Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
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Sonntag, 8. April 2012

(CATINAT) - Tấm und Cám


Ein uraltes universales Maerchen in einer vietnamesischen Fassung und hier von hoffnungsvollen zwei Nachwuchsschauspielern aus der Nachbarschaft in Sài Gòn als Theaterfassung zubereitet . Oben : die Enkelinnen in Amerika – offenbar in der gleichen Rolle. 
 
Es war einmal, da lebten eine Frau und ein Mann und ihre kleine Tochter Tấm . Als die Mutter eines Tages starb, heiratete der Mann wieder, aber die zweite Frau war eine böse Frau.

Sofort nach der Hochzeit wurde klein Tấm eingesperrt.
Da wurde den beiden ein neues Mädchen geboren. Es wurde Cám genannt, und beide Eltern liebten sie von Herzen. Die Stiefmutter erzählte dem Vater schlimme Dinge über Tấm. Sie teilte dem Mädchen eine schmutzige Schlafstelle in der Küche zu, schickte sie oft in den Wald und zum gefährlich tiefen Brunnen. Tấm bekam ganz zottelige Haare und eine tief braune Haut .

Die „böse“ Mama : Cola nur fuer Cám!
Aber sie wusch ihr Gesicht im Brunnen und erblickte ihr gewaschenes Gesicht, das sehr schön war.

Die Stiefmutter war dann ärgerlich und eines Tages schickte sie die beiden Mädchen zum Dorfanger, um Fische zu fangen. „Wir brauchen eine Menge Fisch, und wer nichts oder nur wenig nach Hause bringt, bekommt es mit der Rute zu spüren.“ Tấm hatte ihren Korb bald voll, Cám vergnügte sich. Am Abend griff Cám zu einer List. Sie schickte die Ältere in den Teich zum Waschen, weil deren Haut so dunkel war. In der Zwischenzeit stahl sie Tấm den vollen Fischeimer und machte sich auf den Heimweg.

Dumme, dumme Tấm, aetsch!
Tấm bekam mächtig Angst. Da drehte ein leichter Wind auf und der Himmel klärte sich auf und vor ihr erschien die Göttin der Gnade in einem blauen Kleid und einem grünenden Weidenzweig. (In anderen Versionen erschien : Buddha). „Vertrau mir. Deine Pein wird bald vorüber sein. Nun schau in deinen Korb.“ Da war jetzt ein lieblicher kleiner Fisch mit roten Flossen und goldenen Augen drin. Tấm bekam den Befehl, diesen Fisch im Brunnen vor ihrem Haus auszusetzen, ihn regelmäßig zu füttern und für Ihn zu sorgen. 
 
Das tat Tấm dann auch. Und der Fisch kam nur an die Oberfläche, wenn Tấm erschien. Da zog sich die Stiefmutter Lumpen von Tấms Kleidern über, ging zum Brunnen und rief den Fisch. Als er kam, packte sie ihn, fing ihn mit einem Netz und verspeiste ihn zum Abend. 
 
Arme, arme Tấm, sie weint bitterlich.
Als Tấm zurück kam, weinte sie bitterlich , aber die Göttin (bzw. der Buddha) erschien und tröstete sie : „Du musst die Gräten finden und sie unter deinem Schlafplatz vergraben. Jeder deiner Wünsche wird dann erfüllt werden.“

Tấm konnte die Gräten zuerst nicht finden, aber ein Huhn kam und sagte ihr : „ Klack. Klack . Du bist ein gutes Kind und wenn du mir Reis gibst, zeige ich dir, wo du die Gräten findest.“ 
 
Das gute Mädchen tat wie geboten und mit der Hilfe der Hühner, klack, klack, fand es die Wundergräten und vergrub sie am angegebenen Ort.

Als das Herbstfest kam, sollte nur Tấm zuhause bleiben. Die böse Stiefmutter hatte grüne und schwarze Bohnen durcheinander gemischt und befahl, sie zu trennen. Erst dann dürfe sie zum Fest nachfolgen. 
 
Allein gelassen, erschien Tấm die sanftäugige Göttin bzw. Buddha, ließ Tấm ihre Tränen trocknen und ihren Wunsch nach einem glitzernden, blausilbernen Überwurf für den Ball erfüllen. Aus den Fliegen im Haus wurden Spatzen, die die Arbeit erledigten. 
 
Als die Mutter und Cám die wunderschöne Tấm erblickten , konnten sie es kaum glauben und waren sehr wütend. Tấm flüchtete vor ihnen, verlor dabei aber einen Schuh. 
 
Der König hob ihn auf, bewunderte ihn ob seiner Zierlichkeit und ließ jede Dame ihn anprobieren, um die Besitzerin des Schuhs ausfindig zu machen. Sie würde seine Frau werden und die Königin des Reiches. 
 
