Willkommen auf meinem Blog

Auf dieser Seite findet ihr -in den verschiedenen Rubriken unter dem Titelbild- viele nützliche Infos rund um das Thema Vietnam und zudem jede Menge lustig-bis spannende Anekdoten aus meinem Alltag, als Schwiegertochter einer vietnamesischen Familie..
Posts mit dem Label Lebensart werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Lebensart werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 27. September 2013

Zwischen Leben und Tod

Heute ein ungewohnt ernster Beitrag ohne Witz und Ironie,
denn wir sitzen hier und warten auf die alles entscheidende
Nachricht, die über Leben und Tod entscheidet.

Über Leben und Tod eines 4. Klaesslers, ganze 10 Jahre jung.
Nach deutschem Alter gerechnet sogar erst 9.
Es ist der Sohn einer engen Bekannten, der ich mind. einmal
zu verdanken habe, dass ich überhaupt noch hier bin.

Gestern Morgen noch quietsch-lebendig - liegt er aktuell auf
der Intensivstation einer Hanoier Klinik wo alles darauf wartet,
dass sein Puls stark genug wird um die lebensrettende OP zu
erhalten.

Die Familie bereitet sich auf das schlimmste vor..
Charlies Tod.

Es gab weder einen grossen Unfall noch lange Krankheit im
Vorfeld und Donnerstagmorgen ging er noch zur Schule wie
jeden Tag. Was dann geschah wird wohl ein Raetsel bleiben.
Scheinbar bat er die Lehrerin darum ihn vom Frühsport auf
dem Schulhof zu befreien weil er sich angeblich nicht ganz
wohl fühlte.

Laut seiner Lehrkraft blieben er und einige Klassenkammeraden
daraufhin allein im Klassenzimmer zurück, waehrend sich die
anderen Kinder nach unten zur Morgengymnastik begaben.
Anschliessend muss er -der Aussage seiner Mitschüler zufolge-
sich übergeben haben und bewusstlos zusammengebrochen sein,
nachdem ein Stuhl auf dem er saß entzwei-brach und er
deshalb zu Boden stürzte.


Ob diese Version richtig ist, wird wohl im dunkeln bleiben,
denn mit Sicherheit wird weder die Schule-, noch eine der
Familien seiner Freunde Verantwortung für dieses tragische
Unglück übernehmen wollen, denn in Viet Nam hiesse das
neben der blossen Schuldbekenntnis auch eine Übernahme der
Kosten -in einem der schlimmsten Faelle (naemlich einer
bleibenden Schaedigung des Gehirns -also einer Behinderung)
ein Leben lang!

In Charlies Kopf hat sich naemlich eine innere Blutung gebildet.
Ein Blutgerinsel, dass auf das Hirn drückt und aktuell ist sein
Puls so schwach, dass die Aerzte eine Operation zur Absaugung
des Blutes aus dem Kopf ablehnen.

Nachdem Charlie bewusstlos geworden war und man erkannte,
dass es ernst um ihn zu stehen schien, alamierte die Schule seine
Eltern und fuhr ihn mit dem Taxi umgehend in ein nahegelegenes
Krankenhaus.
-Leider dem mitunter schlechtesten in Hai Phong.
Dort angekommen übergab man Charlie -nach Entrichtung der
"Beschleunigungsgelder" und anschliessenden, ersten
Untersuchungen- mit den Worten: "man könne hier nichts mehr
für ihn tun und übergaebe ihn deshalb wieder seiner Familie!"
wieder seinen Eltern und ließ diese dann so stehen!

Das ist das schlimmste was ich je in meinem Leben gehört
habe, auch wenn ich eigentlich ja weiss, wie der Hase laeuft.
Etwas so grausames -ein sterbendes, jedoch lang noch nicht
totes Kind- seinen hilflosen Eltern zurückzugeben, erschüttert
mich jedoch trotzdem zutiefst.

Allerdings kann man hier nicht allein die Seite der Aerzte
anklagen, auch wenn man sicherlich dazu neigt.
Deren Verhalten kommt jedoch nicht von ungefaehr sondern
ist das Ergebnis vieler unglücklicher Zwischenfaelle, in denen
verzweifelte Angehörige ihre ganze Trauer, Wut und die
Suche nach einem Schuldigen gegen den behandelnden Arzt
gerichtet- und diesen teilweise sogar geschlagen- oder ihn
bedroht haben..

Die Angst von trauernden Familienmitgliedern zur
Verantwortung für den Tod von irgendjemanden gezogen zu
werden sitzt nun beim Krankenhauspersonal so tief, dass sich
gestern im Fall von Charlie sogar geweigert wurde, einen
Krankenwagen zur Verfügung zu stellen, der Charlie in eine
Klinik nach Ha Noi haette bringen sollen -geschweige denn
sich ein Arzt bereiterklaert haette zumindest im Wagen der
Eltern von Charlie mitzufahren, um zur Not zur Stelle zu sein,
sollte sich waehrend der mehrstündigen Fahrt etwas ereignen.

Erst nach einem schier endlosen Streitgespraech. waehrend
dessen wertvolle Zeit verstrich und nachdem Charlies
Familie damit drohte die halbe Station kurz und klein zu
schlagen erbarmte sich endlich doch noch einer der Aerzte
Charlie und seine Eltern zu begleiten.

Kaum in der Notaufnahme der Hanoier Klinik angekommen
machte sich dieser allerdings umgehend aus dem Staub.

Jetzt liegt Charlie dort auf der Intensivstation und ringt mit
dem Tod..

Lasst uns bitte für ihn beten! Er hat doch das ganze Leben
noch vor sich..

Nam mo a di da phat

Samstag, 8. Juni 2013

Eine weiß(s)e Entscheidung

Wer mich so auf der Strasse sehen würde, würde sicherlich nie und nimmer
glauben, dass ich in einem Land in Asien, fast unmittelbar am Meer- und
mit einer Durchschnittstemperatur von 35° aufwaerts, in den Sommermonaten
lebe.

Schuld daran ist meine Hautfarbe, die eher der eines Sahnetörtchens-,
als der eines Snickers oder Twix gleicht. :)

Interessanterweise stehe ich mit dieser Faerbung allerdings nicht allein da,
sondern ein ganzer Haufen meiner Mitbewohner hier in Vietnam traegt
diesen Teint und das auch noch mit voller Absicht.

Man könnte meinen das Bild sei im Winter entstanden..
Ja sogar mit purer Leidenschaft und sehr viel Engagement, denn wer möchte,
findet hier Produkte die angeblich die Haut weiß machen sollen wie Sandkörner
an einem unserer nahegelegenen Straende.

Mindestens genauso vernarrt wie wir Europaeer in ein schönes Braun auf unseren
Armen, Beinen und dem Dekoltee sind, sind die Asiaten naemlich in ein
Weiß, dass am Besten das von Schnee oder Wolken noch übertrifft.

