Zustaendigkeitsbereiches eintrafen, kristallisierte sich ein Alphamaennchen unter dem aufgebrachten Mob heraus, der das Sprechen übernahm.

Eine Entscheidung wurde vom Vorsteher und der Polizei gefordert, als die jedoch nicht kam, wurden Stimmen nach einer Unterschriftenliste laut. Dann nach einer Vollversammlung der Bewohner des "Khu Trai Cau" plus sozusagenden "Gemeinderat", was im Anschluss so auch besiegelt wurde.

`09 mit meinem Bruder - noch fast Auto-frei
Die fand auch schon statt aber scheinbar ist man auch dort nicht zu einer von allen Parteien akzeptierten Lösung des Problemes gekommen, denn seither wandelt das kleine Security-Haeuschen taeglich von einer Stelle zur anderen und wird mind. 2-3 Mal am Tag geraeuschvoll durch die Strasse gezogen, was immerzu ein mind. ebenso geraeuschvolles Wortgefecht der Hausbesitzer mit sich bringt.
Das bevorzugteste Plaetzchen ist allerdings schraeg vor unserer Haustüre und das ist eine ganz glückliche Fügung des Schicksales für mich gewesen, hat mir das Haeuschen doch vorgestern Deckung vor meiner Schwiegermutter geboten, als ich mal wieder zu einer meiner mitternaechtlichen Touren mit King Kong aufbrechen wollte.

An diesem Tag war die unterwegs zu einer Tanzveranstaltung und wollte erst gegen 0 Uhr 30 wieder Zuhause sein. Um ihr nicht in die Arme zu laufen, machte ich mich deshalb um kurz nach 12 auf den Weg (die sieht das naemlich gar nicht gerne, wenn ich so spaet noch unterwegs bin, um nicht zu sagen, eigentlich darf ich es nicht solange wir wieder bei ihr im Haus sind).

Aber wie das Leben so spielt, kam der schwarze Jeep der sie abliefern sollte just in dem Moment in die Einfahrt gebogen, als ich mich gerade zur Tür herausgeschlichen- und leise das Schloss zugemacht hatte.
Mit einem Satz packte ich mir King Kong auf den Arm und hechtete fast gleichzeitig hinter das angrenzende Blechhaeuschen, dass mir Sichtschutz bot.
Knapp ist gar kein Ausdruck, aber ich bin unentdeckt davongekommen :D

Blick vom Balkon Richtung Einfahrt des Trai-Cau-Viertels
Mein abschliessendes Fazit ist jedenfalls, dass so richtig schöne, ordentliche Nachbarschaftspossen kein inner-deutsches Phaenomen- und die Vietnamesen uns Deutschen in der Beziehung gar nicht so unaehnlich sind (auch wenn sie das niemals freiwillig zugeben würden) :p
Ich bin schon gespannt, wo das Haeuschen heute wieder stehen wird :D

Montag, 11. Februar 2013

Der verhasste Pflichbesuch

In wenigen Stunden naehern wir uns dem fast letzten Teil, der Neujahrs Trilogie:
Der Fahrt zur buckeligen Verwandtschaft auf dem Dorf.

Dies ist definitiv der verhassteste Teil von allen, seit ich weiss, dass wir dieses Jahhr
nicht mehr zu anh Tung Ex-Stiefpapa fahren "dürfen", weil dieser eben ein weiteres
Mal frisch geheiratet hat und es sich bei der Braut natürlich nicht um Tungs Mutter
handelt.

Damit hat er sich zu einer "als Besuchsperson nicht mehr schicklichen Person"
degradiert, da hier trotzdem immernoch viele Gefühle im Spiel sind und das widerum
heisst nun für uns, dass wir den heutigen Tag komplett bei Tungs Verwandtschaft
mütterlicherseits verbringen müssen.

Müssen tatsaechlich deshalb, weil ich mich irgendwo verstecken würde, um nicht
fahren zu müssen, wenn ich könnte. Kann ich aber leider nicht. Es gibt kein entrinnen!
Einzig das Wissen, dass es meiner kleinen Schnecke Bi genauso geht wie mir,
tröstet ein wenig. Aber nicht viel..

Tungs Familie stammt ursprünglich ja aus Hung Yen und Bac Giang.
Das sind die laendlichen Gebiete etwas ausserhalb von Ha Noi und da schafft es ein
einziger aus der Sippe, mir Jahr für Jahr alles zu verderben und sogar hin und wieder
zu Wuttraenen zu veranlassen.