Schließßlich fand man die schöne Tấm, der als einziger der Schuh passte. Und der König machte seine Ankündigung wahr und heiratete Tấm.

An des Vaters Namenstag besuchte Tấm gehorsam ihr Elternhaus mit der eifersüchtigen Stiefmutter und Schwester Cám . Die Stiefmutter wies Tấm an, auf einen Arecabaum zu klettern und Betelnüsse für die Gäste zu sammeln. Obwohl sie Königin war, scheute sich Tấm nicht und kletterte auf den Baum. Die Stiefmutter näherte sich mit einer Axt hinter dem Rücken unter dem Vorwand, die beißenden Ameisen für Tấm zu verschrecken. 
 
Mit einem schrecklichen Lachen fällte die Stiefmutter aber den Baum, der Tấm unter sich begrub. Sie war sofort tot. So ging der Plan doch noch auf, dass Cám den König heiratete und Königin wurde. 
 
Böse Cám, gute Tấm.
Die unschuldige und reine Seele Tấms lebte aber fort. In einer Nachtigall , die im Gehölz in der Nähe des königlichen Gartens lebte und wunderschön, süß und traurig und herzzerbrechend sang. Niemand konnte sich dem Gesang entziehen und jedem trieb es Tränen in die Augen. Der König suchte nach der Nachtigall und diese ließ sich willig auf seinen Ärmel herab, und er nahm sie mit in sein Schlafzimmer, wo sie blieb und für ihn sang. 
 
Eines Tages, als der König beim Rat war, kam die eifersüchtige Cám ins Zimmer und ergriff den Vogel, tötete ihn und verstreute die Federn im königlichen Garten. Doch wiederum : die Seele Tấms verwandelte sich in einen großen, mächtigen Baum. Der trug aber nur eine einzige Frucht. Eine köstliche Frucht, makellos gerundet, groß und sehr süß duftend. Als eines Tages eine alte Frau mit ihrer Kiepe auf dem Rücken darunter herging, fiel die Frucht vom Baum herab mitten in die Kiepe hinein. Als am nächsten Tag die alte Frau von ihren Gängen nach Hause kam, wo auch die Frucht war, erstaunte sie nicht schlecht, als sie das Haus und alle Zimmer schön aufgeräumt fand. Da öffnete sich vor ihren Augen die Frucht und heraus trat eine feenhafte, schlanke junge Dame. Die blieb fortan bei der alten Frau und sie lebten wie Mutter und Tochter. 
 
Eines Tages jagte der König im Wald, sah das Haus der alten Frau und bat, sich dort ausruhen zu dürfen. Die alte Frau setzte ihm Betelkuchen vor, und der König erstaunte, denn nur seine Frau Tấm hatte solch einen Kuchen machen können. Er ließ die junge Frau holen, die sich tief verbeugte, und er erkannte sie.

Vollblutschauspieler(innen), durch und durch!
Sie weinten bitterlich und der König setzte Tấm wieder als seine Frau und Königin ein. Er vergaß Cám. Die aber trat vor ihre Stiefschwester, lobte deren so helle schöne Haut und fragte, wie sie auch eine solch herrliche Haut bekäme. 
 
Aber Tấm durchschaute jetzt die böse List Cáms , ließ heißes Wasser in einen Bottich ein und sagte : Wenn du da hinein springst, wird dir geholfen. Cám glaubte ihr, sprang in das kochende Wasser und das war ihr Ende.

„Rollentausch“ : Schauspieler(in) Cám übergibt kurzfristig den schwierigen Part, ins heisse Wasser zu springen, an einen Kollegen . Überzeugend!
Als die Stiefmutter vom Tode Cáms hörte, weinte sie so sehr, dass sie blind wurde ; und später starb sie an gebrochenem Herzen. Königin Tấm aber war nun befreit von ihren Feinden und lebte den Rest ihres Lebens in Frieden und Glück.


Die Erleichterung nach seiner Auffuehrung vor kritischem , nachbarschaftlichem Publikum ist diesem Schauspieler ins Gesicht geschrieben.