So verwunderlich das Ganze für das westliche Ohr auch klingen mag,
so einfach und nachvollziehbar ist es erklaert, denn abgesehen davon,
dass sich die Farbe Weiß schlicht als Schönheitsideal etabliert hat,
hat der Hang zur Blaesse in Asien im Grunde genommen den selben
Hintergrund wie der Hang zur Braeune ins westlicheren Gefilden:

Sie symbolisiert einen gewissen Wohlstand.
Eine dunkle Hautfarbe... - Das haben doch nur die Bauern und Arbeiter,
die den ganzen Tag in sengender Hitze draussen-, dem Sonnenlicht
ausgesetzt das Feld bestellen- oder ihre Bauarbeiten verrichten müssen.
"Xe om"- sprich die Motorradtaxifahrer, die taeglich auf ihren Motorraedern
an jeder Ecke stehen und von Früh bis Spaet auf Kundschaft warten,
die zahllosen Strassenverkaeufer/innen der Imbiss-und Verkaufsstaende,
genauso wie die Flaschensammlerinnen, die fliegenden Haendler, oder
Marktfrauen.

....und nicht bei 40 Grad im Schatten :)
Allesamt Beschaeftigungen, in denen man sich viel im freien bewegt und
einen sehr niedrigen Umsatz hat, was widerum bedeutet dass dies die
eher aermliche bis bettelarme Bevölkerungsschicht Vietnams oder
Asiens allgemein ist.

Die jenigen, die zum besser verdienenden Teil der Menschen hier
gehören, haben hingegen zumeist Berufe, die sie in geschlossenen
Raeumen wie Büros und Banken ausführen können, in denen sie
sicher sind vor Dingen wie beissender Sonneneinstrahlung und
den Folgen die diese mit sich bringen, wie eben intensiver Braeune
oder vorzeitiger Hautalterung.

Bei letzterem Punkt ist man hier naemlich um einiges intelligenter
als drüben, wo man sich auch noch im Winter mehrmals die
Woche ins Solarium begibt, um mit künstlicher Farbe möglichst
das ganze Jahr wie "frisch aus dem Urlaub" aussieht, dafür aber
auch in Kauf nimmt mit 15 schon so auszusehen wie 35, weil
die Haut da nicht mitspielt und man rasend schnell altert.

Nicht umsonst sehen die meisten Asiatinnen auch mit über 30
eher noch aus wie 12, denn der Schutz vor zuviel Braeune
schützt immerhin auch vor zuvielen Falten, die viel zu früh
das Gesicht verunzieren. Die im Normalfall gesunde und
ausgewogene Ernaehrung und der Verzicht auf Tabak und
Alkohol unterstützen dies selbstverstaendlich noch,
aber einen Löwenteil kann man mit Sicherheit der fast schon
extremen und hartnaeckigen UV-Abstinenz zuschreiben.

Man versucht auch nicht einfach nur den Gang selbst in die
Sonne zu meiden, sondern zieht darüber hinaus auch noch
alle Register, muss man doch mal zu unbeliebter Stunde
nach draussen.

Sonnenschutz ist das A und O
So sehen vietnamesische Motorradfahrer/innen selbst
in der Mittagshitze, bei strahlendem Sonnenschein um die
35-40 Grad von der Aufmachung her eher aus als würden
sie zu einem Eishockey-Spiel unterwegs sein, ob zu einem
Strandausflug. :)

Helm oder Hut, Gesichtsmaske (die sich optisch mit einem
über die Nase gezogenen Tuch für einen Banküberfall
vergleichen laesst), ein langes Beinkleid und ein
langaermliges Hemd gehören sozusagen bereits zur
Grundausstattung eines jeden Motorradfahrers in Vietnam.
Bei einigen kommen dann noch Sonnenbrille und
"Prinzessinnen-Handschuhe" hinzu.
Das sind Handschuhe, die fast bis unter den Oberarm
reichen. Das der Nackenkragen ebenfalls aufgestellt wird,
um nur ja keinen Zentimeter freie Haut übrig zu lassen,
versteht sich vermutlich von selbst. ;)

Ja und wir "Tây"`s, wie sie uns hier rufen und was übersetzt
schlicht soviel heisst wie "Westler"?!
Uns halten sie mit Bestimmtheit für völlig übergeschnappt,
wenn sie uns so in Flip-Flops, Mini-Rock oder knapper
Short, mit kurzaermligen Oberteil mitten in der knallenden
Sonne an den Strand rennen sehen.
Das tut man hier übrigens naemlich auch nur nach
Sonnenuntergang - also an den Strand gehen meine ich.

Wenn die wüssten, dass bei uns die Regale in den Super-
maerkten statt mit Weißmachern mit halben
"Brandbeschleunigern" und Cremes gefüllt sind, die die
Haut angeblich um einige Nuancen verdunkeln- oder
die Braeune aus dem letzten Urlaub noch etwas in die
Laenge ziehen sollen und wir uns zudem auch noch
einen Frevel wie Solarien gönnen, dann würden sie mit
Sicherheit die Welt nicht mehr verstehen...und erst
recht nicht UNS :D :D

Samstag, 16. Februar 2013

Schaffe, schaffe, Haeusle baue :) Das Arbeitsleben der Vietnamesen

Fast haben wir es geschafft..Langsam aber sicher kehrt wieder Ruhe ein.
Die Familie ruft nicht mehr alle 5 Minuten, die Laeden machen langsam wieder auf, die Strassen füllen sich wieder und gegen Montag werden dann auch so ziemlich die letzten Nachzügler noch zurück an ihre Arbeitsplaetze kehren.

Ein herrliches Gefühl für mich als bekennende Tet-Hasserin ;)
Klingt für alle Vietnam-Liebhaber sicher fies, ist aber leider so. :)

Tet ist für mich definitiv einfach zu viel Stress.

Durch den eigenen Haushalt und die Tatsache, das dieser aber nur wenig Meter vom Haus meiner Schwiegermutter entfernt liegt, muss ich alle Aufgaben -die an Neujahr in Vietnam ohenhin schon nicht wenig sind- mal Zwei erledigen.
Das gestaltet das Ganze leider ein wenig nervenaufreibend für mich als Schwiegertochter und es bleibt im Grund keine Zeit, um die schönen Dinge an Tet zu geniessen.

Valentinstag <3
Ich bin so zumeist nur damit beschaeftigt zu rödeln und zu machen und sollte dabei noch möglichst darauf achten, dass nichts und niemand zu kurz kommt- und vor allem: ich waehrenddessen so aussehe, als gaebs nichts auf der Welt, was mir mehr gefallen würde ;)

Das sich das Prozedere zudem über eine Woche zieht, machts nicht leichter.

Ich muss hier jedoch anmerken, dass ich gaaanz, gaaanz tief meinen Hut vor vielen der Vietnamesen ziehe, für die eine 6-Tage-Woche eigentlich ganz normal- und eine 7-Tage-Woche ebenfalls nichts sonderlich aussergewöhnliches ist.
Darüber hinaus ohne den üblichen Jahresurlaub, den wir in Laendern wie Deutschland für ganz selbstverstaendlich halten und ohne den bei uns dann gar nichts mehr geht und denen es dann zu Neujahr -den naemlich einzig wirklichen "Urlaubstagen" in Vietnam- es normalerweise ja nicht gross anders ergeht wie mir.