Der hat naemlich ein echtes Problem mit mir, weil ich Auslaender bin und er denkt
wohl für sich darum, dass ich mich für was besseres halten würde,
ohne dass ich selbst das im Gegenzug jedoch auch taete..

Nun ist deshalb in seinen Augen alles was nicht passt, natürlich meine Schuld.
Anh Tung hat es selber nicht unbedingt so sonderlich mit den Familienbanden
und faehrt von daher nicht alle paar Wochen rauf um die Verwandtschaft in
Bac Giang zu besuchen: Ist natürlich meine Schuld!
Weil ich Auslaenderin bin und wir Auslaender ja alle eh das Wort "Familie"
überhaupt nicht kennen!

Tung und ich haben uns bislang gemeinsam und bewusst noch gegen Nachwuchs
entschieden, aus diversen Gründen, aber: Ist natürlich allein meine Schuld,
weil ich Auslaenderin bin und die ja eh nichts von Ehe und Familiengründung
halten..

Ich kenne die Frauen aus diesem Teil der Familie nicht sonderlich gut und
wüsste auch nicht wirklich über was ich mit ihnen reden soll und sie machen im
Gegenzug auch keinen Schritt auf mich zu, also sitze ich lieber bei Tung od.
beschaeftige mich mit Bi, als mich zu den Frauen in der Küche zu gesellen:
Ist selbstverstaendlich auch wieder falsch und weil ich Auslaenderin bin und
die Frauen bei uns natürlich auch wieder keine Ahnung haben, wie sie sich
zu verhalten haben und so weiter, und so weiter..

Die Liste könnte ich beliebig fortsetzen. Es ist schlicht alles falsch und alles
weil ich Auslaender bin! Keine Ahnung, er hasst mich einfach und das beruht
aufgrund seines Verhaltens mir gegenüber und seiner netten verbalen Angriffe
inzwischen mehr als nur auf Gegenseitigkeit!

Weil sich der Rest vom Schützenfest dann meist köstlich über seine
Verbalattacken mir gegenüber amüsiert und das ganze brüllend komisch
findet, stehe ich dort Jahr für Jahr so ziemlich alleine da und bis auf Bi`s
Schutz, die mich verteidigt wie ein Löwe sein Junges..

Tung ist zu diesen Zeiten immer schon so gut abgefüllt, dass er da gar nichts
mehr richtig mitbekommt..Einzig ihm zuliebe, sitze ich aber da und gebe
mir diesen ganzen Dreck überhaupt ohne was ordentliches zu kontern und
dem andern mal die Meinung zu sagen und ihm zu zeigen, wie schlimm und
verdorben das Mundwerk einer auslaendischen Frau wirklich sein kann..
hehe ^^

In Gedanken hab ich das schon oft getan und anderswo würde ich mir
sowas auch nicht bieten lassen, aber hier gebührt es der nötige Respekt
aufgrund meiner Stellung in der Familienhirarchie. :/

Es liegt eigentlich nicht in meiner Natur, mich unterbuttern zu lassen.
Von daher dann auch oft die Wuttraenen, weil ich`s mir reinziehen muss
ohne was dagegen tun zu können.
Anh Tung erfasst die Situation für mich da nicht im Ansatz und erkennt
nicht, wieviel Überwindung es mich kostet, überhaupt noch da hinzufahren
und mir das immer wieder aufs neue geben zu müssen.

Er is der total Harmonie-Süchtling und redet sich ein, das waer ja alles
auch gar nicht so gemeint von dem anderen...
Ehm...jap. Sicher. Ich weiss das es sehr wohl so gemeint ist wie gesagt
und selbst wenn dem nicht so waere, waere ich immernoch kein Fan
von Witzen auf meine Kosten.

Ich werd wohl heute trotzdem nicht drum rum kommen, wenn ich nicht
den Ausbruch des 3.Weltkrieges zwischen mir und Tung herauf-
beschwören möchte..
Ich drücke mich für gewöhnlich naemlich ohnehin schon wo`s nur geht
um diese Pflichtbesuche. Morgen gibts allerdings kein Entrinnen :(

Drückt mir die Daumen, dass es nicht wieder alllzu heftig wird...
Euch allen aber einen wunderschönen Tag in diesem neuen Jahr
der Schlange!