Freitag, 13. Januar 2012

(CATINAT) - Enfant terrible

Da ist sie. Sie !
Der Schwarm aller Buben zwischen 4 und ….Jahren. Die Diva. Der unangefochtene Jungstar unserer Hẻm (Gasse) in der “Unterstadt”.
Sie wickelt jeden um ihre winzigen duennen Finger. Entziehen kann man sich ihrem frechen Charme nicht. Xanh Xanh ihr Name , auch Sâu Xanh gerufen, kleine blaue Raupe. Immer praesent , ein Punkt nur von Statur , aber immer im Mittelpunkt der Downtown.In Wirklichkeit also eine “Macht”.
Sie faellt auch mal hin beim Ueberholen der Jungenmeute - winziger “gefallener teuflischer Engel” sozusagen. Aber das Besondere an ihrem Verhalten : ihr Lachen dabei , cười . Frech, aber auch zum Mitlachen. Das Lachen ist schon in ihr Gesicht geschnitten.
Sâu Xanh , die kleine Raupe mit der Kraft und Ausstrahlung eines feuerspeienden Drachen. Und wenn die Jungen sich vor ihr um ihre Gunst streiten , sich verletzen , dann erinnere ich mich an H.Heines Spitzbuebin-Gedicht, wenn er, der Dieb, aus dem Gefaengnis nach ihr ruft “…komm zu mir, …ich schmachte” , erleben muss “ Sie schuettelt das Haupt - und lachte.”

Neugierig, quirrlig Xanh Xanh
In der asiatischen Mythologie gibt es eine Gestalt, die ihr aehnlich ist , bzw. sie ihr . Eine Gestalt, die mehrmals starb und reinkarnierte. Ein rechtes Enfant terrible. Zwar ein Junge , Ne Zha , aber warum nicht wiedergeboren werden als Maedchen, als Xanh Xanh oder Sâu Xanh , die freche Raupe mit der Kraft eines Drachen ? 


Die kleine Raupe zeigt begeistert ihren Helden
Lady Yin gebar ihrem Mann, dem militaerischen Kommandeur Li Jing einer Passregion , - zu dessen Entsetzen eine Fleischkugel. Die Mutter hatte das schon geahnt, denn Zeit seines Lebens und darueber hinaus wuerden ihr Sohn und sie sich immer wieder im Traum treffen. Der Vater hieb mit dem Schwert auf die Kugel ein. Die teilte sich , entfaltete sich und heraus sprang ein wilder Junge, der sprechen konnte. Nezha oder Ne Zha oder Nata oder oder Nézhā oder Núozhā (nach Wiki). Erzogen wurde er vom unsterblichen Lehrer Taiyi Zhenren.
Eines Tages, als er am Meer spielte, kam ihm der Ao Bing, der dritte Sohn des Drachenkoenigs der oestlichen Meere, Ao Guang, provozierend nahe. Nezha toetete ihn im Kampf. Die ganze Familie Li Jing sollte sich beim Drachenkoenig dafuer verantworten. Der ungestueme Junge Nezha besann sich auf die familiaeren Tugenden und buesste, indem er Seppuko beging, den rituellen Selbstmord, wobei der Unterleib selbst aufgeschnitten und die Eingeweide beim Sterben herausgeloest werden.
Die Mutter liess ihrem Sohn heimlich einen Tempel bauen, so wie es in ihren Traeumen vorhergesehen war. Der noch immer zornige Vater liess den Tempel verbrennen.

Heute als Comic-Held: Nezha
Der Lehrer Taiyi Zhenren gestaltete aus Lotuswurzeln einen neuen Koerper fuer die Seele des Nezha.
Aber wegen der Tempelzerstoerung hegte der neugeborene Nezha Hass auf seinen Vater. Sie fochten viele Kaempfe aus, aber der Vater spuerte, dass er dem Sohn nicht mehr gewachsen war . Vor allem auch, als dieser einen seiner Brueder , Muzha, an der Seite des Vaters ueberwaeltigte.
Mehrere Goetter vermittelten . Nezha hatte auch das Wohlwollen des Jadekaisers gewonnen. Denn er hatte den Aufstand des Affenkoenigs Sun Wukong gegen den Kaiser niedergeschlagen.
Zum Schluss soll sich der staerkere Sohn dem schwaecheren Vater gebeugt haben. Darueber gibt es aber unzaehlige lokale Versionen. Auch Li Jing wurde in den Himmel gehoben. 

Am Ende kämpfen beide doch immer für das Gute
Nezha wird immer jung dargestellt, oft richtig noch als ein wilder Junge. Er springt auf Feuerraedern einher , kleiner Gruss von Hermes aus Athen und von Merkur aus Rom. Er hat den Ring des Universums um sich geschlungen, manchmal auch in der linken Hand , die rote Kriegsschaerpe um die Schultern und einen langen Speer mit feuriger Spitze in der rechten. In einigen Geschichten kann er auch Feuer speien. Oder er hat drei Koepfe und sechs Arme. Die Geschichten wurzeln in Synthesen von taoistischen , hinduistischen und buddhistischen Elementen. Nezha beunruhigt die Welt zwischen China , Japan, Korea, Formosa , Kambodscha , Vietnam und Indien. Kaempft zuletzt nach “jugendlichen” Irrungen und Wirrungen doch immer “fuer das Gute”.
Ne Zha oder Xanh Xanh. Goettliche Enfants terribles mit Herz. Sozusagen auf Feuerraedern.