Eine nicht geringe Zahl von ihnen buckelt und ackert das komplette Jahr durch (selbst wenn dabei mitunter nicht so viel rumkommt wie bei gleicher Arbeitszeit beispielsweise in Deutschland, aber stellt euch das mal vor! Das schlaucht wie Hölle, wenn man wirklich nie auch nur mal einen einzigen Tag dasitzen und die Füsse hochlegen kann!) und dann...die lang ersehnten Feiertage: denkste!
Da gehts gleich mit 3-4 facher Anforderung weiter!
An Tet legt hier keiner die Füsse hoch! Es sieht toll und friedlich aus und alle machen fröhliche Gesichter, aber dahinter steckt ein immenser Arbeitsaufwand!

Meine Schokolade..leider viel zu schön um sie aufzuessen ;)
Meckern und sich beschweren, hörst du hier aber niemanden!
Da hörst du keinen Ton. Aber der neue Trend, dass diejenigen, die es sich leisten können sich inzwischen zu Neujahr auf machen in die Nachbarlaender wie Thailand, Kambodscha, Singapur und Co zeigen glaube ich ein bisschen, dass es so manchen doch auch etwas zu viel wird.

Hierzu faellt mir gerade ein, dass auch meine Schwiegermutter angekündigt hat, dass sich unsere Familie naechstes Jahr dem Trubel entziehen- und Urlaub im Ausland machen wird. :)
Yeehaaw da freu ich mich schon!
Bleibt zu hoffe, dass das nicht wie so vieles anderes im letzten Moment wieder über den Haufen geworfen wird. ;)

Mitten in den Jahreswechsel ist dieses Jahr übrigens noch ein weiterer Feiertag gefallen, den wir in Vietnam bereits seit einigen Jahren gross begehen: Der Valentinstag. :)
Und den hat mein Schatz (ok, zugegeben diesmal mit Bi`s Hilfe) wie schon in all den gemeinsamen Jahren zuvor auch nicht vergessen. (vermutlich auch schwer, bei all der Werbung) ;)

Bislang hat er noch keinen einzigen Tag vergessen.. :)
Unternommen haben wir zwar nichts, war aber um ehrlich zu sein auch in beidseitigen Interesse :)

Ich hoffe ihr hattet ein paar schöne Tage, die ihr vielleicht mit euren Lieben in Hannover oder der Pagode in Leipzig, zusammen mit der vietnamesischen Gemeinde in Deutschland gefeiert habt und habt euch ausserdem einen gemütlichen, oder romantischen Valtentinstag gemacht.

Jedem von euch nochmal ein glückliches, erfolgreiches und vor allen Dingen gesundes neues Jahr der Schlange!

Ab Montag muss mein Göttergatte wieder ins Büro und ab 17 (nach dem Mondkalender), können wir dann auch endlich wieder ein Lieferfahrzeug zum Transport einiger Möbelstücke und unserer restlichen Sachen nach Ha Noi anheuern. Darauf freuen wir uns schon wie kleine Kinder, denn im Moment haben wir ein total seltsames Gefühl von Heimweh nach der neuen Wohnung und das obwohl die noch komplett leerstand als wir dort waren und das ingesamt ja auch lediglich 2-3 Tage gewesen sind.

Hoffentlich wird unser neues Heim noch ganz fertig, bevor dann Mitte-Ende Maerz rum die ersten Besucher (mein Bruder mit Freundin) aus Deutschland für dieses Jahr anstehen. :)

Montag, 3. Dezember 2012

Eine Geschichte aus "Scam City" zum 1.Advent ;)

Damals als ich unterrichtet habe, habe ich eine ganze Reihe anderer Auslaender hier kennengelernt,
von denen einige ebenfalls in Hai Phong geblieben sind und zu denen ich sporadischen Kontakt
(meist lediglich über Facebook) halte.

Die überwiegend "Jungs" beschweren sich allesamt regelmaessig darüber, wie extrem sie hier tagtaeglich abgezockt und ausgenommen werden.
Ich kann ihren Frust gut nachvollziehen - allerdings mangelt es mir entschieden an Mitgefühl diesen hauptsaechlich Amerikanern und Australiern, weil sie sich den Schuh meiner Meinung nach im Grunde leider selber anziehen müssen.

Erfahrungen wie ihre, naemlich im Normalfall zum Beispiel den 2-10-fachen Preis bei saemtlichen Waren zahlen zu müssen, Dienstleistungen, die -obwohl vorher abgemacht- am Ende doch wieder einen enormen und ausserordentlichen Preisanstieg erfahren und sich wiederholende Bittgesuche habe ich persönlich gar nicht, bis max. in meinen ersten Monaten hier gemacht.

Um genau zu sein, wurde ich exakt 2 Mal in meiner über 4-jaehrigen "Laufbahn" in Vietnam übers Ohr gehaun. Schuld war ich da selber, weil ich zum Ersten die Sprache noch nicht richtig konnte und zum Zweiten keine Ahnung von den verschiedenen Kosten und Preisen hatte.

So habe ich einmal in meinem ersten Jahr für eine Baby-Ananas, die den Einheimischen in der Regel lediglich um die 10.000 Dong kostet, 50.000 Tausend gezahlt, worüber ich mich hinterher tödlich aufgeregt habe (ich hab`s ja auch bis heute nicht vergessen) ;) und ein andermal wurde mir ebenfalls beim Einkaufen ein viel zu hoher Preis genannt.

Seither wird es aber nicht mal überhaupt erst versucht. Klappen würde es ohnehin nicht mehr, da ich die echten Preise zwischenzeitlich kenne, oder zumindest jemanden nach diesem Frage wenn was unklar ist, bevor ich mich zum Einkaufen bewege und ausserdem weil etwas für mich ganz wundervolles passiert ist und zwar das die Menschen mich dadurch, dass es mir gelungen ist die Sprache normal verstaendlich und fliessend zu sprechen, als gleichwertig betrachten.
Sie sehen in mir nach dem ersten Satz nicht mehr die wohlhabende "Tay" (Westlerin u. Allgemeinbegriff für alle Auslaender hier), die ja sowieso alle stinke-reich sind und die man deshalb ein bisschen ausnehmen kann, sondern jemanden ihres gleichen.

Das freut mich natürlich wenn ich ehrlich bin ungemein, denn wie man an den anderen Auslaendern bei mir in der Stadt sieht, ist das auch nach jahrelangen Aufenthalt hier nicht gleich selbstverstaendlich.
Die sind und bleiben einfach die "Tays", waehrend man mir einraeumt auch nur ein Mensch zu sein, der sich freut wenn er irgendwo vielleicht mal was sparen kann oder der auch nur normal seine Familie umsorgt und wie sie auch mal seine Sorgen und Nöte hat und für den nicht vermeintlich immer nur die Sonne scheint und der sein Geld vom Baum im Garten pflückt. ;)

Unser selbstgemachter Adventskranz

Das war durchaus nicht von Anbeginn so und ich weiss es druchaus zu schaetzen, dass man mich nun zu schaetzen weiss, weil ich mir als eine der wenigen die Mühe gemacht habe um die Sprache wirklich zu erlernen um einen echten Zugang zu den Leuten in meiner Stadt zu finden.