Donnerstag, 7. Februar 2013

Auf Leben und Tod - Essen in Vietnam

In etwa 3 Tagen ist Neujahr bei uns und entsprechend läuft hier überall auch alles auf Hochtouren.
Die letzten Häuser werden gewienert und geschrubbt, die letzten "cây đào" (der klassische Neujahrsbaum) eingekauft, aufgestellt und mit dem traditionellen Schmuck behangen (blinkende Lichterketten und hauptsächlich in den Farben Rot und Gold bedruckte Münzen, Fischlein, Spruchbänder und Pfirsichblüten-Imitate), Geschenkkörbe abgeliefert und Anstandsbesuche gemacht, die Betriebe schliessen langsam aber sicher ihre Pforten, Gerichte vorbereitet - uund: ja und dazu: Hühner geschlachtet!

So extrem wie heute war`s aber noch nie. Schon den ganzen Tag hallen nämlich die Schreie und das gekrächze verängstigter Hühner im Anblick des Todes durch unsere Gasse..
Ein schreckliches Geräusch! 

In Vietnam verhält es sich im Grunde nicht anders wie in den westlichen Ländern zu Weihnachten oder an Thanksgiving (zu dt.dem Erntedankfest) in Deutschland, Frankreich, den USA oder sonstwo, wo es eben üblich ist, einen Truthahn, Schweinebraten, Schnitzel oder ähnliches zuzubereiten.
-Mit dem einen entscheidenden Unterschied, dass hier zumeist bei solchen Anlässen das Fleisch nicht tot, sondern noch lebendig gekauft- und dann Zuhause in Eigenregie geschlachtet wird.

Alltägliches Bild auf den Strassen Vietnams
Die Hühner werden vom Land als Geschenk mitgebracht oder frühmorgens auf dem Markt eingekauft und liegen dann für gewöhnlich mit zusammengebundenen Beinen in irgendwelchen Bereichen des Hauses-, dem Balkon oder einem kl. Vorgärtchen herum, bis ihr letztes Stündlein geschlagen hat und jemand (in der Regel die Frau des Hauses) mit einem scharfen Küchenmesser kommt und ihnen den Gar ausmacht.

Dazu wird ihnen die Kehle durchgeschnitten, wobei das Blut dass dann aus der offenen Wunde strömt in einem Behälter aufgefangen wird, um daraus ebenfalls ein Gericht zu machen, dass sich "Tiết canh" nennt und schlicht eine Art Pudding aus geronnenem Blut ist, welcher mit etwas Basilikum, Fischsosse, Zitrone und ich glaube mit kleingehackten Nüssen (?!) abgeschmeckt wird und möglichst zeitnah gegessen werden sollte.
Der Verzehr dieser Mahlzeit, die ich noch nie zuvor probiert habe und es sicherlich auch nie tun werde (brrrr) soll angeblich besonders gut für die Gesundheit sein und vor diversen Krankheiten schützen.

Ich bin zwar eigentlich schon lange nicht mehr so zartbeseitet, trotzdem ist das grad gar nichts für mich.
Ich spiele auch mit dem Gedanken, wieder weitestgehend vegetarisch zu essen, wenn ich in Hà Nội bin
und anh Tùng nicht da ist.
Der ist nämlich der Fleischfresser bei uns. Bei ihm muss immer irgendeine Sorte Fleisch mit auf dem Tisch stehen bzw in den Gerichten verwendet werden, sonst ist es kein richtiges Essen für ihn.
Ich bin da aber gerade dabei, ihn über die religiöse Schiene etwas zu bearbeiten, denn er ist ja eigentlich sehr gläubig und würde seinen Glauben auch gerne mehr ausleben und zum richtigen Buddhismus gehört eben auch, keine Tiere zu töten und deren Fleisch zu essen. :)
Klappt allerdings derzeit nur mit mässigem Erfolg, aber ich bin zugegeben im Moment auch noch nicht wirklich richtig dahinter..Sobald wir umgezogen sind und etwas Ruhe eingekehrt ist, wird das aber umgehend wieder in Angriff genommen.

"Tiết Canh"
Ansonsten finde ich es an und für sich recht gut, dass man hier in Vietnam die Tiere und mitunter auch deren Tötung noch vor Augen hat und sich ansehen MUSS.
In den westlichen Ländern haben die meisten doch fast schon keine Ahnung mehr, woher ihr Schnitzel oder die Putenbrust aus dem Supermarkt überhaupt kommt und wie sie "zubereitet", sprich geschlachtet wurde.
Besonders den jungen Stadtkindern fehlt da zwischenzeitlich wohl völlig der Bezug und das hat zur Folge das Fleisch nicht mehr nur aus Notwendigkeit- sondern im Gegensatz sogar vollkommen maßlos und überzogen gefuttert wird. 