Waehrend für die anderen, nach eigenen Aussagen jeder Tag aufs Neue wieder wie ein Spiessrutenlauf erscheint und sie sich die ganze Woche über abplagen und herumaergern müssen, weil man sie eins ums andere Mal über den Tisch zieht und abzockt wo`s nur geht, sammle ich in regelmaessigen Abstaenden fortlaufend neue, schöne Erfahrungen, die mir ein Gefühl der Zugehörigkeit und gegenseitigen Anerkennung und Sympathie vermitteln.

Allein von gestern kann ich bereits 2 Beispiele nennen. Die erste Geschichte ereignete sich auf der Post.
Schon vorgestern gabs von der einen Anruf, eines unserer Paeckchen waere da. Mein Mann ist also hin und wollte es abholen, aber es war plötzlich nirgends mehr zu finden und er musste unverrichteter Dinge wieder abziehen. Weil es sowieso ursprünglich hiess, dass wir es gestern gegen 8 Uhr Morgens holen sollten, bin ich dann gestern alleine nochmal hingefahren um zu sehen ob ich es eben jetzt bekomme.

Nach Benennung des Namens und der Anschrift, dem Herkunftsland des Paeckchens und dem zeigen unserer Ausweise ging die Dame hinterm Schalter kurz suchen und kam etwas ratlos zurück, weil da nichts zu finden war. Für alle anderen waere vermutlich an dieser Stelle dann Schluss gewesen.
Bei uns ist "nicht da" eigentlich ein "nicht da" und fertig. Riesige Umstaende oder grossartige Mühe macht man sich hier sonst für gewöhnlich danach eigentlich nicht mehr.

Auf meine Auskunft das es den Tag zuvor allerdings schon hiess es sei da und mein enttaeuschtes und ratloses Gesicht, schien sich jedoch was zu regen in ihr und sie überlegte fieberhaft, was man noch tun könnte. daraufhin schickte sie mich in den "Sicherheitsbereich" im Hinterhof der Post, wo mir zunaechst ein erfreuter Wachmann den Weg wies und ich anschliessend vor diesmal rund 20- und erstaunten Gesichtern stand. :)

Dieser Bereich ist für Kunden wohl eher nicht der übliche Aufenthaltsbereich - schon gar nicht für "Kartoffeln" :) Ich brachte kurz mein Anliegen vor und es wurde sich ebenfalls anfaenglich kurz auf die erneut auf die Suche gemacht. Unterdessen wurde ich mit Frage durchlöchert und meine Haare bestaunt, mein "unglaubliches" Vietnamesisch wurde gelobt und ein kleiner Verkupplungsversuch gestartet, der aber ein jaehes Ende fand, als ich von meinem Mann und meiner Tochter erzaehlte.

Das Paeckchen allerdings, war nach wie vor unauffindbar. Scheinbar wollte man mich aber nicht so geknickt wieder nach Hause schicken und man versuchte gemeinsam herauszufinden, was schief gelaufen sein- und wo das Ding denn nun letztlich stecken könnte.
Ganzes Szenarion übrigens bereits Samstag Mittags, wo eigentlich schon lang Feierabend in dieser Abteilung ist in Sachen Kundenservice.
Zudem erstreckte sich die Suchaktion inzwischen schon über eine gute halbe Stunde.

Wer von euch den vietnamesischen Beamtenverkehr kennt, weiss das so viel Engagement mit Sicherheit nicht die Norm ist - erst recht nicht ohne das im Vorfeld ein paar Scheinchen den Besitzer gewechselt haben.
Der interessante "smalltalk" mit einer echten vietnamesischsprachigen Deutschen war scheins Entlohnung genug.

Und endlich, tatsaechlich: zauberte eine Angestellte das Paeckchen nach einer weiteren Rückversicherung über Namen und Adresse, das von mir heiss ersehnte Paket aus einem Schrank hervor, als sie realisierte, dass sich vielleicht ein Fehler in der Anschrift eingeschlichen haben könnte.
Dem war auch wirklich so. Statt der richtigen Hausnummer 7/101 hatte meine Mama versehentlich nur eine 7/10 geschrieben, was bei einer Strasselaenge wie der unseren jedoch gleich einen Unterschied von einem ganzen Stadtteil ausmacht.

Allein der unüblichen Hilfsbereitschaft des Personals ist es zu verdenken, dass meine Post nicht in den weiten Gefilden des Postamtes auf nimmer Wiedersehen verschütt gegangen ist.

Am spaeten Nachmittag bin ich an diesem Tag noch einen Film kaufen gegangen.
Eine einzelne DVD kostet bei uns 10.000 Dong. bezahlt habe ich vermeintlich mit einem 50.000 Tausend Dong Schein. Ich war schon wieder auf der Strasse und wollte gerade aufs Motorrad steigen, als mir der noch recht junge winkend nachgelaufen kam und mir meinen 50.000er Schein zurückgab.
Als ich ihn etwas verdutzt angesehen habe, da er mir bereits zuvor ja schon das passende Rückgeld von 40.000 Dong gegeben hatte, zeigte er mir einen zweiten 50ig Tausender Schein und meinte dann, dass da zwei Scheine von mir zusammengeklebt waren.
Ich bedankte mich überschwaenglich für seine Ehrlichkeit und fuhr ein weiters Mal mit einem Laecheln auf dem Gesicht nach Hause. Haette er nichts gesagt, waere mir das im Leben nicht aufgefallen und er haette sich ein dickes "Trinkgeld" dazu verdient.

Die Menschen hier sind also bei weitem nicht diese gierigen, skurpellosen Abzocker, die einem auch noch das letzte Hemd ausziehen würden, so wie fast all meine "Mitstreiter" sie bezeichnen.
Wenn man bereit ist sich wirklich auf die Leute hier einzulassen und sich die Mühe macht, ihre Sprache zu lernen und die Flinte eben nicht nach ein paar gescheiterten Versuchen, der zugegeben für westliche Zungen doch sehr schweren Sprache zu erlernen, bekommt man mit der Zeit unglaublich- oder besser unbezahlbar viel von den Menschen Vietnams zurück!

Morgen will ich übrigens etwas verspaetet einen neuen Adventskalender für meine kleine Prinzessin basteln,
nachdem ich eine recht schöne Bastelidee gesehen habe und der, den ich Bi vor einigen Jahren gemacht hab, ist wenn ich ehrlich bin kein wahrhaft künstlerisches Meisterwerk geworden :)

Obwohl er -wenn man bedenkt, dass es mein erster Versuch war- gar nicht sooooo übel geworden ist,
dafür das er aus rosa Mülltüten zusammengeschnibbelt wurde ;)

Drückt mir die Daumen, dass der Neue diesmal was ordentliches wird.
Sollte er das, dann gibts für euch zur Belohnung fürs Daumen drücken  auch ein paar Fotos des fertigen Kalenders mit der passenden Bastelanleitung von mir dazu, damit ihr ihn naechstes Jahr nachbasteln könnt, falls er euch gefaellt. :)

In dem Sinne..Alles Liebe von mir für euch und eure Familien an diesem frostigen 1.Advent.

P.s.: Hier findet ihr übrigens eine kurze Mitteilung über die Problematik mit der Verschleppung junger Maedchen und Frauen als Braeute nach China, über das ihr hier ausführlich lesen konntet. Die Nachricht darüber findet ihr unter hier.

Freitag, 23. November 2012

Beerdigungen in Vietnam

Im Grunde genommen dem dritten Teil der Ahnenverehrungsreihe geht es heute um Beerdigungen in Vietnam.
Die unterscheiden sich dahingehend grundlegend von Beerdigungen in Laendern wie Deutschland, dass sie alles andere als leise, dunkel, traurig und unscheinbar sind.

Selbstverstaendlich ist eine Beerdigung auch in Vietnam keine lustige Sache, denn auch für Vietnamesen ist es ja immerhin der Verlust eines geliebten Menschen (meistens zumindest) ;)

Tag und Nacht wird bei dem Verstorbenen Wache gehalten
Schon im ersten Teil den ich in dieser Reihe geschrieben habe, in dem es um die Ahnenverehrung an sich ging, konnte man denke ich sehr schön herauslesen, dass mit dem Tod in Vietnam wesentlich natürlicher umgegangen wird und Angehörige auch nach ihrem Ableben weiterhin Teil der Familie bleiben,
indem man ihnen regelmaessig Opfergaben bringt, zu ihnen betet und ihnen von aktuellen Ereignissen oder Sorgen innerhalb des familiaeren Alltages erzaehlt.

Die Menschen werden nach dem Dahinscheiden zudem nicht sofort weggekarrt und prepariert, sondern verbleiben erst einmal in ihrem Hause und Kreise ihrer Naechsten.

Der Leichnam wird dann in der Regel in einem der vodersten Raeume des Erdgeschosses aufgebahrt.
Die Türen weit geöffnet und vor dem Haus wird ein Zeltdach oder eine Plane gespannt, wie sie auch zu Hochzeiten üblich sind, um dort Tische und Stühle aufzustellen, um die meist sehr zahlreichen Kondolenzgaeste zu bewirten.
Der nach aussen hin einzigen optischen Unterschied dürften die Blumenkraenze und schwarz-weissen Faehnchen sein, die die Trauerfeier kennzeichnen.

Der Kondolenzkranz einer Schulklasse
Ebenfalls anders als beispielsweise in Deutschland nehmen hier für gewöhnlich nicht nur die direkten Verwandten und nahen Bekannten und enge Freunde teil, sondern auch Nachbarn, Freunde von Freunden, sehr weitlaeufige Bekannte und Menschen die der Verstorbene oder seine Angehörigen eventuell von früher gekannt hat. Haeufig finden sich waehrend der Trauerfeier mehrere hundert Gaeste ein.

Die zahlreichen Gaeste einer Trauerfeier
Es ist ein reges Kommen und Gehen waehrend die Kernfamilie des Verblichenen in weisse Trauertücher gehüllt -die von einem weissen Band begleitet werden, dass man sich um den Kopf bindet- vor dem Altar, der eigens für den Verschiedenen aufgestellt wurde und dessen sterblicher Hülle unmittelbar dahinter, platz nimmt und dort ein fortlaufendes Wehklagen und Trauergesaenge anstimmt.

Buddhistische Mönche beim vollziehen der Trauerzeremonie
In der Regel holt man sich hierfür die Unterstützung von speziellen Trauersaengern und Mönchen, die ununterbrochen beten. Begleitet wird dieser Sprechgesang mit spezieller Musik, die durch Trommeln, Zither, Geige und Holzblasinstrumenten erzeugt wird.
Das ganze ist unglaublich laut und wird durch Boxen zusaetzlich noch so verstaerkt, dass die Totenfeier mehrere Strassenzüge weit zu hören ist.



Die Instrumente erklingen ab dem Morgengrauen und gehen teils bis in die Nacht hinein.
Diese Prozedur wiederholt sich üblicherweise drei volle Tage lang.
Die Vietnamesen glauben, dass die Seele erst nach dieser Zeit den Körper des Verstrobenen verlaesst.
Um bis dahin die Verbindung zur Seele des Toten aufrecht zu erhalten, werden ohne Pause Raeucherstaebchen abgebrannt, deren Rauch den Kontakt herstellt.



(Die beiden Tonaufnahmen habe ich übrigens bei mir Zuhause im Wohnzimmer aufgenommen. Die Totenfeier vom erwachsenen Sohn eines Nachbarn von der sie stammen fand einen ganzen Strassenzug weiter statt!
Das gibt euch evtl. ein klein wenig ein Gefühl für die Lautstaerke, in der das Ganze stattfindet) 

Neben diesen Raeucherstaebchen, die sich auf dem persönlichen Altar befinden, steht dort ausserdem noch ein grosses Portrait des Verblichenen und einige Opfergabe wie eine grosse Schale mit frischen Früchten.

Die unzaehligen Gaeste die kommen um an der Trauerfeier teilzunehmen, erscheinen für gewöhnlich nur kurz um ihr Beileid auszusprechen.
Über Lautsprecher wird den Anwesenden dann mitgeteilt: "Familie so und so ist gekommen, um ihr Beileid zu bekunden".
Man geht an den Sarg um sich zu verabschieden, zündet ein Raeucherstaebchen an, spricht zum Verstorbenen, verneigt sich wie schon bei der "Ahnenverehrung" ausführlich erklaert 3 Mal leicht,  überreicht den Hinterbliebenen einen kleinen Geldumschlag "phong bì", um diese zu unterstützen und sich an den Kosten der Trauerfeier zu beteiligen. Manche bringen auch einen Trauerkranz oder Früchte- und man nimmt kurz Platz um sich zu unterhalten und einen Tee zu trinken.

Beim platzieren der Raeucherstaebchen
Ein Wahrsager wird gerufen um dann den genauen Zeitpunkt für die Beisetzung festzulegen.
Auch den Zeitpunkt an dem der Tote in seinen Sarg gelegt wird, wurde vorher von einem Wahrsager, den sogenannten "Thầy bói" (achtung: kein "Thai Boy" sondern ausgesprochen eher wie "thai boaii") bestimmt.

Wie in Deutschland traegt der Verstorbene seine beste Kleidung.
Allerdings befinden sich noch weitere seiner Kleidungsstücke, die er zu Lebzeiten trug im Sarg und zudem noch einige andere persönliche Gegenstaende, die ihm spaeter im Totenreich nützlich sein sollen.

Trauerzug auf dem Weg zum Friedhof
Am Tag an dem letztlich der Sarg beigesetzt wird, führt ebenfalls die Kernfamilie mit dem Portrait ihres verstorbenen Familienmitgliedes in Haenden einen Trauerzug über die Strassen zum Friedhof.
Ihnen folgen die weitlaeufigen Verwandten und Bekannten, die den Sarg und die Trauerkraenze tragen und Papierschnipsel vom Haus des Toten bis zum Friedhof streuen, damit dieser spaeter den Weg zurück findet.