Die Unmengen an Wasser und Grundfläche, die für den Getreideanbau zur Futtergewinnung dieser Tiere zur Fleischgewinnung und für die Tiere selbst verschwendet werden, würde an anderer Stelle dringend benötigt.
Mal abgesehen davon, ist es auch jedes Mal ein Leben, dass ausgelöscht wird um unsere Gelüste zu befriedigen und da kann man selbst beispielsweise in der EU bei Leibe nicht von "artgerechter" oder "humaner" Haltung und Tötung der Tiere sprechen!

Anlass für die Jahre in meiner späten Jugend, in denen ich vegetarisch lebte war z.B. eine Reportage, in der mit versteckter Kamera das Treiben in einigen Schlachthöfen schonungslos dokumentiert wurde.
Aber wer sieht da schon gerne hin und setzt sich damit auseinander, dass das Fillet, dass da auf dem eigenen Teller liegt zuvor wie ein Stück Ware an einem Hacken aufgehängt übers Fliessband glitt, in einem Wasserbad oder mit dem Stock elektorgeschockt wurde und dann - ob tatsächlich betäubt oder nicht (das kontrolliert kein Mensch!) in einer Schrädermaschine oder automatisch betriebenen Rasierklinge landet..
Oder wie sich kleine, sonst so niedliche weisse, flauschige Lämmchen oder kleine Baby-Kälber panisch und in Todesangst versetzt wehren und zieren, wenn sie in die Schlachthallen gezerrt werden, wo sie den Tod bereits riechen können, um ihnen im Anschluss das Bolzenschussgerät zwischen die Augen zu halten, abzudrücken und bereits zu zerteilen beginnt, während ihre kleinen Körper noch zucken, denen gerade erst die Seele aus dem Hirn geschossen wurde...


Schweinetransport
Aber dann kommen sie in Länder wie Vietnam und kriegen ganz grosse, entsetzte Augen, wenn sie einen Käfig mit lebenden Hühnern auf dem Markt stehen sehen (die zuvor noch munter übers Feld geflattert sind und nicht in einer DIN A4 "grossen" Legebaterie eingepfercht waren)..
Oder wenn tote Schweine auf ein Motorrad geschnallt an ihnen vorbeiziehen, die sich ebenfalls morgens noch munter im Matsch gesuhlt haben und nicht in riesigen Hallen zur Massentierhaltung in winzigste Ställe mit zig anderen Schweinen gezwängt wurden, wo sie niemals in ihrem kurzen elendigen Leben auch nur echtes Tageslicht sehen werden..

Da ist man dann schockiert über die barbarischen Zustände in einem augenscheinlich noch so primitiven Land, in dem es in Wahrheit in diesem Bezug eigentlich um einiges besser ist (zumindest für die Tiere) aber nunmal nicht für unser Auge, weil die Situation im eigenen Land nach aussen hin ja so schön verpackt wurde.

Natürlich finde ich es nicht total geil, dass hier das Huhn noch vor meinem Auge geschlachtet wird, ganz im Gegenteil allerdings ist es doch insoweit besser, dass man eben gezwungen ist sich damit auseinander zu setzen und es sich vielleicht unter Umständen auch zweimal überlegt, ob`s heut Abend wirklich das Grillhähnchen sein muss, wenn man dazu erstmal ein Tier auswählen und somit über dessen Tod entscheiden muss und den Tötungsvorgang verursacht durch die eigene Wahl schliesslich auch vor dem eigenen Auge durchgeführt wird.
Bei so einem Anblick und der zugehörigen Geräuschkulisse, die aus Todesgekrächze und Angstgeflatter besteht, denkt man sich dann zumindest hin und wieder, dass es vielleicht auch was feines mit Käse überbacken oder so tut.. :) 

Ich will niemanden zum völligen Fleischverzicht verdammen, obgleich das selbstverständlich für mich am erfreulichsten wäre, aber es wäre immerhin schon ein Erfolg, wenn ich ein paar von euch mit diesem Beitrag wenigstens ein klein wenig zum nachdenken- und eventuell dadurch dann auch zum runterschrauben, des eigenen Fleischverzehrs anregen konnte. In diesem Sinne: Lassts euch schmecken ;)

Sonntag, 20. Januar 2013

Aufbruch in ein neues Leben

Wow! Jetzt ist es soweit. Mit einem Schlag ging auf einmal alles wesentlich schneller, als erwartet.
Innerhalb der letzten 24 Stunden standen zwei kleinere Familienkonferrenzen an, in denen beratschlagt, besprochen, durchgewaeltzt und letztlich entschieden wurde:

Naechsten Sonntag ist unser offizieller Einzugstermin in unserem neuen Zuhause in Mỹ Đình, Hà Nội!