Ich war bereits auf einigen Trauerfeiern von Nachbarn, Bekannten oder Familienmitgliedern und finde die Art und Weise wie hier in Vietnam erstens mit dem Tod selbst und zweitens mit der Bestattung der Verstorbenen umgegangen wird wesentlich schöner, als in Deutschland wo ich geboren bin.

Es ist nicht so beklemmend und bedrückend und durch das staendige Kommen und Gehen, dem regen Betrieb der dadurch entsteht und der Lautstaerke in der alles abgehalten wird, fühlt man sich als Hinterbliebener denke ich auch nicht so einsam und verlassen.

Durch die Folgeprozeduren, die ich euch im naechsten Beitrag zu dieser Reihe beschreiben werde,
ist der Tote auch nicht umgehend vergessen und verdraengt, sondern bleibt ein Teil von uns und
wird in Ehren gehalten und bedacht, aber das erfahrt ihr wie gesagt im folgenden Eintrag der
Ahnenverehrungsreihe.

Freitag, 9. November 2012

Ahnenverehrung


Ich habe mich im Laufe der Zeit hier immer mehr der vietnamesischen Lebensart
zugewand und den Grossteil der Lebensweise eines Vietnamesen übernommen.
Dazu gehört natürlich auch einer der wichtigesten Aspekte im vietnamesischen
Alltag: Die Ahnenverehrung.

Anh Tùng beim anzünden eines Raeucherstaebchens
Ich war zuvor keinerlei Glauben oder Religion zugewandt und mir seit jeher meine
eigene Glaubensweise zurechtgelegt. Dazu gehörte schon immer mein tiefer Glaube
an "Geister".

Beim Verrichten meines Gebetes
Das klingt jetzt so ein bisschen nach "Ghost-busters" oder so aehnlich, hat aber nichts
mit Spukgespenstern an sich zu tun sondern mit den Seelen unserer verstorbenen
Vorfahren und Mitmenschen.

Auch meine liebe Mama ist von der vietn.Ahenverehrung überzeugt
Von daher war ich sehr empfaenglich für die vietnamesische Ahnenverehrung,
die im Grunde im ganzen Land praktiziert und gelebt wird und sich durch saemtliche
Schichten des taeglichen Lebens hier zieht.

Eines der unzaehligen Geschaefte mit Zubehör für die Ahnenverehrung
So hat im Prinzip jeder(!) Haushalt in Vietnam mindestens eine separate Ecke,
oder wenn die Raeumlichkeiten dies zulassen ein ganzes Zimmer,
in dem ein Ahnenaltar aufgebaut ist.

Unser mit Opfergaben bestückter Ahnenaltar
Der Ahnenaltar ist ein sehr hoher, hölzerner Tisch, auf dem -wenn vorhanden-
Bilder unsererAhnen, sprich der verstorbenen Mitglieder der Familie drapiert
werden.

Ein typischer Ahnenaltar in Vietnam
Neben diesen Bildern gehört ein Gefaeß mit Sand zum abbrennen von Raeucher-
staebchen in der Mitte des Tisches, ein Gefaeß mit Salz, eines mit trockenen
Reiskörnern, ein kleines Porzellan-Teeservice -welches mit Wasser gefüllt wird,
dass man regelmaessig wechselt-, 2 Vorrichtungen für Kerzen, 2 Vasen für Blumen
und ein grosser Teller auf einem kleinen Sockel für Opfergaben sozusagen
zur Grundausstattung.

Der Altar meiner Schwiegermutter, schön zu erkennen die einzelnen Gegenstaende
Je nach Geldbeutel und tiefe des Glaubens, bereichern viele ihren "Bàn Thờ"
(den Ahnenaltar) mit blinkenden Buddha-Statuen, elektrische Kerzen,
leuchtende Seerosen, Götterstatuen, und reich verzierte Wandbilder aus Gold.

Hier ein reich verzierter Altar
Der Ahnenaltar sollte sich nach Möglichkeit an einem hohen Punkt des Hauses
befinden und dehalb ist der Raum in dem er aufgestellt wird meist unter dem Dach.

Opfergaben zu Anfang und Monatsmitte des Mondkalenders
Am Ersten und Fünfzehnten des Monkalenders, bringen wir unseren Ahnen dann
jeden Monat Opfergaben, zünden Raeucherstaebchen für sie an und beten zu ihnen.

Tellerchen mit Blütenköpfen
Die Opfergaben für diese regelmaessigen "Zeremonien", die sich "Thắp Hương"
nennen, sind recht einfach und bestehen lediglich aus einem kleinen Tellerchen,
auf dem sich eine "Trầu Cau"-Frucht mit Blatt befindet, von der ich leider nicht
weiss, wie sie auf Deutsch heisst, einem Tellerchen mit Blumen"köpfen",
einigen Früchten und dem von mir im Blog bereits einige Male beschriebenen
"Geistergeld", dem "Tiền Vàng".

Ein Teller mit der  "Trầu Cau"-Frucht
Dazu entfachen wir in ungerader Zahl (da dies sonst Unglück bringt) Raeucher-
staebchen "Nén Hương", die ich einfach als "Cây Hương" kenne
(wörtlich übersetzt soviel wie "Duftstab" - "Nén Hương" waere dann übersetzt
die Duft-Kerze - die Zeremonie "Thắp Hương" an sich demnach schlicht
Raecherstaebchen anzünden), entzünden dazu eine Zigarette und stecken diese
auf den Stab eines bereits benutzten Raeucherstaebchens. Brennt die Zigarette
bis auf den Filter herunter, ohne dabei die Asche zu verlieren, ist dies ebenfalls
ein gutes Omen. Danach sprechen wir zu unseren Vorfahren und kürzlich
verstorbenen Familienmitgliedern.

Das "Geistergeld - Tiền Vàng", dass wie echtes Geld aussieht
Wir bitten sie um Beistand oder Hilfe, erzaehlen von unseren Sorgen und Nöten
und berichten ihnen von den aktuellen Ereignissen innerhalb der Familie,
wie z.B. der Geburt eines Kindes, der Einschulung eines der Kinder,
einer neuen Arbeitsstelle, der Krankheit eines Angehörigen, einer bevorstehenden
Prüfung, einem Umzug oder einer wichtigen anstehenden Entscheidung, usw.

Ein paar einfach Früchte, hier: Drachenfrucht und Mango als Opfergabe
Die Ahnen bleiben schlicht Teil der Familie und den Geschehnissen innerhalb dieser
und man setzt sie über Veraenderungen und Neuem in Kenntnis und sucht
wie zuvor waehrend ihrer Lebzeit Rat bei ihnen und hofft auf ihre Unterstützung.

Die übliche Haltung beim beten zu den Vorfahren
Wenn jemand stirbt, bleibt dessen Seele hier und wacht über uns.
Nach Ende des "Gebetes", waehrend dessen die Haende flach aufeinender gelegt,
mit den Fingerspitzen nach oben zeigend vor der Brust oder dem Kopf gehalten
werden, verneigt man sich drei Mal oder hebt und senkt drei Mal die so formierten
Haende.