Unsere künftige Wohnung befindet sich im 25.Stock des FLC Landmark Tower, umfasst 124qm,
ein 1 Wohnzimmer, 2 Schlafzimmer, Küche, 1 Essbereich, 2 Baeder und 2 Balkone.

Nachdem es vor wenigen Stunden noch hiess, es würde erst ein Innenarchitekt und Wohnraumdesigner angeheuert werden und anh Tùngs Mutter würde, sobald sie Zeit dazu haette (vorraussichtlich erst nach Neujahr welches dieses Jahr am 10.Februar stattfindet) sich um den Einbau einer Küche kümmern,
ging es heute Vormittag plötzlich Schlag auf Schlag und anh Tùngs Tante, die aeltere Schwester seiner Mutter entschied in unserem Sinne, dass all das hinten angestellt werden könne und wir kommenden Sonntag die Wohnung bereits beziehen sollten.


Was für eine unerwartet zackig Wendung! Damit hatten wir nun wirklich nicht im geringsten gerechnet und sind hin und hergerissen zwischen freudig überrascht und einer Art Schockzustand, weil alles so ploetzlich kommt. ;)

Zwar freuen wir uns irrsinnig auf unser brandneues Domiziel, allerdings schwingt dieser Vorfreude auch ein riesengrosser Wermutstropfen ob unseres Zuhauses Hải Phòng mit, dass wir nunmal dafür aufgeben müssen.


Hier sind unsere Freunde, hier ist unsere Tochter, hier kennen wir uns aus und hier kennt man sich.
Es hat lange Zeit gedauert, bis ich hier tatsaechlich Fuss fassen konnte und man mich nicht mehr als "Fabelwesen" ansah, sondern mich die Leute als normales Mitglied ihrer Gesellschaft in ihrer Mitte aufgenommen haben. Es war ein harter, steiniger Weg bis hierhin.
Heute kann ich auf die Strasse gehen, ohne angestarrt zu werden, als haette ich grüne Haut, ohne das mir mind. 50 Kinder nachlaufen und "Hello" rufen oder mich anfassen wollen, ohne beim Einkaufen 20 Leuten um mich herum Rede und Antwort stehen zu müssen, wer oder was ich bin, wie ich lebe, wie alt ich bin, ob ich verheiratet bin, ob ich Kinder habe, wieviel ich verdiene...usw, usw...


Hải Phòng ist im Grunde ein grosses Dorf und die meisten kennen mich einfach schon.
Die Frage und Antwort Spiele habe ich lange hinter mir gelassen und ich kann auch mal nen schlechten Tag haben und ein Gesicht ziehen und weiss, niemand wird mir auf die Nerven gehen und ich kann offen sagen, was mir auf den Sack geht ohne laechlen- und irgendwelche bescheuerten Sachen auf Englisch beantworten zu müssen.

Keiner versucht mich über den Tisch zu ziehen, ich kenne die Preise und muss nicht mehr feilschen, ich weiss wo die Post ist, die Bank, die Schule meiner Tochter, der Markt, die Tante Emma Laeden..
Kurzum: Ich bin angekommen. Ich bin hier Zuhause. Hải Phòng ist mein Zuhause und ich fühle mich hier wohl.

Das wird mir sehr fehlen und es wird sicherlich erneut ein steiniger Weg.
Einzig der Vorteil, dass ich mich diesmal von Anfang an verstaendigen kann und dass anh Tùng dieses Mal mit mir neu anfangen muss und sich selbst auch nicht auskennt, ist ein kleiner Trost für mich.

Aber mal sehen, dass wird schon. Hà Nội bietet uns immerhin auch eine Reihe von Vorteilen, die die Verluste vermutlich zum Teil aufwiegeln werden.
Im Moment richtet sich der Focus ohnehin erstmal nur auf naechsten Sonntag.
Dann werden wir nach Hà Nội fahren, fürs erste die neue Küche und ein Bett aussuchen und unseren ersten Schritt in ein neues Leben in der Grossstadt machen.