Auswahl der Opfergaben an Feiertagen
Neben diesen beiden Riten zum 1.und 15. des Mondkalenders "Âm Lịch", über den
ihr euch auf der "Mondkalender und Tierkreiszeichen"-Seite informieren könnt,
werden auch noch zu allerlei gesonderten Daten Opfergaben gebracht.

Set mit den Gefaeßen für den Altar
Zu diesen jaehrlich wiederkehrenden Anlaessen, die als "Thờ Cúng"
(übers. Verehrung) bezeichnet werden und die feste, vorgegebene Ablaeufe haben,
fallen die Gaben darüber hinaus viel reichlicher und auch unterschiedlich voneinander aus.

Wesentlich reicher Gaben zu besonderen Anlaessen
Für gewöhnlich beinhalten sie aber allesamt dann Schnaps, Zigaretten, verschiedene
"Papierwerke" zu denen ich gleich noch kommen werde, verpackte Süsswaren,
Unmengen an Früchten, ein mit Blütenköpfen verzierter Teller, Blumen für die und
grossen Vasen die sozusagen zur Grundausstattung des Altars gehören, Raeucher-
staebchen und riesige Silbertabletts gefüllt mit ausgewaehlten Speisen.

"Canh Măng" - eine Suppe mit vietnamesischen Spargel
Gemeinsam haben diese Speisetabletts normalerweise eine Schale Reis, einen Teller
mit "Xôi" - Klebreisgericht (das bei Kochen durch Zugabe gewisser Zutaten in allen
möglichen Farben angerichtet werden kann), "Thịt Gà" -Ein gekochtes Huhn,
"Canh Măng" - eine Spargelsuppe, ein Schaelchen mit Gewürzsalz und Zirone und
natürlich frische Früchte.

"Xôi" - Das Klebreisgericht, dass es in versch. Farben und Ausführungen gibt
Diese Menüs werden zu den diversen Feiern jeweils noch um einige Gerichte
ergaenzt wie zum Beispiel zum "Tết" - dem Neujahresfest um: "Chân Giò/
Nấm Hương" - Eisbein mit Shiitake-Pilzen, "Miến Nấu Lòng Gà" - Eine
Glasnudelsuppe mit Hühnerinnereien, "Nem rán" - gebratene Frühlingsrollen,
"Thịt Đông" - Sülze, ein Bratgericht, "Giò Lụa" - etwa wie Gelbwurst, "Nộm"
- Ein Salat und "Dưa Hành Muối" - eingelegte Scharlotten
(hoffe das schreibt man so).. :) Was hier zu diesem Anlass keinesfalls fehlen
darf ist: "Bánh Chưng" - der traditionell-, viereckige Neujahrs"kuchen",
der jedoch alles andere als süss ist ;)

Übersicht über die typsichen Speisen zur Neujahrs-Opfergabe
Insgesamt sollten es an Neujahr mind. 10 verschiedene Speisen sein, die aber je nach
den Geschmaeckern der Leute und den Beschaffungsmöglichkeiten ein klein wenig
variieren dürfen. Das Ganze ist ja immerhin keine Millitaerparade.

"Bánh Chưng" - der traditionelle Klebreiskuchen zu "Tết"
Beim Ritual für den Küchengott, dem unser Betragen im alten Jahr vorgetragen wird,
ist beispielsweise hingegen ein Mahl mit frisch gebratenem Fisch am wichtigsten.
Ansonsten sind die Speisen denen zu "Tết" aber recht aehnlich.

Die drapierten Gaben für den Küchengott
Das reich gefüllte Silbertablett zu "Tết" wird dann in der Neujahrsnacht auf dem
Grundstück drapiert-sofern man eines hat, was in Vietnam aber fast nurnoch auf dem
Land vorkommt würde ich sagen, ansonten eben auf dem Hausaltar- und gegen
Mitternacht werden schliesslich Raeucherstaebchen entfacht um zu beten und um
die Geistern und vielen Götter für das folgende Jahr wohlgesonnen zu stimmen.

Mögliche Speisenzusammenstellung zur Ehrung "Ông Thờ`s"
Zum Abschluss wird sich wieder 3 Mal leicht verneigt bzw die Haende geschwaenkt
und sobald die Raeucherstaebchen erloschen sind, werden die Speisen angerichtet
und im Kreise der Familie gemeinsam miteinander verzehrt.
Wie in allen anderen Situationen, spielt das Essen wie man sehen kann auch bei
der Ausübung des Glaubens eine der grössten Rollen.

Zu Neujahr werden die Ahnenverehrung nach Möglichkeit auf dem Grundstück vollzogen
Hinterher wird das vorhin von mir angesprochene Papierwerk in einem kleinen
Blechofen in Brand gesteckt. Darunter befindet sich das Geistergeld, dass in der Regel
auch zu den gewöhnlich Gebeten verbrannt wird und bei den gesonderten
Begebenheiten wie den beiden oben beschriebenen, zusaetzlich noch ganze Packete
gefüllt mit kleinen Papiergegenstaenden, zum Beispiel dem Kleiderset von "Ông Thờ"
dem Küchengott, mit winzigen Schühchen und dem was da so nach Hasenohren
anmutet: Seinem Kopfschmuck. Selbst miniatur-Pferde oder Autos gibt es.

Anh Tùng mit den Papierwerken zur Ehrung des Küchengottes
Für das Beten hat man übrigens sogar Vordrucke, nach deren Texten man sich richten
kann, wenn man möchte. Was man allerdings nicht unbedingt muss.
Überhaupt ist alles recht zwanglos. Es gibt zwar feste Ablaeufe und man findet
den Glauben so gut wie überall wieder: Sei es bei einer Geschaeftseröffnung, wo um
Erfolg gebeten wird, einer Heirat, wo das Paar vor dem Altar betet und um
Zustimmung und den friedvollen und glücklichen Verlauf der Ehe bittet,
der Geburt eines Kindes, bei dem für dessen Gesundheit und positive Entwicklung
gebetet wird, einem Hauskauf usw. Die Bauern bringen kleine Gaben an den Rand
ihres Feldes und bitten um eine üppige Ernte.

Mein Mann und meine Tochter ins Gebet vertieft
 Aber wenn jemand nicht zu jedem 1. und 15. des Mondmonates seine Opfergaben
bringt, oder an Neujahr lieber feiern geht, als Zuhause die Ahnen zu ehren,
wird derjenige deshalb nicht vom Glauben ausgeschlossen.

Abschiedskuss für das Pferd aus Papier, dass gleich den Flammen übergeben wird
Der Ahnenglauben ist allgegenwaertig in Vietnam und auch grosse Religionen wie das
Christentum oder zeitweise Verbote seitens wechselnder Machthaber oder Besatzer
konnten sich nicht gegen ihn durchsetzten.

Und am Ende darf man alles aufessen :)
Auch mit dem Tod wird hier ganz anders umgegangen, als z.B. in Deutschland,
Österreich, oder der Schweiz.
Das letzte wovon man bei einer Beerdigung in Vietnam sprechen kann ist eine
"stille" Trauerfeier, aber davon berichte ich euch im naechsten Eintrag dieser Reihe.

Freitag, 19. Oktober 2012

Samstag, 1. September 2012

Wenn Engel fliegen

-Würde das so an und für sich sicher klasse aussehen.
Nicht aber, wenn sie es hier in Viet Nam tun, denn mit "Engel" meine ich unsere Kinder.
Unsere Kleinen, unsere Herzen, unser Ein und Alles,....unsere Engel eben!

Bildquelle: news.zing.vn
Und mit fliegen, meine ich in diesem Fall vom Motorrad - und zwar wenns einmal so richtig kracht.
Bei einem "ordentlichen" Unfall zum Beispiel.
Da sieht das dann sicherlich alles andere als klasse aus.
Ganz im Gegenteil!
Zumal die Kids hier nicht im Ansatz gegen sowas geschützt sind, wie ich heute zum ersten Mal seit langem erneut feststellen musste.

Väter oder Mütter stehen sich in der Unverantwortlichkeit in nichts nach (Bildquelle: news.zing.vn)
In der Regel registriere ich das durch den täglichen Anblick über Jahre hinweg bereits gar nicht mehr.
Heute saßen wir jedoch beim gemeinsamen Essen mit Freunden im Restaurant.
Dort konnte ich von meinem Sitzplatz aus einen herrlichen Blick auf eine unserer Haupstrassen in Hai Phong werfen, was ich dann auch einige Zeit tat.

Weil es bereits um Mittag herum war, war so gut wie jedes zweite oder dritte Motorrad von Müttern mit Kindern besetzt.

Gewöhnlicher Anblick vor einer Schule (Bildquelle: tinngan.vn)
Ansich ja nichts aussergewöhnliches in Viet Nam. Entsetzt war ich trotzdem darüber - oder besser gesagt über die Tatsache, dass von rund 60 von mir gezählten Halbwüchsigen auf dem Sozius, lediglich exakt 3 einen Helm trugen.

Alle anderen hatten gar nichts, oder maximal ein "Kappi" also eine Kappe auf dem Kopf, was zwar nett aussehen mag und vor der Sonne schützt, vor sonst allerdings nichts.
Erst recht nicht vor den schlimmen Kopfverletzungen, die sich so ein Sprössling zuziehen kann,
sollte es beispielsweise zu einem Zusammenstoss kommen und das Kind dabei vom Roller gerissen werden.

Die Kappe schützt zwar vor der Sonne, sonst aber vor nichts (Bildquelle: news.zing.vn)
Ich hatte früher schon mal auf dem Blog von solch einem schrecklichen Unfall berichtet, bei dem ein junges Mädchen -etwa in Bi`s Alter- tragischerweise mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen war.
Sie hatte keinen Kopfschutz getragen.
Ich weiss nicht was aus ihr geworden ist, aber die Tatsache, dass sie bewusstlos war und sich eine Blutlache auf der Erde unter ihrem Gesicht ausgebreitet hatte, lassen nichts Gutes erahnen und nichts Gutes erahne ich darüber hinaus im Hinblick auf eine baldige Änderung im Bewusstsein der Einwohner meiner Wahlheimat.

An "kindgerechten" Modellen, mangelt es sicher nicht (Bildquelle: giadinh.vcmedia.vn)
Zwar besteht nun schon seit rund 4 Jahren eine Helmpflicht, die bereits Kinder ab dem 6.Lebensjahr umfasst, aber das jemand aufgrund des fehlenden Helmes für seinen Nachwuchs angehalten wurde,
hab ich in all den Jahren noch nicht erlebt.
Hier drücken aber nicht nur die Hüter des Gesetzes, sondern auch die wirklich Verantwortlichen - nämlich die Eltern oft mehr als nur ein Auge zu.

Eher noch die Ausnahme (Bildquelle: news.zing.vn)
Es werden ja schon die eigenen Kopfbedeckungen ohne Einsicht für deren Sinn und Zweck- und eher aus purer Angst vor der Polizei getragen und sind von daher meistens auch gleich entsprechend nachlässig -wenn überhaupt- auf dem Haupte befestigt.

Die Gurte, die die Dinger im Zweifelsfalle dort halten sollten wo sie sind, hängen ein bisschen übertrieben gesagt schon halb am  unten am Asphalt, Verschlüsse sind wenn dann oft nur kaputt vorhanden und auch sonst würde z.B. mehr Wert auf eine angesagte Optik, als auf Funkionalität gelegt.

Der Staat engagiert sich u.a. durch Aktionen an Schulen und Werbung (Bildquelle: cand.com.von)
Wenn den Erwachsenen aber sogar das leiseste Verständnis für den Aspekt der Sicherheit und Verhütung von eventuell schwerwiegenden Kopfverletzungen im Bezug zu einem Helm fehlt,
ist nicht weiter verwunderlich, wenn man auf Situationen trifft,
wo angestrengt versucht wird für einen unerwarteten Sozius einen Helm aufzutreiben- oder man selber fast schon beschworen wird, man müsse seinen "mũ bảo hiểm" (der Schutzhelm in der Landessprache) afusetzen, während kleinen Kindern, die munter "ohne" auf die Maschinen klettern nicht die geringste Beachtung geschenkt wird.
-Auf die achtet die Polizei ja immerhin nicht so genau.. :/

(Bildquelle VnExpress)
Auch der Versuch seitens der Regierung, die Leute durch abschreckende Werbungen zu sensibilisieren, blieb bislang weitestgehend erfolglos, wie ich heute ja nun erneut feststellen konnte.

Vielleicht vier- und fünfjährige Kids werden zwischen Lenker und Sitz gestellt, richtige Kleinkinder -so ungefähr gerade mal dem Säuglingsalter entwachsen- sollen sich hinten an Mamas Rücken festkrallen und wenn der Papa, der das Motorrad steuert vielleicht mal einen zuviel hinter die Binde gekippt hat,.....
Ist`s auch ok. Da wird schon nix passieren.

Zumindest das Kind, das gestzl. dazu verpflichtet ist trägt einen (Bildquelle: news.zing.vn)
Ich fühle mich den Vietnamesen zwischenzeitlich sehr verbunden und akzeptiere, toleriere und verstehe ihre Art eigentlich komplett, habe vieles von ihnen übernommen und hüte mich normalerweise stets davor, ihre Denkweise und Sicht der Dinge in Frage zu stellen oder gar anzuprangern, nur weil sie sich unter Umständen von den westlichen unterscheiden, aber was dieses Thema hier anbelangt, frage ich mich teilweise schon, wie es sein kann, dass sie hier so tutto completto anders zu ticken scheinen und wie es sein kann, dass sie sich ebenfalls scheinbar so gar keine Sorgen um ihre Kinder machen, oder das hohe Risiko schlicht nicht sehen können.

Kurzum: Totales Unverständnis meinerseits!
Hoffen wir, dass bald ein Umdenken stattfindet.

KEO